Profil 9/2023

Die Profil Ausgabe 9/2023 mit dem Leitthema „Klassenfahrten und Klimaschutz: Wie nachhaltig sind wir unterwegs?“ ist veröffentlicht. Jetzt lesen!

9 2023

DEUTSCHER PHILOLOGENVERBAND

DAS MAGAZIN FÜR GYMNASIUM UND GESELLSCHAFT

Klassenfahrten und Klimaschutz: Wie nachhaltig sind wir unterwegs?

Buchverlosung: Demokratie in die Köpfe

Jubiläum: 50 Jahre Philologenverband Baden-Württemberg

Debatte: Auch Prüfungen sollen stärken?

© DJH-Hauptverband

PROFIL // Auf ein Wort

2015: 62 Prozent) der Befragten befürworten kontinuierlich die „Entscheidung über den Besuch der weiterführenden Schulart anhand von Schulnoten“! Darüber setzen sich die meisten Kultusministerien in ihren Schulgesetzen hinweg, um stattdessen die Wahl der weiterführenden Schule den Eltern allein zu überlassen. Wir Philologen und Philologinnen bleiben die Mahner für eine notwendig bessere Bildung für Schülerinnen und Schüler und für die dazu notwendig besseren Arbeits bedingungen für die Lehrkräfte: Wir wollen Schulvielfalt, wir wollen ein di ff erenziertes Schulwesen rund um das Gymnasium, wir wollen ein an spruchsvolles Abitur als Frucht einer anspruchsvollen Gym nasialen Oberstufe. Zukünftig müssen die mittlerweile auch empirisch nachgewiesenen unterschiedlichen Anfor derungen und Bewertungen aus zwei Jahren Gymnasialer Oberstufe, die in die Abiturnote eingebracht werden, neu von der KMK in den Blick genommen und besser reguliert werden. Hier bestehen nachweisbare Unterschiede in den Bewertungen zwischen den Gymnasien und den anderen, auch zum Abitur führenden Schularten sowie zwischen den Ländern. Zu weiteren Verbesserungsmaßnahmen gehört letztlich auch eine konsequente schulartspezi fi sche Lehrerausbil dung, denn nur mit dieser können angehende Lehrkräfte das spezi fi sche Schulartverständnis bzw. auch die notwen dige Anspruchshaltung für die Vergabe der allgemeinen Hochschulreife erwerben. Vertiefte Allgemeinbildung, Wis senschaftspropädeutik und allgemeine Studierfähigkeit sind nach Maßgabe der KMK die Ziele der Gymnasialen Oberstufe. Für uns Philologen und Philologinnen ist und bleibt dies in der Tat auch der Kern gymnasialer Bildung. Treten Sie weiterhin mit uns dafür ein, dass die Schulart Gymnasium die Institution mit dem Anspruch gymnasialer Bildung für die Schülerinnen und Schüler bleibt, die die all gemeine Hochschulreife erwerben wollen! Ich verbleibe mit besten Grüßen für Sie und Ihre anspruchsvolle gymnasiale Bildungsarbeit im nun begonnenen neuen Schuljahr!

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes

ifo Bildungsbarometer: Mehrheit gegen Abscha ff ung von Noten Liebe Kollegen und Kolleginnen, das ifo Bildungsbarometer, u.a. herausgegeben von Ludger Wößmann vom Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, ist eine jährliche, repräsentative Meinungsumfrage, die seit 2014 die erwachsene deutsche Bevölkerung zu bildungspolitischen Themen befragt. Im Jahr 2023 zeigen die Befragten eine stärkere Problem wahrnehmung für die mangelnden Leistungen der Politik für Schule und Bildung als in den Jahren zuvor. Dies resul tiert vermutlich auch aus der Bedeutsamkeit, die Schule und Bildung in der Ö ff entlichkeit während der Corona- Pandemie erfahren haben. Nur noch 27 Prozent der Deutschen geben den Schulen in ihrem Bundesland die Note 1 oder 2, 2014 waren es noch 38 Prozent. 77 Prozent der Befragten beklagen den Lehr kräftemangel, 68 Prozent fehlende fi nanzielle Mittel für die Schulen. Größere Klassen werden von den Befragten mehrheitlich abgelehnt (81 Prozent). Für keinen anderen Sektor gibt es eine so hohe Akzeptanz für mehr Staats- ausgaben wie bei der Bildung. Bund und Länder haben in vielen Bereichen nicht voraus schauend genug gehandelt: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern erleben den Lehrkräftemangel, z.T. marode Schulen und das mühselige Ringen um eine zielgerichtete und sinnvolle IT-Unterstützung. Dementspre chend zeigen viele Befragte ein feines Gespür für die von uns Lehrerverbänden seit Langem angemahnten Engpässe im Bildungsbereich. Ähnlich hoch wie in den vorangegangenen Jahren ist eine stabile Leistungsorientierung, die in aktuellen „Trend“-Bil dungsdebatten selten so klar thematisiert wird. Seit 2014 spricht sich eine Mehrheit der erwachsenen Deutschen deutlich und kontinuierlich gegen die Abscha ff ung von No ten (2014: 77 Prozent, 2023: 74 Prozent) aus, aber für die Klassenwiederholung bei schlechten Leistungen (2014: 78 Prozent, 2023: 79 Prozent), ebenso wie für einheitliche Abschlussprüfungen beim Hauptschulabschluss (2015: 82 Prozent, 2023: 83 Prozent), beim Realschulabschluss (2015: 85 Prozent, 2023: 85 Prozent) und beim Abitur (2014: 86 Prozent, 2023: 86 Prozent). 63 Prozent (2023;

Ihre Susanne Lin-Klitzing

P.S: Das Cover unserer Verbandszeitschrift Pro fi l ist seit 1993 unver ändert. In den Ausgaben bis Dezember dieses Jahres werden wir nun Fortschritte im Äußeren wie im Inneren wagen. Melden Sie uns gerne an redaktion@dphv.de zurück, ob bzw. was Ihnen nun besser (oder schlechter) gefällt.

3 PROFIL // 9/2023

DPhV-Standpunkte  Wir können uns keine Pause bei der

PROFIL // Inhalt

Digitalisierung leisten! – Bundesbildungs- ministerium will Digitalpakt 2.0 verschieben

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Klassenfahrten und Klimaschutz

Titel  Klassenfahrten und Klimaschutz – Cornelia Schwartz  Wie nachhaltig sind wir unterwegs? Karolina Pajdak  Bayern: Schülerfahrten und Klimawandel – quo vadis, Klasse? Ina Hesse

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 NRW: Nachhaltigkeit bei Klassenfahrten: ein Gesichtspunkt neben anderen – Sabine Mistler 14

Nachruf  Sächsischer Ehrenvorsitzender Frank Haubitz verstorben  Von Dresden nach Unterhaching – von Unterhaching nach Dresden!

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Bitte um Beteiligung Deutschlands an der TALIS-Studie 18

Aktuell  O ff ener Brief an die Kultusministerkonferenz: Bitte um Beteiligung Deutschlands an der TALIS-Studie

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 Baden-Württemberg: Keinen Bock auf Arbeit – Lehrkraft werden!?

