Bildung aktuell 3/2025

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Leitartikel

Lehrkräfte zwischen Entlastung und Kontrollverlust

■ KI-generierte Texte lassen sich kaum eindeutig als solche identifizieren. Die Authentizität von Schülerleistungen steht infrage. ■ Nicht alle Schulen sind technisch oder personell ausreichend ausgestattet, um mit der Entwicklung mitzuhalten. Dies kann soziale Ungleichheit verstärken.

Viele Lehrkräfte sehen in KI-Tools wie ChatGPT durch aus eine Arbeitserleichterung – etwa bei der Erstellung differenzierter Aufgaben oder bei der Ideenfindung für Unterrichtseinheiten. Gleichzeitig äußern sie Sorgen: ■ Wie lässt sich die Eigenleistung von Schülerinnen und Schüler prüfen? ■ Wie kann man missbräuchliche Nutzung von KI verhindern? ■ Wie bleibt man als Lehrkraft auf dem Laufenden? In unserer zweiten Umfrage – diesmal aus dem vergan genen Jahr – gaben 29 Prozent der Lehrkräfte an, dass sie sich Hilfen beim Erkennen von KI-Texten wünschen, 28 Prozent forderten Vorgaben zur rechtskonformen Nutzung, 21 Prozent wünschten sich konkrete Anwen dungen für den Unterricht und 18 Prozent waren an the menbezogenen Fortbildungen interessiert. Insgesamt lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass es nicht nur Technik, sondern Rechtssicherheit und für angemessene Fortbildungen eben auch ausreichend Zeit geben muss. KI ist gekommen, um zu bleiben – auch in der Schule. Der reflexhafte Ruf nach Verboten, wie dies verstärkt in unse rer ersten Umfrage im Jahr 2023 noch auftauchte, ist ebenso wenig zielführend wie die Hoffnung auf automa tische Bildungsverbesserung. Entscheidend ist ein diffe renzierter, pädagogisch geleiteter Umgang mit der Tech nologie. Durch KI können Lehrkräfte entlastet und Schü lerinnen und Schüler in ihren Lern- und Erkenntnispro zessen individuell unterstützt werden. Selbstverständlich kann eine Lehrkraft durch KI aber nicht ersetzt werden. Lernen ist eben auch ein sozial-emotionaler Prozess. Für eine fundierte Bildung brauchen wir unter dem Einfluss von KI noch mehr Wissen und Kenntnisse sowie ein Urteilsvermögen, das uns und folgende Generationen perspektivisch davor schützt, von ihr abhängig zu werden. Fazit: Zwischen Disruption und Chance

Was brauchen Schulen, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler?

Für einen konstruktiven Umgang mit KI im Schulalltag sind mehrere Voraussetzungen notwendig: ■ Technische Infrastruktur: Viele Schulen kämpfen noch mit unzureichendem WLAN, veralteten Geräten und fehlenden Lizenzen für KI-gestützte und datengeschützte Tools. ■ Didaktische Konzepte: Es braucht klare Leitlinien, wie KI im Unterricht eingebunden werden kann – jenseits von Verbotslisten oder blindem Aktionismus. ■ Lehrerfortbildung: Viele Lehrkräfte fühlen sich unsicher im Umgang mit KI. Schulungen, Austauschformate und niedrigschwellige Angebote sind nötig. ■ Zeit sowie didaktisch-methodisch und inhaltlich versierte Moderatorinnen und Moderatoren, die auch schulformspezifisch arbeiten. ■ Ethik und Medienbildung: Schülerinnen und Schüler müssen den verantwortungsvollen Umgang mit KI lernen – dazu gehört auch das kritische Hinterfragen von Inhalten. Studien und Erfahrungsberichte zeigen: Die Nutzung von KI durch Schülerinnen und Schüler ist kreativ – aber auch problematisch. Viele verwenden ChatGPT zur schnellen Lösung von Hausaufgaben, ohne die Zusam menhänge und die Inhalte zu verstehen bzw. zu hinter fragen. Gleichzeitig experimentieren viele mit den Mög lichkeiten, lassen sich Sachverhalte erklären oder üben damit beispielsweise Fremdsprachen. Eine qualitative Studie des DIPF (Leibniz-Institut für Bildungsforschung) kam 2024 zu dem Ergebnis: »Schülerinnen und Schüler sind fasziniert von den Möglichkeiten der KI, wünschen sich aber Orientierung und klare Regeln im schulischen Kontext.«

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