Profil 12/2024
PROFIL // Begegnungen
Die eigene Wirkung kennen John Hattie im Gespräch Hohe Erwartungen der Schüler an sich selbst haben die höchste E ff ektstärke, aber noch vor dem Ein fl uss der Eltern steht in der E ff ektstärke laut Hattie der Ein fl uss, den Lehrkräfte mit positiven hohen Er wartungen an ihre Schüler ausüben können
Foto: Schirrmacher
28 PROFIL // 12/2024 gebnissen führen („What works best?“). Einige Aspekte aus diesem Bereich, auf die Lehrkräfte bezogen, führte Hattie aus: Lehrkräfte sollten von Anne Schirrmacher M itte November hatte der Bil dungsforscher John Hattie mehrere Auftritte in Deutsch land, einer davon war in Berlin in der Landesvertretung Baden-Württem berg. Hattie hielt einen Vortrag, da nach war er im Gespräch mit den Bil dungsministerinnen von Baden-Würt temberg, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz: Theresa Schopper, Karin Prien und Dr. Stefanie Hubig. Seit der Hattie-Studie 2009 und der Verö ff entlichung von „Visible Lear ning“/“Lernen sichtbar machen“ hat sich Hattie weiter mit den Vorausset zungen für das Lernen an Schulen und den Ein fl uss der Lehrkräfte auf die Schülerinnen und Schüler be schäftigt. Das war auch der Hauptfokus seines Vortrags: Es gehe nicht nur darum, durch evidenzbasierte Studien zu un tersuchen, was im Kontext von Schule und Lernen allgemein funktioniert und zu Fortschritten führt („What works?“), sondern die Haltungen und Handlungen, die zu den besten Er
bung an sich wahrnehmen, im positi ven wie im negativen. Hohe Erwartun gen der Schüler an sich selbst haben die höchste E ff ektstärke, aber noch vor dem Ein fl uss der Eltern steht in der E ff ektstärke laut Hattie der Ein fl uss, den Lehrkräfte mit positiven hohen Erwartungen an ihre Schüler ausüben können. Eine hohe Anzahl von Schülerinnen und Schülern hätten laut Hattie in Untersuchungen „Langeweile“ als Hauptgefühl in der Schule angege ben, der Enthusiasmus für Schule und Lernen nehme kontinuierlich in den höheren Klassenstufen ab. Um dagegen anzugehen, dürften die Lehrkräfte sich nicht darauf be schränken, Faktenwissen zu vermit teln, sondern den Kindern und Ju gendlichen beizubringen, die richti gen Fragen zu stellen. Dies bereitet sie auch auf die digitale Umgebung der Gegenwart und Zukunft, die in Bildung und Beruf von KI geprägt sein wird, vor. Das Ziel sei, die Ler nenden unabhängig von der Lehr kraft zu machen – Schülerinnen und Schüler, die in ihrem Lernen abhän gig von den Lehrkräften seien, hätten ein Problem.
auf ihre Tätigkeit aus der Perspektive des Lernens der Schülerinnen und Schüler blicken – und sich nicht in Theorien des Unterrichtens verlieren. Viele Lehrkräfte hätten bereits eine sehr große Wirkung auf ihre Schüle rinnen und Schüler, und seien sich dessen oft noch nicht bewusst. Eine der größten Auswirkungen auf das Lernverhalten hätten die Erwartun gen, die Kinder und Jugendliche ge genüber sich selbst haben und die Erwartungen, die sie aus ihrer Umge
Der Bildungsforscher John Hattie bei seinem Vortrag in Berlin
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