Blickpunkt Schule 3 2025

Lehrergesundheit aus Sicht des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) Ulrich Striegel, Leiter des Referats 1.4 beim HMKB, be trachtete in seinem Referat ‘Lehrergesundheit’ insbeson dere fünf Aspekte. Fragen und Beitrage aus dem Publikum flossen an den jeweiligen Stellen mit in die Diskussion ein. Was macht den Beruf aus? Hierbei benannte er eine große Anzahl von Antworten von Lehrkräften, was für sie diesen Beruf kennzeichnet, wie beispielsweise Sozialkontakte, Aufsichtspflicht, Lehrberuf als sinnvolle Tätigkeit oder mit dem Beruf am »Puls der Zeit bleiben«. Wie jeder einzelne Begriff näher erläutert wird oder ob er ggf. positiv oder negativ belegt ist, hängt von der einzelnen Lehrkraft ab. Was wissen wir über Gesundheit? Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit. Sie ist eher als das Wohlbefinden von körperlichem, geisti gem und sozialem Wohlergehen zu definieren. Erhebungen ergaben, dass sich in Deutschland 29 Prozent der Menschen emotional erschöpft fühlen und 30 Prozent unter psycho somatischen Beschwerden leiden. Als Ursachen bei Lehr kräften sind unter anderem Zeitdruck, besondere Bean spruchung, fehlende Pausen, der Umgang mit Erziehungs berechtigten oder heterogene Lerngruppen zu nennen. Im Unterschied dazu können die Beschwerden auch auf haus hälterische Ursachen (zum Beispiel Personalversorgung, Ausstattung, Gebäude) oder sonstige Ursachen zurückzu führen sein. Die Unterschiede in den Belastungen der Lehr kräfte zwischen Schulen ist größer als zwischen Schulfor men. Was wir tun (HMKB)? Wir müssen zusammenarbeiten. Die Stärkung von multi thematischen Teams ist wichtig. Hier hat das Land Hessen die Ressourcen deutlich erhöht. Als Beispiele sind zu nen nen der Ausbau der Verwaltungskräfte, der Schulpsycholo gen, der Schulentwicklungsberater, die Angebote für Schu len wie beispielsweise auch ein flächendeckendes Präven tionsangebot, die Arbeitsschutz-Ausschüsse an den Staat lichen Schulämtern oder die Beispiele guter Praxis. Es gibt Angebote für Lehrkräfte wie Fortbildung, Beratungs- und Notfall-Hotline der AAS-GmbH, arbeitsmedizinische Fach beratung oder Fachtage zur Lehrergesundheit. Die Angebote des HMKB werden grundsätzlich vom Ple num der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer be grüßt. Sie lösen aber nicht strukturell bestehende Proble me. Der Widerspruch zwischen angebotener Fortbildung und der Nichtfreistellung von Lehrkräften zum Besuch der selben wird kritisch angesprochen. Was können Schulen tun? Sie können gesundheitsfördernd organisieren, zum Beispiel bei Stundenplänen oder Vertretungsplänen. Auf die nicht vorhandene Zuständigkeit von Schulen bezüglich der teil

weise schlechten räumlichen Situation wird aus dem Publi kum hingewiesen. Schulen sitzen oftmals zwischen den Stühlen, denn für die Verbesserung von Arbeitsschutz- und Gesundheitsmaßnahmen sind je nach Maßnahme das HMKB oder der Schulträger zuständig. Schulen können im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen einen Austausch und gemeinsame Lösungsansätze suchen, wie beispiels weise Gerechtigkeit bei der Belastung des Kollegiums, Pausen, Work-Life-Balance, Unterrichtsstruktur, Zusam menarbeit mit Erziehungsberechtigten, Räume, Konferen zen oder Zeitdruck. Was können Lehrkräfte tun? Es ist wichtig, sich ins Gleichgewicht zu bringen unter be sonderer Berücksichtigung von Belastungen und Ressour cen. Fortbildung und Supervision sind Möglichkeiten. Das Ziel für Lehrkräfte sollte sein: »ich steuere« und nicht »ich werde gesteuert«. Auf Frühwarnsysteme bezüglich der Be lastung sollte gehört werden. Arbeitshilfen zu nutzen, ist wichtig, und ggf. muss die Arbeitszeit reduziert werden. Positive Leadership an Schulen Dem Thema ‘Positive Leadership’ widmete sich Judith Eggersdorfer von der Medical Airport Service GmbH (MAS). Sie bezog sich dabei auf die sogenannte ‘positive Psychologie’, die einen jungen Teilbereich der traditionel len, der akademischen Psychologie darstellt und einen Bei trag zum ‘Aufblühen’ der Menschen leisten möchte. Ziel ist hier, dass diese ihr Potenzial entfalten, eine positive Le benseinstellung entwickeln und kultivieren können. Maß gebliche Vertreter dieses neuen Ansatzes in der Psycholo gie sind Martin Seligman und Barbara L. Fredrickson. Zahl reiche Experimente belegen eine klare kausale Verbindung zwischen dem emotionalen Zustand der Probanden und de ren Lebenseinstellung. Positive Gefühle steigern – so Fre drickson – die visuelle Wahrnehmungsfähigkeit und erwei tern damit den persönlichen Horizont. Fredrickson spricht von einer »dynamischen Aufwärtsspirale«, die im Innern in Gang gesetzt wird. In Stresssituationen und bei Problemen trägt eine positive Einstellung (Befindlichkeit) zu besseren Lösungen bei. Das PERMA-Modell Um Voraussetzungen für ein menschliches ‘Aufblühen‘ aufzuzeigen, erläuterte Judith Eggersdorfer Martin Selig mans ‘PERMA-Modell’, das für die fünf zentralen Elemente des Wohlbefindens in der Positiven Psychologie steht. Was ist unter dem Akronym PERMA zu verstehen? PERMA steht für P ositive Emotionen, E ngagement, R elationships (Be ziehungen), M eaning (Sinn) und A ccomplishment (Ziel- erreichung). Der Broaden-Effekt Eine wichtige Säule in der Positiven Psychologie ist die von Barbara Fredrickson entwickelte ‘Broaden-and-Build Theorie’ (Erweiterungs- und Aufbaumodell). Diese Theorie

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