Bildung aktuell 2/2025
Zeitschrift des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen
2/2025 Ausgabe März · 77. Jahrgang · 7108
Bildung aktuell
Wir machen Schule www.phv-nrw.de
5 Jahre Corona: Was haben wir gelernt?
Pädagogik & Hochschul Verlag · Graf-Adolf-Straße 84 · 40210 Düsseldorf · Foto: AdobeStock
>> Krise können wir – Dauerkrise nicht Leitartikel von Sabine Mistler >> KI und ‘authentische’ Hörverstehenstexte Ein kritischer Einwurf von Carsten Hütter >> Digital Making Places - ein Pilotprojekt mit Zukunft? Eine Bestandsaufnahme von Georg Hoffmann
Editorial
von Lars Strotmann >> Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Medien E-Mail: larsstrotmann@yahoo.de
ganz erhebliche zeitliche und personelle Ressourcen bindet, die dann an anderer Stelle fehlen: Wer am heimischen Schreib tisch und in der Schule Konzepte entwickelt und schulinterne Lehrpläne zum x-ten mal überarbeitet, dem bleibt eben zu wenig Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unter richts, der – man muss es immer wieder ins Bewusstsein rufen – das Kerngeschäft der Lehrkräfte und den Fixpunkt der in der Allgemeinen Dienstordnung normierten pädagogischen Freiheit bildet. Der Leitartikel unserer Landesvorsitzenden Sabine Mistler stellt sich fünf Jahre nach dem Beginn der Schulschließungen und der alternativlosen Expressdigitalisierung der Frage »Was haben wir gelernt?« und gibt Antworten, Anregungen und Impulse für die Zukunft, wobei das bildungspolitische Motto »Einer geht noch!« ebenso einer kritischen Analyse unterzogen wird.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,
»einer geht noch!« – Dieses bislang eher aus dem Kneipenkarneval oder der Welt des Rasenballsports bekannte Motto muss in zwischen auch als eines der Leitmotive im Umgang mit Schulen, Schulleitungen und Lehrkräften gelten. Nicht nur, dass die Ver antwortung für den Lern- und Bildungs- erfolg der Schülerinnen und Schüler mitt lerweile vollends den Lehrkräften und Schulen überantwortet wurde – auch die ehedem im Elternhaus angesiedelte Erzie hung der Kinder und Jugendlichen wird nun vorrangig in die Schulen ausgelagert und soll nahezu alle Bereiche des Lebens umfassen. Der dabei den Schulen und Kol legien überantwortete Aufgaben- und Pflichtenkreis wird ebenso zuverlässig er weitert wie eine fundamentale Aufgaben kritik und wirkungsvolle Entlastungen (die nicht auf Kosten von Qualität und Fachlich keit gehen!) an anderer Stelle ebenso zu verlässig unterbleiben. In vielen Fällen muss jede Schule für sich Konzepte und derglei chen erarbeiten, was landesweit betrachtet
Wir wünschen Ihnen wie immer eine anre gende und abwechslungsreiche Lektüre!
Ihr Lars Strotmann & die Redaktion
INHALT
Editorial >> Editorial von Lars Strotmann
Interna >> Wie viel Wirtschaft muss in die Stundentafel? >> 19 >> Frühstücken bildet >> 19 >> Anreize für Sek-II-Lehrkräfte an integrierten Systemen schaffen >> 20/21 >> Wie läuft es in Privat- und Ersatzschulen? >> 22 >> Leise Töne in einer Welt des Polterns >> 23 >> PhV-Bezirk Märkischer Kreis: Alexander Spiller folgt auf Martin Langhorst >> 24 Recht >> Keine Vollverschleierung im Unterricht >> 25 Glosse >> Schule zu, Laptop auf: Die wilde Zeit der Schulschließungen >> 26-27
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Aktuell >> Termine für die telefonische Rechtsberatung gibt es jetzt per Mausklick
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Leitartikel >> Krise können wir – Dauerkrise nicht
>> 04-06
Thema >> Menschensprache trifft Maschinensprache >> 07-09 >> Nicht für die KI, sondern fürs Leben lernen wir >> 10/11 >> Digital Making Places – ein Pilotprojekt mit Zukunft? >> 12/13 Schule & Beruf >> Außen- und Sicherheitspolitik im Unterricht: Die Arbeit der Jugendoffiziere der Bundeswehr >> 14-18
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Aktuell
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Termine für die telefonische Rechtsberatung gibt es jetzt per Mausklick U nsere frisch renovierte Internet präsenz werden die meisten von
sprächster- min auch außer halb unserer Bürozeiten vereinbaren – und zwar rund
da diese Service-Leistung unseren Mitgliedern vorbehalten bleibt.
Uta Brockmann
Ihnen bereits kennen. Dennoch lohnt sich immer wieder ein Blick auf die Seiten, denn wir arbeiten stets daran, unseren Service für Sie zu verbessern. Bisher haben wir die Termine für eine Beratung durch unsere Rechtsabtei lung telefonisch vergeben. Ab sofort können PhV-Mitglieder einen Ge
INFO
Bitte beachten Sie, dass die Rechtsberatung
um die Uhr unter dem Link: https://phv-nrw.de/rechtsberatung/. Halten Sie für die Onlinebuchung bitte Ihre Mitgliedsnummer bereit,
selbst nur von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr stattfindet.
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Leitartikel
von Sabine Mistler >> Landesvorsitzende
E-Mail: info@phv-nrw.de
Krise können wir – Dauerkrise nicht
Vor fünf Jahren wurden in Deutschland coronabedingt die Schulen geschlossen und im digitalen Sichtflug unterrichtet. Dass die viel zitierte Bildungskatastrophe trotz der Pandemie ausgeblieben ist, liegt vor allem am engagierten Einsatz der Lehrkräfte. Dennoch haben Covid und Co. die Schwachstellen des Bildungssystems offengelegt.
