Blickpunkt Schule 1 2025

und in unmittelbarer Nähe der ehe maligen, 1938 zerstörten Synagoge in der Unteren Königsstraße steht, er halten Teilnehmende Einblick in eine 700-jährige Tradition jüdischen Le bens in Kassel. Die restaurierte Thora rolle, die im Gottesdienst benutzt wird, entstammt dieser ursprünglich zer störten Synagoge. »Weshalb man am Shabbat kein Licht anmachen darf, die Küche der Synagoge koscher ist und wie sich eine Kippa auf dem Kopf hält« sind Fragen, die bei einem Be such der Synagoge geklärt werden können. Bräuche und Traditionen im Juden tum vermitteln die Mitarbeitenden des Sara Nussbaum Zentrums sowohl vor Ort im Zentrum, aber sie kommen auch in die Schulen und Bildungsein richtungen. Die Vielfalt des Juden tums in Deutschland und anderen Or ten der Welt, aber auch Kultus- und Kulturgegenstände werden gemein sam entdeckt. »Warum wird das Schofar geblasen, Sukkot traditionell in einer Laubhütte gefeiert und wann isst man eigentlich Matzen?« Viele bringen jüdisches Leben aus schließlich mit der nationalsozialisti schen Unterdrückung und der Shoa in Verbindung. Bei dem Workshop Jüdi sches Leben in Kassel gestern und heu te wird deutlich, wie vielfältig jüdisches Leben ist und Fragen, die sich aus ei nem Besuch der Dauerausstellung er geben, können gemeinsam geklärt werden. Die Teilnehmenden erfahren dabei, seit wann es eigentlich in Kassel eine jüdische Gemeinde gibt, was die Herkulesstatue mit der jüdischen Ge schichte zu tun hat und wie Jüdinnen und Juden heute in Kassel leben. Auch bei einem Spaziergang durch das jüdische Kassel entdeckt man eini ges Wissenswertes über die Stadt und die Spuren jüdischen Lebens. »War der

Titelthema

Aber auch über das Leben der Na mensgeberin des Zentrums, Sara Nussbaum, sowie Ludwig Mond, Paul Julius von Reuter und andere namen hafte Kassler Bürgerinnen und Bürger erfährt man bei einem Besuch. Aber auch die Schattenseiten der nationalsozialistischen Unterdrückung werden thematisiert und anhand der Lebensgeschichte des Kasseler Rechtsanwalts Max Plaut, der das ers te Todesopfer der Nationalsozialisten war, erläutert. Mittels eindrücklicher Bilder und Erklärungen vonseiten der Mitarbeitenden erfährt man von den zentral organisierten Boykotten jüdi scher Geschäfte, der Bücherverbren nung auf dem Friedrichsplatz oder der Zerstörung des Aschrottbrunnens, den man noch heute bei einem Stadtrund gang vor dem Kasseler Rathaus be sichtigen kann. Doch nicht nur die Ver gangenheit jüdischen Lebens wird in der Dauerausstellung beleuchtet, son dern auch moderne jüdische Ge schichte in Deutschland sowie die Ent stehung von Verschwörungstheorien und steigender Antisemitismus findet dort ihren Platz. Neben der Dauerausstellung ist im Sara Nussbaum Zentrum auch die neue Wechselausstellung ‘displaced at home. ein ort, den man zuhause nennt’, zu besichtigen. Gabriela Katz, Tochter von Ilana Katz und Studentin des Europäischen Rechts in Maas tricht, hat im Jahr 2024 diese Aus stellung kuratiert, die das Konzept von ‘Heimat’ mithilfe der Geschichte jüdischer Menschen in Kassel vor, während und nach der Shoah erkun det. Besondere Beachtung finden in diesem Zusammenhang die Erfahrun

gen von Jüdinnen und Juden, die sich in Kassel in den sogenannten Dis placed Persons Camps aufhielten. Zu beiden Ausstellungen können individuelle Führungen angefragt und Workshops konzipiert werden. Dabei legen die Mitarbeitenden des Sara Nussbaum Zentrums Wert darauf, alle Altersstufen, angefangen beim Pri marbereich – anzusprechen. Ob an gelehnt als Unterrichtsgang zur Ver tiefung von Inhalten der geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächer, im Rahmen von Lehrveran staltungen der Universität oder des Studienseminars Kassel, Konfirman dengruppen, Vereinen und Verbän den; die Vermittlung wird immer an die Wünsche der jeweiligen Besucher gruppen angepasst. Nach einer Kon taktaufnahme mit dem Sara Nuss baum Zentrum werden in Absprache mit Lehrkräften bzw. den Initiatoren die Inhalte der Workshops dem Wis sensstand der Teilnehmenden ange messen und bedarfsgerecht gestaltet. Führungen und Workshops – vor Ort und in anderen Bildungs- einrichtungen Bei einem Besuch der neuen Synago ge, die im Mai 2000 eingeweiht wurde

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