Blickpunkt Schule 3 2025
Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes
Zeitschrift des Hessischen Philologenverbandes
Ausgabe 3|2025 · D 30462
SCHULE
In dieser Ausgabe: Wandplaner 2025|2026
Schulsport
SCHULE 3|2025
• Pädagogische Tagung
• Drei Fragen an …
•Beihilfe-Tipps
Foto: highwaystarz/AdobeStock
Foto: Racle Fotodesign/AdobeStock
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
SCHULE 3|2025 Inhalt | In eigener Sache 2
wollen, senden Sie ihn gern an die Redak tion von Blickpunkt Schule . In der Reihe ‘Lehrkraft im Ausland’ gibt es als zweiten Beitrag einen Bericht von Katja Roddert über ihre Zeit an der Deut schen Schule in Lima. In der Rubrik ‘Drei Fragen an …’ berichtet in dieser Ausgabe der Landesvorsitzende des Philologenverbandes Sachsen (PVS), Thomas Langer, über die bildungspolitische Lage in seinem Bundesland. Dort sind ge rade massive Verschlechterungen der Ar beitsbedingungen für Lehrkräfte geplant, gegen die der PVS auf unterschiedliche Weise vorgeht. Bei den hphv-Aktivitäten auf Landes- und auf Bundesebene gibt es unter ande rem einen ausführlichen Bericht über die Pädagogische Tagung des hphv zum Thema ‘Achtsam im Schulalltag – Wege zu mehr Gesundheit und Balance für Lehrkräfte’ am 20. und 21. März in Grünberg. Zudem fin den sich unter anderem Artikel über die Tagung des DPhV-Bundesvorstandes am 9. und 10. Mai in Göttingen und die Früh jahrstagung der Jungen Philologen vom 3. bis 5. April in Hamburg. Der hphv-Pensionärsbeauftragte Heinz Seidel blickt auf das 1. Pensionärstreffen dieses Jahres in Erbach und Michelstadt zurück und lädt am 5. September zur 2. Veranstaltung dieser Art nach Fulda ein. Wie immer danke ich allen Verfasserin nen und Verfassern der Artikel für ihre Mit arbeit an diesem Heft. Ohne sie könnte es nicht in der vorliegenden Form erscheinen. Wer auch gerne einmal einen Text für Blick punkt Schule verfassen möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf! Ich wünsche Ihnen schöne und erhol- same Sommerferien.
von BORIS KRÜGER
In eigener Sache
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Editorial
Titelthema » Wie aus Bewegung Bildung wird 4 » Sicher Schwimmen lernen in Hessen 10 » PM: hphv unterstützt Forderungen der DLRG 11 » Das Goethe-Gymnasium Kassel – Partnerschule des Leistungssports 12 Pro & Contra » Verzahnung Theorie und Praxis im Sportunterricht der Oberstufe Nachgefragt » Wissenswertes rund um das Thema Beihilfe in Hessen 16 Fachverbände stellen sich vor » Die Chancen des Philosophie- und Ethikunterrichts 19 Best Practice » Rechtsradikalismusprävention im Unterricht 21 Lehrkraft im Ausland » Auslandsschuldienst an der Deutschen Schule Alexander von Humboldt 25 3 Fragen an … » Thomas Langer, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen 28 Leserbrief » … zum Artikel ‘Stress machen, aber richtig’ 29 hphv intern » Achtsam im Schulalltag – Wege zu mehr Gesundheit für Lehrkräfte 30 » Vertreterversammlung bereits im Blick 35 » Blickpunkt Schule künftig nur in digitaler Form lesen? 35 » Politik im Dialog 36 hphv unterwegs » DPhV-Bundesvorstandssitzung mit starker hessischer Beteiligung 37 14
N ach zwei Heften von Blickpunkt Schule zu aktuellen bildungspoliti schen Themen widmet sich die vor liegende Ausgabe speziell einem Schul fach, nämlich Sport. Seine Ziele, Inhalte und Herausforderungen werden aus ver schiedenen Perspektiven ausführlich be leuchtet. Als Praxisbeispiel für eine Part nerschule des Leistungssports stellt sich das Goethe-Gymnasium in Kassel vor. Auch die Rubrik ‘Pro und Contra’ beschäftigt sich mit einem Thema aus dem Fach Sport: Es geht um den Sinn und Nutzen der Sport theorie in der Oberstufe. Sehr praxisnah dürften die Tipps in der Reihe ‘Nachgefragt’ sein, die sich diesmal um die Beihilfe drehen. Das Thema brennt allen unter den Nägeln, weswegen der hphv über den dbb Hessen schon zahlreiche Vor stöße unternommen hat, die Abwicklung der Anträge zu beschleunigen. Was Sie selbst dazu beitragen können, legt Ihnen Kerstin Mück vom vdl Hessen dar. Neu ist die Rubrik ‘Fachverbände stellen sich vor’. In loser Abfolge sollen diese die Gelegenheit bekommen, ihre Ziele und ihr Angebot vorzustellen und so eventuell zu einem Beitritt anzuregen. In dieser Aufgabe sind es gleich zwei Fachverbände, die sich vorstellen: passend zum Titelthema der Deutsche Sportlehrerverband Hessen im großen Artikel zum Schulsport in Hessen sowie der Fachverband Philosophie in die ser neuen Rubrik selbst. Im ersten Beitrag der ebenfalls neuen Rubrik ‘Best Practice’ berichtet Doris Schmidt ausführlich über die Einsatzmöglichkeiten des Films ‘Die Ermittlung’ als Rechtsextre mismusprävention im Unterricht. Wenn Sie auch einen guten Unterrichtsentwurf haben, den Sie anderen zugänglich machen
» Jungphilologen konferieren in Hamburgs Hafencity » Zwei Tage in Göttingen
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Senioren » 1. Pensionärstreffen in Erbach/Michelstadt
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» 2. Pensionärstreffen in Fulda Hauptpersonalrat » Nachrichten aus dem HPRS
Herzliche Grüße Ihr
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Ankündigung » Integrationskongress
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» Vertreterversammlung 2025 Personalien » Geburtstage | Wir trauern um
Boris Krüger
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IMPRESSUM
Der Hessische Philologenverband ist der Gesamtverband der Lehre rinnen und Lehrer an den Gymna sien in Hessen sowie an Schulen mit gymnasialem Bildungsange bot. Er ist der Fachverband im Deutschen Beamtenbund, Lan desbund Hessen (dbb), er ist dem Deutschen Lehrerverband Hessen (dlh) und durch den Deutschen Philologenverband (DPhV) dem Deutschen Lehrerverband (DL) angeschlossen. Für den Inhalt verantwortlich: Der Vorstand des Hessischen Philologenverbandes. Chefredaktion: Boris Krüger (V.i.S.d.P.) Mail: blickpunkt-schule@hphv.de Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Hessischer Philologenverband e.V. Geschäftsstelle: Schlichterstraße 18 Hessischen Philologenverbandes erscheint fünfmal im Jahr 2025. Mail: hphv@hphv.de Web: www.hphv.de Bank: Volksbank Odenwaldkreis BIC: GENODE51MIC IBAN: DE30 5086 3513 0004 3579 73 Der Verkaufspreis ist durch die Mitgliedsbeiträge abgegolten. Verlag und Anzeigenverwaltung: Pädagogik & Hochschul Verlag Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf Tel.: 0211 3558104 Fax: 0211 3558095 Mail: dassow@dphv-verlag.de Satz und Layout: Tel.: 0211 1795965 Fax: 0211 1795945 Mail: heinemann@dphv-verlag.de 75. Jahrgang | ISSN 0723-6182 Verleger: Hessischer Philologen- verband e.V. Die Zeitschrift »BLICKPUNKT SCHULE« des 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 307445 Fax: 0611 376905 www.dphv-verlag.de Anzeigenverwaltung:
Editorial
Foto: Hermann/AdobeStock
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Reihe der Klischees über Sport lehrkräfte ist nicht gerade kurz, und reicht vom spöttischen »Ball rein, Tür zu« bis hin zu »Sportlehrer, die haben es gut, müssen nichts korrigieren«. Das hat im Bundesland Hamburg so gar über eine Faktorisierung unter an derem nach Fächern zu einer spürba ren Mehrbelastung der Sportlehrkräf te über die zu erteilenden Pflichtstun den geführt. Wir lehnen als Verband jegliches Ansinnen ab, welches zu einer Spal tung der Kollegien führen würde, wenn solche Beispiele im wahrsten Sinne des Wortes ‘Schule’ machen. Jedes Fach hat seine Daseinsberech tigung, und ist gleichwertig zu be trachten, wenn auch natürlich in un terschiedlichem Umfang in der Stun dentafel der einzelnen Jahrgangsstu fen abgebildet. Das ist gut so, und da ran wollen wir festhalten. Die Lärm- belastung, die erhöhten Anforderun gen hinsichtlich des Unterrichts ange sichts der Stundengestaltung über binnendifferenziertes Üben, bis hin zum alltäglichen Bangen darum, ob die Halle nutzbar ist, das Material an und Ort Stelle. Oftmals weite Wege, zum nächsten Stadion, zum nächsten Schwimmbad sind keine Seltenheit.