ünf Jahre ist es her, dass coronabedingt Schu len geschlossen und der Unterricht ins Digitale verlegt worden ist. Schulen zu, Laptop auf: Viele denken mit Schrecken daran zurück, Vokabular wie 7-Tage-Inzidenz, Selbsttest oder Maskenpflicht lösen bis heute unangenehme Gefühle aus. Erinnern Sie sich? Zutritt nur für Geimpfte oder Getestete! Der Zustand der akuten Pandemie mag zwar vorbei sein, die politischen und sozialen Folgen von Corona sind es nicht. An kaum einer anderen Stelle lässt sich das so gut beobachten wie in Sachen Schule und Bildung. Das Abi tur 2023 war das erste, das seit 2020 ohne pandemie- bedingte Einschränkungen über die Bühne gegangen ist. Auf dem Weg zur Reifeprüfung wurden die Schüle rinnen und Schüler allerdings von einer potenziell tödli chen Tröpfcheninfektion begleitet. Leicht hätte die Pandemie zu jener Bildungskatastro phe führen können, die Teile des politischen Spektrums
generell bemühen, wenn sie über Schule(n) sprechen. Tatsächlich aber sind Verheerungen in den Jahren 2020ff ausgeblieben, salopp gesprochen hat den Laden irgendwer am Laufen gehalten. Das waren wir! Lehrerinnen und Lehrer, die mal von zu Hause aus, mal im Wechselunterricht jonglierend, mal Kindernasen testend unterrichtet haben. Die sich weit über das Er forderliche hinaus für ihre Schülerinnen und Schüler engagiert haben. Die dafür zum Teil ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben. Erkrankungen wie Long- Covid oder ME/CFS sind bis heute in manchen Kolle gien ein Thema.
Corona hat gezeigt, dass Schule auch mit Ausnahmesituationen klarkommt
Ein Blick auf die Abiturergebnisse der Coronajahre zeigt, dass das System Schule auch mit Ausnahmesituationen
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Leitartikel
klarkommt. Die Durchschnittsnoten der Jahre 2022 und 2023 liegen bei 2,35, die des Folgejahres bei 2,37. Wer den Absolventinnen und Absolventen unterstellt, sie hätten ein minderwertiges Coronaabitur abgelegt, tut ihnen sowie Tausenden Lehrkräften bitter unrecht. Der PhV wurde übrigens im ersten Coronajahr heftig für seine Forderung kritisiert, auf ein Durchschnittsabitur zu verzichten und an den bewährten Prüfungsformaten festzuhalten. Die Rückschau gibt uns recht. Die Bildungskatastrophe ist ausgeblieben, dennoch hat die Pandemie die Schwachstellen des Systems Schule offengelegt. Dass der Lerneffekt aus den Coronajahren besonders groß gewesen wäre, lasst sich mit Blick auf die folgenden Beispiele nicht behaupten.
alle Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler die ergän zenden digitalen Lehr- und Unterrichtsmittel nutzen können. Was wir jetzt brauchen: ■ Zeitgemäße IT-Infrastrukturen und vergleichbare Hardwareversorgung ■ Zentrale, DSGVO-konforme und benutzerfreundliche digitale Plattformen ■ Digitale Didaktik als fester Bestandteil der Lehrkräftebildung ■ Einheitliche digitale Plattformen und klare Standards für digitalen Unterricht ■ Fortlaufende Qualifizierungs- und Fortbildungs- möglichkeiten für Lehrkräfte ■ Im Zusammenhang mit KI – notwendige Ressourcen und einen verbindlichen Handlungsrahmen schaffen. Beispiel Lehrkräftegesundheit: Krise können wir, Dau erkrise nicht. Der Dauerkrisenmodus an Schulen, befeu ert durch Lehrermangel, reduzierte Teilzeitmöglichkei ten, regelhafte Mehr- und Zusatzarbeit, Gewalterfahrun gen und dienstlichem Hochdruck hinterlässt Spuren, wie die jüngsten Zahlen zu Krankheitstagen und Teildienst anträgen zeigen. Wie soll Lehrkräftenachwuchs für die sen so wichtigen und wunderbaren Beruf motiviert wer den, wenn die Unterrichtsqualität leidet und Schule zum gesellschaftlichen Reparaturbetrieb wird, der Lehrkräfte (Lehrende und Pädagogen) zwangsläufig auch zu Ver waltern oder Sozialarbeitern macht.
