Bildung aktuell 3/2025

Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen

3/2025 Ausgabe Juni · 77. Jahrgang · 7108

Bildung aktuell

Wir machen Schule www.phv-nrw.de

Themen- schwerpunkt: Künstliche Intelligenz

Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock

>> Künstliche Intelligenz in der Schule – Chancen, Risiken und Perspektiven Leitartikel von Sabine Mistler >> Frau Prien und die datengestützte Schulentwicklung Michael Horstmann zum Programm der neuen Bundesbildungsministerin >> »Wir dürfen die Bildung nicht den Maschinen überlassen« Interview mit Dr. Mariano Felice vom British Council zum KI-Einsatz in Schule und Unterricht

Editorial

von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,

Brisanterweise war es bisher vor allem die AfD, die die Einrichtung derartiger Portale im Schulbereich in mehreren Bundesländern forciert hat – zuletzt 2024 in Hamburg. In der Tageszeitung taz hieß es in diesem Zusam menhang: »Die extrem rechte Partei will damit unter dem Vorwand eines überinterpretierten Neutralitätsgebots nicht-linientreue Pädago gen mit Dienstaufsichtsbeschwerden über ziehen und letztlich einschüchtern.« Wenn nun dieser Weg in die andere Richtung be schritten werden soll, dürften die oben skiz zierten Effekte (und Gegeneffekte) ähnlich sein, womit in den Schulen nicht mehr die de mokratische und liberale Mitte, sondern die Extremismen den diskursiven Ton angeben. Dies kann ernsthaft niemand wollen. Der Leitartikel unserer Landesvorsitzenden Sabine Mistler wirft vor dem Hintergrund unseres Heftschwerpunktes einen Blick auf die mit den Möglichkeiten der Nutzung von Künstlicher Intelligenz in Schule und Unterricht verbunde nen Chancen, Risiken und Nebenwirkungen. Wir wünschen Ihnen wie immer eine anre gende und abwechslungsreiche Lektüre und einen erträglichen Schuljahresendspurt! >> Disruptive Innovation: Das Programm der neuen Bundesministerin für Bildung & Familie, Karin Prien >> 16-19 >> Adolescence – Erwachsen werden ja, aber wie? >> 20/21 Interna >> Vereidigung am ZfsL Bielefeld >> 22 >> Vertrauenslehrertreffen im Bezirk Gütersloh >> 22 >> Mitgliedsbeiträge Anpassung zum 3. Quartal 2025 >> 23 >> PhV-NRW-Bezirk Leverkusen Auf den Spuren der Heiligen Drei Könige >> 24/25 >> Einblicke in die Welt der Literatur >> 26 >> Lehrkräfte müssen Beamte sein >> 26 Recht >> Die Bedeutung der teilweisen Legalisierung des Besitzes von Cannabis im schulischen Bereich >> 27 Ihr Lars Strotmann und die Redaktion

man möchte sich gar nicht ausmalen, welche Konsequenzen für das Miteinander und die Kommunikationskultur in den Schulen die Einrichtung von Meldestellen (alleine schon dieses Wort!) haben könnte. Die Möglichkeit zur Denunziation von – wie es so schön heißt – Vorfällen »unterhalb der Strafbarkeitsgrenze« ist angesichts anwachsender Erregungspo tenziale und radikalsubjektiver Befindlichkei ten per se problematisch. Diese Etablierung eines Systems des institutionalisierten Miss trauens dürfte jedenfalls nicht folgenlos blei ben. Damit keine Missverständnisse entste hen: Verfassungsfeinde haben in der Schule absolut nichts verloren – die Instrumente und Maßnahmen zur Prävention und Intervention liegen allerdings auf dienst-, zivil- und straf rechtlicher Ebene alle bereits vor und werden auch angewandt. Auch das beamtenrechtli che Neutralitätsgebot und der Beutelsbacher Konsens dienten über Pädagogen-Genera tionen hinweg dazu, der Diskussionskultur in Schule und Unterricht einen ebenso normati ven wie selbstbewusst-liberalen Rahmen zu geben, der sich bei manchen Unzulänglich keiten doch bewährt hat.

INHALT

Editorial >> Editorial von Lars Strotmann

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Aktuell >> Neue Impulse für die Arbeit in den Bezirken Leitartikel >> Künstliche Intelligenz in der Schule – Chancen, Risiken und Perspektiven Thema >> Tagung des PhV-Bildungsausschusses: Impulse für eine gymnasiale Bildung der Zukunft

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>> 04/05

>> 06-10 >> »Wir dürfen die Bildung nicht den Maschinen überlassen« >> 11-13 Schule & Beruf >> Eltern fordern vom Schulministerium klare Handyregeln an Schulen >> 14/15 >> Handyverbot bisher in zwei Bundesländern Wie die Bundesländer private Handynutzung an Schulen regeln >> 15

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Aktuell

Die Landesvorsitzende Sabine Mistler während ihres Berichtes zur Lage.

Was funktioniert, was nicht? Erstmals gab es bei der Sitzung des Hauptausschuss Gelegenheit zum offenen Austausch über die Arbeit in den Bezirken.

Der stellvertretende Lan desvorsitzende (Nord rhein) Thomas Ahr wäh rend der nachmittägli chen Diskussionsrunde.

Neue Impulse für die Arbeit in den Bezirken

W ie können wir voneinander lernen? Was können wir tun, um die Arbeit in den Bezirken noch etwas effizienter zu gestalten? Diese Fragen standen bei der ersten Sit zung des Hauptausschusses des Jahres im Mittelpunkt. Vormittags stellte die Landesvorsitzende Sabine Mistler drei zentrale Schwerpunkte der aktuellen Verbandsarbeit vor. Am Nachmittag lag der Fokus auf dem Erfahrungsaustausch über er folgreiche Arbeit in den PhV-Bezir

ken. Die von Kristina Paul und Dr. Holger Ecken organisierte Runde bot den Anwesenden die Möglich keit, eigene Best-Practice-Beispiele zu präsentieren und so voneinander zu lernen. Viele Bezirke berichteten von ihren Ansätzen, die zur Stärkung des Verbandslebens beitragen. An regungen waren unter anderem in formelle Treffen zum Schuljahresbe ginn oder -ende (zum Beispiel im Rahmen eines Bildungsbrunches, der auch für Familienangehörige ge

öffnet werden kann), kulturelle Ver anstaltungen und Versammlungen mit Lokalpolitikern. Kleinere Bezirke sollten zwecks Bündelung von Res sourcen über Kooperationen nach denken. Auch offene Angebote für alle Lehrkräfte sollten in den Blick genommen werden. Bewährt haben sich darüber hinaus Veranstaltungs formate zu Rechtsfragen und geziel te Angebote für junge Lehrkräfte (»fit-for-job’). Olaf Steinacker

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Leitartikel

von Sabine Mistler >> Landesvorsitzende

E-Mail: info@phv-nrw.de

Künstliche Intelligenz in der Schule – Chancen, Risiken und Perspektiven

ChatGPT & Co. sind gekommen, um zu bleiben. Richtig eingesetzt, kann die Technologie enorme Potenziale entfalten, es kommt aber immer auf eine didaktisch sinnvolle Integration ein.