Aus den Ländern  50 Jahre Philologenverband und Vertreter-

versammlung Baden-Württemberg: Landesvorstand im Amt bestätigt

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Auch Prüfungen sollen stärken 30

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Impressum

Debatte  Auch Prüfungen sollen stärken

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Demokratiebildung  Demokratie in die Köpfe – Warum sich unsere Zukunft in den Schulen entscheidet

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Demokratie in der Krise und die Folgen für das Bildungs system 34

Nachrichten

dbb magazin

 Einkommensrunde 2023 für die Beschäftigten der Länder: Regionalkonferenzen bündeln Forderungen

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Frauen

dbb magazin

 Gleichstellung: Starke Politik braucht starke Frauen

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Umfrage

dbb magazin

4 PROFIL // 9/2023

 dbb Bürgerbefragung 2023: Vertrauen sinkt, Gewaltbereitschaft steigt

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PROFIL // DPhV-Standpunkte

Wir können uns keine Pause bei der Digitalisierung leisten!

Bundesbildungsministerium will Digitalpakt 2.0 verschieben D er Deutsche Philologen verband (DPhV) warnt die Bundesregierung und das hinterherläuft, der kann sich nun wirklich keine Pause leisten!«, er läutert die Bundesvorsitzende

des Deutschen Philologenver bandes, Prof. Dr. Susanne Lin Klitzing. »Die Mittel des Digital pakt Schule sind so gut wie abge rufen. Nach jetziger Planung ent stünde eine Pause, die sich keine Schule, keine Lehrerin, kein Leh rer und genauso keine Schülerin und kein Schüler leisten kann. Wir erwarten hier umgehende Nachbesserungen! Denn in Sa chen Digitalisierung sind unsere Schulen längst noch nicht dort, wo sie sein müssen. Die An schluss fi nanzierung für den so nötigen IT-Support an den Schu len wird mit der Verschiebung ausgesetzt. Und auch die digita len Endgeräte für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte müssen dringend – nun mit einer ho ff entlich nachhaltigen Strate gie – neu bescha ff t werden«, so Lin-Klitzing. Der Deutsche Philo logenverband unterstützt kon tinuierlich einen klug digital un terstützten Präsenzunterricht für die Schulen.

Bundesbildungsministerium (BMBF) dringend davor, die ge plante Fortsetzung des Digital pakts auf 2025 zu verschieben. Wegen abgerufener Mittel muss der Digitalpakt 2.0 bereits An fang 2024 starten. »Die Schulen bekommen keine direkte Anschluss fi nanzierung an den ersten Digitalpakt, sondern eine Unterbrechung beschert! Wir können uns für den Digital pakt 2.0 aber keine Verschiebung leisten, denn wer sowieso schon

»dauerhafte« Unterstützung von Ländern und Kommunen »bei der Digitalisierung des Bildungs wesens« an. Im Koalitionsvertrag heißt es außerdem: »Den Mittel abruf beim Digitalpakt Schule werden wir beschleunigen und entbürokratisieren.« Susanne Lin Klitzing: »Von Entbürokratisierung ist nichts zu spüren. Gerade die Pause zwischen beiden Pakten ist Ausdruck einer unnötigen Verkomplizierung. Es gilt, die Verwaltungsvereinbarung zwi schen Bund und Ländern drin gend zu überprüfen.«

Der Verband mahnt die im Koa litionsvertrag festgehaltene

Pressemitteilung des DPhV vom 12. Juli 2023

5 PROFIL // 9/2023

PROFIL // Titel

Klassenfahrten und Klimaschutz

6 PROFIL // 9/2023

PROFIL // Titel

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PROFIL // 9/2023 aktionen mit Baump fl anzaktionen in Costa Rica an … Eine Abschlussfahrt der Frankfurter Carl-Schurz-Schule erregte die Gemüter, weil sie  7 Heute sind Fahrtenkonzepte an den Schulen oft sehr umfangreich und vielfältig – sie umfassen zum Bei spiel folgende Fahrten:  Fahrten zum Kennenlernen und zum sozialen Lernen auf Zeltplät zen, in Jugendherbergen oder anderen Gästehäusern;  Fahrten mit sportlichem Schwer punkt, etwa Skifahrten, Wander touren, Kanufahrten,  Austausche mit sprachlichem Schwerpunkt vor allem mit dem Vereinigten Königreich, den USA, Frankreich und Spanien,  Fahrten zu kulturellen oder an deren Themen in die Nähe, zum Beispiel nach Trier, Frankfurt, Berlin, Hamburg, München oder auch, weiter weg, nach Rom, London, Paris, Prag, in die balti schen Staaten, in die USA, nach China oder Thailand etc. Noch Exotischeres bieten exklusive und teure Privatschulen für die obe ren Zehntausend: Die Gilgen Interna tional School in Österreich etwa bie tet Fahrten mit sozialem Schwer punkt in Afrika oder Klimaschutz junge Adlige und allmählich auch das gehobene Bürgertum auf zur Grand Tour. Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe ( Italienische Reise ) holten sich auf ihren Reisen ihr Werk prägende Anregungen. Man verlässt Gewohntes, ist, unter anderem nach dem Vorbild Hum boldts, auf Forschungsreise und er weitert seinen Horizont. Bildungsreisen in Schulen heute

von Cornelia Schwartz, Landesvorsitzende des PhV Rheinland-Pfalz

14. Jahrhunderts zusammenkom men, auf einer Pilgerreise Menschen unterschiedlichster Stände kennen lernen und Geschichten erzählen, eine Art soziales Lernen mit sehr viel Gelegenheit zu Gruppendynamik. Später dann, beginnend mit der Re naissance, machten sich zunächst

Bildungsreisen im Wandel der Zeiten

Ja, Reisen bildet. Das hat sich schon immer in der Literatur nieder geschlagen. In seinen Canterbury Tales lässt Geo ff rey Chaucer Zeitge nossen aus dem England des

PROFIL // Titel

Infos

sich für eine AIDA-Kreuzfahrt ent schieden hatten, kompensiert über CO 2 -Ausgleich bei der Orga nisation Atmosfair .

Der Erdüberlastungstag gibt jedes Jahr an, zu welchem Zeitpunkt im Jahr die Weltbevölkerung bereits die nach wachsenden Ressourcen eines Jahres verbraucht hat. Neben den greifbaren Rohsto ff en gehören dazu auch

Bildungsreisen und Kosmopolitismus – mit welchen Folgen?

der Flächenverbrauch durch Landwirtschaft und Versiegelung und die Kapazität der vorhandenen Natur, ausgestoßenes CO 2 zu kompensie ren und Schadsto ff e abzubauen. Weltweit lag der Weltüberlastungstag in den 70er-Jahren noch im November, heute bereits im August, was bedeutet, dass wir weltweit in einem Jahr das 1,7fache dessen verbrau chen, was uns eigentlich an Ressourcen zur Verfügung steht. Auf den Anteil und Verbrauch Deutschlands bezogen, liegt der Erdüberlastungs tag sogar bereits Anfang Mai. Wie viel CO 2 ein bestimmter Lebensstil zur Folge hat, lässt sich über den sogenannten CO 2 -Fußabdruck bestimmten – eine Einschätzung nach den persönlichen Lebensumständen bietet der CO 2 -Rechner des Umweltbundesamtes unter www.uba.co2-rechner.de/de_DE/ bzw. über den nebenstehenden QR-Code.