von VOLKER WEIGAND Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes
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In einer unserer letzten Pressemit teilung war der Zustand der Sport stätten Thema. Zeit also, das Fach ausnahmsweise ein wenig mehr über dieses Heft in den Blickpunkt zu rü cken, welches eine wahrlich große Bandbreite an Fähigkeiten und Fertig keiten vermittelt und einfordert. Der Kampf um die Anerkennung ist nicht nur, aber auch ein Wesensmerk mal des Sportunterrichts. Sei es, dass es um die Einrichtung von Sportleis tungskursen geht, Fahrten mit sportli chem Schwerpunkt kontrovers disku tiert werden, oder die Existenz und Durchführung von Bundesjugendspie len (auch mit dem Hochhalten des Leistungsgedankens) immer wieder Gegenstand bundesweiter Debatten sind. Wie hat es Reinhard Fendrich doch gleich besungen? »Es lebe der Sport!«
SCHULE 3|2025
SCHULE 3|2025
Ihr
Volker Weigand
Wie aus Bewegung Bildung wird Auftrag, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven des Schulsports in Hessen Zum Auftrag des Schulsports in Hessen
Titelthema
Wer beim Stichwort ‘Schulsport’ nur an Bälle, Schweiß, An strengung und Leistung(svergleich) denkt, greift zu kurz und unterschätzt die pädagogische Tiefe und strukturelle Vielfalt dieses Bildungsbereichs deutlich. Denn Sport in der Schule ist weit mehr als bloße körperliche Betätigung – er ist ein eigenständiges Fach mit Bildungsauftrag und zu gleich ein wichtiger Motor für Gesundheit, Sozialerfahrung und Teilhabe. In Hessen gliedert sich der Schulsport daher nicht nur organisatorisch, sondern auch inhaltlich in zwei zentrale Säulen: den unterrichtlichen Sportunterricht, der im Rahmen verbindlicher Lehrpläne erteilt wird, sowie eine Vielzahl von außerunterrichtlichen Angeboten, die in AGs, Wettbewerben, Ganztagsprojekten oder Kooperationen mit Sportvereinen zum Tragen kommen. Diese beiden Handlungsfelder folgen unterschiedlichen Logiken, verfolgen aber gemeinsame Ziele: Sie schaffen vielfältige Zugänge zur Bewegung, fördern Motivation und Selbstwirksamkeit und leisten einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Während der Sportunterricht verbindlich organisiert ist und auf pädagogisch geplante Lernprozesse zielt, eröffnen außerunterrichtliche Formate zusätzliche Erfahrungsräume – niedrigschwellig, interes sengeleitet und oft im sozialen Miteinander. Erst im Zu sammenspiel beider Bereiche wird das volle Potenzial des Schulsports sichtbar: als Ort der Bewegung, als Raum für Begegnung – und als prägende Bildungsinstanz im Le bensalltag junger Menschen. Der schulische Sportunterricht: vom Vorturnen zur Persönlichkeitsbildung Viele erinnern sich noch gut: Technikreihen, Kraftzirkel, ‘Vorturnen’ am Reck oder leichtathletische Mehrkämpfe bestimmten über Jahrzehnte den Sportunterricht – beno tet wurde nach der Qualität der Bewegungsausführung, der erzielten Höhe, Weite oder Zeit. Tatsächlich war der Sportunterricht bis in die frühen 2000er-Jahre hinein in vielen Schulen stark am Modell des Vereinssports orien tiert. Gelernt wurde, was im Fußball, Handball oder Geräte turnen an Techniken, Regeln und Taktiken verlangt wurde – motorisch versierte Kinder hatten klare Vorteile. Doch die ses Verständnis von Sportunterricht hat sich seither grund legend gewandelt. Spätestens mit der Einführung des hessischen Kerncur riculums Sport (2011) wurde der Bildungsauftrag des Fachs neu definiert: Sport in der Schule ist nicht Selbstzweck, sondern soll zu einer ganzheitlichen Entwicklung beitra
Fotos [alle] : Christopher Heim
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gen. Der sogenannte Doppelauftrag – Erziehung zum und durch Sport – verankert den Anspruch, neben fachlichen auch personale und soziale Kompetenzen zu fördern. Es geht also nicht nur darum, wie gut ein Ball gespielt oder ein Gerät bewältigt wird, sondern auch darum, wie Kinder und Jugendliche dabei miteinander umgehen, sich selbst erfahren, Verantwortung übernehmen und Konflikte aus- tragen lernen. Dieser Doppelauftrag macht den Sportunterricht einzig artig im Fächerkanon: Es ist das einzige Schulfach, das körperlich-praktisches Können systematisch mit sozialen, personalen und reflexiven Kompetenzen verknüpft – und all das auch in die Leistungsbewertung einbezieht. Im Zentrum steht damit das Konzept eines erziehenden Sportunterrichts, wie ihn die Sportpädagogik seit vielen Jahren theoretisch und praktisch entfaltet: Bewegung und Sport werden nicht nur als Lerninhalte, sondern als Bil dungsmedien verstanden – Erfahrungsräume, in denen sich Selbstkonzepte entwickeln, in denen Kooperation und Wagnis, Erfolg und Scheitern erlebt und bearbeitet werden können. Wenn Schülerinnen und Schüler sich in Teams or ganisieren, Regeln vereinbaren, im Wettkampf fair streiten oder sich gegenseitig unterstützen, entsteht ein besonde rer pädagogischer Raum. Oder, wie es pointiert bei Prohl & Scheid (2017) heißt: »Im Gegeneinander miteinander agieren, um aneinander zu wachsen.« Damit einher geht ein deutlicher Wandel in der Unter richtsgestaltung: Statt einseitiger Technik- und Taktik schulung dominieren heute schülerorientierte, kooperative und reflexive Lernformen. Lernende sollen Bewegungsauf gaben nicht nur ausführen, sondern verstehen, gestalten,
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beurteilen – im Austausch mit anderen, im fairen Wett kampf, in neuen Rollen wie Coach oder Regelmanager. Die sogenannte Urteils- und Entscheidungskompetenz, also die Fähigkeit, sportliches Handeln zu reflektieren und ver antwortungsvoll mit sich und anderen umzugehen, ist ein zentrales Lernziel modernen Sportunterrichts. Auch die Inhalte des Unterrichts haben sich gewandelt: Aus der engen Auswahl klassischer Sportarten wurden im Kerncurriculum acht Bewegungsfelder entwickelt – von ‘Laufen, Springen, Werfen’ bis ‘Bewegen im Wasser’. Diese öffnen den Blick für alternative Bewegungsformen und neue Sportkulturen: Freerunning und Parcours statt (oder zusätzlich zu) Barren und Reck, Roundnet statt (oder zu sätzlich zu) Volleyball, Aqufitness statt (oder zusätzlich zu) Bahnenschwimmen. Die Vielfalt der Inhalte spiegelt dabei eine zentrale pädagogische Leitidee wider: Sport soll aus verschiedenen Sinnperspektiven erfahrbar werden – nicht nur unter dem Fokus von Leistung, sondern auch von Ge sundheit, Kooperation, Ausdruck, Körpererfahrung oder Wagnis. Kurz: Der schulische Sportunterricht hat sich in den letz ten zwei Jahrzehnten von einem ‘Vorturnfach’ zu einem pä dagogischen Erfahrungsraum mit hohem Bildungsanspruch entwickelt – ohne seinen bewegungspraktischen Kern zu verlieren, aber mit einem deutlich erweiterten Horizont. Der außerunterrichtliche Schulsport – vielseitig, motivierend und häufig in Kooperation mit Partnern aus dem organisierten Sport Sport in der Schule findet längst nicht mehr nur im Unter richt statt – er prägt auch das Schulleben durch Formate, die Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit, in den Pausen oder im Ganztagsbereich erreichen – niedrigschwellig, freiwillig und oft mit großer Begeisterung angenommen.
