Bildung aktuell 2/2025
Thema
Der Begriff der Authentizität Das griechische Adverb αὐθεντικως bedeutet aber ‘nach einem Gewährs mann, authentisch’. Genau dies trifft für KI-generierte Texte nicht zu, da sie niemals eine valide, öffentlich zugäng liche Quelle sein können – auch bei identischem prompting erstellt die Künstliche Intelligenz immer neue unterschiedliche Texte. Natürlich sind seit jeher Hörtexte für den Anfangsunterricht in einer Fremdsprache nicht authentisch gesprochen, sondern geschrieben und von professionellen Sprechern aufgenommen worden. Die genann ten Fortbildungen zielen aber auf den Oberstufenunterricht ab. Die Intenti on der Autorinnen der Kernlehrpläne wird so ignoriert. Auch die Handreichung von QUA-LiS ‘Hörverstehen im Abitur und in der gymnasialen Oberstufe’ (2022), die Authentizität als erstes Kriterium für die Auswahl von Hörverstehenstexten nennt, scheint obsolet zu sein. Dabei werden derzeit Lehramtsanwärter von ihren Fachleitungen so ausgebildet, dass sie authentische Texte im Unter richt und in Unterrichtsbesuchen verwenden sollen.
dann zu evaluieren, wird ein Paradig menwechsel postdemokratisch vollzo gen. Im ‘Geschwindigkeitsfuror der Digitalisierung’ (wie Eva Menasse es im ZEIT-Podcast ‘Alles gesagt’ nennt) werden hier Tatsachen geschaffen. Sind KI-generierte Hörtexte ‘authentisch’? Ein Praxisbeispiel Es ist tatsächlich sehr leicht, mit KI ei nen Hörverstehenstext als Audiodatei zu generieren, das zeigt der im QR Code verlinkte Podcast – der Autor hat auf Grundlage dieses Artikels in zwei Minuten einen englischsprachi gen Podcast mit dem Fobizz KI-Assis tenten erstellt, für dialektale Einfär bungen könnte man alternativ auch Die Entlastung der Lehrkräfte ist das Argument, dass Befürworter KI-gene rierter Hörverstehenstexte nennen. Es ist also absehbar, dass Lehrkräfte sich in Zukunft durch das Aufgabenformat, die Zeitökonomie und zuletzt durch die oben genannten Fortbildungen nolens volens gezwungen sehen, im mer häufiger KI-generierte Hörverste henstexte im Unterricht und bei Klau suren zu verwenden. Forderung nach verbindlichen Kriterien und Kennzeichnungs pflicht für KI-content Einheitliche und verbindliche Vorga ben sind daher in jedem Fall notwendig. Wir fordern, dass KI-generierter con tent für Unterricht und Klausuren expli zit als solcher bezeichnet werden muss, so dass Schülerinnen und Schüler, aber die kostenpflichtige Seite elevenlabs.io verwenden.
auch Lehrkräfte ihn sofort erkennen können. Auf jeden Fall müssen dann die von QUA-LiS formulierten Kriterien für Hörverstehenstexte auch für KI-gene rierte gelten. Diese Kriterien sind auch deshalb zwingend juristisch notwendig, damit es bei Abiturklausuren mit derar tigen KI-Hörverstehenstexten nicht zu Einsprüchen kommt. Nicht alles, was technisch möglich und zeitökonomisch sinnvoll ist, um Lehrkräfte zu entlasten, ist für den Un terricht und für Klausuren ethisch und fachlich vertretbar. Es ist schlicht un glaubwürdig, wenn Lehrkräfte Schüle rinnen und Schüler für fake news sen sibilisieren sollen und ihnen gleichzei tig KI-generierten content als ‘au thentische’ Hörtexte vorspielen. Wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern die Ambiguitäten, Zwischen töne, Digressionen, Widersprüche, Gedankensprünge und die emotiona le Dynamik menschlicher Kommuni kation, und zuletzt auch menschliche Stimmen, wirklich vorenthalten? Da mit würden wir die Pforten zur Be langlosigkeit im Unterricht weit auf stoßen. KI-content als Unterrichts- gegenstand: eine ethische und fachliche Frage
Tatsachen schaffen statt Pilotieren und Evaluieren
Hier zeigt sich einmal mehr eine be denkliche Variante des digitalen Trans formationsprozesses: Statt vorher in den breiten fachlichen Diskurs zu ge hen, entsprechende Pilotprojekte wis senschaftlich begleiten zu lassen und
INFO
Nach Scannen des abgebildeten QR-Codes lässt sich ein mit künst- licher Intelligenz generierter Hörversteh- text als Audiodatei abhören.
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