Profil 9/2023

Der Autor

(»feed forward«) einbringen. Bei ei nem digitalen »Plakat« sehe ich früh, wie es aussehen kann, und fast alles kann noch verändert werden. So kann ich Lernenden helfen, ihr Meis terstück zu vollbringen – und zu gleich Eigenständigkeit zu üben. Prüfungsformate variieren für eine zeitgemäße Prüfungskultur Wie auf der Seite des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur ( www.pruefungskultur.de ) zu sehen ist, kann ich klassische Prüfungsfor mate variieren:  Ich kann mit der Lerngruppe ge meinsam einen »Spickzettel« als Vorläufer der Formelsamm lung erarbeiten.  Ich kann eine Open-Book-Klau sur schreiben und dabei das Schulbuch nutzen lassen – oder eine Open-Media-Klausur mit Zu gri ff auf das Internet. An Univer sitäten ist beides längst etabliert.  Ebenso kann ich die Sozialform ändern und Phasen von Zusam menarbeit in Prüfungen integrie ren. Die letzten Nobelpreise ha ben überwiegend Teams bekom men, weil Spitzenforschung Teamwork ist. Warum sollte ich das nicht schon in der Schule üben – und dann auch in die Prü fung integrieren? »Die Prüfung erwächst aus dem Unterricht«, so eine schulpädagogische und

Druck zerbrechen auch Kinder. Die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt. Wenn ich die Wahl habe, (Prüfungs-)Druck auszuüben, um eine Normalverteilung zu erzwin gen, oder Lernende stärken und ih nen so ermöglichen kann, eigen ständig zu zeigen, was sie können – dann versuche ich sie zu stärken und ihre Lernprozesse besser zu begleiten. Scheitern muss möglich sein Natürlich sind nicht alle Prüfungen stärkende Erfahrungen, meine erste praktische Fahrprüfung zählt dazu. Die Erfahrung des Scheiterns muss auch in Schule erlebbar sein. Aber Kinder lernen mehr daraus, wenn sie an selbstgewählten Herausfor derungen scheitern als an Prüfungs formaten, die weder wir Lehrerin nen und Lehrer noch Schülerinnen und Schüler als sinnvoll, sondern als künstlich emp fi nden. PS: Auch dieser Text ist (natürlich) kollaborativ entstanden, denn Aus tausch und Zusammenarbeit sind für mich aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Vielen Dank an die Mitglieder der virtuellen Lehrkräfte zimmer, die sich online über die Hashtags #FediLZ und das #twlz z.B. auf Twitter (bzw. X) und im Fediver se (z.B. auf Mastodon) vernetzen! 

Foto: privat

Niels Winkelmann ist Mitglied des Philologenverbands Nieder sachsen und unterrichtet an der Cäcilienschule in Wilhelmshaven die Fächer katholische Religion, Deutsch und Mathematik. Über seine Erfahrungen im Schulall tag und über Digitalität und Lernkonzepte bloggt er unter www.digilog.blog -rechtliche Maxime. Zumal die Er gebnisse nicht unbedingt besser sind, wenn sich alle zu Beginn ei ner Klausur kurz über Text und Aufgaben austauschen dürfen. Aber die Schülerinnen und Schü ler fühlen sich wohler. Und nicht alle nutzen die Austauschphase – denn Prüfungen werden sehr in dividuell er- und durchlebt. Und genau dieses Erleben ist von zentraler Bedeutung: Unter Druck entstehen Diamanten. Aber unter

[1] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/ zeugnisse-schuljahr-ende-noten-102.html

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