Deutscher Sportlehrerverband
Der Deutsche Sportlehrer- verband (DSLV) ist der größte Berufsverband für Sportlehr kräfte in Deutschland. Er vertritt die Interessen des Schulsports und des Sportunterrichts in allen
Titelthema
Bereichen des öffentlichen Lebens. Der DSLV setzt sich für die Förderung des Sports ein, insbesondere durch die kritische Reflexion und Herausstellung sei ner Bedeutung für den Einzelnen und die Gesell schaft. Zu seinen Aufgaben gehören die Vertretung aller Sportlehrkräfte, die Beratung in Fragen ihrer
Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie ihrer beruflichen Tätigkeit, die Aus richtung von Fachtagungen und Kon gressen und die Zusammenarbeit mit Institutionen und Organisationen im Bereich Sport und Sportwissenschaft. Nähere Informationen finden sich unter www.dslv.de bzw. www.dslv- hessen.de .
www.dslv.de
www.dslv-hessen.de
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Sportarbeitsgemeinschaften bieten eine Plattform zum Kennenlernen neuer Bewegungsformen und Sportarten. Ob Volleyball, Rudern, Tanz, Leichtathletik oder Golf – viele Schulen ermöglichen ihren Lernenden über AGs den Zu gang zu vielfältigen Bewegungsfeldern, zumeist angeleitet durch qualifizierte Übungsleitende. Hier kann ausprobiert, spezialisiert oder einfach mit Freude gespielt werden – ganz ohne Leistungsdruck, aber mit pädagogischer Qualität. Auch Pausensportprogramme bereichern den Schulall tag – etwa betreute Spielstationen auf dem Schulhof, Spieltonnen mit Ausleihmaterial oder kurze Bewegungs
pen (TAG) und Talentfördergruppen (TFG) werden sie unter Anleitung geschulter Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer individuell gefördert – eng verzahnt mit den Strukturen des Leistungssports. Beide Programme zeigen eindrucks voll, welches Potenzial in strukturierten Kooperationen liegt – für eine bewegte Schule und eine nachhaltige Nachwuchsförderung. Auch der Hessische Bewegungscheck, durchgeführt von den regionalen Sportkreisen, ist ein sehr gelungenes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Schulen und dem organisier ten Sport: Hier werden motorische Grundfähigkeiten erfasst, Förderbedarfe identifiziert und Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte, Eltern und Vereine ausgesprochen. Der Check ist damit zugleich Diagnosetool, Motivationselement und Aus gangspunkt gezielter Bewegungsförderung – zum Beispiel durch Anschlussangebote in Schule und Verein. Die Veranke rung dieses Instruments im schulischen Regelbetrieb ist bundesweit nahezu einmalig und zeigt, wie Bildungspolitik und der organisierte Sport gewinnbringend zusammen spielen können. Diese außerunterrichtlichen Formate sind weit mehr als ein Zusatzangebot: Sie machen Schule bewegter, ermög lichen individuelle Wege in die Sportkultur und schaffen Zugänge, wo klassische Vereinsbiografien an Grenzen stoßen. Fit für die Zukunft - Herausforderungen für einen starken Schulsport von morgen Der Schulsport in Hessen hat in den vergangenen Jahren zweifellos wichtige Fortschritte gemacht: Die Weiterent wicklung des Kerncurriculums, neue Förderprogramme wie der Hessische Bewegungscheck, vielfältige außerunter richtliche Angebote sowie eine zunehmende Öffnung in Richtung Ganztag und Vereinssport haben zu einer Auf wertung des Fachs beigetragen. Schulen engagieren sich zunehmend mit Kreativität und Einsatz für eine bewe gungsfördernde Gestaltung ihres Alltags. Trotz dieser positiven Entwicklung steht der Schulsport in Hessen weiterhin vor wichtigen Aufgaben. Der Anspruch, alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen zu erreichen, qualitativ hochwertigen Unterricht zu sichern und vielfäl tige Bewegungsangebote umzusetzen, bringt vielfältige Herausforderungen mit sich – strukturell, personell und inhaltlich – und die Bewältigung erfordert gemeinsame Anstrengungen von Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis. 1. Verbindliche Sicherung des Sportunterrichts Noch immer wird der Sportunterricht im Schulalltag vielerorts nicht im vollen vorgesehenen Umfang erteilt. Vertretungsregelungen, fehlende Lehrkräfte oder mangelnde Sportstätten führen dazu, dass gerade das Fach Sport häufig als Erstes gekürzt oder gestrichen wird. Um dem Bildungs- und Erziehungsauftrag gerecht zu werden, braucht es klare Rahmenbedingungen und eine verbindliche Absicherung der vorgesehenen
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impulse in Aula und Klassenzimmer. Sie sorgen für aktive Unterbrechungen, fördern den Bewegungsumfang und stärken die Konzentration im anschließenden Unterricht. Schulsportwettbewerbe wie Jugend trainiert für Olympia & Paralympics ermöglichen besonders talentierten Schüle rinnen und Schülern, sich sportlich zu messen – schulüber greifend, regional und in einigen Disziplinen sogar bis auf Bundesebene. Diese Wettbewerbe sind zugleich Schau fenster und Sprungbrett: für Fairplay, für Teamgeist – aber auch für Talentsichtung und Leistungsmotivation. Ein besonderes Aushängeschild Hessens sind die beiden Landesprogramme ‘Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen’ sowie ‘Talentsuche – Talent förderung’, die exemplarisch für eine gelungene Zusam menarbeit zwischen Schulen und dem organisierten Sport stehen. Das Programm ‘Schule und Verein’ schlägt seit 1992 eine stabile Brücke zwischen Bildungseinrichtungen und Sportvereinen. Finanziell gefördert durch das Hessi sche Kultusministerium und in enger Zusammenarbeit mit dem Landessportbund Hessen e.V. und der Sportjugend Hessen ermöglicht es jährlich rund 1000 Kooperations maßnahmen – vom Judokurs an der Grundschule bis zur Basketball AG am Gymnasium. Der besondere Reiz: Kinder und Jugendliche lernen den organisierten Sport dort ken nen, wo sie sich ohnehin täglich aufhalten – in ihrer Schule. Ergänzt wird dieses Angebot durch das Programm ‘Talent suche – Talentförderung’, das sportlich besonders begabte Schülerinnen und Schüler frühzeitig identifiziert und ge zielt weiterentwickelt. In sogenannten Talentaufbaugrup
Weitere Informationen …
… zu den erwähnten Landesprogrammen: Hessischer Bewegungscheck www.hessischer-bewegungscheck.de
Titelthema
Landesprogramm zur Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen https://kultus.hessen.de/unterricht/ schulsport/programme-und-angebote-schulsport
oder https://www.landessportbund hessen.de/geschaeftsfelder/schule bildung-und-personalentwicklung/ schule-und-verein/landesprogramm/ Landesprogramm Talentsuche – Talentförderung https://talentfoerderung.info/ oder https://www.landessportbund hessen.de/geschaeftsfelder/leis tungssport/sportstiftung-hessen/
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bildungskapazitäten an Hochschulen und Studiensemi naren. Gerade im Fach Sport, das hohe fachpraktische Anforderungen stellt, ist eine solide Ausbildung uner lässlich.