Ganz klar: Bildung – das möchten, das müssen wir unseren Kindern bieten. Sie sollen das alles ken nenlernen, sollen kosmopolitisch denken, sollen sich engagieren. So weit, so gut. Allerdings: Was, wenn jährlich plötzlich nicht 11 Millionen deutsche Schülerinnen und Schü ler, sondern 2 bis 3 Milliarden Schülerinnen und Schüler weltweit unterwegs sind? Im Rahmen der Völkerverständigung sicher keine schlechte Sache, aber mit welchen Folgen?

wollen, als sich darauf vorzu wagen. Und so wird stattdessen in Gesamtkonferenzen in Lehrer-, El tern- und Schülerschaft höchst kontrovers diskutiert, und nicht immer, aber manches Mal stehen am Ende in puncto Nachhaltigkeit beim Fahrtenkonzept Ziele, die sich die Schulen selbst setzen. Auch Professor Harald Lesch, der normalerweise weniger für seine Diplomatie bekannt ist, hielt sich

bei einer Veranstaltung des rhein land-pfälzischen Lehrerfortbil dungsinstituts in Speyer am 26. März 2019 vollständig zurück – während er gleichzeitig düsterste Szenarien ausmalte, die mittler weile täglich in Fernsehnachrich ten zu sehen sind: Die Frage, in wiefern Klassenfahrten, vor allem Klassenfahrten mit dem Flugzeug und zu entfernten Destinationen, überhaupt noch zu rechtfertigen seien, mochte er nicht beantwor ten. Ebenso ein Klimaschutz-Gipfel in Rheinland-Pfalz, von Seiten der Landesschülervertretung und des Ministeriums 2019 ins Leben geru fen: Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile für oder gegen Aus tausche in ferne Länder kippte selbst ein eingeladener Fridays for-Future-Aktivist um.

Schwierige Abwägungen und hartes Ringen um einen guten Weg

Sehr bewusst scheint etwa das Land Rheinland-Pfalz keine kon kreten Vorgaben zur Nachhaltig keit von Schulfahrten zu machen. Es handelt sich um vermintes Ge lände – da scheint man lieber kei ne Verantwortung übernehmen zu

CO 2 -Rechner des Umwelt bundesamtes: Reisen schlagen bei der Klima- bilanz deutlich zu Buche

Das Umweltbundesamt widmet bei seinem CO 2 -Rechner ei-

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8 PROFIL // 9/2023

PROFIL // Titel

nen Teil der Fragen natürlich auch dem Reiseverhalten. Erstaunlich dabei: Nicht nur die Fahrten mit dem Kreuzfahrtschi ff , dem Flug zeug oder dem Auto schlagen hef tig zu Buche, sondern auch Fahr ten im ö ff entlichen Personennah- und -fernverkehr. Darüber hinaus lässt sich nicht nur bei »Fahrten und Reisen« der eigene CO 2 -Fußabdruck sichtbar machen; auch beim »sonstigen Konsumverhalten« lassen sich ge nauere Angaben zur Unterkunft beim Punkt »Beherbergung« ein tragen. Wer sich durch den CO 2 Rechner klickt, stellt sehr schnell fest: Wenn man das dort vorgege bene mittelfristige Ziel erreichen möchte, müssen sich selbst um

weltbewusste Menschen bei ihren wenigen Reisen drastisch ein schränken; das Langfristziel, CO 2 Neutralität, scheint wohl für viele in weiter Ferne.

was Entschleunigendes? Was könnte das fürs Reisen und spe ziell für Klassenfahrten bedeuten? Und wie können wir dennoch an dere Kulturen kennenlernen? Kann es manchmal auch einfach die Begegnung mit anderen Men schen aus fremden Kulturen vor Ort sein? Es gibt so viele Sprachen und Kulturen, die uns unmittelbar hier umgeben. Natürlich ist eine Reise etwas an deres, sich tatsächlich aufzuma chen, auch mal heraus aus der ei genen Komfortzone. Fertige Ant worten kann dieser Text nicht lie fern, aber an den Schulen wird viel nachgedacht über neue Konzepte. Man darf gespannt sein, wie die Entwicklung weitergeht. 

Bildungsreisen in Schulen morgen?

Sicher ist: Ohne Verzicht wird es nicht gehen. Ein unpopuläres Kon zept ist es allemal, und jeder, der es verkündet, muss sich letztlich vorwerfen lassen, er predige Was ser und trinke Wein. Vielleicht auch deswegen halten sich so vie le damit zurück. Die Frage ist: Kann man Verzicht auch positiv sehen? Vielleicht als etwas Sinnstiftendes oder als et

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PROFIL // Titel

Klassenfahrten 2023/24

Wie nachhaltig sind wir unterwegs?

von Karolina Pajdak

reisende in die Bahn. Eine Strate gie, die auch das Deutsche Jugend herbergswerk (DJH) unterstützt, denn Nachhaltigkeit fängt bei der Anreise an.

ist, merkt Peters deutlich: »Ab schlussklassen, die früher ins Aus land ge fl ogen wären, suchen sich jetzt ein Ziel innerhalb Deutsch lands. Dort gilt jetzt häu fi g: lieber Berlin als Rom.« »Schülerinnen und Schüler legen Wert darauf, die Nachhaltigkeit auch selbst erleben zu können«, sagt der DJH-Geschäftsführer. »Das bedeutet für die Jugendherbergen, dass wir beispielsweise inzwischen in mehr als 100 Häusern Bio-Verp fl egung an bieten können oder dass kein Ein weg-Geschirr und keine Einweg-Fla schen benutzt werden.«  11 PROFIL // 9/2023

Berlin – Eine Bustour nach Brüs sel? Eine Flugreise nach Paris? Oder doch lieber eine Zugfahrt an die Nordsee? In den ersten Wo chen des neuen Schuljahres steht für viele Lehrkräfte die Planung der Klassenfahrt auf dem Plan. Und ei nes ist dabei in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden: die Nachhaltigkeit. Denn immer mehr Lehrkräfte, Schülerinnen, Schüler und Eltern achten darauf, möglichst umweltschonend zu ver reisen. Aber geht das überhaupt? Ja, das geht. Denn dort, wo früher der Billig-Flieger eingesetzt wurde, steigen jetzt immer mehr Klassen

Lieber Berlin als Rom

»Wir müssen es scha ff en, dass im mer mehr Jugendherbergen auch im ländlichen Raum mit der Bahn erreichbar sind«, erklärt DJH Hauptgeschäftsführer Oliver Pe ters. »Denn von unseren gut 400 Häusern liegen die meisten im ländlichen Raum.« Dass Nachhal tigkeit ein großes Thema geworden

PROFIL // Titel

Fleischlose Jugend- herbergen im Trend

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12 PROFIL // 9/2023 und Handeln befähigt. Bildung, die die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt verstehen lässt, auf Grundlage der 17 Sustai nable Development Goals der UNESCO. Eine erste Versuchsphase hat das Deutsche Jugendherbergswerk ge rade abgeschlossen, bei der Ju gendherbergen komplett fl eisch los gekocht haben. »Das war zwar erstmal nur ein Testlauf«, erklärt Peters, »aber wir haben gemerkt, dass da richtig viel Interesse be steht und wir dort weitermachen müssen.« Angebote in der Natur sind nach Corona deutlich mehr nachgefragt als Angebote in Städten, stellt das DJH fest. »Nachhaltigkeit in Ju gendherbergen bedeutet eben nicht nur Bahnfahren und Bio-Es sen, sondern es sind vor allem un sere pädagogischen Programme, die bundesweit dazu beitragen, dass man sich mit Klimaschutz und Ökologie thematisch aus einandersetzt«, erklärt Oliver Pe ters. So erfreuen sich beispielswei se die Wattenmeer-Jugendherber gen großer Beliebtheit, daneben gibt es aber auch weitere, ganz unterschiedliche Programme, wie etwa ein Steinzeit-Programm in Bad Urach oder das »Urwald-Life Camp« in der Jugendherberge Lauterbach. Inzwischen gibt es ganze Reiseun ternehmen, die sich auf BNE-Klas senfahrten spezialisiert haben. BNE – das steht für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ziel ist es, Bildung zu vermitteln, die Men schen zu zukunftsfähigem Denken BNE – Bildung für morgen