Digitalpakt 2.0: Bund und Länder müssen sich auf einen Kompromiss verständigen
Beispiel Digitalisierung: Corona & Co. haben offenbart, wie lückenhaft Digitalisierung in den Schulen verankert ist. Zwar wurde durch den Digitalpakt 1.0 Geld bereitge stellt, doch die Umsetzung lief zumeist chaotisch. Heute sind wir noch nicht viel weiter, Bund und Länder ringen um den Digitalpakt 2.0, die ungleiche digitale Infrastruk tur in Nordrhein-Westfalen macht es kaum möglich, Lehren und Lernen flächendeckend so zu gestalten, dass
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Leitartikel
Was wir jetzt brauchen: ■ Fürsorgepflicht des Dienstherren, die ihren Namen verdient ■ Verlässlicher Arbeits- und Gesundheitsschutz ■ Gerechte Verteilung der Arbeitsbelastungen ■ Null Toleranz beim Thema Gewalt gegen Lehrkräfte. Beispiel auffällige Schülerinnen und Schüler: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit psychischen Belastungen ist seit dem Beginn der Coronapandemie drastisch gestiegen, was durch den Krieg in der Ukraine, den Überfall der Hamas und die Ausweitung des negati ven Einflusses und des Konsums von Social Media ver stärkt wurde. Ängste, Depressionen, soziale Unsicher heiten – all das belastet den Schulalltag und erschwert das Lernen. Doch Schulen haben kaum Ressourcen, um diesen Problemen angemessen zu begegnen. Statt Unterstützung zu erhalten, werden Lehrkräfte oft allein gelassen, obwohl sie keine therapeutische Ausbildung haben. Was wir jetzt brauchen: ■ Flächendeckender (schneller) Zugang zu Schul- psychologie und Sozialarbeit an allen Schulen ■ Verbindliche Konzepte zur Prävention psychischer Belastungen unter verbindlichem Einbeziehen der Eltern ■ Ausweitung externer Beratungsstellen, um schnelle Hilfe zu ermöglichen. Beispiel Elternarbeit: Die Pandemie hat vielfach Eltern in die Rolle von Ersatzlehrkräften gedrängt – nicht wenige waren damit überfordert. Doch auch nach der Krise zeigt sich, dass Eltern oft nicht wissen, wie sie ihre Kinder beim Lernen unterstützen können. Gleichzeitig haben Schulen kaum Strukturen, um Eltern gezielt ein zubeziehen, ohne sie zusätzlich zu stark zu belasten. Was wir jetzt brauchen: ■ Elternberatung als fester Bestandteil des Schulsystems ■ Verständliche und realistische Kommunikations- konzepte zwischen Schule und Elternhaus. Was fehlt: Zeit für guten Unterricht und Zeit für echte Bildungsarbeit
■ Mehr (externe) niedrigschwellige Unterstützungsangebote für Familien
■ Zusätzliche Ressourcen für Elternabende in der Schule beispielsweise für Veranstaltungen über Cybermobbing etc.
Beispiel Fachlichkeit: Die vergangenen Jahre haben gezeigt: Lehrkräfte können nicht alles allein bewältigen. Sie sind tagtäglich mit den Folgen gesellschaftlicher Defizite konfrontiert, während ihnen gleichzeitig immer neue Aufgaben aufgebürdet werden – von Integration und Inklusion über Digitalisierung bis hin zu psychologi scher Betreuung. Dabei bleibt immer weniger Zeit für das, was Schule eigentlich leisten soll: guten Unterricht und echte Bildungsarbeit. Was wir jetzt brauchen: ■ Reduzierung fachfremder Aufgaben durch administrative Unterstützung ■ Schulpsychologische und sozialpädagogische Unterstützung an jeder Schule ■ Reduzierung der Stundendeputate auf 23 Wochenstunden
an Gymnasien und Gesamtschulen, vor allem für Korrekturfachlehrkräfte ■ Kleinere Klassen und eine deutliche Erhöhung der Anrechnungsstunden ■ DSGVO-konforme und praxistaugliche digitale Unterstützung.
Fazit: Lehrkräfte entlasten, Bildung ermöglichen
Der Blick auf die Herausforderungen der letzten fünf Jahre hat gezeigt: Krise können wir, Dauerkrise nicht. Ein leistungsfähiges Bildungssystem benötigt mehr gesun de, motivierte und engagierte Lehrkräfte. Wir sind moti viert und engagiert, werden jedoch systemisch ausge bremst. Wir brauchen dringend Strukturen, die eine gute Bildung tatsächlich ermöglichen. Zeit für Unterricht und Pädagogik, echte Unterstützung in sozialen und digita len Fragen, und vor allem eine langfristige Strategie, die Bildung wieder als gesamtgesellschaftliche Aufgabe versteht.
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Thema
Ein großer Gewinn ist die Möglichkeit, über bildgenerierende Tools selbst abstrakte Phänomene anschaulich zu machen.
Menschensprache trifft Maschinensprache
Gerade das Fach Latein kann in Sachen künstlicher Intelligenz eine besondere Rolle spielen. Denn in der Kooperation mit der menschlichen Intelligenz und Kreativität entfalten KI-Tools ihre Stärken.
von Rudolf Henneböhl >> pensionierter Lehrer für Latein, Katholische Religionslehre und Philosophie Web: https://ovid-verlag.de/
D ie Menschheit hat einen neu en, ‘intelligenten’ Mitbürger bekommen, der uns zur Zeit noch überwiegend als Programm und als ‘Hilfsmittel’ (engl. tool) begegnet, also rein digital, der aber schon bald – in diverse Roboter, Avatare und Ma schinen integriert – immer mehr Teil unserer Lebenswelt sein wird. Natür lich birgt eine solche technische Inno vation, ja Revolution enorme Gefah ren und Risiken in sich, doch gilt es für den Bereich schulischer Didaktik positive Wege der Integration und der Nutzung zu finden. Statt mit Abwehr zu reagieren, geht es darum, einen schulpraktischen und sinnorientierten Zugang im Umgang mit KI zu gewin nen. Gerade das Fach Latein kann aus der mit ihm verbundenen historischen, philosophischen und humanistischen Perspektive heraus eine besondere Rolle in der KI-Bildung spielen. In ihm
geht es zentral um Sprachbewusst sein (strukturelles Sprachverständ nis), d. h. um sprachvergleichenden und sprachsensiblen Unterricht. So eröffnet es − als Modellsprache und ‘Sprachmodell’ − einen ganz eigenen Ansatzpunkt, um ‘Menschensprache’ und ‘Maschinensprache’ zu verglei chen und menschliche und maschi nelle Intelligenz gegeneinander abzu wägen. Indem wir uns mit ‘Künstlicher Intelligenz’ und mit ‘Maschinenspra che’ auseinandersetzen, werden wir uns unserer eigenen spezifischen Intelligenz und Sprache stärker be wusst. Ziel im Umgang mit KI sollte sein, die ‘Künstliche Intelligenz’ als Hilfsmittel seinerseits auch intelligent zu nutzen, dass heißt nicht nur den Computer, sondern gleichzeitig auch das eigene Hirn einzuschalten. Um gekehrt gilt: Erst und gerade in der Kooperation mit der menschlichen Intelligenz und Kreativität entfalten KI-Tools ihre Stärken.