Wochenstunden – unabhängig von Schulform und Standort. Besonders dramatisch zeigt sich die Proble matik im Schwimmunterricht: Viele Grundschulen kön nen die vorgesehenen Schwimmzeiten nicht realisieren, weil es an Wasserflächen und ausgebildetem Personal fehlt. Die Folge: Ein alarmierender Anteil von Grund schulkindern verlässt die Primarstufe ohne sichere Schwimmfähigkeit. 2. Sportstättenversorgung als infrastrukturelle Daueraufgabe Viele Sporthallen in Hessen sind sanierungsbedürftig oder überbelegt, Schwimmzeiten (wie gerade beschrieben) in öffentlichen Bädern kaum verfügbar. Ohne adäquate Räumlichkeiten und Ausstattung lässt sich zeitgemäßer Sportunterricht jedoch weder qualitativ noch quantitativ umsetzen. Hier braucht es nachhaltige Investitionen, eine bessere Koordination zwischen Schulträgern und Spor tanbietern sowie gezielte kommunale Unterstützung. 3. Stärkung der Sportlehrkräftebildung und Bekämpfung des Fachkräftemangels Der Bedarf an qualifizierten Sportlehrkräften ist groß – und er wird angesichts steigender Schülerzahlen und wachsender Ganztagsangebote weiter zunehmen. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Lehramtsstudierenden im Fach Sport, insbesondere an Förderschulen und Berufs schulen. Es bedarf gezielter Strategien zur Nachwuchs gewinnung, zur Attraktivitätssteigerung des Lehramts studiums und zur nachhaltigen Verbesserung der Aus
4. Arbeitsbelastung anerkennen – zur oft unter- schätzten Leistung von Sportlehrkräften
Sportunterricht wird in der öffentlichen Wahrnehmung mitunter als ‘leichtes’ Fach angesehen – ohne Klassen arbeiten, ohne Korrekturen, dafür mit viel Bewegung an der frischen Luft. Dieses Bild greift jedoch zu kurz und wird der Realität sportpädagogischer Praxis nicht ge recht. Was im Klassenzimmer vergleichsweise geordnet abläuft, erfordert im Sportunterricht ein hohes Maß an Präsenz, Flexibilität und Belastbarkeit: Sportlehrkräfte arbeiten in lärmintensiven Räumen, betreuen Gruppen, die sich durch Weitläufigkeit und ständige Bewegung nur schwer überblicken lassen, und müssen gleichzeitig aktiv mitmachen oder sichern. Hinzu kommen organisa torische Anforderungen wie Materialtransporte, Geräte auf- und -abbau sowie wechselnde Einsatzorte – oft unter freiem Himmel oder im öffentlichen Raum. Diese Sichtbarkeit verlangt besondere Aufmerksamkeit und pädagogisches Geschick. Die vermeintliche Entlastung durch fehlende Korrekturzeiten wird durch diese Anfor derungen deutlich überkompensiert. Sportlehrkräfte brauchen daher nicht nur körperliche Fitness, sondern auch ein hohes Maß an Professionalität – und verdienen entsprechende Unterstützung im Schulalltag.
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Fazit Der Schulsport in Hessen steht besser da, als es öffentliche Debatten oft vermuten lassen: Lehrpläne wurden moderni siert, Kooperationen gestärkt, neue Programme und Impul se auf den Weg gebracht. Gleichzeitig bleibt viel zu tun – bei der strukturellen Absicherung, bei der Sportstättenver sorgung und vor allem bei der nachhaltigen Stärkung der Sportlehrkräftebildung. Doch die Potenziale sind groß: Sport bewegt nicht nur Körper, sondern auch Köpfe und Gemeinschaften. Wenn es gelingt, den Schulsport weiterzudenken – als Bildungs raum, Bewegungsfeld und Begegnungsort –, dann kann er auch künftig ein verlässlicher und lebendiger Bestandteil schulischer Bildung bleiben. Die Voraussetzungen sind da, der Wille vieler Akteurinnen und Akteure auch – jetzt braucht es Mut, Unterstützung und gemeinsame Schritte nach vorn. Denn eines ist sicher: Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung – und ein starker Schulsport ist kein Luxus, son dern eine Investition in unsere Zukunft! Der Vorstand des DSLV Hessen
5. Ausbau der Kooperationen mit dem organisierten Sport Programme wie ‘Schule und Verein’, der Hessische Bewegungscheck oder die Talentförderung zeigen, welches Potenzial in gelingender Kooperation zwischen Schulen und dem organisierten Sport liegt. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, bedarf es einer noch engeren Verzahnung beider Systeme – strukturell, finanziell und inhaltlich. Dazu gehört eine verlässliche Unterstützung für bestehende Programme ebenso wie die Entwicklung neuer Kooperationsformate, etwa im Rahmen des schu lischen Ganztags. Schulen können so von der Expertise und Infrastruktur des organisierten Sports profitieren – und Vereine neue Zielgruppen erreichen. 6. Bewegung als Querschnittsaufgabe in Schule denken – ohne Überlastung der Sportlehrkräfte Bewegung, Spiel und Sport gehören nicht nur in den Sportunterricht, sondern in den gesamten schulischen Alltag – von bewegtem Lernen über Pausensport bis hin zu bewegungsfördernden Schulhöfen. Diese Entwick lung ist pädagogisch sinnvoll, kann aber nicht allein auf den Schultern der Sportlehrkräfte ruhen. Um Bewegung als Querschnittsaufgabe wirksam zu verankern, braucht es multiprofessionelle Teams, ausreichende Ressourcen und eine klare Rollenteilung zwischen unterrichtlicher Verantwortung und außerunterrichtlicher Begleitung. Nur so kann die zunehmende Bedeutung von Bewegung im Schulalltag mit Qualität und Nachhaltigkeit umge setzt werden.