ünstliche Intelligenz (KI) verändert nicht nur unser Alltagsleben in rasantem Tempo – sondern ganz besonders auch unseren Bil

se gut oder schlecht – es kommt darauf an, wie wir sie pädagogisch einbetten. Der Mensch muss stets im Zen trum bleiben.« Damit verweist Zierer auf einen zentralen Punkt: Technologie allein verbessert kein Lernen. Ent scheidend ist eine didaktisch sinnvolle Integration.

dungsbereich. Täglich werden wir damit konfrontiert, und es wird darüber diskutiert, wie Schule, wie wir Lehr kräfte und wie Schülerinnen und Schüler mit dieser dis ruptiven Technologie umgehen können – und sollten. Zwischen Euphorie und Skepsis stellt sich die Frage: Kann KI zu nachhaltigem Lernen beitragen oder macht sie uns vor allem bequem? KI war bei unserer ersten großen Umfrage unter unseren Mitgliedern im Jahre 2023 noch eher ein Zukunftsthe ma. Jetzt hat es jeden von uns eingeholt. In den Klassen zimmern der Gymnasien, Gesamtschulen und WBKs wird ChatGPT bereits täglich genutzt, ebenso wie zu Hause. Schülerinnen und Schüler nutzen es zur Vorbe reitung von Referaten, zur Texterstellung oder als Nach hilfeersatz. Wir Lehrkräfte wiederum experimentieren mit KI-Tools zur Unterrichtsplanung, bei der Individuali sierung von Lernmaterialien oder zur Erstellung von Prüfungsaufgaben. Prof. Dr. Klaus Zierer, Erziehungswissenschaftler an der Universität Augsburg, betont in einem Beitrag für die ‘Frankfurter Allgemeine Zeitung’ (2023): »KI ist nicht per

Chancen der KI im Schulkontext

Richtig eingesetzt, das wissen wir mittlerweile, kann KI enor me Potenziale entfalten. Dazu gehören unter anderem: ■ Individuelle Förderung: KI-Systeme können Lernstände analysieren und personalisierte Aufgaben vorschlagen. Besonders leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler können davon profitieren. ■ Entlastung der Lehrkräfte: Korrekturhilfen, automatisierte Rückmeldungen und digitale Assistenten können Zeit spa ren und Freiräume für pädagogische Aufgaben schaffen. ■ Zugang zu Wissen: Chatbots und digitale Nachhilfe-Tools eröffnen jederzeit Zugang zu Lerninhalten – auch unabhän gig vom Unterricht.

Doch es gibt ernstzunehmende Risiken:

■ Wenn Schülerinnen und Schüler Aufgaben einfach durch ChatGPT lösen lassen, ohne selbst zu reflektieren, droht ein Verlust an tiefem Verständnis.

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Foto: AdobeStock

Leitartikel

Lehrkräfte zwischen Entlastung und Kontrollverlust

■ KI-generierte Texte lassen sich kaum eindeutig als solche identifizieren. Die Authentizität von Schülerleistungen steht infrage. ■ Nicht alle Schulen sind technisch oder personell ausreichend ausgestattet, um mit der Entwicklung mitzuhalten. Dies kann soziale Ungleichheit verstärken.

Viele Lehrkräfte sehen in KI-Tools wie ChatGPT durch aus eine Arbeitserleichterung – etwa bei der Erstellung differenzierter Aufgaben oder bei der Ideenfindung für Unterrichtseinheiten. Gleichzeitig äußern sie Sorgen: ■ Wie lässt sich die Eigenleistung von Schülerinnen und Schüler prüfen? ■ Wie kann man missbräuchliche Nutzung von KI verhindern? ■ Wie bleibt man als Lehrkraft auf dem Laufenden? In unserer zweiten Umfrage – diesmal aus dem vergan genen Jahr – gaben 29 Prozent der Lehrkräfte an, dass sie sich Hilfen beim Erkennen von KI-Texten wünschen, 28 Prozent forderten Vorgaben zur rechtskonformen Nutzung, 21 Prozent wünschten sich konkrete Anwen dungen für den Unterricht und 18 Prozent waren an the menbezogenen Fortbildungen interessiert. Insgesamt lässt sich aus den Ergebnissen ableiten, dass es nicht nur Technik, sondern Rechtssicherheit und für angemessene Fortbildungen eben auch ausreichend Zeit geben muss. KI ist gekommen, um zu bleiben – auch in der Schule. Der reflexhafte Ruf nach Verboten, wie dies verstärkt in unse rer ersten Umfrage im Jahr 2023 noch auftauchte, ist ebenso wenig zielführend wie die Hoffnung auf automa tische Bildungsverbesserung. Entscheidend ist ein diffe renzierter, pädagogisch geleiteter Umgang mit der Tech nologie. Durch KI können Lehrkräfte entlastet und Schü lerinnen und Schüler in ihren Lern- und Erkenntnispro zessen individuell unterstützt werden. Selbstverständlich kann eine Lehrkraft durch KI aber nicht ersetzt werden. Lernen ist eben auch ein sozial-emotionaler Prozess. Für eine fundierte Bildung brauchen wir unter dem Einfluss von KI noch mehr Wissen und Kenntnisse sowie ein Urteilsvermögen, das uns und folgende Generationen perspektivisch davor schützt, von ihr abhängig zu werden. Fazit: Zwischen Disruption und Chance

Was brauchen Schulen, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler?

Für einen konstruktiven Umgang mit KI im Schulalltag sind mehrere Voraussetzungen notwendig: ■ Technische Infrastruktur: Viele Schulen kämpfen noch mit unzureichendem WLAN, veralteten Geräten und fehlenden Lizenzen für KI-gestützte und datengeschützte Tools. ■ Didaktische Konzepte: Es braucht klare Leitlinien, wie KI im Unterricht eingebunden werden kann – jenseits von Verbotslisten oder blindem Aktionismus. ■ Lehrerfortbildung: Viele Lehrkräfte fühlen sich unsicher im Umgang mit KI. Schulungen, Austauschformate und niedrigschwellige Angebote sind nötig. ■ Zeit sowie didaktisch-methodisch und inhaltlich versierte Moderatorinnen und Moderatoren, die auch schulformspezifisch arbeiten. ■ Ethik und Medienbildung: Schülerinnen und Schüler müssen den verantwortungsvollen Umgang mit KI lernen – dazu gehört auch das kritische Hinterfragen von Inhalten. Studien und Erfahrungsberichte zeigen: Die Nutzung von KI durch Schülerinnen und Schüler ist kreativ – aber auch problematisch. Viele verwenden ChatGPT zur schnellen Lösung von Hausaufgaben, ohne die Zusam menhänge und die Inhalte zu verstehen bzw. zu hinter fragen. Gleichzeitig experimentieren viele mit den Mög lichkeiten, lassen sich Sachverhalte erklären oder üben damit beispielsweise Fremdsprachen. Eine qualitative Studie des DIPF (Leibniz-Institut für Bildungsforschung) kam 2024 zu dem Ergebnis: »Schülerinnen und Schüler sind fasziniert von den Möglichkeiten der KI, wünschen sich aber Orientierung und klare Regeln im schulischen Kontext.«

