Profil 6/2025
PROFIL // Termine
wandlung von Entgelt in Freizeit oder die Erhöhung der Jahressonderzahlung – könnten auch im TV-L-Kontext sinnvoll und attraktiv sein, insbesondere für Beschäftigte im höheren Dienst. 3. Die freiwillige Verlängerung der Ar beitszeit könnte angesichts des Lehrkräf temangels für bestimmte Gruppen eine pragmatische Lösung darstellen und so unpopuläre Zwangsmaßnahmen vermei den helfen. Tarifabschlüsse in der Privatwirt schaft zeigen oftmals höhere pro zentuale Steigerungen bei kürzeren Laufzeiten. Hinzu kommen attrakti vere variable Vergütungsbestandtei le und fl exiblere Arbeitszeitmodelle. Beispielsweise erhöht sich das Ent gelt für die knapp 750.000 Beschäf- tigten im Bauhauptgewerbe zum 1. April 2025 um 4,2 Prozent und Vergleich mit Abschlüssen in der Privatwirtschaft
nochmals um 3,9 Prozent zum 1. April 2026. In der chemischen Industrie er höht sich das Entgelt zum 1. April 2025 um 4,85 Prozent bei einer Lauf zeit bis Februar 2026. Der Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie ist mit einer Erhöhung von 2,0 Prozent zum 1. April 2025 und weiteren 3,1 Prozent zum 1. April 2026 eher mode rat. Allerdings bieten hier tari fl iche Zusatzleistungen (zum Beispiel T-ZUG A) besondere Vorteile: Schicht arbeitende, Beschäftigte mit Kinder betreuung oder mit p fl egebedürftigen Angehörigen können das Zusatzgeld in bis zu acht freie Tage umwandeln.
Verhandlungen sollten die Gewerk schaften daher: 1. Eine Entgelterhöhung fordern, die mindestens dem Niveau des aktuellen Abschlusses entspricht, idealerweise mit kürzerer Laufzeit und höheren prozen- tualen Steigerungen. 2. Qualitative Elemente wie Langzeitkon ten oder die Umwandlung von Entgelt in Freizeit nur dann aufgreifen, wenn sie nicht zu einer faktischen Entgeltabsen kung führen. 3. Die besonderen Belastungen im Bil dungsbereich und den Fachkräftemangel stärker in den Mittelpunkt rücken. 4. Auf die Übertragbarkeit tari fl icher Komponenten auf das Besoldungsrecht achten, um Verwerfungen insbesondere in der B-Besoldung zu vermeiden. Die Tarifrunde im Herbst 2025 wird zeigen, ob und wie stark die Länder bereit sind, in ihre hochquali fi zier ten Beschäftigten zu investieren und die Attraktivität des ö ff entlichen Dienstes langfristig zu sichern.
Fazit
Die Tarifeinigung für Bund und Kommunen stellt einen Kompromiss dar, der die Einkommenslücke zur Privatwirtschaft nicht schließen wird. Für die kommenden TV-L-
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