Literatur
Prohl, R. & Scheid, V. (2017): Bewegungskultur als Bildungsmedium . In V. Scheid & R. Prohl (Hrsg.), Sportdidaktik (S. 16–30). Wiebelsheim: Limpert.
Beispiel aus der Praxis
Fußballunterricht heute – Spielkompetenz im Team entwickeln Wie sieht moderner Sportunterricht im Bereich Fußball aus? Ein Unterrichtsbeispiel aus der Sekundarstufe I zeigt, wie sportliche Leistungsdifferenzen pädagogisch produktiv genutzt und gleichzeitig zentrale Aspekte der Persönlichkeitsbildung gefördert werden können. Die Unterrichtsreihe beginnt mit zwei Leitfragen, die gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern entwi ckelt werden: Was muss ein guter Fußballer oder eine gute Fußballerin können? Und: Wie spielen erfolgrei che Mannschaften eigentlich zusammen? Auf dieser Grundlage setzen sich die Lernenden Ziele – nicht nur individuell, sondern als festes Team , das über die ge samte Unterrichtsreihe hinweg zusammenarbeitet. Die Teams planen, trainieren, spielen und reflektieren gemeinsam. Unterstützt durch gezielte Leitfragen der Lehrkraft – etwa: Wie können wir fair aufstellen? Wie geben wir uns konstruktives Feedback? Wie erkennen wir Stärken im Team? – entwickeln sie sowohl ihr spiele risches Vermögen als auch ihr Zusammenspiel weiter. Spielstarke Kinder übernehmen dabei häufig Verant wortung als Kapitäne oder Coaches: Sie strukturieren
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Übungen, motivieren Teammitglieder oder übernehmen Organisation im Spiel. Die Lehrkraft tritt dabei in den Hintergrund, steht aber natürlich für Fragen, Anregun gen und Hilfestellung jederzeit zur Verfügung. Im Zentrum stehen kooperative Lernformen und selbstverantwortliches Handeln : Entscheidungen wer den im Team getroffen, Spielanalysen gemeinsam durchgeführt, Trainingsinhalte aus der Spielsituation heraus entwickelt. Der klassische Technikdrill tritt in den Hintergrund – im Vordergrund stehen spielnahe Lern aufgaben , bei denen sich alle Beteiligten aktiv einbrin gen können, unabhängig vom Leistungsniveau. Bewertet wird nicht nur das Ergebnis auf dem Spiel feld, sondern auch der gemeinsame Lernprozess: Wie hat das Team zusammengearbeitet? Wie ist es mit Rückschlägen umgegangen? Wurden Ziele reflektiert und angepasst? So verbindet der Unterricht fachliches Lernen mit sozialem Lernen – ganz im Sinne des päda gogischen Doppelauftrags des Sportunterrichts. Literatur: Heim, C. & Frick, U. (2014): Gemeinsam Fußball spielen. Den Schülern die Verantwortung für ihr Spiel übertragen. Sport & Spiel – Praxis in Bewegung 53 (1), 32–39.
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Titelthema
Foto: FS-Stock/AdobeStock
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Sicher Schwimmen lernen in Hessen D ie Bedeutung, sicher schwim men zu können, steht außer Frage – es ist gesundheitsför dernd, dient der Sicherheit im Wasser, weiteren Maßnahmen, die im Folgen den vorgestellt werden. 4. sicher Schwimmen können. Ziel ist es, im Rahmen des Schwimm unterrichts die vierte Niveaustufe,
Mit dem Schulschwimm pass Schwimmfähigkeiten fördern Seit dem Schuljahr 2022/2023 erhal ten die Schwimmjahrgänge an den hes sischen Grund- und Förderschulen den Schulschwimmpass. Dieser basiert auf der gemeinsamen Initiative ‘Sicherheit und Gesundheit im und durch Schul sport (SUGiS)’ der Kultusministerkonfe renz und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung. Im Rahmen dieser Initiative sollen die Schwimmfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern syste matisch gefördert werden. Grundlage für den Schulschwimm pass und die Schwimmausbildung sind Standards, die sich an diesen vier Niveaustufen orientieren: 1. Wassergewöhnung, 2. Grundfertigkeiten, 3. Schwimmen können (Basisstufe) und
also das ‘sichere Schwimmen’ zu erreichen. Für das Erreichen jeder Niveaustufe absolvieren die Schülerin nen und Schüler kriteriengeleitete Übungen im schulischen Schwimm unterricht. Diese Lernerfolge werden in Bezug auf die Schwimmfähigkeit sys tematisch von der Grundschule bis zur weiterführenden Schule dokumentiert. Für jede erreichte Stufe erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Auf kleber im Schulschwimmpass, der sich positiv auf die Motivation für den wei teren Entwicklungsverlauf auswirkt. Den hessischen Schulen stehen seit diesem Schuljahr darüber hinaus über die Lehrer- und Schülerdatenbank (LUSD) eine digitale Variante des Schulschwimmpasses sowie ein Beob achtungsbogen zur Verfügung. Mittels der LUSD kann außerdem der Lern fortschritt der Schülerinnen und Schü ler über eine Eintragung der erreichten Niveaustufe dokumentiert werden.
ermöglicht hierdurch Selbst- und Fremdrettung sowie die gesellschaft liche Teilhabe und Zugang zu wertvol len Lebensbereichen und Bewegungs räumen. Zwar liegt die Vermittlung der Schwimmfähigkeit zunächst in der Verantwortung der Eltern, doch Schu len haben die Möglichkeit, im Rahmen des Schwimmunterrichts alle Kinder und Jugendlichen zu erreichen. Sie können sie zielgerichtet beim Erwerb ihrer Schwimmfähigkeiten unterstüt zen und schließlich zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern ausbilden. Der Schwimmunterricht ist aus diesen Gründen jahrgangs- und schulformübergreifend ein fester Be standteil der hessischen Kerncurricula im Fach Sport und somit verpflich tend. Das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) unterstützt den hessischen Schwimm unterricht mit einer ganzen Reihe von
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Initiative ‘Hessen lernt Schwimmen’ Mit der Fortführung der Initiative ‘Hessen lernt schwimmen’ wird in Zusammenarbeit mit der Deut schen Lebens-Rettungs-Gesell schaft, des Hessischen Schwimm Verbandes und des Hessischen Ministeriums für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege über den regulären Schwimmunterricht hinaus ein weiterer wichtiger Bei trag zur Förderung der Schwimm fähigkeit geleistet, indem kosten lose Schwimmkurse für alle schul pflichtigen Kinder und Jugend- liche angeboten werden, die noch nicht über ein Schwimmabzeichen ‘Bronze’ verfügen. Die Initiative und zentrale Maßnahme wurde 2021 im Rahmen des Landespro gramms ‘Löwenstark – Der Bil dungsKick’ zur Kompensation der Folgen von Schwimmbadschlie ßungen während der Zeit der Corona-Pandemie ins Leben ge rufen. Das Hessisches Ministeri um für Kultus, Bildung und Chan cen stellt für die Fortführung in diesem Jahr 100000 Euro be reit. Die Kontaktaufnahme und Anmeldung erfolgen über die Ortsgruppen bzw. die ortsansäs sigen Schwimmvereine. Sicher Schwimmen lernen in Hessen Zentrales Anliegen der Hessi schen Landesregierung ist, dass jedes Kind schwimmen lernen soll – frühzeitig, sicher, mit Freu de und unabhängig der sozio ökonomischen Herkunft. Mit den beschriebenen Maßnahmen ver folgt das Land Hessen sowohl im Rahmen des Schwimmunter richts als auch darüber hinaus den Weg zum sicheren Schwim men und leistet einen wichtigen Beitrag für mehr Sicherheit, Selbstvertrauen und Teilhabe. Daniela Georgi | Referat I.3 des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen
Info
Hessischer Philologen- verband unterstützt Forde rungen der DLRG nach mehr Schwimmbädern und fordert deutlich mehr Investitionen in den Sportstättenbau Deutlich mehr Unterstützungsbedarf auch für die hessischen Kreise und Ge meinden hinsichtlich der Sanierung der Sportstätten sieht der Hessische Philo logenverband (hphv) und kann insbe sondere die Forderung der DLRG nach mehr Investitionen für die Schwimmbä der nachvollziehen. »Leider hat die Zahl der Ertrunkenen in Deutschland im letz ten Jahr wieder zugenommen«, bezieht sich Volker Weigand, der Landesvorsit zende des hphv, auf die gemeldeten Zahlen. Die nunmehr im Koalitionsvertrag ver einbarte Summe für den Bereich Sport stätten erscheint angesichts der Heraus forderungen für die Schulträger als viel zu gering. Angesichts von rund 230000 Sportanlagen in Deutschland, die zu mindest zum Teil auch von Schulen ge nutzt werden, müssten deutlich mehr Mittel bereitgestellt werden, fordert der Philologenverband. Zumal in manchen Gegenden gerade die Versorgung mit Schwimmbädern schon nicht mehr ge geben ist und es Schulen gibt, die für die Nutzung von Sportstätten weite Wege und somit auch einen höheren organi satorischen Aufwand auf sich nehmen müssen. »Die Attraktivität einer Schule lebt auch von dem kommunalen Angebot an Sportstätten, die für den Sportunterricht genutzt werden können, möglichst im Nahbereich und idealerweise fußläufig zur jeweiligen Schule«, sieht Weigand den Bund in der Pflicht, aus dem lnfra strukturpaket im Rahmen der Förderung umzuschichten. Inwieweit Kalt- und Freilufthallen als mögliche Lösungen ei ne Rolle spielen können, sieht der hphv aus der Perspektive des Schulsports eher kritisch. Pressemeldung vom 23. Mai 2025
Die Webseite https:/ www. hessen-lernt schwimmen.de/ HIER FINDEN SIE ALLE INFORMATIONEN ZUM SCHWIMMEN LERNEN
Titelthema
unterstützt interessierte El tern, Lehrkräfte und Schulen bei der Kontaktaufnahme und liefert weitere Informationen.
Dank der standardisierten und struk turierten Vermittlung im Sinne der Kompetenzorientierung dient der Schulschwimmpass außerdem als Instrument zur Unterrichtsplanung, -durchführung und -auswertung und folglich auch zur Sicherung der Qua lität des schulischen Schwimmunter richts. Perspektivisch soll der Schul schwimmpass zudem stärker mit den Deutschen Schwimmabzeichen ver zahnt werden, um so den Erwerb der Deutschen Schwimmabzeichen an hessischen Schulen zu erhöhen. Personal für den Schwimmunterricht gewinnen Der Erwerb und Erhalt der Rettungs fähigkeit der Lehrkräfte und des pädagogischen Personals sind verpflichtende Voraussetzung und von zentraler Bedeutung für den Schwimmunterricht. So werden auch in diesem Jahr über die Zen tralstelle für Schulsport und Bewe gungsförderung der Hessischen Lehrkräfteakademie in Zusammen arbeit mit den Wasserrettungsorga nisationen voraussichtlich über ein tausend Lehrkräfte in achtzig Veran staltungen ihre Rettungsfähigkeit auffrischen und über einhundert Personen nach einer erfolgreichen Teilnahme an der Qualifikationsrei he zur Erteilung von Schwimmun terricht als zusätzliches Personal für den Schwimmunterricht gewonnen werden können.
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SCHULE 3|2025
Das Goethe-Gymnasium Kassel – Partnerschule des Leistungssports
12 Titelthema SCHULE 3|2025
in Hessen mit so einer hohen Anzahl hoch qualifizierter Trainerinnen und Trainer. Ziel ist es, Talenten eine sportlich und schulisch abgestimmte Ausbildung zu ermöglichen (duale Karriere). Sportklassenschnuppertag Eine Bündelung sportlicher Talente erfolgt seit 1996 in der sogenannten Sportklasse des Goethe-Gymnasiums. Je weils dreißig talentierte Kinder können aufgenommen wer den. Dies ist in jedem Jahrgang eine handverlesene Klasse von Schülerinnen und Schülern. Seit 2012 wird ein soge nannter Sportklassenschnuppertag an der Schule durch geführt. Im Vorfeld erhalten alle Grundschulen aus der Stadt und dem Landkreis Einladungen, um ihre sportlich talentierten Kinder der 4. Klasse zu diesem Tag zu schi cken. Im vergangenen Oktober konnte der bisherige Rekord bei den Anmeldungen zu diesem Tag verzeichnet werden. 182 Kinder und ihre Eltern folgten der Einladung zum Sichtungstermin Mitte Oktober in die Zweigstelle des Goethe-Gymnasiums in der Wimmelstraße und wollten in die Sportklasse aufgenommen werden. Alljährlich beginnt die Veranstaltung in der Mensa der Schule mit einer Begrüßung der Kinder und Eltern durch den Schulleiter Joachim Bollmann. Anschließend erfolgt eine sportartspezifische Sichtung in den Schwerpunkt sportarten durch Lehrer-Trainer und spezialisierte Sport lehrer. Parallel dazu erhalten die Eltern eine ausführliche Information über die Förderung von sportlichen Talenten an der Schule durch die Koordinatorin des Regionalen Talentzentrums, Maren Lieblein, und den Schulsportleiter des Goethe-Gymnasiums, Jens Pflüger. Nach einer gemeinsamen Mittagspause der Eltern und Kinder startet dann ein sportmotorischer Test aller Talente in der Emil-Junghenn-Halle. An acht verschiedenen Sta tionen werden Daten in den Bereichen Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Geschicklichkeit gesammelt und notiert um im Anschluss besonders geeignete Schülerinnen und Schüler zu weiteren Nachsichtungsterminen in den Sport arten einzuladen. Durch dieses insgesamt sehr aufwendige Sichtungsverfahren sollen die besten Sportlerinnen und Sportler ausgewählt werden und einen Platz in der Sport klasse erhalten. Da die Anzahl der Plätze in der Sportklasse begrenzt ist, haben die Schule, das Schulamt, das Kultus ministerium und die Sportverbände im vergangenen Jahr auf die hohe Anzahl von geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern reagiert. Ab dem Schuljahr 2026/2027 wird es eine zweite Sportklasse mit weiteren Schwerpunktsport arten geben.