CO 2 -Ausstoß berechnen, sondern auch gleich schon überlegen durch welche Veränderungen in der Reiseplanung sie ihn reduzie ren können. Vor Ort wird dann BNE großgeschrieben. »Sehr er folgreich ist unser Klimafrühstück in Dresden, bei dem ein Referent die Klimabilanz jedes Lebensmit tels erläutert, das bei den Schüle rinnen und Schülern auf dem Tisch steht«, so Herold. »Dann ist schnell klar, dass Erdbeeren im Winter vielleicht nicht unbedingt gegessen werden müssen.« Das Klimabewusstsein, der Sinn für Nachhaltigkeit – bei den Klas senfahrten ist der Anfang längst gemacht. Klar ist aber auch: Noch sind wir lange nicht dort, wo wir hinwollen. 

Umfrage: 98 % der Lehrkräfte setzen auf Nachhaltigkeit

Einer der Reiseveranstalter, der ausschließlich nachhaltige Klas senfahrten anbietet, ist die Firma Herolé aus Dresden. Eine Umfrage des Unternehmens unter 500 Lehrkräften hat ergeben, dass 98 Prozent das Thema Nachhaltigkeit für extrem wichtig bei der Planung und Durchführung einer Klassen fahrt halten. »Früher war jede 3. Klasse nach der Jahrgangsstufe 10 mit dem Flugzeug unterwegs, heu te setzen sie auf Zug oder auf un sere eigene Bus fl otte«, erklärt He rolé-Geschäftsführer Carsten He rold. Bei Herolé können die Klassen nicht nur vorab ihren möglichen

PROFIL // Titel

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Bayern: Schülerfahrten und Klimawandel – quo vadis, Klasse?

von Ina Hesse, stellv. Landesvorsitzende bpv I mmer öfter wird an bayeri schen Gymnasien diskutiert, welchen CO 2 -Fußabdruck eine Fahrt verursacht – sei es im Rah men des internationalen Schüler austauschs, sei es bei Studien- und Klassenfahrten. Gerade die vielerorts traditionellen Schulski kurse sind aufgrund des Klima wandels umstritten. Zum Teil wei chen sie sogenannten Winter

sportwochen oder -tagen, die auch ohne die Nutzung von mit Kunstschnee präparierten Pisten auskommen und die Erfüllung des Lehrplans im Fach Sport dennoch gewährleisten. Flugreisen sind bei Gruppen-Schüleraustauschmaß nahmen über Kontinente oft un vermeidbar, aber sind sie noch vertretbar? Und was ist mit Studi enfahrten ins Ausland?

Unvermeidliche dienstliche Flugrei sen von staatlichem Personal müs sen laut einem Beschluss der Baye rischen Staatsregierung vom Janu ar 2021 durch die Landesagentur für Energie und Klimaschutz kom pensiert werden. Auch die Schulen sind aufgefordert, Reisen zu mel den, damit eine Kompensation für die Lehrkräfte statt fi nden kann. Ob aber die Wahl des Flugzeugs 

PROFIL // Titel

14 PROFIL // 9/2023 So begrüßenswert es ist, wenn die Nachhaltigkeit bei der Wahl der Ziele wie auch bei der Festlegung von Themenschwerpunkten für die Unternehmungen vor Ort eine wachsende Rolle spielt, so heraus fordernd ist es auch, in der Schul familie Einschränkungen bei der Wahl der Ziele und der Ausgestal tung auszuhandeln. Last but not least sind auch Anbieter von Schü lerreisen und an den Zielorten ge fordert, attraktive Pakete zusam menzustellen, sodass ein mehr an Nachhaltigkeit nicht zu Lasten des Preis-Leistungs-Verhältnisses geht. für Schüler- und Studienfahrten »unvermeidlich« ist, steht auf ei nem anderen Blatt. Entscheidungen über die Fahrten fallen in Bayern an der einzelnen Schule, die hier eigenverantwort lich handelt. Dabei werden Eltern beirat und Schülervertretung ein bezogen, die Lehrerkonferenz tri ff t letztendlich die Entscheidung über das Fahrtenprogramm (KMBek für Schülerfahrten vom 9. Juli 2010), das der Zustimmung des Elternbeirats bedarf (§ 15 Abs. 1 Nr. 1 BaySchO). Da, wo Schulen sich als »Klima schule« zerti fi zieren lassen wollen, rücken die Ziele von Fahrten und die nachgewiesenen Nachhaltig keitsstandards besonders stark in den Fokus. Aber auch in Schulen, die diesen Weg bisher nicht be schreiten, ist die Sensibilität groß und Lehrkräfte wie auch ganze Kollegien fi nden kleine und große Lösungen, mitunter hart um kämpft. Denn es geht ja nicht nur um den CO 2 -Fußabdruck der staatlichen Lehrkraft, sondern um den der gesamten Reisegruppe, und andererseits auch um be währte Konzepte, Traditionen und Gestaltungsmöglichkeiten.

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NRW: Nachhaltigkeit bei Klassenfahrten – ein Gesichtspunkt neben anderen

von Sabine Mistler, Landesvorsitzende PhV NRW

hier die Ausgestaltung vor allem an einzelnen Personen, die sich dieses Themas besonders annehmen. Das Ministerium für Schule und Bil dung hat im Jahre 2019 die Leitlinie »Bildung für die nachhaltige Ent wicklung« (Leitlinie BNE) heraus gegeben, die auf 42 Seiten aus führlich Schwerpunkte nachhalti ger Entwicklung benennt und diese bis in einzelne Fächer de fi niert. Auch bei der Schulentwicklung wird Nachhaltigkeit auf den Lern ort Schule, das Leitbild sowie das Schulprogramm bis in die einzelne Kommune de fi niert. Bezug zu Klassenfahrten: Natürlich wird das Thema Nachhal tigkeit auch im Zusammenhang mit

Spielt das Thema Nachhaltig keit/Umweltverträglichkeit in den Planungsgesprächen mit Kolleginnen und Kollegen und/oder Eltern und Schülerin nen und Schülern eine Rolle oder eher nicht? Allgemein: Nachhaltigkeit/nachhaltige Ent wicklung sind an Schulen in Nord rhein-Westfalen natürlich ein The ma, allerdings wird es von Schule zu Schule unterschiedlich besetzt bzw. umgesetzt. Wie mit vielen an deren zusätzlichen Vorgaben, Pro jekten und Konzepten hängt auch