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Thema

Die Mitglieder des Bildungsausschusses

Tagung des Bildungsausschusses des PhV NRW: Impulse für eine gymnasiale Bildung der Zukunft Im Rahmen der Tagung des Referats für Bildungsfragen am 14. und 15. Februar in Dortmund hielt Prof. Dr. Sebastian Becker-Genschow ein Referat über Potenziale und Risiken von KI-Anwendungen für Schule und Bildung. Aus dem Referat und der anschließenden Diskussion ging der folgende Beitrag von Prof. Becker-Genschow hervor.

von Prof. Dr. Sebastian Becker-Genschow >> Leiter des Forschungsgebiets Digitale Bildung mit Schwerpunkt Künstliche Intelligenz am Department Didaktiken der Mathematik und der Naturwissenschaften der Universität zu Köln E-Mail: sebastian.becker-genschow@uni-koeln.de

Mehr Chancengleichheit dank KI!? – Das Potenzial von KI-Chatbots für einen stärker individualisierten Unterricht Lernende unterscheiden sich substan ziell voneinander, sie haben unter schiedliche Voraussetzungen und Be dürfnisse, individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten und werden zudem durch ihr sozioökonomisches Umfeld ge prägt. Diese Feststellung ist nicht neu, und solche Unterschiede gab und wird es stets geben. Jedoch sind aufgrund verschiedener Faktoren wie Sprache und Kultur sowie bildungspolitischer Vorgaben die Schulklassen in Deutsch land heutzutage deutlich heterogener zusammengesetzt. Heterogenität stellt damit eine der zentralen Herausforde rungen für das deutsche Bildungssys

tem dar. Es obliegt nun den Lehrkräf ten, sich dieser Herausforderung zu stellen, um ihren Bildungsauftrag auch in zunehmend heterogenen Klassen gegenüber allen Schülerinnen und

tungstest werden die Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern im Bereich Lesen, Mathe matik und Naturwissenschaften er fasst. Während sich die Leistungen in den drei Bereichen seit dem Zeit punkt der ersten Erhebung im Jahr 2000 zunächst verbesserten, ist seit 2015 eine Trendumkehr zu beobach ten, und dies in allen drei Bereichen. internationalen Vergleichsstudien In der aktuellen Erhebung aus dem Jahr 2022 schnitten deutsche Schü lerinnen und Schülern gar so schlecht ab wie noch nie im gesamten Erhe bungszeitraum davor. In Mathematik ist das Leistungsniveau der Schülerin nen und Schüler in Deutschland sogar Leistungsabfall deutscher Schülerinnen und Schüler in

Schülern erfüllen zu können. Heterogenität als zentrale Herausforderung

Aktuell scheint das deutsche Schul system mit der Bewältigung dieser Aufgabe jedoch überfordert zu sein. Dies lässt sich an den Resultaten mehrerer unabhängiger Schulleis tungsstudien (IGLU, TIMMS, PISA) ablesen, die einen teils dramatischen Leistungsabfall bei Schülerinnen und Schülern in Deutschland attestieren. Exemplarisch seien hier die Resultate der PISA-Studie näher beleuchtet. In diesem internationalen Schulleis

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Thema

unter den OECD-Durchschnitt ge sunken. Diese Resultate sind mehr als alarmierend. Dies zeigt sich im Be reich Mathematik auch daran, dass der Anteil von leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern stetig zu nimmt, während der Anteil der leis tungsstarken Schülerinnen und Schü lern stetig abnimmt. War der Anteil in beiden Leistungsgruppen im Jahr 2012 noch nahezu ausgeglichen (17,5 % leistungsstark; 17,8 % leistungs schwach), stieg der Anteil der leis tungsschwachen Schülerinnen und Schüler in der aktuellen Erhebung auf 29,5 %, während der Anteil der leis tungsstarken Schülerinnen und Schü ler auf 8,6 % zurückging. Besonders betroffen sind hierbei Kinder mit Zu wanderungshintergrund und aus so zioökonomisch benachteiligten Fami lien. Dies zeigt sehr eindrücklich, dass im Bildungssystem in seiner jetzigen Form es nicht gelingt, die unter schiedlichen Voraussetzungen der Lernenden adäquat zu berücksichti gen und allen Schülerinnen und Schülern eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht zu ermöglichen. Notwendigkeit angepasster Unterrichtskonzepte Um der Diversität in den Lerngruppen zu begegnen, bedarf es dementspre chend didaktischer und pädagogi scher Konzepte, welche den individu ellen Anforderungen und Bedürfnis sen der Lernenden gerecht werden. Der immer noch weit verbreitete ‘Ein heitsunterricht für alle’ kann diesen Anforderungen nicht gerecht werden.

Vielmehr sollte ein Ansatz verfolgt werden, welcher die lernendenzen trierte Binnendifferenzierung stärker in den Fokus des Unterrichts rückt. Die Rolle der Lehrkraft verschiebt sich da mit weg von der des reinen Wissens vermittlers mehr hin zu einem Lern prozessinitiator und -begleiter. Über geordnetes Ziel hierbei ist es, Lernpro zesse stärker an die individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse anzupassen, um allen Schülerinnen und Schülern, unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen und Fähigkeiten, eine erfolgreiche Partizi pation am Unterricht zu ermöglichen. Individuelle Förderung bisher eine Überforderung der Lehrkräfte Diese Forderung ist jedoch schnell ge stellt, insbesondere auch von Seiten der Bildungspolitik. Allerdings stellt die Umsetzung im alltäglichen Unter richt Lehrkräfte vor große Herausfor derungen. Es stellt sich die Frage, wie es Lehrkräfte in den gegebenen Strukturen des Schulsystems gelingen soll, bei Klassengrößen von bis zu drei ßig Kindern diese in den 45 Minuten einer Unterrichtsstunde alle individu ell zu fördern? So belegen auch For schungserkenntnisse, dass Individuali sierung im alltäglichen Unterricht nur unzureichend umgesetzt wird (zum Beispiel Gebhardt et al., 2014; Klieme et al., 2015; Kunze & Solzbacher, 2016; Letzel & Otto, 2019), obwohl dies bil dungspolitisch schon des Längeren gefordert wird. Allein eine solche For derung zu stellen, reicht jedoch nicht aus, vielmehr müssen Lehrkräfte darin

adäquat unterstützt werden, stärker individualisierten Unterricht auch praktisch im alltäglichen Unterricht umzusetzen zu können. Eine Möglich keit diese Unterstützung zu realisie ren, liegt im Einsatz von digitalen Anwendungen, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. KI-Anwendungen als Unterstützung der Lehrkräfte In welchen Bereichen des Schulsys tems KI eingesetzt werden könnte, untersuchte die Studie ‘KI@Bildung: Lehren und Lernen in der Schule mit Werkzeugen Künstlicher Intelligenz’ der Deutsche Telekom Stiftung (Schmid, Blanc & Toepel, 2021). KI-basierte Anwendungen können demnach auf drei Ebenen Verwen dung finden (vgl. Abb Seite 8). Prof. Becker-Genschow ist Leiter des Forschungs- gebiets Digitale Bildung mit Schwerpunkt Künst- liche Intelligenz am Department Didaktiken der Mathematik und der Naturwissenschaften der Universi tät zu Köln. Er war mehrere Jahre tätig als Lehrer für Physik und Mathematik. Er promovierte an der TU Kaiserslautern zum Thema tech nologieunterstützter Physikunter richt. Forschungsschwerpunkte: Unterstützung von Lehr-Lern- Prozessen im MINT-Bereich durch KI-basierte Technologien sowie digitalisierungsbezogene Professi onsentwicklung von Lehrkräften.