» Das Goethe Gymnasium in Kassel
D as Goethe-Gymnasium ist eine Partnerschule des Leistungssports des Landes Hessen. Nur 22 weitere Schulen in unserem Bundesland haben diesen Sta tus. Außerdem gibt es noch zwei Eliteschulen des Leis tungssports. Das Kultusministerium und verschiedene Sportverbände stellen diesen Schulen zusätzliche soge nannte Lehrer-Trainer zur Verfügung, die Trainerlizenzen in unseren Schwerpunktsportarten und eine Unterrichtsqua lifikation haben. Am Goethe-Gymnasium gibt es in den Sportarten Basketball, Leichtathletik, Fußball, Judo, Handball, Geräteturnen weiblich und Geräteturnen männ lich sowie im Volleyball und für weitere olympische Sport arten ein besonderes Förderangebot für Nachwuchssportler aus der Region. Hohe Anzahl hoch qualifizierter Trainerinnen und Trainer Mit momentan mehr als sieben Lehrer-Trainerinnen und -Trainern ist das Goethe-Gymnasium eine von drei Schulen
Besondere Angebote Hier zeigt sich, dass die besonderen Angebote des Goethe Gymnasiums Früchte tragen. Es sind dies beispielsweise: verpflichtendes Training am Vormittag, Freistellung für Wettkämpfe und Trainingslager, besonderer Stütz- und Nachführunterricht in den Hauptfächern, Möglichkeit der Schulzeitstreckung in der gymnasialen Oberstufe. Zweite Sportklasse an der Partnerschule Im kommenden Jahr feiern wir das dreißigjährige Jubiläum des Sportklassenkonzepts. Erfreulicherweise dürfen wir dann auch eine zweite Sportklasse an der Partnerschule des Leitungssports einrichten. Es sollten also noch viele weitere – und mehr- sportliche Talente in den kommenden Jahren eine optimale schulische und sportliche Förderung erfahren dürfen. Jens Pflüger | Schulsportleiter , Maren Lieblein | RTZ-Koordinatorin und Lehrertrainerin und Joachim Bollmann | Schulleiter → → → →
Titelthema
» Bundessieger 2018 Jugend trainiert für Olympia
Sportklassenkonzept Das Sportklassenkonzept gibt es mittlerweile seit 29 Jah ren am Goethe-Gymnasium. Viele Talente wurden gesich tet, schulisch und sportlich gefördert. In Talentaufbau gruppen, Talentfördergruppen, in Stützpunkten und Ka dern. Im Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia ist das Goethe-Gymnasium eine der führenden Schulen in Hes sen. Jedes Jahr sind Mannschaften beim Bundesfinale in Berlin vertreten. 2016 wurden die Turnerinnen im WK IV Bundessieger. Damit waren sie die beste Schulmannschaft von Deutschland. 2018 hatte das Goethe-Gymnasium acht Landessieger im Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia. Sieben davon fuhren zum Bundesfinale nach Berlin. Damit war das Goethe-Gymnasium Kassel die erfolgreichste Schule aus Hessen. Sprung in den Profisport Erfreulicherweise schaffen immer mehr Talente den Sprung in den Profisport oder sogar in die Nationalmann schaften. Glenn Trebing (Turnen) ist im Nationalkader, Em ma Pilz und Ellenor Herick (Handball) sind in der Beach Nationalmannschaft angekommen. Paul Kompenhans (Handball) steigt wahrscheinlich mit dem TV Hüttenberg in die 1. Bundesliga auf. Maya Böttinger (Turnen) wurde 2024 Deutsche-Vizemeisterin am Sprung. Tim Knipping (Fuß ball) spielt in der dritten Bundesliga bei Dynamo Dresden. Jonathan Pflüger (Leichtathletik) siegte 2023 bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften im Kugelstoßen. Silja Geck (Mountain-Biking) ist mittlerweile zweifache Deutsche Meisterin im Enduro-Zeitfahren. Carolin Friedrich (Leichtathletik) hat 2016 an den Jugend Europameister schaften im Speerwurf teilgenommen. Luca Janzen (Judo) wurde in 2023 Deutscher Vizemeister. Man könnte noch viele weitere Talente aufführen, die zu Aushängeschildern der Partnerschule des Leistungssports geworden sind. Die Talentförderung läuft.
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» 2025 Mädchen und Jungs beim Landesfinale Jugend trainiert für Olympia
» 2018 mit drei Mannschaften nach Berlin zum Bundesfinale Jugend trainiert für Olympia
SCHULE 3|2025
14 Pro & Contra SCHULE 3|2025
Bild: liblu/AdobeStock
Verzahnung Theorie und Praxis im Sportunterricht der Oberstufe
Contra Verzahnung Theorie und Praxis im Sportunterricht der Oberstufe I ch sehe die erzwungene Verzahnung von Theorie und Praxis im Fach Sport durchaus kritisch – insbesondere, wie sie aktuell
Pro Verzahnung Theorie und Praxis im Sportunterricht der Oberstufe I ch halte die Verzahnung von Theorie und Praxis im Sportunterricht der Oberstufe für absolut sinnvoll – und zwar nicht nur im Sinne der Kompe tenzorientie VOLKER WEIGAND Vorsitzender des Hessischen Philologenverbandes
VOLKER HAHL stellvertretender Bezirksvorsitzender Darmstadt
in der hessi schen Ober stufe verlangt
wird. Die Schülerinnen kommen mit sehr unterschiedlichen Voraus setzungen in den Unterricht: Einige sind sportlich sehr aktiv, andere haben kaum motorische Vorerfah
rung, wie sie der hessische Lehr plan vorsieht, sondern auch im Hinblick auf eine ganzheitliche Bildung. Sport ist nicht bloß Be wegung, sondern auch ein wissen
rung. Wenn man nun versucht, theoretische Inhalte wie Trainingsphysiologie oder Bewegungsanalyse parallel zur Praxis zu vermitteln, wird das Niveau zwangsläufig verwässert. Für die einen ist es zu simpel, für die ande ren zu abstrakt – der Mehrwert geht verloren. Außerdem darf man nicht vergessen: Sport hat auch eine eigenständige pädagogische Funktion als Bewe gungsfach – zur Gesundheitsförderung, zum Stressab bau, zur Sozialerziehung. Wenn wir diesen Raum zu sehr mit kognitiven Anforderungen überfrachten, verlieren wir womöglich genau das, was den Sportunterricht für viele Schülerinnen attraktiv und wichtig macht: die Be wegung selbst. Und ehrlich gesagt – nicht jeder Schü lerin will Trainingspläne periodisieren oder Hebelarme analysieren, sondern vielleicht einfach mal rennen, spielen, sich auspowern. Diese intrinsische Motivation
schaftlich durchdringbares Feld. Wenn Schülerinnen beispielsweise im praktischen Unterricht Hochsprung machen und im Theorieunterricht biomechanische Prinzipien wie den Körperschwerpunkt oder den Impuls erhalt verstehen, entsteht ein doppelter Lerneffekt: Die motorische Leistung wird durch ein tieferes Verständnis verbessert und gleichzeitig wird das Theoriewissen durch die eigene körperliche Erfahrung verankert. Zudem fördert diese Verzahnung auch metakognitive Fähigkeiten – Schülerinnen lernen, über ihren Körper und ihr Bewegungsverhalten kritisch-reflektiert nach zudenken. Aus didaktisch-pädagogischer Sicht ist die Verzah nung von Theorie und Praxis im Sportunterricht gerade zu ein Paradebeispiel für integrativen, schülerzentrier ten Unterricht. Der hessische Lehrplan für die gym-
nasiale Oberstufe formuliert explizit das Ziel, Hand lungsfähigkeit im Sport und durch Sport zu ent- wickeln. Das bedeutet, dass sportliche Handlungs kompetenz nicht nur auf motorischen Fertigkeiten beruhen darf, sondern auf einem tiefen Verständnis der physiologischen, biomechanischen und trainings wissenschaftlichen Grundlagen. Auch greift das Modell der multiperspektivischen Kompetenzorientierung im Sportunterricht – also die Verbindung von Körper-, Wahrnehmungs-, Sozial-, Gesundheits- und Leistungsperspektive. Theorie-Praxis-Verzahnung fördert dabei nicht nur die Reflexionsfähigkeit, sondern auch die Transfer kompetenz: Schülerinnen lernen, sportliche Prozes se nicht nur zu erleben, sondern auch zu verstehen, zu bewerten und selbst zu gestalten. Genau darin liegt der pädagogische Mehrwert. Didaktisch betrachtet bietet die Verzahnung zu dem hervorragende Gelegenheiten zur individuellen Förderung und Differenzierung: Schülerinnen, die im motorischen Bereich schwächer sind, können über den Theoriezugang Erfolge erleben. Und umge kehrt: Sportlich Stärkere werden über die theoreti sche Reflexion aus ihrer Automatismus-Komfort zone geholt und zum expliziten Nachdenken über ihr Können angeregt – im Sinne eines entdeckenden Lernens. Nicht zu unterschätzen ist auch die Förderung der metakognitiven Kompetenzen: Durch gezielte Theo rie-Praxis-Verknüpfungen – etwa bei Videoanaly sen, Bewegungsbeobachtungen oder Trainingspro tokollen – lernen Schülerinnen, ihr eigenes Lernen zu steuern. Damit wird der Sportunterricht zu einem Ort echter Selbststeuerung und Persönlichkeits- bildung, was ja eines der Hauptziele gymnasialer Bildung überhaupt ist.