PROFIL // Titel

den. Zum Teil hängen jahrelange Partnerschaften daran. Entschei dend ist häu fi g die Lage der Schu le, dies ist vor allem bei der Wahl unterschiedlicher Beförderungs mittel ein wichtiges Kriterium. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Preise in den vergangenen Jah ren enorm angestiegen sind, und daher gibt es immer weniger Handlungsspielraum. Wir registrie ren zwar, dass Anbieter von Klas senfahrten sich tatsächlich des Themas annehmen, was immerhin auf eine bestimmte Nachfrage schließen lässt, dennoch glauben wir, dass Nachhaltigkeit bei der Planung und Buchung von Klassen fahrten nicht das vorrangige Krite rium ist. Gibt es bestimmte Vorgaben z.B. seitens der Schule oder des Bun deslands für Klassenfahrten, was die Nachhaltigkeit angeht? Es gibt für Klassenfahrten in NRW keine konkreten Vorgaben im Zu sammenhang mit Nachhaltigkeit. Schulen sollten die Nachhaltigkeit allgemein in ihr Schulprogramm in tegrieren, was aber nicht bedeutet, dass sich dieses auch auf Klassen fahrten bezieht. Insgesamt geht es

vielen Schulen vorrangig um die Fortsetzung von Programmen und Fahrtenkonzepten, die bei ihnen etabliert sind, die aber zum Groß teil auf der Kippe stehen, da sie nicht mehr oder kaum noch fi nan zierbar sind. Es gibt Schulen, die zum Beispiel seit Jahrzehnten Ski fahrten anbieten. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist das natürlich kri tisch zu betrachten (und mittler weile auch kaum noch bezahlbar). Was man aber dagegenhalten kann, ist, dass diese Fahrten im Sinne der Gemeinschaft, der sport lichen Erfahrung und Gesundheit usw. andere Schwerpunkte bedie nen, die gerade nach Corona eine ganz besondere Bedeutung haben. Spielen bei der Planung des Pro gramms der Klassenfahrt Orte und Themen eine Rolle, bei denen es um Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht? Programmplanungen für Klassen fahrten orientieren sich an vielerlei Gesichtspunkten. Das Thema Nachhaltigkeit kann eine Rolle da bei spielen, wir sehen hier in Nord rhein-Westfalen aber zum jetzigen Zeitpunkt keine deutliche Schwer punktsetzung. 

Klassenfahrten und Aus fl ügen nicht aus dem Blick gelassen. Aller dings haben Schulen Fahrtenkon zepte, die sich an weitaus mehr Kriterien orientieren als an dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Teilwei se sind bestimmte Fahrten mit dem jeweiligen Schulpro fi l verbun

PROFIL // Nachruf

Von Dresden nach Unterhaching – von Unterhaching nach Dresden

Foto: Christian Scholz

Sächsischer Ehren- vorsitzender Frank Haubitz verstorben N ach schwerer Krankheit ver starb am 24. Juli im Alter von 65 Jahren unser ehemaliger Vor sitzender Frank Haubitz. Mit ihm verlieren wir unseren Ehrenvorsit zenden und einen Menschen, der sich stets für die Interessen der Gymnasiallehrkräfte und für das

Das glückliche Zusammentre ff en von Haubitz und Durner »Lehrer laden Lehrer ein« – eine Initiative von Lehrkräften und Verbänden aus Ost und West für ein Kennenlernen nach dem Mau erfall 1989/90! Ein solches Tre ff en fand im Bildungszentrum Kloster Banz 1990 statt und dort lernte ich Kolleginnen und Kollegen aus Sachsen kennen. Man muss sich erinnern: die sogenannten »Ostländer« waren beim Aufbau eines geän derten Schulsystems verschiedenen Bundes ländern zugeteilt – so hatte sich Bayern für Sachsen als »Patenland« angeboten und ein gesetzt. Auf einem dieser Seminare lernte ich wunderbare Kolleginnen und Kollegen aus Sachsen kennen, u.a. Frau Jutta Lux, die an der EOS – Erweiterte Oberschule – in Dresden Mathematik und Erdkunde un terrichtete. Über sie kam es zu einem Leh rer-Schüler-Austausch und einer Schulpart nerschaft zwischen meiner Schule – dem Gymnasium Unterhaching – und der EOS KIotzsche. Aus der EOS-Klotzsche wurde bald das Gym nasium Klotzsche mit einem 33-jährigen, dy namischen Schulleiter, Frank Haubitz: über die Lehrkraft Jutta Lux lernten wir – Hau bitz/Durner – uns kennen und bald durfte ich Schule und Unterricht an der EOS erle ben und selbst dort Unterricht halten. Um gekehrt studierte Haubitz das Gymansium Unterhaching, erlebte Unterricht und Schule auf dem modernen Campus und hielt eben falls Mathematikstunden. Hier entstand –

Frank Haubitz – 1958–2023 – von 1998 bis 2017 Vorsitzender des Philologen- verbands Sachsen

sächsische Gymnasium engagiert hat. In den zwei Jahrzehnten als Vorsitzender von 1998 bis 2017 hat er den Philologenver band Sachsen wesentlich geprägt. Ihm ist es zu verdanken, dass sich unser Verband zu einer starken und anerkannten Berufs vertretung entwickelt hat. Sowohl auf bildungs- als auch auf be rufspolitischem Gebiet setzte er wesentliche Akzente, die auch über seinen Tod hinaus wirken werden, so z.B. die Verbeamtung der Lehrkräfte in Sachsen. Ein großes Anliegen von Frank Haubitz war stets die inhaltliche Entwicklung unseres gegliederten Schulsystems. Seine Expertise führte dazu, dass er vom damaligen Ministerpräsidenten Stanis law Tillich 2017 zum Kultusminister berufen wurde. Sein Herz schlug immer für sein Gymnasium in Dresden-Klotz sche, das er als Schulleiter seit Gründung im Jahre 1992 erfolg reich führte und wo er auch nach seiner Amtszeit als Kultus minister wieder als Schulleiter tätig war. Mit Frank Haubitz verlieren wir einen kämpferischen und inte gren Gestalter unseres Verbandes und der sächsischen Bil dungslandschaft. Wir sind sehr traurig, denken an ihn in großer Dankbarkeit und wünschen seiner Frau und seiner Familie viel Kraft in dieser

schwierigen Zeit. Thomas Langer PVS-Vorsitzender · Leipzig, 27.07.2023

16 PROFIL // 9/2023

PROFIL // Nachruf

lassen. Sogar seine kurze Zeit als Kultusminister blieb nicht ohne Fol gen: einige seiner Vorhaben werden umgesetzt, z.B. eine bessere Besol dung für Lehrkräfte, sowie deren Verbeamtung! »Heinz, zur Einweihung des neuen Schulcampus Klotzsche bist du herz lich eingeladen und ich ho ff e, du kommst, bitte mit Hildegard!« so sei ne Worte am Telefon, und ich wollte kommen! Jetzt bleiben Erinnerung und Dankbarkeit an einen Freund und Menschen, dem ich viel geben konnte und der mir viel gegeben hat! Der Campus Klotzsche ist die blei bende Erinnerung an Frank Haubitz, den unermüdlichen Kämpfer!