Die begleitenden Bilder zum Ikarusmythos und seiner Aktualisierung sind Eigentum des Ovid-Verlags. Sie wurden mit Dall-E erstellt (Mai 2024).
INFO
Chatbots benötigen präzise Angaben zu ihrer Rolle und dem gewünschten Ergebnis
Ein großer Gewinn ist dabei die Mög lichkeit, über bildgenerierende Tools selbst astrakte Phänomene anschau lich zu machen. Hinzu kommen die kreativen Anregungen, die eine sol che Maschine in Hinsicht auf alle möglichen Bereiche zu geben ver mag. Machen wir dies an einem Bei spiel deutlich. Die Flexibilität ‘Künstli cher Intelligenz’ zeigt sich besonders im (fiktiven) Autoren- oder Figurenin terview. So könnte eine mögliche Promptanweisung in Bezug auf den
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Thema
Mythos von Daedalus und Ikarus lauten: »Ich möchte ein fiktives Figu reninterview durchführen. Du sollst von nun an ‘Daedalus‘ sein, der den Absturz seines noch jungen Sohnes Ikarus miterleben musste. Ich werde dir nun Fragen stellen. Antworte du aus der Sichtweise und den Empfin dungen des Daedalus heraus, je weils auf Latein (oder auch: Deutsch, Englisch, Chinesisch etc.)«. Beginnen Sie nun das Gespäch zum Beispiel mit der Frage: »Was empfin dest du nach dem Tod deines Soh nes Ikarus? Fühlst du dich schul dig?« – [Der Chatbot antwortet rol lengemäß und gesteht Versäumnis se ein.] – Hier bieten sich Anreize zu Nachfragen und zur Diskussion. Erst dann zeigt sich auch die wirkli che Fähigkeit eines Chatbots (wie GPT 4), konsistente und sinnhafte Antworten zu generieren: »Du hast ihm die Gefahren ja eindringlich geschildert und deutlich gemacht. Lag dein Versäumnis nicht ganz wo anders? (scilicet: In deiner Rolle als Vater)« ...
Zur Person Rudolf Henneböhl ist ehemaliger Lehrer für Latein, Katholische Religionslehre und Philosophie und Inhaber des Ovid-Verlags
INFO
Bad Driburg (www.ovid-verlag.de). Neben Lehrbüchern und Unterrichtsmate rialien für das Fach Latein (Reihe ‘Latein kreativ’) beschäftigt er sich seit einiger Zeit intensiv mit KI und ‘KI-Bildung’ (siehe die im Inhaltsverzeichnis genannten Titel des Ovid-Verlags). Schwerpunkte seiner verlegerischen Tätigkeit und vie ler Aufsätze und Vorträge sind: existenzielle und (tiefen)psychologische Inter pretation lateinischer Texte, Bilddidaktik und Rezeptionsgeschichte (vor allem zu Ovid), Kreativität und Geistesgeschichte (humanistische Bildung).
Wer diesen oder ähnliche Prompts ausprobiert, sieht, wie leicht sich Situationen und Szenen der Literatur in lebendigen Unterricht umsetzen lassen. Demnächst wird es sicherlich auch möglich sein, ein echtes Chat gespräch zu führen, bei dem ‘Daeda lus’ (als römischer Avatar visualisiert) mit passender Stimme und passen dem Tonfall antworten wird. Der Chatbot liefert auf Wunsch auch eine entsprechende Bebilderung Mühelos generiert der Chatbot (durch direkten Rückgriff auf das bild
generierende Tool) auch eine Veran schaulichung der Szene (Promptan weisung: »Erstelle ein passendes Bild dazu.«). Ebenso leicht lässt sich die Brücke von der antiken Nutzung der ‘Technik’ (das Fluggerät als Mittel der Befreiung, aber auch als tödliche Gefahr hybrishafter Nutzung) auf die Moderne übertragen. Mögliche Promptanweisung: »Übertrage die Motive des antiken Mythos auf die moderne Frage der Nutzung von Künstlicher Intelligenz. Welche Ge meinsamkeiten und Unterschiede finden sich? Wie sollte die Nutzung der Künstlichen Intelligenz beurteilt werden? Welche Risiken und Ge fahren bringt sie mit sich, aber auch welche Chancen und Möglichkei ten?« ... In aller Kürze konnte hier nur an- gedeutet werden, welch enormes didaktisches und pädagogisches Potenzial KI-Tools heute schon bieten. KI-Bildung ist demnach nicht nur ‘notwendig’ (ein Muss), sondern auch gewinnbringend (ein Plus).
