Blickpunkt Schule 1 2025
Bildungsort in Nordhessen Das Sara Nussbaum Zentrum für jüdisches Leben, Kassel
Titelthema
E xtremismus – sei er rechts, links oder islamistisch – ist eine Be drohung für unsere Demokratie. Extremismus im Umfeld Schule stellt Lehrkräfte, Lernende und deren Eltern vor immense Herausforderungen. Wie soll man umgehen mit menschenver achtenden Chats in WhatsApp-Klas sengruppen, rechtsextremen Propa gandamaterial, das sich virulent ver teilt, Rassismusvorfällen im Klassen raum, Cybermobbing, dem Glauben an Verschwörungstheorien und zu nehmenden antisemitischen Über griffen? Gegen Hass und Hetze setzen sich bundesweit unterschiedliche In stitutionen und Bildungseinrichtun gen ein und Demokratieförderung muss auch zukünftig unser aller Auf gabe bleiben. Bereits seit der Corona Krise, jedoch noch stärker durch den Überfall der islamistischen Terror- organisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, hat sich die Situation für Jüdinnen und Juden nicht nur offline, sondern auch online verschärft. Aus diesem Grund hat antisemitismus kritische Bildungsarbeit deutlich an Wichtigkeit gewonnen und muss vor allem für Pädagoginnen und Päda gogen als Querschnittsaufgabe verstanden werden. Das Sara Nussbaum Zentrum – Lernort und Begegnungsstätte Eine Anlaufstelle für die Region Nordhessen, die sich dieser Aufgabe annimmt, ist das Sara Nussbaum Zentrum in Kassel (SNZ). Die weltlich jüdische Kultur-, Bildungs- und Begegnungsstätte wurde im Jahr 2015 von Ilana Katz gegründet. Sie ist zugleich die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kassel und ihr liegt es am Herzen, die Türen des Sara Nuss baum Zentrums für alle Menschen zu öffnen.
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Ausstellungen im SNZ – offene Lernräume Das Konzept des Sara Nussbaum Zen trums basiert auf Ausstellungen, Füh rungen und Workshops sowie diversen Veranstaltungen, durch die zum einen bildungspolitische Arbeit geleistet wird, aber auch ein Beitrag zum Sicht barmachen jüdischen Lebens in Kas sel und der Region. Die Dauerausstellung ‘Juden in Kassel’ konzentriert sich auf die Ver mittlung der rund 700-jährigen Ge schichte jüdischer Menschen in Kas sel, angefangen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Dabei stehen die Le benswege einzelner Kasseler Jüdin nen und Juden sowie deren Leistun gen für die deutsche Gesellschaft im Fokus. Interessierte Besucherinnen und Besucher des Zentrums können in der Dauerausstellung beispielsweise etwas erfahren über die Familie des Hofjuden Benedikt Goldschmidt, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Kas sel lebte und in dessen Haus es eine Privatsynagoge gegeben hatte. Die übrigen Juden haben aufgrund der Judenpredigten der Landgräfin Ama lie Elisabeth die Stadt verlassen.
Die Angebote des Sara Nussbaum Zentrums sind vielfältig und erstre cken sich auf die Bereiche Kultur, Auf klärung und Begegnung. Dabei orien tiert sich das SNZ in seiner Haltung an dem jüdischen Konzept des »tikkun olam«, welches mit »Reparieren der Welt« übersetzt werden kann. Das SNZ soll demnach ein Ort sein, der es Menschen jedweder Herkunft oder Überzeugung ermöglicht, sich zu be gegnen, gemeinsam zu arbeiten und die Vision einer lebenswerteren und menschlicheren Gesellschaft Wirk lichkeit werden zu lassen. Diese Begegnungen finden im Le secafé, dem Herzstück des Zentrums, statt. Dort schaffen eine anmutende Bücherwand, der ‘Wackelturm der Demokratie’ und impulsgebende Fra gen erste Möglichkeiten, Menschen zusammenzubringen. Schülerinnen und Schüler, Studierende und auch al le anderen interessierten Privatperso nen ist es nach einer Absprache stets möglich, das Sara Nussbaum Zentrum zu besuchen und im Lesecafé nach Li teratur für Referate, Projektarbeiten oder jedwede andere Recherche zu suchen und zugleich mit den Mitar beitenden ins Gespräch zu kommen.
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