Blickpunkt Schule 3 2025

che des Gastlandes im alltäglichen (schulischen und außerschulischen) Umgang doch sehr. Vor allem den pe ruanischen Kolleginnen und Kollegen sowie den schulischen Mitarbeiterin nen und Mitarbeitern, von denen kaum jemand Deutsch oder Englisch spricht, signalisiert man so auch Res pekt und Interesse. Peruanerinnen und Peruaner sind dahingehend sehr aufgeschlossen und freuen sich, wenn jemand Spanisch spricht – und sei es noch so gebrochen. Auch darf man nicht vergessen, dass viele Ortslehr kräfte viele Jahre oder sogar ein Be rufsleben lang an der Schule arbeiten und dabei zum Teil deutlich schlechter verdienen als die entsandten Lehr kräfte aus Deutschland, die in der Regel nur ein paar Jahre bleiben. Hier ist ebenso ein sensibler Umgang mit kulturellen, aber eben auch mit finan ziellen Unterschieden gefordert. Leben in Lima Lima ist eine große, laute, turbulente, aber doch faszinierende Großstadt und mit über zehn Millionen Einwohnern die peruanische Metropole. Direkt an der Pazifikküste gelegen gewinnt sie vor allem in den Sommermonaten an Charme und entschädigt mit großarti gen Sonnenuntergängen oder einem Spaziergang entlang der Steilküste für stressige Phasen im Schulalltag. Be sonders die Wohnorte Miraflores, Surco und Barranco – wo viele Kolleginnen und Kollegen wohnen – bieten (fast) europäischen Standard und ermögli chen ein angenehmes Leben mit ab

wechslungsreichen Freizeit- und kultu rellen Angeboten. Mitunter als kräfte- und zeitraubend empfand ich das Ver kehrschaos, die entsprechende Schad stoffbelastung und die hohe Luft feuchtigkeit, die vor allem in den süd amerikanischen Wintermonaten un angenehm werden kann. Außerdem prallen in Lima (wie an vielen Orten in Südamerika) die Extreme Reich und Arm aufeinander, was für uns Europäer in diesem Ausmaß häufig ungewohnt ist. So sind nur ein paar Kilometer ent fernt von den Luxusvierteln Slums und äußerste Armut anzutreffen. Kinderar beit, Straßenverkäufer etc. sind leider keine Seltenheit und auch die Sicher heitslage ist natürlich eine andere als in Deutschland; wenn man sich aller dings an die ortsüblichen Verhaltens regeln hält und einige Sicherheitsvor kehrungen in Kauf nimmt, lässt es sich weitestgehend sicher leben. Natürlich ist Peru auch über Lima hinaus eine bzw. viele Reise(n) wert und es würde den Rahmen sprengen, hier auf die verschiedenen Klimazo nen, Kulturen oder Perus biologische Vielfalt einzugehen. Ein absolutes Highlight ist aber sicherlich auch die diverse und qualitativ hochwertige peruanische Küche, auf die die Perua nerinnen und Peruaner sehr stolz sind und die immer einen Anlass für Small talk liefert. Rückkehr nach Deutsch land im Juli 2023 Ich hatte mich auf den großen Kul tur- und Rückkehrerschock gefasst gemacht, der letzt

her hatte ich vom Schulamt signali siert bekommen, dass ich wieder an meiner Stammschule – der Albert Schweitzer-Schule in Kassel – ein gesetzt werden könnte. Ich freute mich auf bekannte Kolleginnen und Kollegen, natürlich auf Freunde und Familie und kann dem Leben und Ar beiten in Deutschland (mittlerweile wieder) viel abgewinnen. Dennoch fehlen mir bis heute, fast zwei Jahre nach meiner Rückkehr, die latein amerikanische Offenheit und Herz lichkeit, die Zufriedenheit und Lebens freude, die viele Peruanerinnen und Peruaner ausstrahlen, obwohl sie – verglichen mit unserem europäi schen Standard – sehr wenig besit zen; laute Musik und Ceviche, manchmal sogar das Verkehrschaos und die schreienden Straßenverkäu fer in ‘Lima la Gris’ – denn dort habe ich eben alles andere als grauen All tag erlebt. Fremd und doch willkommen Von vielen Erfahrungen, die ich in Lima sammeln konnte, profitiere ich bis heute. Die Parallelen zwischen der Arbeit an einem deutschen städtischen Gymnasium und einer Begegnungs schule im Ausland sehe ich vor allem in den Herausforderungen, die hete rogene, multikulturelle Klassenzim mer mit sich bringen wie sprachsen sibles Unterrichten und das Zurück greifen auf Zweit- und Drittsprachen sowie Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Ich durfte die Erfahrung machen, fremd zu sein und doch will kommen geheißen zu werden, an mei ne eigenen Grenzen zu stoßen und über diese hinauszuwachsen, eine neue Sprache lernen und sich mit ihr eine spannende Kultur, herzliche Menschen und interessante Gewohn heiten erschließen zu können. Ich musste alte Verhaltensweisen über denken und konnte mich so Neuem öffnen und ein Abenteuer leben, von dem ich hoffentlich meinen Schüle rinnen und Schülern einiges mit auf ihren Weg geben kann. Katja Roddert

Lehrkraft im Ausland

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» Barranco, Lima

lich bei mir zum Glück aber aus

blieb, vielleicht weil ich Glück hatte, Lima im Winter zu ver lassen und in Deutschland vom Sommer (und den Som merferien) be grüßt zu werden. Schon etwa ein halbes Jahr vor

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