Blickpunkt Schule 2 2025

schen Beweisen sollten wir Wissens vermittelnde davon ausgehen, dass sich alle unsere Inhalte verändern können und wohl auch werden. Was aber bleibt dann? Der Mensch bleibt ein soziales Tier, unsere Gesellschaft ist aber (aus verschiedenen Gründen, zum Beispiel Konsummaximierung) eher als Makro-Vereinzelungsanlage ausgerichtet. Eine Ausrichtung auf das Miteinander (in Kompetenzen und in Werten) ist der Bildungsauftrag unserer Zeit. Eine Lehrerin in der ersten Klasse meines Sohnes meinte einmal zu mir: »Ihr Kind funktioniert nicht.« Diese Verdinglichung irritiert natürlich, be dauerlicher ist aber vor allem, dass sich hier keine Bereitschaft für eine gemeinsame, systemische Entwick lungsverantwortung zeigte. Inhalt vor Sozialkompetenzentwicklung. Mit in haltsüberfrachteten und sozialkom petenzentleerten Lehrplänen im Rü cken ist das leider verständlich. Das können und sollten wir besser gestal ten, individuell, an unseren einzelnen Bildungsinstitutionen und auch poli tisch. Ein gelingendes soziales Mit- einander ist eine Ressource in der Stressbewältigung, das gilt auch gesamtgesellschaftlich. ! NAM: »Continuity is king.« Das gilt meiner Meinung nach auch für die Lebenswelt unserer Lehrkräfte: Um eine gesunde Balance zwischen dem Durch-Technologie-gefordert-Sein und subjektivem Wohlbefinden auf rechtzuerhalten, ist es wichtig, einfa che Elemente der Stressprävention, der Stressverarbeitungskompetenz förderung und des Stressabbaus be wusst und eben auch kontinuierlich in den Tagesablauf zu integrieren. Wir denken hier unter anderem an: eine kurze Sporteinheit, eine kurze Medita tionspause oder eine digital-mediale Auszeit oder eine kognitiv fordernde Puzzleaufgabe. Solche kleinen, aber eben kontinuierlichen Interventionen helfen uns allen bei der Bewältigung der Anforderungen und auch Über forderungen unseres Lebens. Eine liebevolle und kontinuierliche Selbst führung ist ein wichtiger individueller Schutzfaktor.

Bild: A. Hartung/AdobeStock

Technostress

berufliche E-Mails nicht nach einer bestimmten Uhrzeit zu lesen oder zu beantworten, um die ständige Erreichbarkeit zu reduzieren. Ferner haben Studien gezeigt, dass Resilienz und Bewältigungsstrategien eine entscheidende Rolle bei der Ver ringerung der negativen Auswirkun gen von Stress spielen. Dies deutet darauf hin, dass Maßnahmen zur För derung der Resilienz und die Anwen dung von Bewältigungsstrategien, die zu den eigenen Persönlichkeitsmerk malen passen, einen Schlüsselfaktor zur Stärkung der Stressverarbeitungs kompetenz darstellen. Ebenfalls unterstützen enge, stabile soziale Netzwerke Menschen dabei, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und eine resiliente Haltung gegen über Stressoren zu fördern. Durch regelmäßigen Austausch und vertrau ensvolle Beziehungen werden emotio nale Beistände, praktische Hilfe und auch Gefühle der Sicherheit und Zu gehörigkeit vermittelt. Zudem ermög licht das Teilen von Erfahrungen den Menschen, voneinander zu lernen und hilfreiche Tipps zu erhalten, wie sie eigene Stresssituationen erfolgreich bewältigen können. ? KRÜGER: Abgesehen vom Thema: Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Ratschlag, den Sie Lehrkräften für ihre tägliche Arbeit mit auf den Weg geben würden? ! SPÖRRLE: Inhalte werden sekun där, soziale Kompetenzen und ein soziales Miteinander werden wichti ger. Ich habe als Jugendlicher in der Schule beispielsweise noch gelernt, dass es beim Menschen keine adulte Neurogenese gibt. Das hat sich zwi schenzeitlich als hart falsch heraus gestellt. Abgesehen von formal-logi

25

sicheres Gefühl im Umgang mit tech nologischen Anforderungen vermittelt und somit Angst- und Überforde rungsgefühle reduziert. Andererseits gehören auch körperliche Bewegun gen, Entspannungsübungen und Me ditation dazu, denn diese fördern, wie bereits erwähnt, auch die psychische Gesundheit. Wichtig ist auch, auf den eigenen Körper zu hören, auf frühe Warnsignale zu achten und rechtzeitig einen Ausgleich zu schaffen. Wenn Sie den Umgang mit Techno logien als Herausforderung empfin den und diese nicht allein bewältigen können, ist es empfehlenswert, aktiv nach Unterstützung zu suchen, zum Beispiel durch kollegialen Austausch oder die Bitte um Unterstützung durch die Organisation, um die nega tiven Auswirkungen von Technostress abzumildern. Wichtig ist auch, ausrei chende Erholungsphasen zu ermög lichen und auf die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben zu achten. Beispielsweise kann es hilfreich sein,

SCHULE

Made with FlippingBook Digital Publishing Software