wird durch eine übermäßige Theorieorientierung schnell erstickt. Didaktisch-pädagogisch gesehen birgt die erzwungene Verzahnung von Theorie und Praxis erhebliche Risiken – vor allem im Hinblick auf die Heterogenität der Lernvorausset zungen und die Motivation der Schülerinnen. Wir müssen uns fragen: Welche pädagogische Funktion hat das Fach Sport überhaupt? Wenn wir es zu stark akademisieren, entfernen wir uns vom ursprünglichen Bewegungsauftrag des Faches. Wir laufen Gefahr, den Sportunterricht in ein kognitiv überfrachtetes Nebenfach der Biologie oder Phy sik zu verwandeln. Der Lehrplan spricht zwar von ‚Handlungsfähigkeit‘, aber diese ist nicht zwangsläufig an Theorie gebunden. Im Ge genteil: Viele Schülerinnen erleben Sport gerade dann als Bildungsraum, wenn sie körperlich, emotional und sozial eingebunden sind – nicht unbedingt kognitiv. Bewegungs freude, Flow-Erlebnisse, Gruppendynamiken, Selbstwirk samkeit – das sind pädagogisch zentrale Wirkdimensionen des Sportunterrichts, die durch zu viel Theorie konterka riert werden können. Hinzu kommt die zeitdidaktische Problematik: Pro Halb jahr stehen im besten Falle maximal zwanzig Doppelstun den zur Verfügung. Wenn davon ein großer Teil in Theorie räume, Arbeitsblätter oder Präsentationen fließt, fehlt schlichtweg Zeit für vielfältige Bewegungserfahrungen. In klusion, Förderung, soziales Lernen – all das benötigt Zeit im Praxisfeld, nicht im Klassenzimmer. Pädagogisch sollten wir uns fragen: Welche Schülerinnen erreichen wir durch Theorie – und welche verlieren wir? Die Gefahr einer impliziten Exklusion ist groß: Schülerinnen mit kognitiven Schwächen oder geringem sprachlichem Aus drucksvermögen werden durch Theorieanteile unter Druck gesetzt, obwohl sie gerade in der Bewegung ihre Stärken entfalten könnten. Damit widerspricht die Theoriezentrie rung dem Ziel der Chancengleichheit und der Teilhabe.
Pro & Contra
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SCHULE 3|2025
Wissenswertes rund um das Thema Beihilfe in Hessen
Nachgefragt
Im Laufe der letzten Monate sind einige Rückfragen zur Beihilfe in Hessen aufgelaufen. Kerstin Mück von unserem Partnerver band vdl Hessen hat sich deshalb mit der Dezernatsleiterin des Dezernats 12, Dr. Anne Neidert, ausgetauscht. Kerstin Mück: Frau Dr. Neidert, wo ran liegt es, dass die Bearbeitung von Beihilfeanträgen so lange dauert und was können wir Beihilfeberech tigten aktiv tun, um Bearbeitungs zeiten zu verringern? Dr. Anne Neidert: Die Beihilfestelle erreichen täglich zahlreiche Anträge, durch die App ist die Anzahl deutlich gestiegen. Somit ist das Arbeitsauf kommen auch höher als früher. Die Beihilfeberechtigten können unsere Sachbearbeiterinnen und -bearbeiter aktiv dabei unterstützen, dass diese die Anträge reibungslos bearbeiten können. Wie das konkret aussehen kann und was dabei zu beachten ist, habe ich Ihnen zusammengefasst.
I. Allgemeine Informationen zur Antragsstellung
Realisierung des Anspruchs auf schriftlichen Antrag unter Verwendung der vorgesehen Formblätter Einreichung per Post oder eBeihilfe App/Portal (nicht per E-Mail!) Nachweis der Aufwendungen durch Belege (Kopien sind ausreichend) Mindestbetrag der eingereichten Aufwendungen: 250,00 Euro Bearbeitung erfolgt nach Eingangsdatum – beschleunigte Bearbei tung ab einer Gesamtsumme von 4000,00 Euro Hinweise zur Antragsstellung → → → → →
postalisch
eBeihilfe App/Portal
Zusätzliche Hinweise zur posta- lischen Einreichung sowie zur Einreichung per eBeihilfe App/ Portal: Bei folgenden Änderungen ist immer der Langantrag zu ver wenden: • Familienstand, Familien- zuschlag • Bankverbindung • Anschrift • Rentenbezug → keine farbigen Markierungen Abrechnung nur mit gültiger Unterschrift → → Verzicht auf Heftklammern, Klebestreifen oder Ähnliches lediglich ein Beleg pro Seite kein ‘zusammenkleben’ von Seiten → → →
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Mehrere Belege auf einer Seite können nicht verarbeitet & ab gerechnet werden Vorlegung vollständiger Rechnungen inklusive aller zugehörigen Seiten Für Pflegebedingte Aufwen dungen (zum Beispiel statio näre oder häusliche Pflege, Hausnotruf, Pflegehilfsmittel etc.) wird gebeten, diese mit ei nem separaten Beihilfeantrag und getrennt von sonstigen krankheitsbedingten Aufwen dungen einzureichen Verzicht auf die Einreichung zusätzlicher Quittungen/ Zahlungsbelegen (gilt für privat Krankenversicherte) Kontrolle des letzten Beihilfe bescheides, um gegebenenfalls noch angeforderte Unterlagen beizulegen bei Änderungen Langantrag als ersten Beleg hinzufügen Belege und Rückseiten einzeln fotografieren Kontrolle der Belege – Lesbarkeit Bescheide nach Erhalt speichern (Aufbewahrungsfrist)
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(auch [Halb-]Waisenrente) • Pflegeverhältnisse, wie zum Beispiel Pflegestufe, Pflegeart • Ausbildungs-, Beschäftigungs- und Versicherungsverhältnis Bei berücksichtigungsfähigen Ehegatten jährlich die Einkünf tegrenze prüfen und Änderun gen auf dem Vordruck ‘Anlage Ehegatteneinkünfte’ mitteilen. Dort ist die aktuelle Einkünfte grenze benannt.
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