Blickpunkt Schule 2 2025

Titelthema

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zur Diagnostik sowie die Beratung bei Lern- und Verhaltensauffälligkeiten begabter Kinder und Jugendlicher transparenter und vereinfachter zu gestalten. Ebenfalls wird für Lehrkräf te vom Landesinstitut informatives Material zum Thema schulischer Be gabtenförderung online zur Verfü gung gestellt. Für Erziehungsberech tigte wird Informationsmaterial an alle Hamburger Schulen zur Auslage bereitgestellt. Das Bundesland Sachsen setzt mithilfe eines Konzepts des ‘Karg Campus Sachsen’ auf eine durchgän gige Begabtenförderung – von der Kita bis hin zum Gymnasium. Das Ziel des Projekts ist es, Bildungsgerech tigkeit zu gewährleisten. Die Kompo nenten ‘Fortbildung, Prozessbeglei tung und Vernetzung’ zeichnen das Konzept aus. Für die jeweiligen zwei Projektphasen qualifizieren sich an fünf Standorten Kitas, Grundschulen und Gymnasien, sodass in der ersten Projektphase (2020 bis 2023) Tan dems aus Kita und Grundschule ge bildet werden können. In Zusammen arbeit haben diese Tandems die Auf gabe, Kinder mit besonderen Bega bungen zu erkennen, sie zu fördern und Übergänge zu gestalten. Das da mit verbundene Wissen geben die Tandems an weitere regionale Kitas und Grundschulen weiter. In der zwei ten Projektphase (2024 bis 2026) wird an die bestehenden Tandems aus Kita und Grundschule angeknüpft, sodass der weiterführende Schulbe reich in das Netzwerk integriert wird – es bilden sich Tridems. Innerhalb der Tridems wird, wie auch in den Tan dems, im Tätigkeitsbereich ähnlich verfahren. Zuzüglich setzt das Bundesland Sachsen auch noch auf eine Drei Länder-Kooperation. In Zusammen arbeit mit Bayern und Hessen werden

Förderstrategien für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler umgesetzt. Die Drei-Länder-Kooperation hat ge meinschaftlich das Ziel, Austausch zu gewährleisten, Bildungsangebote für Begabte bereitzuhalten und ein Netz werk aus Schulen zu bilden. Aus je dem Bundesland nehmen acht Gym nasien teil. Somit können sich Tridems bilden, die gegenseitige Hospitatio nen durchführen. Ebenfalls bildet sich eine Koordinierungsgruppe, mit je zwei Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Kultusministerien, wodurch Fachtagungen oder ländereigene Fortbildungsangebote gemeinsam organisiert werden. Auch stellt das Bundesland Bayern schulartspezifische Angebote zur Be gabtenförderung bereit. Leistungs starke Gymnasiastinnen und Gymna siasten erhalten ‘Pluskurse’, die eine Ergänzung zum Lehrplan bieten und wissenschaftlich oder künstlerisch fördern. Ebenfalls gibt es speziell zu geschnittene Ferienprogramme sowie vereinzelte Kompetenzzentren für Be gabtenförderung an Gymnasien. Die se begleiten Schulen in ihrem Bezirk hinsichtlich der Förderung von begab ten Kindern und sie bieten Fortbildun gen für Lehrkräfte an. Des Weiteren gibt es an neun bayerischen Gym- nasien Hochbegabtenklassen. Neben dem Regelunterricht gibt es zusätz- liche Betreuungs- und Unterrichts angebote, die kognitive, emotionale sowie die soziale Entwicklung fördern. Hinsichtlich der Begabtenförderung setzt das Land Bayern auch auf eine Vernetzung von Schule und Hoch schule, sodass Begabte Unterstüt zung in Studien- und in der Berufs orientierung erhalten. Die von den Ländern gestalteten Maßnahmen bieten ein vielfältiges Angebot zur Begabtenförderung. Ersichtlich ist, dass leistungsstarke

Schülerinnen und Schüler in Hinblick zur Inklusion im deutschen Bildungs system bedacht werden. An diesem Punkt lässt sich nun jedoch auch die kritische Frage stellen: Trägt Begab tenförderung zur Bildungsgerechtig keit im Schulsystem bei? Wie ‘gerecht’ ist Begabtenförderung? Das Thema, ob Begabtenförderung zur Bildungsgerechtigkeit im deut schen Schulsystem beiträgt, ist um stritten. Laute Stimmen aus der Bil dungspolitik äußern, dass es paradox sei, das Spitzenschülerinnen und Spit zenschüler als eine ‘benachteiligte’ Gruppe, die Förderungsbedarf habe, angesehen werden. Zudem befänden sich, laut dem Erziehungswissen schaftler Johannes Giesinger, vermehrt hochbegabte Kinder und Jugendliche in überdurchschnittlich privilegierteren Schichten. Die ‘Fami lienkulturen’ von bildungsnahen Fa milien würden die Entwicklung schul bezogener Kompetenzen, Werthal tungen sowie Motivation begünstigen. Fraglich ist also, ob die Begabtenför derung zu einer Elitenförderung führt. Jedoch ist hier ebenso anzumerken, dass das Bildungssystem allgemein von struktureller Chancenungleich heit geprägt ist, sodass nicht aus schließlich die Begabtenförderung ei ne Ungerechtigkeit hervorrufen kann. Allenfalls könnte sie Ungleichheit un terstützen. Des Weiteren beruht das Schulsystem auf einer inklusiven Bil dung, sodass keine Kinder und Ju gendliche von Förderung, Unterstüt zung und Bildung ausgeschlossen werden sollten. Jedes Schulkind hat ein Recht auf persönliche Förderung, sodass auch die Begabtenförderung ihre Daseinsberechtigung hat und sinnvoll ist.

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SCHULE

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