Foto: Christian Scholz

Der neue Schulcampus Klotzsche ist eine bleibende Erinnerung an Frank Haubitz und seine unermüdliche Arbeit als Schulleiter.

einer Portion eines verdienten Stol zes hat er mir »seinen Schulcam pus« gezeigt: er lebte für sein Gym nasium Klotzsche und für seine Schüler! Frank Haubitz hat im sächsichen Bil dungswesen viele Fußspuren hinter

wie er mir immer wieder versicherte – sein Traum für den Neubau des Gymnasiums Klotzsche! Und so ist es gekommen: der Bau seiner Schule, seines Campus Klotz sche zeigt manche Elemente des Gymnasiums Unterhaching und mit

August 2023 Heinz Durner

PROFIL // Aktuell

Foto: Marlene Gawrisch

O ff ener Brief des Deutschen Lehrerverbands an die KMK Deutschland sollte sich an der TALIS Studie beteiligen

Lern-Umgebungen und Formen der Zusammenarbeit sind für eine Wei terentwicklung der Aus- und Fortbil dung der zukünftigen Lehrkräfte und auch für die Verankerung einer entsprechenden Personalentwick lung an den Schulen bedeutsam. Die TALIS-Studie bietet eine gute Mög lichkeit, um den Ist-Zustand unseres Bildungssystems zu den oben ge nannten Themen zu analysieren, be währte Praktiken zu identi fi zieren und gezielte Maßnahmen zur Ver besserung der Rahmenbedingungen für Lehrkräfte abzuleiten. TALIS konzentriert sich aktuell auf die Sekundarstufe I: Die Teilnahme der Fall. Die TALIS-Studie bietet eine gute Möglichkeit, um den Ist Zustand unseres Bildungssystems zu analysieren, bewährte Praktiken zu identi fi zieren und gezielte Maß nahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Lehrkräf te abzuleiten.« Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands, unterstützt die Initiative des DL: »In der Ver gangenheit sind viele Anstrengun gen unternommen worden, die Leistungsentwicklung unseres Schulsystems für Schülerinnen und Schüler zu messen. Bei der Analyse von Rahmenbedingungen für Lehr kräfte war dies bisher leider kaum

Berlin, 6. September 2023

wachsenen beitragen. Aus unserer Perspektive müssen die Arbeits bedingungen der Lehrkräfte, viel fach auch die Rahmenbedingungen unter denen Unterricht in Deutsch land statt fi ndet, kontinuierlich ver bessert werden. Für eine vergleichende Orientierung halten wir das Erheben von interna tional vergleichbaren Daten zu die sem Thema für bedeutsam. Wir wei sen darauf hin, dass Deutschland bereits im Bereich der frühkindli chen Bildung an der TALIS-Starting Strong-Studie teilnimmt, die wichti ge internationale Vergleichsdaten zu den Rahmenbedingungen des Be schäftigungsfeldes und pädagogi schen Praktiken im Kita-Alltag liefert. Wir unterstützen dies und weisen darauf hin, dass auch für die Berei che allgemeinbildender und berufs bildender Schulen mit gleicher Sorg falt agiert werden sollte. Nach unse rer Kenntnis ist eine Teilnahme an der TALIS-Studie (oder einer ver gleichbaren OECD-Studie) zu den Ar beitsbedingungen von Lehrper sonen an Schulen derzeit von Ihnen nicht geplant. Informationen zu Arbeitsbedingun gen, Unterrichtspraktiken, Lehr

18 PROFIL // 9/2023 Da Sie in der Vergangenheit viele Anstrengungen unternommen ha ben, die Leistungsentwicklung unse res Schulsystems für Schülerinnen und Schüler zu messen (PISA), er warten wir, dass auch das Arbeits umfeld der Lehrkräfte als ein wichti ger Faktor für die Unterstützung des Bildungserfolgs, des professionellen Handelns für Lehrkräfte internatio nal vergleichbar begutachtet wird. Denn es sind doch Lehrkräfte, die wesentlich zum Bildungserfolg der Kinder, Jugendlichen und jungen Er Sehr geehrte Frau Präsidentin der Kultusministerkonferenz, liebe Frau Günther-Wünsch, sehr geehrte Vizepräsidentinnen, liebe Frau Streichert-Clivot, liebe Frau Prien, wir möchten Ihre Aufmerksamkeit heute auf ein wichtiges Anliegen len ken, das von Bedeutung für die Wei terentwicklung unseres Bildungs wesens ist. Wir bitten Sie zu initiie ren, dass auch Deutschland an der kommenden TALIS-Studie (Teaching and Learning International Survey) der OECD teilnimmt. Deren Durch führung ist für 2024, die Verö ff ent lichung für 2025 geplant.

PROFIL // Aktuell

20 PROFIL // 9/2023 Schüler im Unterricht zu steigern. Mit der Bitte um Prüfung unseres Anliegens verbleiben wir mit freundlichen Grüßen Stefan Düll Präsident des Deutschen Lehrerverbands DL Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands DPhV Dirk Meußer amtierender Vorsitzender (kommissarisch) des Verbands Deutscher Realschullehrer VDR Pankraz Männlein und Dr. Sven Mohr Vorsitzende des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung BvLB Gerlinde Kohl Bundesvorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft Deutschlands KEG Deutschlands an der Studie für diese Schulstufe ist ein erster wichtiger Schritt. Langfristig for dern wir auch eine Untersuchung der Situation der Lehrkräfte an al len allgemeinbildenden und be rufsbildenden Schulformen für alle Altersstufen. Gerade in Hinsicht auf den wach senden Lehrkräftemangel in Deutschland ist es wichtig, das Ar beitsumfeld der Lehrkräfte zu analysieren und zu verbessern, um den Arbeitsort Schule für jun ge Menschen attraktiv zu machen. Wir appellieren daher an Sie, die Teilnahme Deutschlands an der kommenden TALIS-Studie zu ini tiieren und die notwendigen Res sourcen dafür bereitzustellen, zu mal dies relevante Industriestaa ten wie USA, Japan, Frankreich, Großbritannien oder Spanien auch tun. Eine solche Beteiligung für die Analyse des Arbeitsumfeldes der Lehrkräfte ist ein wichtiger Schritt, auch die pädagogische Qualität, die Leistungsfähigkeit und den Er folg unserer Schülerinnen und

Baden-Württemberg

Keinen Bock auf Arbeit – Lehrkraft werden!? A nfang August zog ein Pla kat am Flughafen Stuttgart alle Blicke auf sich und

scharf: »Das Kultusministerium bedient in seiner Kampagne alle Vorurteile gegen Lehrer und ver setzt den eigenen Lehrkräften ei nen Tiefschlag. Als Lehrer ist man ja seitens einer kleinen Minder heit von Schülern schon einiges an Dummdreistigkeit gewohnt, aber was das Kultusministerium in Stuttgart in dicken Lettern auf

sorgte für Aufmerksamkeit weit über das Bundesland hinaus: »Gelandet und gar keinen Bock auf Arbeit morgen? – Hurra! Mach, was Dir Spaß macht und werde Lehrer*in«, lautet der auf fällig designte Text. Das Presse Echo reichte bis weit in die über regionalen Medien hinein. Der Philologenverband Baden Württemberg kritisierte die Auf machung und Formulierung

seine Lehrer-Werbeplakate schreibt, toppt jede Schüler bemerkung locker.

