Profil 12/2024
Foto: Bauer
PROFIL // Begegnungen
Pater Alois Grimm, ermordet von National sozialisten. Collage von Alena Bauer.
Ein wertvolles Ergebnis der letzten DLP-Preisverleihung Alena Bauer und Johannes Heitmann erinnern an die Judenverfolgung in St. Blasien
von Walter Tetzlo ff D ass die Preisträgerinnen und Preisträger der alljährlichen Endausscheidung für den Deutschen Lehrkräftepreis Garanten für Qualität sind, ist uns im Deut schen Philologenverband hinrei chend bekannt. Umso erfreulicher, dass wir eine wertvolle Arbeit unse rer Preisträger aus dem Jahr 2024 nun in Buchform lesen und schätzen können. Die Rede ist von Alena Bauer und Jo hannes Heitmann, zwei baden-würt tembergischen Lehrkräften, die ein pädagogisch und erinnerungspoli tisch großartiges Projekt mit Schüle rinnen und Schülern initiiert und durchgeführt haben. Worum geht es? Die hochmotivierte Gruppe hat sich in der kleinen Stadt St. Blasien auf den Weg gemacht und Spuren ver folgt. Es ging ihr darum, die jüdi schen Mitbürgerinnen und Mitbür ger, die bis zum Beginn der NS-Zeit in St. Blasien gelebt und gewirkt hatten, dann aber dem Nazi-Terror entweder entkommen konnten oder diesen mit dem Leben bezahlen mussten, aus fi ndig zu machen. Das ist nicht wörtlich zu nehmen, denn angesehene jüdische Mitglieder der
27 PROFIL // 12/2024 Den Preisträgerinnen des Deut schen Lehrkräftepreises gebührt Dank für ihre Leistung, aber in ebensolchem Maße ihren Schüle rinnen und Schülern. Alena Bauer und Johannes Heitmann (Hrsg.): Erinnerungsort St. Blasien. Heimat – Menschen – Schicksale, Leipzig 2024 festgehalten wurde, ist faszinie rend. Die Recherchen in gut les baren Texten sind es dabei nicht al lein, die die Leserinnen und Leser ansprechen, es ist auch die graphi sche Gestaltung. Alena Bauer trug biographiebezogene Collagen bei, die eine Verbindung zwischen dem bürgerlichen Leben der Verfolgten und ihrem späteren Schicksal her stellen. Ergänzt werden diese durch zahlreiche Fotogra fi en, die Angehö rige, Kinder und Enkelkinder be wahren konnten. So ist auf diese Weise eine Dokumentation entstan den, die man gern zur Hand nimmt und die sicherlich nicht dazu führen wird, dass die Menschen jüdischen Glaubens, die Opfer des Rassen wahns wurden, dem Vergessenwer den anheim fallen.
städtischen Gesellschaft sind längst verstorben. Für deren Angehörige allerdings gilt das nicht. Mit diesen in Kontakt zu treten und sie zu befragen, diese Recherche mit den „Stolpersteinen“ in Verbin dung zu bringen und auf diese Wei se Leben nachzuzeichnen und Erin nerungskultur anschaulich zu be treiben, das war das Ziel der Schü lerinnen und Schüler und ihrer Lehrkräfte. Und das Ergebnis, das jetzt in dem Band
Verö ff entlichung der DLP-Preisträger Alena Bauer und Andreas Heitmann
Foto: Hentrich & Hentrich
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