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INFO

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Thema

Prof. Becker-Genschow als Referent im Bildungsausschuss (erste Reihe Mitte).

1. Lernen und Üben 2. Unterrichten und Prüfen 3. Schulentwicklung und -planung Auf der Ebene des Unterrichtens ist die individuelle Förderung als spezifi scher Einsatzzweck zu finden. Grund lage einer solchen technologieunter stützten Förderung ist die Erfassung von Lernmustern durch Analyse von Lernendendaten (im Engl. Learning Analytics). Dadurch lassen sich (auto matisiert) personalisierte Lern- und Übungsaufgaben erstellen, die an den Lernstand und -fortschritt der einzelnen Lernenden angepasst sind (im Engl. Adaptive Learning). Syste me, welche die Datenanalyse und Er stellung von Lernmaterialen vereini gen, bezeichnet man häufig als tuto rielle Assistenzsysteme. Das Potenzial dieser Technologie wird mittlerweile auch von der Bildungspolitik erkannt, so konstatiert die Kultusministerkon ferenz in ihrer Handlungs

che Anwendungen sind KI-Chatbots (wie beispielsweise ChatGPT von OpenAI oder Claude von Anthropic), die eine Inhaltsgeneration durch An weisungen in natürlicher Sprache er möglichen. Anderen KI-basierten An wendungen gegenüberstellend schätzt die Ständige Wissenschaftli che Kommission das Potenzial solcher KI-Chatbots, »die auf einer breiten, unspezifischen Datenbasis trainiert wurden, [als] besonders groß und dis ruptiv« ein (SWK, 2024, S. 7). Dazu trägt auch bei, dass die Nutzung sol cher Anwendungen intuitiv ist. Um mit einem KI-Chatbot zu interagieren, formuliert der Nutzer lediglich einen Arbeitsauftrag (im Engl. Prompt), wel cher über eine Schnittstelle mit einem Großen Sprachmodell (im Engl. Large Language Model) verarbeitet wird. Der Nutzer erhält sodann den ge wünschten Inhalt, beispielsweise ei nen Text oder ein Bild. Es ist also nicht mehr notwendig, über spezifische Kenntnisse in Programmiersprachen zu verfügen, was einer Demokratisie rung in der Anwendung, insbesonde re für Lehrkräfte und auch Schülerin nen und Schüler, gleichkommt. Zu dem verfügen solche KI-Chat

prozessen: »Für Lehrende bietet KI neue und entlastende Möglichkeiten für die Erstellung differenzierter Lern angebote, der individuellen Förde rung und der Ermöglichung persona lisierter Lernwege« (KMK, 2024, S. 10).

Möglichkeiten Adaptiver Lernsysteme einerseits und KI-Chatbots andererseits

Diesbezüglich neuartige didaktische und pädagogische Gestaltungsmög lichkeiten ergeben sich durch die hoch dynamische technologische Weiterentwicklung im Bereich von generativen KI-Anwendungen. Mit solchen Anwendungen lassen sich In halte wie Texte, Bilder, Sprache, Musik oder auch Videos selbstständig er zeugen. Prominentes Beispiel für sol

empfehlung für die Bil dungsverwaltung zum Umgang mit Künst licher Intelligenz in schulischen Bildungs

bots mittlerweile auch über multi modale Fähigkei ten, d.h. sie kön nen mittels opti scher Zeichener kennung visuelle Informationen aus unterschied lichen Darstel

Anwendungen von KI im Bereich der schulischen Bildung (adaptiert nach Schmid, Blanc & Toepel, 2021)

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Thema

lungsformen, wie zum Beispiel Tabel len oder Diagrammen, verarbeiten und auch selbst generieren.

stand und die Bedürfnisse des einzel nen Lernenden anpassen. So lassen sich individuelle Lernprozesse durch die Lernenden selbst gestalten, und dies rund um die Uhr und von jedem Ort aus. Schülerinnen und Schüler haben so die Möglichkeit, asynchron und ortsunabhängig auf Lernmateria lien und -unterstützung zuzugreifen. Neben den Einflüssen auf kognitive Faktoren hat das Lernen mit KI-Chat bots aber auch affektiv-motivationale Einflüsse. So kann mittels KI-Chat bots die Lernmotivation gesteigert, eine aktive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand gefördert sowie positiv-aktivierende Emotionen wie Lernfreude verstärkt werden.

ten zur lernendenzentrierten Binnen differenzierung. So kann Lehr-Lern material von den Lehrkräften selbst erstellt werden (inkl. Abbildungen oder Videos), was die Kreativität bei der Unterrichtsplanung fördert und die Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern wie bspw. Schulbuchverla gen reduziert. Innerhalb von Sekun den lässt sich Lehr-Lernmaterial zu dem an unterschiedliche Sprachvo raussetzungen oder kognitive Leis tungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler anpassen. So könnten bspw. leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler mit dem KI-Chatbot komple xere Aufgaben bearbeiten, während leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler zusätzliche Erklärungen und Übungen erhalten. Dies könnte selbstverständlich auch die Lehr

Nutzen von KI-Chatbots für die individuelle Förderung

Die Besonderheit für die schulische Verwendung liegt in der Möglichkeit, solche KI-Chatbots als individuelle Lernunterstützung einsetzen, da sie in der Lage sind, auf individuelle Anfra gen der Schülerinnen und Schüler zu Lerninhalten oder Aufgaben instan tan zu reagieren. Sie können Lernen den helfen, sich Wissen und Fähigkei ten anzueignen und auch bei der Lö sung von Problemaufgaben unter stützen. Das Lernmaterial wird somit nicht nur statisch präsentiert, sondern lässt sich durch die Interaktion mit dem KI-Chatbot an den Kenntnis