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Thema
Literaturliste zur KI-Nutzung in der Schule und im Lateinunterricht erstellt von Rudolf Henneböhl im Januar 2025
I. Internetquellen
Zu grundlegenden ethischen Fragen: ■ Deutscher Ethikrat (Stellungnahme vom 20. März 2023): Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Stellungnahmen/ deutsch/stellungnahme-mensch-und-maschine.pdf). ■ Beyer, Andrea: Auflistung und pdf-Folien diverser Vorträge zu KI und Latein (https://zenodo.org/communities/daidalos/records?q= Andrea%20Beyer&l=list&p=1&s=10&sort=bestmatch). Vgl. auch die Homepage: https://www.klassphil.hu-berlin.de/de/personen/andrea-beyer. Überblick über einzelne KI-Tools zu verschiedenen Bereichen ■ Universität Zürich (https://web.schabi.ch/seite/ki-und-schule). ■ Pöhlert, Hauke: Magic Scool (https://unterrichten.digital/2024/01/18/magicschool-ki-chatgpt-schule/). ■ Pöhlert, Hauke: Facharbeiten und ChatGPT (https://unterrichten. digital/2023/11/26/chatgpt-ki-facharbeit-hausarbeit-seminarfach/). II. Bücher und Zeitschriften ■ Clases, Oliver: KI-Gesprächsarrangements im Lateinunterricht: Lateinische und multilinguale Dialoge mit fiktiven KI- Gesprächspartnern führen; LGNRW 1/2024, S. 30-33 ■ De Florio Hansen, I.: KI-Tools für den Unterricht. Weinheim 2024. ■ Di Maggio, Lorenzo: Mea culpa – vielen Dank für die Klärung! Übersetzen mit ChatGPT im Lateinunterricht; LGNRW 1/2024, S. 34-38. ■ Hattenhauer, Rainer: »ChatGPT & Co. – Wie du ChatGPT richtig nutzt - schreiben, recherchieren, Bilder erstellen, programmieren«; Rheinwerk Computing 2024. ■ Haverkamp, Hendrik: [zu einer neuen Prüfungskultur ...] ■ Henneböhl, Rudolf / Clases, Oliver: KI-Bildung im Lateinunterricht (Lehrerleitfaden und Schülerhefte zum Spracherwerb und zur Lektürephase); Ovid-Verlag 2024. ■ Henneböhl, Rudolf: Ovids Metamorphosen, KI und Kreativität; Ovid-Verlag 2024. ■ Henneböhl, Rudolf: Kunst, Kitsch und KI: Die neue Welt der KI-generierten Bilder; LGNRW 1/2024, S. 39-42. ■ Jung, Sabine: KI und Lehrbucharbeit im zweiten Lernjahr: Mehr Fluch als Segen für die Unterrichtsplanung und -vorbereitung?; LGNRW 1/2024, S. 20-23. ■ Steinkühler, Lisa: Intelligente Klausurvorbereitung mit KI: Lernende zu mehr Motivation und Eigenverantwortlichkeit anleiten; LGNRW 1/2024, S. 24-29. ■ Walser-Bürgler, I.: Eine neue Form des ,Individual Tutoring‘: ChatGPT und Gemini im Lateinunterricht. In: Forum Classicum. Zeitschrift für die Fächer Latein und Griechisch an Schulen und Universitäten 57 (2024), S. 4–14.
Zur rechtskonformen Anwendung von KI-Tools ■ Orientierungshilfe der Konferenz der unabhängigen Daten schutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder vom 6. Mai 2024 (https://www.datenschutzkonferenz- online.de/media/oh/20240506_DSK_Orientierungshilfe_KI_und_Datenschutz.pdf). ■ Pöhlert, Hauke (https://unterrichten.digital/2024/02/28/
chatgpt-datenschutz-unterricht-schule-2024/). ■ Dirk Thiede (https://datenschutz-schule.info/ 2024/02/11/schulische-nutzung-von-ki-plattformen/).
Zum Angebot von KI-Lernplattformen in den einzelnen Bundesländern ■ Deutsches Schulportal (https://deutsches-schulportal.de/unterricht/ fobizz-schulki-und-co-welche-ki-tools-koennen-schulen-nutzen/). Zum Potenzial von KI-Tools ■ Bündgens-Kosten, J.: ‚Just a Pocket Knife, Not a Machete‘: Large Language Models in TEFL Teacher Education and Digital Text Sovereignty. In: Technology in Language Teaching & Learning, 6,1 (2024), S. 1–16. (https://doi. org/10.29140/tltl.v6n1.1192.). ■ Burns, P. J.: Research Recap: How much Latin does ChatGPT ‘know?’ 2023, verfügbar unter: https://isaw.nyu.edu/library/blog/ research-recap-how-much-latin-does-chatgptknow. (Zugriff am 01.04.2024). ■ Falk, Joscha: 5 Dimensionen von KI-Bildung (https://joschafalck.de/lernen-und-ki/) (https://joschafalck.de/ki-in-der-schule/. ■ Falk, Joscha: KI-Paradoxien (https://joschafalck.de/ki-paradoxien/). ■ Fiete-ai: Blog zu Fragen von lernförderlichem Feedback und Formen automatisierter Beurteilung (https://www.fiete.ai/blog). Dazu auch den Youtube-Beitrag von Hauke Pöhlert (https://www.youtube.com/watch?v=4PylKChtAP0). ■ Fiete-ai: Blog zu Fragen von lernförderlichem Feedback und Formen automatisierter Beurteilung (https://www.fiete.ai/blog) . Dazu auch die Beiträge von Hauke Pöhlert (https://unterrichten.digital/2024/06/13/ki-feedback-fiete-ai-unterricht/) und (https://www.youtube.com/watch?v=4PylKChtAP0). ■ Flick, Manuel (https://www.manuelflick.de) [Sehr informative und aktuelle Informationen, übersichtlich in verschiedenen Blogs praxisnah dargestellt]. ■ Pöhlert, Hauke: Unterrichten. digital (https://unterrichten.digital/2023/03/15/chatgpt-ki-tools-demokratisierung- tutorsysteme/) - Magic Scool (https://unterrichten.digital/2024/01/18/ magicschool-ki-chatgpt-schule/) − Facharbeiten und ChatGPT (https:/ unterrichten.digital/2023/11/26/chatgpt-ki-facharbeit-hausarbeit-seminarfach/). ■ SWK (Hrsg.): Large Language Models und ihre Potenziale im Bildungssystem. Impulspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz. Bonn 2024. Verfügbar unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/KMK/SWK/2024/ SWK-2024-Impulspapier_LargeLanguageModels.pdf. ■ Universität Zürich (https://web.schabi.ch/seite/ki-und-schule). ■ Voss, M.: ChatGPT und Co. Künstliche Intelligenz und Schule – passt das zusammen? o.O. 2023. Verfügbar unter: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/ kuenstliche-intelligenz-schule-100.html (Zugriff am 04.04.2024).