Die Lehrkräfte, die trotz massiver Belastungen allwöchentlich mit 

PROFIL // Aktuell

Lehrerberuf belegt einen Spitzen platz bei der Burnout-Rate.« (aus der Pressemitteilung des Philolo genverbandes Baden-Württem berg vom 02. August 2023) Auch der Philologenverband Thü ringen kritisierte in einer Presse mitteilung: »Das Land Baden Württemberg hat seine Bestands lehrkräfte mit seiner neuen Wer bekampagne zur Gewinnung jun ger Lehrkräfte abgewatscht. Die Deutung der Werbebotschaft auf den großen Plakaten: Wenn Du ständig Ferien haben willst und eh keinen Bock auf Arbeit hast, dann werde doch Lehrer! Solche Aussagen führen zu Verbitterung

Nacht- und Sonntagsarbeit ihr Bestes gaben, fühlen sich durch diese Kampagne nach Strich und Faden verhöhnt. Statt Hunderttausende Euro für provokative Werbung auszuge ben, stünde es dem Kultusminis terium gut zu Gesicht, endlich die Arbeitsbedingungen der Lehrkräf te zu verbessern. Dann würde der Lehrerberuf auch wieder interes sant genug für wirklich motivierte Studienanfänger. Stattdessen wirbt das KM mit irreführenden Slogans Personen an, denen die Arbeit als Lehrkraft als »lockerer und entspannter Job« verkauft wird. Das ist sie aber nicht: Der

und Demotivation der arbeiten den Lehrkräfte in einer bereits sehr angespannten Personal situation, die in den nächsten Jah ren nicht beseitigt, sondern bes tenfalls abgemildert werden kann.« Heike Schimke, Vorsitzen de des Thüringer Philologenver bandes, hob hervor: »Mit ver meintlich flotten Sprüchen, die alle Vorurteile gegen Lehrkräfte bedienen, wird man das Image des Lehrerberufs nicht verbes sern und die Lust junger Leute, diesen Beruf zu ergreifen, wohl nicht steigern.«

DPhV-Vorsitzende Susanne Lin Klitzing betonte auf einem viel

22 PROFIL // 9/2023

PROFIL // Aktuell

beachteten Beitrag auf LinkedIn: »Ich kann immer noch nicht glau ben, dass dieses Plakat tatsäch lich so am Flughafen Stuttgart hängt. Glaubt das Kultusministe rium Baden-Württemberg, dass es damit Menschen in die Schu len lockt, die sich wirklich für das Lehramt eignen? Diese Kam pagne diffamiert unseren Berufs stand. Jeden Tag engagieren sich Hunderttausende Lehrkräfte in Deutschland mit großem Einsatz, meist sogar weit darüber hinaus. Und nun müssen sie sich anhö ren, dass sie »keinen Bock auf Arbeit« haben? Hier ist eine Ent schuldigung des Ministeriums fällig! Noch wichtiger: Die Ar

beitsbedingungen für Lehrkräfte müssen verbessert werden! Dann bräuchte es nicht Hunderttau sende Euro für solche Kam pagnen.« Angesichts der vielstimmigen Kri tik, zum Beispiel auch durch DL Präsident Stefan Düll (»Diese Werbekampagne ist geschmack los und dumm!«) oder von Lan desvorsitzenden des VDR in Ba den-Württemberg, Dr. Karin Broszat (»Die Verantwortlichen sollten sich in Grund und Boden schämen!«), kündigte das Kultus ministerium Baden-Württemberg die Änderung des Plakattextes an »um Missverständnisse zu ver

meiden«: Der Text des Plakates soll von »keinen Bock auf Arbeit« mit einem Aufkleber zu »keinen Bock auf deine jetzige Arbeit« er gänzt werden. Der Philologenver band Baden-Württemberg be grüßte die Änderung, Landesvor sitzender Ralf Scholl weist aber auch auf noch offene Fragen hin: »1. Wie konnte dieses Plakat überhaupt aufgehängt werden? Gab es keine interne Kontrolle? 2. Wieso dauerte es eine Woche, bis auf den sinnentstellenden Fehler reagiert wurde? 3. Wann erfolgt eine Entschuldigung bei den Lehrkräften, die von der Aus sage auf diesem Plakat verletzt wurden?« 

23 PROFIL // 9/2023

Doppelseite zum Herausnehmen und Aufhängen

PROFIL // Aus den Ländern

50 Jahre Philologenverband und Vertreterversammlung

Baden-Württemberg: Landesvorstand des Philologenverbands im Amt bestätigt K ontinuität in der Leitung des Philologenverbands Baden Württemberg (PhV BW): Bei der Vertreterversammlung des Verbands der Gymnasiallehrkräfte am 13. und 14. Juli 2023 im Con gressCentrum Pforzheim wurde der bisherige Landesvorstand

26 PROFIL // 9/2023 Scherer seit 2021 aus. Als Schatz meister wird weiterhin Martin Brenner fungieren, der seit 2018 überzeugend im Amt bestätigt. Der seit 2018 an der Spitze des PhV BW stehende Vorsitzende Ralf Scholl wurde mit einer großen Mehrheit der Stimmen wieder gewählt. »Ich freue mich sehr über dieses gute Ergebnis. Es stellt eine klare Bestätigung dar, dass der kraftvolle und umsichtige Einsatz für die Interessen der gymnasia len Lehrkräfte durch die Basis anerkannt und wertgeschätzt wird«, so der alte und neue PhV Landesvorsitzende. Erneut zu Stellvertretenden Lan desvorsitzenden kürten die rund 170 Delegierten Karin Fetzner und Martina Scherer. Karin Fetzner übt dieses Amt seit 2018, Martina

Fotos (alle): Andrea Fabry (Foto Fabry, Ettlingen)

Für ein starkes Gymnasium in Baden-Württemberg und bundes weit: DL-Ehrenpräsident Heinz-Peter Meidinger, Bildungsjourna listin Dr. Heike Schmoll (FAZ), Dr. Christoph Rabbow (Landesvor sitzender Niedersachsen), Karin Fetzner (stellv. Landesvorsitzen de Baden-Württemberg), Ralf Scholl (Landesvorsitzender Baden Württemberg), DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin Klitzing, Martina Scherer (stellv. Landesvorsitzende Baden-Würt temberg), Michael Schwägerl (Landesvorsitzender Bayern).

PROFIL // Aus den Ländern

für die Finanzen des Verbands zu ständig ist und ebenfalls mit sehr hoher Zustimmung im Amt bestä tigt wurde. In einer rund 90-minütigen Podi umsdiskussion mit den Bildungs politischen Sprechern der Land tagsfraktionen wurden aktuelle Fragen, Themen und Probleme der Schulen und der Lehrkräfte beleuchtet. Thomas Poreski (Grü ne), Dr. Alexander Becker (CDU), Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD) und Dr. Timm Kern (FDP) diskutierten un ter der Moderation von Claudia Grimm (Referentin für Vereinbar keit für Familie und Beruf im PhV Landesvorstand) u.a. über die Fra ge G8 oder G9, die Notwendigkeit einer stärkeren Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung, den Leistungsgedanken an den Schu len, den Lehrkräftemangel und die Belastungssituation der Lehrerin nen und Lehrer. Neben zahlreichen Anträgen zu aktuellen Themen wie z.B. der Ab senkung des Klassenteilers, der Arbeitszeit der Lehrkräfte, der Ent lastung von Schulleitungen und Lehrkräften, der IT-Betreuung an

den Schulen, der Beförderungs situation von Gymnasiallehrkräf ten, dem Umgang mit KI an den Schulen und den Abiturprüfungen verabschiedeten die Teilnehmer der Vertreterversammlung noch zwei Resolutionen: Die erste the matisiert Vorschläge zur Verbes serung der Bildungsqualität, die zweite zeigt Wege zur Behebung des Lehrkräftemangels auf. Im Rahmen der Vertreterver sammlung konnte der Philologen verband Baden-Württemberg sein 50-jähriges Bestehen als eingetra gener Verein – als Landesverband Baden-Württemberg – mit einem hochkarätigen Festakt feiern. Grußworte sprachen die baden württembergische Kultusministe rin Theresa Schopper, die Bundes vorsitzende des Deutschen Philo logenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, der Landes vorsitzende des Beamtenbunds Baden-Württemberg, Kai Rosen berger, und der Pforzheimer Sozi albürgermeister Frank Fillbrunn. Die Festrede hielt die renommier te Bildungsjournalistin Heike Schmoll (Frankfurter Allgemeine