Für Lehrkräfte eröffnen sich durch KI Chatbots im Besonderen Möglichkei

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Thema

Fazit

kraft selbst vorbereiten, allerdings verbleibt im Schulalltag dafür oft nur wenig Zeit, sodass eine Unterstützung durch einen KI-Chatbot hier zu einer signifikanten Entlastung der Lehrkräf te beitragen würde. Kritische Aspekte von KI-Chatbots Trotz der vielversprechenden Mög lichkeiten sind aber auch kritische Aspekte zu beachten. So sind der Um gang mit personenbezogenen Daten und die Sicherstellung der Privatsphä re der Schülerinnen und Schüler zen trale Herausforderungen beim Einsatz von KI-Chatbots. Es muss sicherge stellt werden, dass die besonders schützenswerten Daten von Kindern und Jugendlichen nur auf sicherem und datenschutzkonformem Weg mit dem Chatbot ausgetauscht werden. Für den schulischen Einsatz bieten sich dafür digitale Plattformen wie zum Beispiel fobizz an, welche den Schülerinnen und Schülern aber auch den Lehrkräften einen datenschutz konformen Zugang zu KI-Chatbots basierend auf verschiedenen Großen Sprachmodellen ermöglichen. Aktuell ermöglichen vier Bundesländer den Schulen den Zugang zu fobizz über ei ne Landeslizenz: Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zudem ist zu beachten, dass Halluzi nationen bei KI-Chatbots auftreten können, dass also Informationen und Quellen ‘erfunden’ werden, falls dem Chatbot nicht genügend Informatio nen vorliegen, um eine Anfrage zu beantworten. Dies ist ein strukturelles

Problem von KI-Chatbots, allerdings neigen neuere Modelle weniger zu solchen Halluzinationen und die An bindung an das Internet ermöglicht es, dass durch den KI-Chatbot in der Antwort Quellen angegeben werden, welche vom Nutzer überprüft werden können. Darüber hinaus ist es mög lich, KI-Chatbots für spezifische An wendungszwecke zu konfigurieren, also beispielsweise mit einer eigenen Wissensbasis auszustatten. Dies re duziert die Wahrscheinlichkeit für Halluzinationen weiter. Jedoch sollte auch weiterhin die didaktische Quali tät und pädagogische Eignung der In teraktion des Chatbots mit den Ler nenden regelmäßig sachlich über prüft werden.

Zusammenfassend bieten KI-Chat bots große Vorteile für die Individuali sierung von Lernprozessen im alltägli chen Unterricht. Sie bieten damit das Potenzial, die Chancengerechtigkeit im deutschen Bildungssystem zu ver bessern, indem sie allen Schülerinnen und Schülern Zugang zu einer Lern prozessunterstützung ermöglichen. Diese Unterstützung ist dabei beson ders wertvoll für Kinder und Jugendli che, die keine Unterstützung durch die Eltern erfahren und denen auch die finanziellen Mittel für Nachhilfe fehlen. Denn es sind genau diese Kin der, die wir im aktuellen Bildungssys tem mehr und mehr verlieren.

INFO

Literatur Gebhardt, M., Schwab, S., Krammer, M., Gasteiger-Klicpera, B., & Sälzer, C. (2014). Erfassung von individualisiertem Unterricht in der Sekundarstufe I: Eine quantitative Überprüfung der Skala ‘Individualisierter Unterricht’. Zeitschrift für Bildungsforschung, 4(3), 303–316. https://doi.org/10.1007/s35834-014-0095-7 Klieme, E., Warwas, J., & Wenzel, K. (2015). Individuelle Förderung – ein Kernelement von Unterrichtsq- ualität? In: E. Klieme, D. Knoll, & J. Warwas (Hrsg.), Qualitätsentwicklung durch Individualisierung (S.11–34). Münster: Waxmann. Kunze, I., & Solzbacher, C. (Hrsg.). (2016). Individuelle Förderung in der Sekundarstufe I und II (5. aktual. Aufl.). Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. Letzel, V., Otto, J. Binnendifferenzierung und deren konkrete Umsetzung in der Schulpraxis – eine qualitative Studie. Z f Bildungsforsch 9, 375–393 (2019). https://doi.org/10.1007/s35834-019-00256-0 Schmid, U., Blanc, B., & Toepel, M. (2021). KI@Bildung: Lehren und Lernen in der Schule mit Werkzeugen Künstlicher Intelligenz. Deutsche Telekom Stiftung. https://www.telekomstiftung.de/sites/default/files/ files/media/publications/KI Bildung Schlussbericht.pdf (online abgerufen am 05.04.22) KMK [Kultusministerkonferenz] (Hrsg.) (2024). Handlungsempfehlung für die Bildungsverwaltung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz in schulischen Bildungsprozessen in der Beschlussfassung der Kultusministerkonferenz vom 10.10.2024. Elektronisch. Zugriff am 11.10.2024 https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2024/2024_10_10- Handlungsempfehlung-KI.pdf SWK [Ständige Wissenschaftliche Kommission] (Hrsg.) (2024). Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem. Impulspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusminister- konferenz. Elektronisch. Zugriff am 20.06.2024 auf https://www.swkbildung.org/content/uploads/ 2024/02/SWK-2024-Impulspapier_LargeLanguageModels.pdf

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Dr. Mariano Felice

»Wir dürfen die Bildung nicht den Maschinen überlassen«

Wie lässt sich Künstliche Intelligenz so einsetzen, dass der Mensch weiter im Fokus steht? Der British Council hat jetzt ein Zehn-Punkte- Papier für den ethischen KI-Einsatz im Englischunterricht veröffentlicht, das am 4. und 5. März 2025 im Rahmen der vom British Council ausgerich- teten Konferenz ‘New Directions in Language Assessment’ in Berlin vor- gestellt wurde. Internationale Expertinnen und Experten diskutierten die neuesten Herausforderungen im Bereich der KI-gestützten Sprachbildung.

Lars Strotmann und Carsten Hütter haben mit Dr. Mariano Felice, dem Autor des Forschungsberichts, über diese zehn Prinzipien gesprochen.

? Wie kam es zur Entwicklung der Grundsätze? Als Expert:innen, die seit mehr als neun Jahrzehnten in 100 Ländern im Be reich des Englischunterrichts, -lernens und -beurteilens tätig sind, wollten wir die Grundsätze teilen, die unsere eige ne Arbeit mit KI bestimmen. KI ist ein mächtiges Werkzeug, aber es muss verantwortungsvoll eingesetzt werden. Unser Bericht entstand aus der Not wendigkeit heraus, die Bedeutung der menschlichen Rolle und die ethischen Grundsätze zu betonen, die die Imple mentierung von KI-gestützten Syste men für Bildungszwecke leiten sollten, um den Erfolg zu maximieren. ? Was war der Hintergrund und Kontext für die Entwicklung der Grundsätze? In einer Zeit, in der sich die Welt rasant verändert und KI zunehmend in wich tigen Lebensbereichen wie der Bil dung eingesetzt wird, ist ein verant

re Arbeit in den Bereichen Gleichstel lung, Vielfalt und Integration, Unter richt und Bewertung sowie Technolo gie ist ebenfalls entscheidend, um die besten Wege zur Unterstützung un serer Lernenden zu finden. Der British Council hat eine lange Tradition in der Anwendung innovativer Ansätze zum Sprachenlernen und zur -bewertung, sodass wir auf unsere Erfahrungen zu rückgreifen können, um die Zukunft der Bildung mitzugestalten. ? Wer ist die Hauptzielgruppe der zehn Grundsätze? Wir glauben, dass jeder, der mit Bildung zu tun hat, von unseren

wortungsvoller Umgang mit ihr uner lässlich. Das rasante Tempo der Fort schritte lässt jedoch oft wenig Zeit für eine kritische Reflexion darüber, wie wir neue Technologien einsetzen. Aus Angst, etwas zu verpassen, scheint man neue Tools sofort übernehmen zu müssen, sobald sie auf den Markt kommen, anstatt zu überlegen, ob und wie diese Tools langfristige Bil dungsziele unterstützen können. In diesem Zusammenhang sind wir der Meinung, dass klare Leitlinien für den Einsatz von KI unerlässlich sind. ? Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse bilden die Grund- lage für den Prinzipienkatalog? Unsere Forschung stützt sich auf die vorhandene Literatur sowie auf unsere eigene Arbeit über integrative Prakti ken im Bildungswesen. Dies umfasst sowohl theoretische als auch empiri sche Forschung. Der ‘Ethics by De sign’-Rahmen ist zum Beispiel ein wichtiger Teil unseres Ansatzes. Unse-