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To thine own self be true, And it must follow, as the night the day Thou canst not then be false to any man. Shakespeare, Hamlet, I, III, 565ff.
Nicht für die KI, sondern fürs Leben
lernen wir Lassen sich ‘authentische’ Hörverstehenstexte mit KI erstellen? Lehrkräfte haben es ausprobiert – und an der empfohlenen Methode erhebliche Zweifel.
Bild: OpenAI DALL-E 3
die Oberstufe mithilfe von KI und digitalen Tools’, vor allem bei den sogenannten ‘kleinen’ Fächern in den Fremdsprachen. Diskrepanz zwischen Kernlehr- plänen und Fortbildungen Das primäre Aufgabenformat mit drei unterschiedlichen Hörverstehenstex ten wird aber nicht mehr grundlegend in Frage gestellt, stattdessen bildet man Lehrkräfte fort, vorgeblich au thentische Hörverstehenstexte mit KI zu generieren, um die Anforderungen des Aufgabenformates erfüllen zu können. Die Kernlehrpläne verlangen jedoch ausdrücklich ‘authentische Hör- und Hörsehtexte’. Diese Forderung wird für die genannten Fortbildungen of fenbar ignoriert, der Begriff ‘Authenti zität’ fast sophistisch aufgeweicht: eine Methode ist, die KI mit fremd sprachigen Texten zu einem bestimm ten Thema zu ‘füttern’ und dann einen KI-Text zu generieren, der von mutter sprachlichen Fachmoderatoren ein gesprochen wird.
von Carsten Hütter >> Vorsitzender PhV-Bezirk Düsseldorf E-Mail: carsten.huetter@schule.duesseldorf.de
‘Authentische‘ Hörverstehenstexte mit KI erstellen? Zurzeit finden die Vorabiturklausuren im Fach Englisch statt, in denen zum ersten Mal drei Hörverstehenstexte obligatorisch sind. Jetzt melden Lehr kräfte zurück, was schon in den ersten Implementationsveranstaltungen kritisiert worden ist. Erstellung von Klausuren mit Hörverstehensaufgaben zunehmend komplizierter aufgrund neuer Aufgabenformate Passende Audiodateien für die Hörverstehensaufgaben seien schwer zu finden, es gäbe z.T. Urheberrechts probleme; und sonst hervorragende
Apps wie ‘BBC Sounds’ zum Beispiel schließen den Download der Audio dateien technisch aus. Lehrkräfte müssen aber die Audiodateien lokal auf dem Computer speichern kön nen, um sie etwa mit dem Programm ‘Audacity’ schneiden zu können. Und wenn Lehrkräfte Audiospuren aus Videodateien von ‘YouTube’ extrahie ren, ist dies offenbar nur für den pri vaten Gebrauch rechtlich erlaubt. Lehrkräfte berichten, es sei insgesamt ein sehr zeitaufwändiger Vorgang,
Hörverstehenstexte zu finden, abzuhören und zu editieren. Neues Aufgabenformat wird nicht mehr hinterfragt
Offenbar vor diesem Hintergrund bieten Bezirksregierungen jetzt Fort bildungen an mit Titeln wie ‘Von einer Quelle zur fertigen Audiodatei: Er stellung von Hörverstehenstexten für
Die an und für sich hervorragende ‘BBC Sounds’- App schließt den
Download von Audiodateien technisch aus.
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Thema
Der Begriff der Authentizität Das griechische Adverb αὐθεντικως bedeutet aber ‘nach einem Gewährs mann, authentisch’. Genau dies trifft für KI-generierte Texte nicht zu, da sie niemals eine valide, öffentlich zugäng liche Quelle sein können – auch bei identischem prompting erstellt die Künstliche Intelligenz immer neue unterschiedliche Texte. Natürlich sind seit jeher Hörtexte für den Anfangsunterricht in einer Fremdsprache nicht authentisch gesprochen, sondern geschrieben und von professionellen Sprechern aufgenommen worden. Die genann ten Fortbildungen zielen aber auf den Oberstufenunterricht ab. Die Intenti on der Autorinnen der Kernlehrpläne wird so ignoriert. Auch die Handreichung von QUA-LiS ‘Hörverstehen im Abitur und in der gymnasialen Oberstufe’ (2022), die Authentizität als erstes Kriterium für die Auswahl von Hörverstehenstexten nennt, scheint obsolet zu sein. Dabei werden derzeit Lehramtsanwärter von ihren Fachleitungen so ausgebildet, dass sie authentische Texte im Unter richt und in Unterrichtsbesuchen verwenden sollen.