Zeitung). Sie führte u.a. aus, dass der Abwärtstrend der baden-würt tembergischen Schüler im bundes weiten Leistungsvergleich schon seit über zehn Jahren deutlich sichtbar sei. Um diesen Abwärts trend zu bremsen, brauche es die Wertschätzung von Leistung und einen langen Atem aller Beteilig ten über viele Jahre und über Par teigrenzen hinweg. »Die schwächs ten und die stärksten Gruppen der Schülerschaft brauchen deutlich mehr Förderung«, sagte sie, denn die Leistungsspitze in BW sei viel zu schmal. Schmoll ging auch auf die Proble me ein, die Eltern und Lehrer an den Grundschulen umtreiben. »Fremdsprachen sollten aus der Grundschule verschwinden«, sagte die Journalistin, stattdessen sei die Förderung der Schüler in der »Bil dungssprache Deutsch« vorrangig, auch im Hinblick auf ihr weiteres schulisches und beru fl iches Leben. Die früheren PhV-Landesvorsitzen den Karl-Anton Christoph, Volker Stich und Karl-Heinz Wurster wur den für ihren herausragenden Ein satz zu Ehrenvorsitzenden er nannt. Die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klit zing, die lange Jahre auch im PhV BW gewirkt hatte, wurde mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeich net. Nach einem feierlichen Sektemp fang und einem festlichen Abend essen brachte der Kabarettist Tho mas Schreckenberger mit originel len Momentaufnahmen aus dem politischen und schulischen Kon text viel Witz und Spaß in den Saal. Musik, Tanz und gute Gespräche bildeten den Abschluss einer ganz besonderen Jubiläumsfeier.

Dr. Heike Schmoll von der FAZ betonte in ihrer Festrede, dass nicht nur die schwächsten, sondern auch die stärksten Gruppen in der Schülerschaft mehr Förderung brauchen.

Pressemitteilung vom 14. Juli 2023

28 PROFIL // 9/2023

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Auf Zeitreise durch das Rheinland Erlebt eine unvergessliche Zeitreise durch das Rheinland und entdeckt die faszinierenden Verbindungen zwischen gestern und heute!

D as Rheinland blickt auf eine bewegte Ver gangenheit zurück. Die vielfältigen Klassen fahrtprogramme der Jugendherbergen im Rheinland bieten Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 1 bis 13 die einzigartige Gelegenheit, die Geschichte auf lebendige Weise zu erleben und gleichzeitig wertvolle Einblicke in die heutige Gesellschaft zu gewinnen.

In der Jugendherberge Xanten geht es zurück in die Zeit der Römer. Im archäologischen Park seid ihr von maßstabsgetreuen Rekonstruktionen umgeben. Will kommen in der mehr als 2.000 Jahre alten römischen Stadt ‘Colonia Ulpia Traiana’! Das Programm »Die Römer unter uns« ermöglicht Klassen der 3. bis 13. Stufe Einblicke in den Alltag der damaligen Bewohner und zeigt, welche Gemeinsamkeiten es zwischen dem antiken und unserem modernen Leben gibt.

W elchen Ein fl uss hat die Vergangenheit auf unser jetziges Leben und warum lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit? Diesen Fragen geht ihr im Programm »Geschichts-Detektive« der Jugendher berge Gemünd Vogelsang nach. Die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang ist Schauplatz des Programms. Was erzählt uns dieser Ort? Geeignet ist das Thema für die 7. bis 13. Klasse.

Foto: Vogelsang IPBild

Diese und viele weitere spannende Angebote des DJH Rheinland für Klassenfahrten sind unter: www.jh-klassenfahrten.de zu fi nden. Das Service-Center berät unter 0211 3026 3026 gerne auch persönlich.

PROFIL // Debatte

In der Mai-Ausgabe von Pro fi l schrieb der Autor Michael Felten über Prüfungen und Prüfungsformate und betonte, dass Schule nicht nur Bildungsprozesse anrege und fördere, sondern auch Zugangsberechtigungen zu vergeben habe – und daher Prüfungen mindestens ab und zu Lernstand und Leistungsfähigkeit individuell feststellen müssten. In dieser Ausgabe geben wir als eine Reaktion auf diesen Text die Zuschrift des Philologenverbandsmitglieds Niels Winkelmann aus Niedersachsen zum Thema Prüfungen wieder. Die Position des DPhV fi nden Sie im Papier des Bildungspolitischen Ausschusses »Digital unterstützte Aufgaben und Prüfungen – eine Chance, die richtig genutzt werden muss«, das wir in der vergangenen Ausgabe 07-08/2023 abgedruckt haben.

Auch Prüfungen sollen stärken Zuschrift von Niels Winkelmann

30 PROFIL // 9/2023 digitalen Produkten kann ich an hand sichtbarer Zwischenstände präzises Feedback geben, nicht nur rückblickend, sondern im Lernpro zess lernförderliches Feedback Daher nutze ich zusätzliche Wege, wie Lernen sichtbar wird. Mit Portfo lios können Lernende ihren Lern prozess gut deutlich machen, mir als Lehrer, aber auch sich selbst. So be kommen wir auch einen anderen Blick auf ihre Fähigkeiten und Talen te. Natürlich geht es um Lernprozes se, aber auch um die Menschen da hinter, die ich in der persönlichen Entwicklung begleite. Spannend für Lernprozesse und Persönlichkeitsentwicklung sind vor allem digitale Lernprodukte. Pro duktionsorientierung war zwar 90er Jahre-Mode, eignet sich aber im digi talen Kontext besser als je zuvor: Bei konzipieren? Dabei mache ich trans parent, dass diese Leistungsmes sungen künstliche Situationen sind. Ich möchte als Prüfer den Lernstand der Prü fl inge zwar objektiv sichtbar machen, aber Prüfungsnoten sind nur bedingt aussagekräftig, wie Pro fessorin Anke Langer von der TU Dresden erläutert: »Sie sind Mo mentaufnahmen, zeigen, wie gut Wissen zu einem bestimmten Zeit punkt abgerufen werden kann.« [1] Lernen eigenständig sichtbar machen mit Portfolios und digitalen Lernprodukten

Spätestens da wurde klar, warum ich prüfe, wie ich schon lange prüfe: wohlwollend und stärkend. Prüfungen als (künstliche) Form transparent machen Deshalb thematisiere ich nicht nur die Inhalte der Prüfung, sondern auch die Form: Wie kann man mündliche Prüfungen gut meistern, souveräne Präsentationen halten oder Klausurtexte überzeugend

»Ich prüfe so, wie ich unterrichte: Schülerinnen und Schüler sollen zei gen können, was sie draufhaben!«, hörte ich mich sagen. Ich hatte mei nem Leistungskurs von meiner eige nen schlechten Prüfungserfahrung im Examen, den tückischen Fragen des Prüfers und meinem früheren Psychologieprofessor erzählt, der davon ausging, dass solche Fragen jeden aus dem Konzept bringen können.

Lehrkräfte wollen den Lernstand objektiv sichtbar machen, Prüfungs noten sind dabei eine Momentaufnahme. Alternative Prüfungsforma te probieren für diesen Moment unterschiedliche Rahmenbedingun gen aus – z.B. einen kurzen Austausch der Schülerinnen und Schüler zu Beginn einer Klausur oder Open-Book-/Open-Media-Konzepte.

Foto: AdobeStock

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