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INFO

Das Zehn-Punkte-Papier des British Council finden Sie hier: https://drive.google.com/ drive/folders/1IWA0NW KOTWPmqHTBGSmZ peoHt6fcShVX

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Grundsätzen profitieren kann; von Regierungen und politischen Ent scheidungsträgern bis hin zu Lehren den und Schüler:innen. Der verant wortungsvolle Einsatz von KI ist eine kollektive Anstrengung. Dennoch sehen wir die Lernenden als die wich tigsten Akteure in jeder Bildungsakti vität an, daher stehen sie im Mittel punkt dieser Grundsätze sowie aller unserer Aktivitäten. ? Können Sie den Ansatz des ‘Ethics by Design’ erklären? ‘Ethics by Design’ ist ein Ansatz, bei dem ethische Überlegungen bereits in den frühen Phasen der Entwicklung berücksichtigt werden und nicht erst am Ende. Das bedeutet, dass poten zielle ethische Probleme so früh wie möglich erkannt und Vorkehrungen getroffen werden, um sicherzustellen, dass die Systeme fair, sicher und inte grativ sind. Es handelt sich um einen Rahmen, der in der Europäischen Uni on aktiv gefördert wurde und auf den folgenden sechs Grundsätzen beruht: 1. Achtung der menschlichen Hand lungsfähigkeit. Die Systeme sollten die Autonomie, Würde und Freiheit der Menschen respektieren. 2. Datenschutz und Data Governan ce. Personenbezogene Daten müssen inÜbereinstimmung mit dem Gesetz und in einer sicheren und von Menschen überprüfbaren Weise verarbeitet werden. 3. Fairness. Die Systeme müssen alle Menschen gleich behandeln, um Vorurteile, Diskriminierung und

negative soziale Auswirkungen zu vermeiden. 4. Individuelle, soziale und ökologi sche Auswirkungen. Die Systeme sollten die Autonomie, Würde und Freiheit der Menschen respektieren. 5. Transparenz. Die Benutzer müssen wissen, wann sie mit einem Com putersystem interagieren, und alle automatischen Entscheidungen müssen erklärbar und nachvoll ziehbar sein. 6. Rechenschaftspflicht und Kontrol le: Für die Überwachung und den Betrieb der Systeme muss ein Mensch verantwortlich sein. Jedes System, das gegen diese Werte verstößt, würde als ‘unethisch’ be trachtet werden, sodass wir sicher stellen müssen, dass wir die Grund sätze einhalten, um unsere ethischen Standards zu wahren. ? Was ist erforderlich, damit die Grundsätze erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden können? Die wichtigste Voraussetzung ist das Engagement aller Personen, die an der Entwicklung, Umsetzung und Nutzung von KI-Systemen im Bil dungswesen beteiligt sind. Unterneh men, die KI-Lösungen entwickeln, Bildungseinrichtungen und Regie rungen spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Ein haltung dieser Grundsätze zu ge währleisten; ihr Engagement ist daher von größter Bedeutung. Wie wir in unserem Forschungsbe richt betonen, ist die Schaffung des

richtigen Umfelds für die erfolgreiche Einführung von KI-Systemen von ent scheidender Bedeutung. Wir müssen also sicherstellen, dass wir allen Betei ligten das Wissen und die Ressourcen zur Verfügung stellen, die sie für die Umsetzung benötigen. Dazu gehören grundlegende KI-Kenntnisse, die Zu sammenarbeit mit Expert:innen und kontinuierliche Beratung. ? Werden die Grundsätze kontinuierlich weiter- entwickelt? Unsere Grundsätze spiegeln unsere heutigen Ansichten und Bedürfnisse wider und werden sich daher natür lich weiterentwickeln, wenn sich die Welt weiterentwickelt. Die KI-Land schaft verändert sich ständig und hat einen immer größeren Einfluss auf unser Leben, sodass Dinge, die uns heute vielleicht noch nicht betreffen, morgen schon ganz anders aussehen können. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir über neue Entwick lungen auf dem Laufenden bleiben und eine aktive Rolle bei der Diskussi on und Einführung neuerTechnolo gien in unserem Umfeld übernehmen. Das bedeutet sowohl die Einsatzmög lichkeiten mit positiven Auswirkun gen zu erkunden als auch die poten ziellen Risiken zu identifizieren, die es abzumildern gilt. Dies ist eine ständi ge Verpflichtung. ? Welche Erfahrungen wurden bisher mit der Umsetzung der Grundsätze gemacht, auch in Deutschland?

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Thema

einer Lehrerin ersetzen. Denn Leh rende sind viel mehr als nur Lernbe gleiter. Sie kennen ihre Schüler:innen, sie verstehen ihr Umfeld, sie bieten emotionale Unterstützung, sie sind Vorbilder. Die KI wird niemals ein Vor bild sein; sie ist nur ein Hilfsmittel. Ein wunderbares und nützliches Werk zeug, aber eben nur ein Werkzeug.

zu lenken. In dieser Hinsicht könnten gemeinsame Ziele und Mindeststan dards für KI in allen deutschen Bun desländern ein guter Schritt nach vor ne sein. ? Wie unterstützt der British Council die Lehrer in diesem Zusammenhang, beispielsweise durch Schulungen, Seminare oder andere Initiativen? Wir bieten viele Ressourcen und Fort bildungsmöglichkeiten für Lehrende und Pädagogen im Allgemeinen. Wir veranstalten das ganze Jahr über viele kostenlose Webinare, die in den sozia len Medien beworben werden, damit niemand etwas verpasst, wir haben professionelle Schulungskurse, die von TeachingEnglish, unserer Online-Com munity für Englischlehrende, angebo ten werden, und wir bieten auch viele persönliche Workshops auf Konferen zen und anderen Live-Veranstaltungen an. Wir haben auch Communities of Practice, wie beispielsweise im Rahmen unseres aufschlussreichen Projekts ‘The Future of English’, und präsentie ren oft auf internationalen Veranstal tungen, wie beispielsweise der letzten New Directions Conference, die wir im März in Berlin veranstaltet haben und die eine hervorragende Gelegenheit bietet, mehr über die neuesten Ent wicklungen zu erfahren.