dann zu evaluieren, wird ein Paradig menwechsel postdemokratisch vollzo gen. Im ‘Geschwindigkeitsfuror der Digitalisierung’ (wie Eva Menasse es im ZEIT-Podcast ‘Alles gesagt’ nennt) werden hier Tatsachen geschaffen. Sind KI-generierte Hörtexte ‘authentisch’? Ein Praxisbeispiel Es ist tatsächlich sehr leicht, mit KI ei nen Hörverstehenstext als Audiodatei zu generieren, das zeigt der im QR Code verlinkte Podcast – der Autor hat auf Grundlage dieses Artikels in zwei Minuten einen englischsprachi gen Podcast mit dem Fobizz KI-Assis tenten erstellt, für dialektale Einfär bungen könnte man alternativ auch Die Entlastung der Lehrkräfte ist das Argument, dass Befürworter KI-gene rierter Hörverstehenstexte nennen. Es ist also absehbar, dass Lehrkräfte sich in Zukunft durch das Aufgabenformat, die Zeitökonomie und zuletzt durch die oben genannten Fortbildungen nolens volens gezwungen sehen, im mer häufiger KI-generierte Hörverste henstexte im Unterricht und bei Klau suren zu verwenden. Forderung nach verbindlichen Kriterien und Kennzeichnungs pflicht für KI-content Einheitliche und verbindliche Vorga ben sind daher in jedem Fall notwendig. Wir fordern, dass KI-generierter con tent für Unterricht und Klausuren expli zit als solcher bezeichnet werden muss, so dass Schülerinnen und Schüler, aber die kostenpflichtige Seite elevenlabs.io verwenden.
auch Lehrkräfte ihn sofort erkennen können. Auf jeden Fall müssen dann die von QUA-LiS formulierten Kriterien für Hörverstehenstexte auch für KI-gene rierte gelten. Diese Kriterien sind auch deshalb zwingend juristisch notwendig, damit es bei Abiturklausuren mit derar tigen KI-Hörverstehenstexten nicht zu Einsprüchen kommt. Nicht alles, was technisch möglich und zeitökonomisch sinnvoll ist, um Lehrkräfte zu entlasten, ist für den Un terricht und für Klausuren ethisch und fachlich vertretbar. Es ist schlicht un glaubwürdig, wenn Lehrkräfte Schüle rinnen und Schüler für fake news sen sibilisieren sollen und ihnen gleichzei tig KI-generierten content als ‘au thentische’ Hörtexte vorspielen. Wollen wir unseren Schülerinnen und Schülern die Ambiguitäten, Zwischen töne, Digressionen, Widersprüche, Gedankensprünge und die emotiona le Dynamik menschlicher Kommuni kation, und zuletzt auch menschliche Stimmen, wirklich vorenthalten? Da mit würden wir die Pforten zur Be langlosigkeit im Unterricht weit auf stoßen. KI-content als Unterrichts- gegenstand: eine ethische und fachliche Frage
Tatsachen schaffen statt Pilotieren und Evaluieren
Hier zeigt sich einmal mehr eine be denkliche Variante des digitalen Trans formationsprozesses: Statt vorher in den breiten fachlichen Diskurs zu ge hen, entsprechende Pilotprojekte wis senschaftlich begleiten zu lassen und
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Nach Scannen des abgebildeten QR-Codes lässt sich ein mit künst- licher Intelligenz generierter Hörversteh- text als Audiodatei abhören.
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Digital Making Places – ein Pilotprojekt mit Zukunft?
Die sogenannten DMP sollen Lehrkräften kreative Möglichkeiten in vier Kernbereichen bieten: Videoproduktion, Podcast- und Musikproduktion, 3D-Gestaltung sowie digitale Projekte mit Robotern.
von Georg Hoffmann >> Vorsitzender der Jungen Philologen im PhV NRW E-Mail: georg.hoffmann@phv-nrw.de
A ls Pilotprojekt mit Zukunft be zeichnet die Landesregierung die Digital Making Places in der Presseinformation 93/02/2025 vom 6. Februar 2025 anlässlich der Eröff nung im kommunalen Medienzen trum in Duisburg durch Schulministe rin DorotheeFeller und die beteiligten Partner von Land und Kommunen. DMP bieten Lehrkräften in ganz Nordrhein-Westfalen die Möglich keit, innovative digitale Technologien an fast neunzig Standorten zu nutzen. Diese Initiative zielt darauf ab, das Lehren und Lernen zukunftsorientiert zu gestalten. Lehrerinnen und Lehrer können damit unter anderem Pod casts erstellen, 3D-Drucker nutzen und mit programmierbaren Robotern arbeiten. Die DMP sind in 33 Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung und 45 kommunalen Medienzentren untergebracht. Ministerin Feller be tonte die Notwendigkeit, Lehrkräfte
Investition in die Zukunft der Lehrerausbildung
mit digitalen Technologien vertraut zu machen, um Schülerinnen und Schü ler auf das Leben in einer digitalen Welt vorzubereiten. Die DMP bieten kreative Möglichkei ten in vier Kernbereichen: Videopro duktion, Podcast- und Musikprodukti on, 3D-Gestaltung sowie digitale Pro jekte mit Robotern. Die Schaffung dieser Infrastruktur er folgt in enger Zusammenarbeit zwi schen dem Schulministerium, den Kommunen und den Medienzentren, die Schulen mit Workshops und indivi dueller Beratung unterstützen sollen. Die Initiative soll eine Lernkultur för dern, die Kreativität und Problemlö sungskompetenz in den Fokus rückt. Sie soll die digitale Transformation in Schulen vorantreiben und eine wichti ge Rolle in der inklusiven Bildung spie len, indem sie barrierefreie Zugänge durch neue Technologien zur Verfü gung stellt, etwa die Steuerung von Rechnern über die Augen.
