Profil 6/2025
PROFIL // DPhV-Standpunkte
stützung durch die Schulbehörden lückenhaft bleibt. Es mangelt an schulpsychologischem und sozial arbeitendem Personal, an multipro fessionellen Teams, die Lehrkräfte in Krisensituationen entlasten könnten. Präventionsarbeit ist wichtig – aber sie darf nicht als Fei genblatt dienen, während die Be tro ff enen im Ernstfall allein gelas sen werden. Die Länder müssen endlich ent schlossen handeln und den Schutz der Lehrkräfte zur Chefsache ma chen. Es braucht zentrale, unab hängige Anlaufstellen in jedem Bundesland, an die sich Lehrkräfte bei Gewaltvorfällen direkt und ver traulich wenden können. Bei kör perlichen Übergri ff en muss die zu ständige Behörde umgehend Straf anzeige stellen – dieser Vorgang darf nicht auf die Lehrkraft abge wälzt werden! Es braucht klare Leit linien und Sensibilisierung der Schulleitungen, damit sie Vorfälle konsequent weiterleiten und Be tro ff ene unterstützen. Und letztlich ist auch ein professionelles Betreu ungssystem mit psychologisch ge schultem Fachpersonal unerläss lich, um die Folgen von Gewalt auf zuarbeiten und Dienstunfähigkeit zu verhindern. Wir dürfen uns nicht länger mit halbherzigen Maßnahmen zufrie dengeben. Gewalt an Schulen ist kein Tabuthema mehr, auch nicht gegen Lehrkräfte – sie ist Realität. Doch wir sind nicht machtlos! Stel len wir uns dieser Realität mit Mut, Konsequenz und Solidarität! Unse re Schulen müssen Orte der Sicher heit und Wertschätzung sein – für alle, die dort lernen und lehren. Was braucht es also?
O ff ener Brief an Bundesministerin Karin Prien
Sehr geehrte Frau Bundesministerin, liebe Frau Prien,
Unser Appell: Viele Maßnahmen stehen etwa unter Finanzierungs vorbehalt. Konkrete Zahlen und verbindliche Zusagen fehlen, ins besondere bei den geplanten In vestitionen in die Sanierung und den Neubau von Schulen. Allein für Letzteres werden mindestens 60 Milliarden Euro gebraucht. Und auch der Digitalpakt muss entwe der von insgesamt circa 5 Milliar den Euro auf circa 6,5 Milliarden Euro aufgestockt werden, oder besser: Der Bund sollte sich nun mit Ihnen als zuständiger Bundes ministerin wieder stärker als mit den bisher vorgesehenen 50 Pro zent an der Finanzierung des Digi talpakts 2.0 beteiligen. Eine Ori entierung an der Aufteilung der Kosten wie im Digitalpakt 1.0 hal ten wir für angemessen. Auch die Stärkung des Bildungs föderalismus als wichtiges demo kratieförderndes Prinzip ist begrü ßenswert, darf aber – am folgen den konkreten Beispiel gezeigt – nicht auf Kosten der Umsetzbar keit bundesweit dringend benötig ter Maßnahmen gehen, insbeson dere unter dem Gesichtspunkt der Chancengerechtigkeit. Die ge plante verp fl ichtende Teilnahme aller Vierjährigen an einer Diag nostik ihres Sprach- und Entwick lungsstandes ist grundsätzlich ein wichtiger Schritt, doch ohne an schließende verbindliche Förder maßnahmen für die Stärkung der
Pressemitteilung vom 14. Mai
wir gratulieren Ih nen herzlich und freuen uns, dass Sie auf Bundesebene die Ver
antwortung dafür übernommen haben, Bildung in Deutschland, auch in guter Kooperation mit den Ländern, zukunftsfähig und ge recht weiterzuentwickeln. Dazu hat Ihre Partei zusammen mit der SPD wichtige Vorhaben im Koaliti onsvertrag niedergeschrieben. Als Deutscher Philologenverband (DPhV) begrüßen wir die darin er wähnte Nutzung des Sonderver mögens für die Sanierung der Schulbauten, die Ansätze für ex zellente Lehrkräftebildung, eine datenschutzkonforme Bildungs-KI, einen neuen Digitalpakt und die verp fl ichtende vorschulische Sprach- und Entwicklungsstand diagnostik. Diese Entscheidungen sind nötig und überfällig. Gut, dass Sie sie angehen! Wir freuen uns darüber! Wir befürchten jedoch auch, dass die Umsetzung mancher Ziele an der Realität scheitern könnte und wichtige Projekte nicht gut genug umgesetzt werden könnten, da ei nige der vorgestellten Maßnahmen noch zu unklar sind. Daher appel lieren wir an Sie, Frau Prien: Las sen Sie auf die geschriebenen Wor te gute und konkrete Taten folgen!
Dieser Beitrag erschien gekürzt in der Fuldaer Zeitung am 8. Mai 2025
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