Wir haben kürzlich unsere ‘New Di rections’-Konferenz in Berlin veran staltet, auf der wir diese Grundsätze und das dazugehörige Research Pa per vorgestellt und konkrete Beispiele dafür gegeben haben, wie sie umge setzt werden können und was passie ren könnte, wenn sie ignoriert wer den. Wir haben auch gezeigt, wie un sere Prinzipien die Entwicklung und Umsetzung einiger unserer neuesten Produkte beim British Council gelei

In meinen jüngsten Gesprächen mit wichtigen Stakeholdern während un

tet haben, wie zum Beispiel unseren Primary English Test und unsere neu este KI-Sprachübung in English On line, die beide in Deutschland verfüg bar sind. ? Wie verändert KI die Rolle der Lehrkräfte, und welche beson- deren Herausforderungen oder Chancen ergeben sich daraus in Deutschland? KI kann sowohl für Lehrende als auch für Schülerinner und Schüler sehr nützlich sein und ihnen helfen, ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Sie ist ein großartiges Werkzeug zur Unter stützung des Lehrens, Lernens und Beurteilens, aber sie wird niemals die menschliche Note eines Lehrers oder

serer Konferenz in Berlin hatte ich die Gelegenheit, mehr über ihre Bedürf nisse und die Auswirkungen von KI im deutschen Bildungssystem zu erfah ren. Während der Konferenz habe ich großartige Beispiele von Initiativen in weiterführenden Schulen und Uni versitäten gesehen, darunter den Ein satz von generativer KI zur Förderung des kritischen Denkens und der Ent wicklung digitaler Fähigkeiten zur Problemlösung. Ich habe aber auch festgestellt, dass viele der Herausfor derungen von Pädagog:innen in ver schiedenen Regionen geteilt werden, wie zum Beispiel der Bedarf an mehr KI-Kenntnissen und Input von Ex pert:innen, um die Einführung der Technologie in einer positiven Weise

Übersetzung aus dem Englischen: Carsten Hütter (mit Unterstützung von DeepL.com)

Die englische Version: https://phv-nrw.de/wp-content/ uploads/2025/06/Interview-British- Council-Englisch.pdf

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Schule & Beruf

Die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler im Videostream bei der Vorstellung der KED-Umfrageergebnisse.

Eltern fordern vom Schulministerium klare Handyregeln an Schulen Inspiriert durch den PhV hat die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) eine Umfrage zum Ver bot von privaten Smartphones im Unterricht auf den Weg gebracht. Fast 74 Prozent der Beteiligten wünschen sich, dass die Geräte während der Unterrichtszeit ausbleiben. M ehr als 9.900 Menschen ha ben sich rund um Ostern an regierung gefordert hatte. Übrigens als einziger Bildungsverband in

haben, ist ein starkes Signal. Die Ergebnisse zeigen: Eltern wünschen sich landesweit verbindliche Regeln zur Handynutzung«, sagt Andrea Honecker, Vorsitzende der KED NRW. Landesweites Handynutzungs- verbot würde Klarheit schaffen Damit ist die KED auf Linie des PhV NRW, der Ende März per Pressemit teilung eine einheitliche und ver bindliche Regelung von der Landes

der landesweiten Online-Umfrage der Katholischen Elternschaft betei ligt – und das Ergebnis ist eindeutig. Gut 75 Prozent haben dafür ge stimmt, dass private Smartphones nicht mehr im Unterricht von Schü lerinnen und Schülern genutzt wer den sollen, oder zumindest nur noch in pädagogisch begründeten Aus nahmefällen. »Dass fast 10.000 El tern an der Umfrage teilgenommen

Nordrhein-Westfalen. Das Schulmi nisterium hatte es zuvor den einzel nen Schulen überlassen, Regelun gen für die Nutzung der Endgeräte zu treffen. »Die KED-Umfrage be legt eindrucksvoll, dass wir mit unse rer Forderung richtig liegen. Ein lan desweites Handynutzungsverbot schaffte aus unserer Sicht Klarheit und entlastete Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern und die gesamte Schulgemeinschaft«, sagt die PhV Landesvorsitzende Sabine Mistler. Mehrheit empfindet Smartphones als Ablenkung im Unterricht Das sehen laut KED-Umfrage auch die meisten Eltern so: Mehr als acht zig Prozent der Befragten empfin den Smartphones als Ablenkung im Unterricht. Siebzig Prozent sehen die Gefahr sozialer Isolation durch die Nutzung der Geräte im Schulall tag. Gleichzeitig wünschen sich über 74 Prozent eine stärkere schulische Auseinandersetzung mit dem The ma – etwa durch Medienbildung und klare Regeln.

Wie stehen Sie grundsätzlich zu einem Handyverbot während der Unterrichtszeit?

Zustimmung der Eltern zu einem privaten Smartphonenutzungsverbot

Generelles Verbot Verbot mit Ausnahmen Schulautonomie Gegen Verbot

Gymnasien öffentlich

Gymnasien privat

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Schule & Beruf

INFO

Zahlen, bitte! Mitte Mai hatte die KED die Ergebnisse der Umfrage interessierten Eltern, Vertretern von Parteien und

Schule per Livestream vorgestellt. Die vollständige Umfrage der KED Paderborn mit allen Auswertungen kann unentgeltlich per Mail an in fo@ked-paderborn.de angefordert werden. Auch eine Datenweiter gabe für wissenschaftliche oder bildungspolitische Zwecke oder sonstigem nachgewiesenem Interesse ist auf Anfrage möglich. Anfragen an: info@ked-paderborn.de

Interessant wird die Befragung beim Vergleich von öffentlichen Schulen und solcher in privater, hier meist kirchlicher, Trägerschaft. 85,5 Prozent der befragten Eltern von öffentlichen Schulen sind für ein striktes Verbot oder ein Verbot mit pädagogischen Ausnahmen; im Vergleich dazu befür

worten nur 74,3 Prozent der Eltern, deren Nachwuchs private Schulen be suchen, ein solches Verbot. Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man nur auf die Gymnasien blickt: Bei

öffentlichen Schulen stimmen die El tern zu 90,9 Prozent für ein komplet tes Verbot oder ein Verbot mit Aus nahmen. In privaten Gymnasien sind es nur 75,1 Prozent. Olaf Steinacker

Handyverbot bisher in zwei Bundesländern Wie die Bundesländer private Handynutzung an Schulen regeln

SH

MV

HH

HB

BE

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Landesweites Verbot in der Primarstufe Handyverbot geplant / in der Diskussion Aufforderung an Schulen, private Handynutzung einzuschränken Schulen ist es selbst überlassen

ST

BRB

NRW

SN

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HE ab26/27

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SL

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Wir danken Table Media für die Genehmigung zum Abdruck. In Bremen tritt ab 1. August 2025 ein Handyverbot an Schulen bis zur 10. Klasse in Kraft.

