Blickpunkt Schule 3 2025

Stressforschung. Inzwischen wird das Programm in Ge sundheitseinrichtungen, sozialen Institutionen, Unterneh men – und zunehmend auch im Bildungsbereich – erfolg reich angewendet. Im weiteren Verlauf ging Vera Kaltwasser insbesondere auf zwei zentrale psychologische Mechanismen ein, die im Alltag häufig unbewusst wirken und durch achtsames Trai ning gezielt hinterfragt und bestenfalls minimiert werden können: den Negativity Bias und automatisierte Gewohn heitsmuster. Der sogenannte Negativity Bias beschreibt die Neigung des menschlichen Gehirns, negative Erfahrungen, Emotio nen oder Gedanken stärker zu gewichten als positive. Die ser Fokus auf das Negative sorgt dafür, dass Belastungen oder Stressmomente überproportional wahrgenommen werden. Achtsamkeit helfe dabei, diesen inneren Automa tismus zu erkennen und einen ausgewogeneren Blick auf die eigenen Erfahrungen zu entwickeln. Ebenso tief verankert seien Gewohnheitsmuster, also automatisierte Denk- und Verhaltensweisen, die besonders unter Druck unbewusst abgerufen werden. Achtsamkeit ermögliche es innezuhalten, bewusster wahrzunehmen und dadurch neue, konstruktivere Reaktionsmuster für sich Im Anschluss an diese theoretischen Grundlagen leitete Vera Kaltwasser praktische Atemübungen an, mit deren Hilfe die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Verbindung zwischen Körper und Geist unmittelbar erfahren konnten. Viele spürten bereits nach kurzer Zeit, wie durch bewusste Atemwahrnehmung innere Ruhe, Klarheit und Distanz zum eigenen Gedankenstrom entstehen konnten. Die Referen tin betonte, dass Achtsamkeit keine kurzfristige Technik, sondern ein kontinuierlicher Übungsweg sei. Tägliche Praxis fördere nachweislich Stressreduktion, emotionale Stabilität und Konzentrationsfähigkeit – sowohl bei Lehr kräften als auch bei Schülerinnen und Schülern. Trainingsprogramm Ein wichtiges Element des Vortrags war die Vorstellung des Programms ‘Achtsame acht Wochen’, das speziell für Schulen und Lehrerkollegien konzipiert wurde. Es handelt sich um ein wissenschaftlich fundiertes Trainingsprogramm, das einen klar strukturierten Ablauf bietet, um Achtsam keit systematisch in den pädagogischen Alltag zu integrie ren. Ziel ist es, regelmäßig zu meditieren, achtsames Be wegen zu praktizieren, eigene Stressoren im Schulalltag bewusst wahrzunehmen und auf dieser Basis wirksame Bewältigungsstrategien zu erproben. Der Vortrag endete mit einem regen Austausch, in dem deutlich wurde, wie hoch das Interesse an einem bewuss teren, nachhaltigeren Umgang mit den Herausforderungen des Schulalltags ist. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen wertvolle Impulse mit, um Achtsamkeit künftig in ihr eigenes Leben und Wirken im schulischen Umfeld zu in tegrieren. selbst zu etablieren. Praktische Übungen

34 hphv intern SCHULE 3|2025

» v.l.n.r.: Tanya Gotta-Leger, Ulrich Striegel, Judith Eggersdorfer, Julia Schubert-Förster

Auswertung der Tagung Rege Beiträge in Form von Fragen und Diskussionspunkten zeugten vom Interesse der Teilnehmerinnen und Teilneh mer am Thema der Tagung. Ausgeglichene Lehrkräfte sind wichtig für den pädagogischen Prozess und den Unterricht. Als hilfreiche Ansätze wurden die Selbstreflexion (‘Acht samkeit’) sowie die Vernetzung und Zusammenarbeit deutlich. Klar wurde auch, dass die Selbststeuerung ein wichtiger Baustein im Prozess von Stressabbau und dem Finden der Balance ist. Die fundierten Vorträge der Refe rentinnen und Referenten lieferten eine Reihe von Informa tionen und Anregungen. Allerdings liegen eine große An zahl von Belastungs- bzw. Entlastungsfaktoren in den Ent scheidungsbereichen von HMKB, Schulträger oder Schul leitung. Hier muss dringend für Verbesserungen gesorgt werden. Die PA-Vorsitzende Tanya Gotta-Leger dankte den Teil nehmerinnen und Teilnehmern der Tagung für ihr Interesse und ihre aktive Beteiligung an den Diskussionen. Sie ermu tigte dazu, Wünsche und Vorschläge für zukünftige The men Pädagogischer Tagungen direkt an den Pädagogi schen Ausschuss zu richten (gotta-leger@hphv.de). Außer der Konzeption und Durchführung von Tagungen bearbei tet der Pädagogische Ausschuss Anträge der Vertreter- versammlung und setzt eigene Schwerpunkte (s. auch hphv-Homepage) . Mitglieder des hphv, die sich durch ihre Mitarbeit an pädagogischen und auch gewerkschaftlichen Themen mit in die Verbandsarbeit einbringen wollen, werden gerne zum ‘Reinschnuppern’ in eine Sitzung ein geladen (Kontakt s.o.) . Die Mitarbeit im Pädagogischen Ausschuss ermöglicht auch den Zugang zu Informationen und den Überblick über ein großes Spektrum im schulischen Bereich. Die PA-Vorsitzende Tanya Gotta-Leger und die stellver tretende PA-Vorsitzende Julia Schubert-Förster dankten den Mitgliedern des Pädagogischen Ausschusses für ihre Mitarbeit, insbesondere Friedrich Bell für die Organisation, Björn Bock für das Technikmanagement und Angelika Kie ne-Bock für diverse Hilfen bei der Vorbereitung. Ein weite res Dankeschön ging an Dr. Iris Schröder-Maiwald und ihr Team für die Unterstützung durch die Geschäftsstelle.

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