Profil 6/2025
Foto: AdobeStock
PROFIL
der Organisation von Unterrichts abläufen von zunehmend von Schülerinnen und Schülern selbst gesteuerten Lernprozessen zu se hen. Vielleicht bedurfte es dazu tat sächlich keiner Lehrerpersönlich keiten, wurden sie als Unterrichts organisatoren doch ihrer Vorbild funktion beraubt. Davon unberührt blieb der Bil dungs- und Erziehungsauftrag des allgemeinbildenden Schulwesens bestehen, und er hat mit dem Er werb der Kompetenzen Beurtei lung, Bewertung und Werteorientie rung in der aktuellen Situation der Auseinandersetzung um Wertvor stellungen in Gesellschaft und Poli tik eine neue Bedeutung bekom men. Damit müssen Überlegungen und Diskussionen verbunden wer den, die sich mit dem Pro fi l aus einandersetzen, zu dem angehende Lehrkräfte in ihrem eigenen Bil dungsprozess in unterschiedlichen Phasen befähigt werden. Erst wenn darüber ein Konsens erzielt wird, können Pläne für die Neustrukturie rung der Lehrerbildung in Koope ration von Universität und Staat und mit fachspezi fi schen Akzentuie rungen in Angri ff genommen wer den. Diese betre ff en alle Fächer, nicht nur die sogenannten MINT- Fächer. Ohne Zweifel kommt nicht zuletzt in den sogenannten geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern der Lehrerpersönlichkeit eine besondere Rolle zu. Doch welche Anforderungen sollen Lehrkräfte erfüllen, zu denen sie Fachstudium und Praxisorientie rung befähigen? In jedem Unter richtsfach müssen Lehrerinnen und Lehrer didaktische Reduktionen vornehmen, damit ihre Schülerin nen und Schüler auf ihre jeweilige Alters- und Entwicklungsstufe ange passt Kenntnisse erwerben und Einsichten in komplexe Zusam
sie maßgeblich zur Persönlichkeits bildung der ihnen mit einem staatli chen um Erziehung erweiterten Auftrag anvertrauten Schülerinnen und Schüler beitragen müssen? Das ist ihre Kernaufgabe. Lange Zeit haben mit Beginn der 1970er Jahre Bildungspolitik, Erzie hungswissenschaften und gesell
schaftlicher Diskurs die Bedeutung von Lehrkräften – besser: von der Lehrerpersönlichkeit – für Bildung und Erziehung eher gering ge schätzt bzw. sogar verkennen wol len. Angesichts von ideologischen Beein fl ussungen im Dritten Reich oder auch in der DDR gab es dafür durchaus Gründe. So kam es dazu, die Rolle der Lehrkraft vorrangig in
13
PROFIL // 6/2025
Made with FlippingBook Annual report maker