BW

www.Table.Media

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Schule & Beruf

Disruptive Innovation: Das Programm der neuen Bundesministerin für Bildung & Familie, Karin Prien Am 24. März 2025 wurde in Berlin das einflussreiche Strategiepapier ‘Bessere Bildung 2035’ unter Moderation der Wübben-Stiftung einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Parteiübergreifend und mit wissenschaftlicher Unterstützung aus dem Bereich der empirischen Bildungsforschung haben die drei damaligen Kultusministerinnen der Länder Schleswig-Holstein (Karin Prien, CDU), Rheinland-Pfalz (Dr. Stefanie Hubig, SPD) und Baden-Württemberg (Theresa Schopper, Grüne) messbare Bildungsziele formuliert, die mithilfe einer Transformation von Schule zu einem lernenden System auf Grundlage einer datenbasierten Schul- und Unterrichtsentwicklung erreicht werden sollen.

von Michael Horstmann >> Referent des PhV NRW für Bildungsfragen E-Mail: horstmann-michael@t-online.de

ir erleben aktuell in gewisser Weise auch im Bereich des Bildungswesens eine Zeitenwen de. Diese zeigt sich in einer neuen Einigkeit der

mung des Systems Schule zu einer lernenden Organisation. Aus Sicht von Karin Prien seien die Diskussionen der letzten Jahre über verfassungsrechtliche Fragen, Schulstruktur und Geld/Ressourcen unfruchtbar gewesen. Jetzt gehe es darum, über die Erhebung von Daten mehr Verbindlichkeit für das Erreichen der Bildungsstandards zu schaffen.

Bundesländer, in der Bereitstellung von erheblichen finan ziellen Mitteln, in der einseitigen Ausrichtung an empiri schen Daten und vor allem in einer kompletten Umfor

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Schule & Beruf

Nachvollziehbare, weitgehend selbstverständliche Bildungsziele

Übergriffige Ziele?

Es wird noch ein wesentliches Ziel im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung hinzugefügt: »Analog zu den IQB-Erhebungen zu den fachlichen Kompetenzen be nötigen wir systematische Aussagen zu den überfachli chen Kompetenzen und sozio-emotionalen Entwick lungsfaktoren wie zum Beispiel zum Selbstkonzept oder zur Selbstregulation. Hierfür sind geeignete Erhebungs strategien zu entwickeln« (S. 141). Die wissenschaftliche Grundlage für die Transformation von Schule liefern in dem zitierten Wübben-Papier die beiden Bildungsforscherinnen Britta Klopsch und Anne Sliwka. Sie formulieren drei übergreifende Ziele: ■ Kompetenz- und Leistungsentwicklung; ■ Chancengerechtigkeit; ■ Wohlbefinden und Persönlichkeitsentwicklung. Kohärenz gilt als Schlüssel zum Erreichen dieser Ziele: Alle Beteiligten akzeptieren diese Ziele und die dazu ge hörende Prozesslogik des gemeinsamen Arbeitens. Sieben Stellschrauben sollen dabei helfen: > Disruption und Veränderung

Es geht um folgende Ziele/Indikatoren (s. S. 140 des Papiers):

■ Bildungsminimum absichern (50 Prozent weniger Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards in Deutsch und Mathematik nicht erreichen), ■ Bildungsniveau steigern (20 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler, die die Regelstandards in Deutsch und Mathematik erreichen oder übertreffen), ■ Leistungsspitze fördern (30 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler, die die Op timalstandards in Deutsch und Mathematik erreichen), ■ Stärkung der Bildungsgerechtigkeit (der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzen, identifiziert über den sozialen Gra dienten im IQB-Bildungstrend, sinkt um 20 Prozent) ■ und Abschlüsse absichern (50 Prozent weniger Schulabgänge ohne ersten Schulabschluss).

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Schule & Beruf

sche Option sein, um Veränderungsprozesse im Be reich der Bildung anzustoßen? ■ Funktioniert das Konzept einer lernenden Organisa tion aus dem Bereich der Wirtschaft auch für das Sys tem Schule? ■ Welche Folgen hat eine umfassende Erfassung von Schülerdaten zu ihren Leistungen und ihrem Selbst konzept für unseren Bildungsbegriff und unsere Un terrichtskonzepte? ■ Welche datenschutzrechtlichen Bedenken gilt es im Zusammenhang mit einer Bildungs-ID für Schülerin nen und Schüler zu beachten? ■ Welche Folgen hat eine erhebliche Ausweitung von zentralen Lernstandserhebungen und Vergleichsar beiten auf das Lernen in der Schule und das Handeln von Lehrkräften? ■ Stellen die stärkere Kontrolle und Steuerung der Lehrkräfte eine angemessene Antwort auf die Probleme einer veränderten Schülerschaft dar? Mit diesen Fragen drücken wir zugleich schon unsere Bedenken aus, die sich nicht gegen eine Reform an vie len Stellen des Systems Schule richten, sondern gegen eine grundlegende Transformation, die alle kritischen Anmerkungen wegwischt und Schule immer mehr als ein Wirtschaftsunternehmen versteht. Die empirische Wen de, die in der Schulentwicklung vor etwa zwanzig Jahren begann, halten wir für grundsätzlich richtig. Nun gilt es die Diagnosemöglichkeiten landesweiter Verfahren bes ser zu nutzen, sie teilweise auch auszubauen. Die von Ka rin Prien geplante Reform mit der Orientierung am Schulsystem Kanadas geht allerdings sehr viel weiter. Wie sie sich konkret auswirkt, kann man bereits in Ba den-Württemberg und Hamburg beobachten. Für Nordrhein-Westfalen hoffen wir auf eine offene Dis kussion mit dem MSB und allen an Schule Beteiligten. Hilfreiche Anregungen zur Diskussion finden sich übri gens im kürzlich veröffentlichten Gutachten des Akti-

■ Klare Ausrichtung auf diese Ziele,

■ professionelles Kapital (Human-, Sozial- und Entscheidungskapital) aufbauen, ■ Infrastruktur anpassen (digitales Dashboard mit Daten), ■ Kompetenz- und Kapazitätsaufbau fördern (Schule als lernende Organisation),

■ Rechenschaft und Vertrauen in Einklang bringen,

■ Top-Down und Bottom-Up-Strategien miteinander verschränken, ■ mittels kontinuierlichen Wandels führen (disruptive Innovation).

Man hält einen Struktur- und Kulturwandel für notwen dig: mehr Kooperation und Kommunikation; dann sei keine starke Kontrolle notwendig; die Steuerung erfolgt über Daten mit Hilfe eines digitalen Dashboards und ei ner Bildungs-ID für jede Schülerin und jeden Schüler.

Geplante Reformen in Nordrhein-Westfalen

Die Umsetzung dieses umfassenden Reformprogramms beginnt bereits in Nordrhein-Westfalen mit einer Reform der Lehrkräftefortbildung (vgl. Sechs-Punkte-Plan zur Reform der Lehrkräftefortbildung) und einer neuen Rol le der Schulleitungen (vgl. Eckpunktepapier zur Stär kung der Schulleitungen). Der Schwerpunkt liegt dabei auf einer stärkeren Kontrolle und Steuerung der Lehr kräfte zur Erreichung der definierten Bildungsziele auf Grundlage einer datengestützten Schul- und Unter richtsentwicklung. Uns stellen sich angesichts dieser geplanten gravieren den Umwälzungen im Bildungsbereich zahlreiche Fra gen: ■ Soll nach den Erfahrungen in den USA Disruption als Methode für uns in Deutschland ernsthaft eine politi

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