Aus der Perspektive des PhV NRW ist es sehr zu begrüßen, dass insbeson dere in die Zukunft der Lehrerausbil dung investiert wird. In den Semina ren blickt man positiv, zum Teil aber auch mit gemischten Gefühlen, auf die neue Errungenschaft. Einerseits freut man sich über die Ausstattung und die zahlreichen spannenden Möglichkeiten, die sich für Bildung und Ausbildung ergeben, anderer seits gibt es noch zahlreiche offene Fragen, die noch geklärt werden müssen. Fortbildungen, die Entwicklung von didaktischen Konzepten und die An passung der Curricula erfordern Zeit und Freiräume, die im laufenden All tagsgeschäft intergiert werden müs sen. Hinzu kommt, dass sich die Aus stattung an den ZfsL gleichermaßen an den Schulen widerspiegeln muss, um entsprechend des Kerngedankens
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Thema
Foto: AdobeStock
Potenzial ist vorhanden, aber noch sind einige Fragen offen Zusammenfassend ergibt sich Klä rungsbedarf zu folgenden Bereichen: ■ Fachliche und fachdidaktische Nutzung von DMP ■ Datenschutz und Sicherheit ■ Verwaltung, Wartung und Sicherung ■ Nachhaltigkeit Fazit Bei allem berechtigtem Enthusiamus bleiben für alle am Implementie
der DMP auch die Schulen zu DMP werden zu lassen und Anwendungssi tuationen an den Ausbildungsschulen zu ermöglichen. Diese Verzahnung von Seminar und Schule ist unerläss lich. Bisher ist aber lediglich eine Aus leihe bei den Medienzentren möglich. Dabei liegt der Schlüssel in einem nie derschwelligen und im Hinblick auf die Zeitökonomie unbürokratischen Zu gang zu Materialien und einem erfahr baren Mehrwert für die Unterrichts praxis. Nur so können die DMP ihr vol les Innovationspotenzial entfalten. Dies sind nur einige Aspekte.
rungsprozess Beteiligten (Dezernate, Verwaltungskräfte, Zentren für Schul praktische Lehrerausbildung, Me dienzentren, Schulen, etc.) noch eini ge Fragen offen. Ob es sich bei den DMP um ein Pilotprojekt mit Zukunft handelt, wird sich sicherlich noch zei gen müssen und hängt auch an einer fortlaufenden Finanzierung. Das Po tenzial dafür ist sicherlich vorhanden. Wir blicken also mit großer Spannung, aber auch Anspannung auf die Um setzung dieses Vorhabens und die Klärung der offenen Fragen seitens des Ministeriums.
Fotos: Bundeswehr/Pieper
Schule & Beruf
Außen- und Sicherheitspolitik im Unterricht: Die Arbeit der Jugendoffiziere der Bundeswehr
Zur Demokratiebildung gehört auch die Beschäftigung mit der veränderten sicherheitspolitischen Lage und der Rolle der Bundeswehr innerhalb der NATO. Die Jugendoffiziere der Bundeswehr leisten hier einen Beitrag zur politischen Bildung. Damit ist ihr Auftrag grundsätzlich verschieden von dem der Karriereberater der Bundeswehr. Das folgende Interview mit dem Leiter der Jugendoffiziere in Nordrhein Westfalen, Major Lars Renner, führte Michael Horstmann, Referent des PhV NRW für Bildungsfragen.
von Michael Horstmann >> Referent des PhV NRW für Bildungsfragen E-Mail: horstmann-michael@t-online.de
Bildung aktuell: Welche Aufgabe haben Sie persönlich, Major Renner, und welche Aufgaben nehmen die Jugendoffiziere der Bundeswehr wahr?
Lars Renner: Als Stabsoffizier für Öf fentlichkeitsarbeit und Fachbereichs leiter bin ich in Nordrhein-Westfalen zuständig für die Arbeit der Jugend offizierinnen und Jugendoffiziere an
Schulen und an sonstigen Bildungs einrichtungen, und überall dort, wo Interesse an der Vermittlung sicher heitspolitischer Inhalte durch die Bundeswehr besteht. Das können
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wird geschätzt.« “
Schule & Beruf
»Der Beitrag der Jugendoffiziere zur politischen Meinungsbildung
Renner: Prinzipiell sind das alle sicher heitspolitischen Themen, die interes sieren. Das resultiert natürlich in erster Linie aus aktuellen politischen Entwick lungen, die, und das muss man leider sagen, meist mit Krisen und bewaffne ten Konflikten zu tun haben. Und wenn man mal Ereignisse rauspicken will, die da Impulse gegeben haben für das In teresse von Lehrenden sowie Schüle rinnen und Schülern, dann waren das der Überfall Russlands auf die Ukraine, der Nahostkonflikt und jetzt zuletzt der neu auflebende Syrienkonflikt. Sehr oft machen wir einen Basisvortrag mit anschließender Diskussion. Das heißt, da geht es dann um die Grund lagen der Außen- und Sicherheitspoli tik Deutschlands. Und da spielen na türlich so Dinge wie die Einbindung Deutschlands in Systeme kollektiver Sicherheit wie UN, NATO, EU eine Rol le. Wir sprechen über die Prozesse, die uns als Parlamentsarmee dazu brin gen, dass wir ins Ausland müssen. Und in letzter Zeit ist gerade für die junge Generation das Thema ‘neuer Wehr dienst’ natürlich sehr spannend, weil ganz klar die persönliche Betroffenheit gegeben ist. Bildung aktuell: Welche Erfahrungen machen Sie zurzeit im schulischen Bereich? >
zum Beispiel auch Jugendorganisa tionen von Parteien sein oder Vereine. Diese Adressaten melden sich bei uns und dann kommt ein Jugendoffizier zu ihnen und hält zum Beispiel einen Vortrag mit anschließender Diskussi on. Ich bin ebenfalls zuständig für die Schnittstelle zwischen Jugendoffizie ren und dem Schulministerium NRW. Das heißt, ich bin im engen Austausch mit Referenten im Ministerium und bin Ansprechpartner für alle Aspekte, die sich aus der Kooperationsverein barung ergeben, die es in vielen Bun desländern zwischen der Bundeswehr und den Kultusministerien gibt. Da raus ergibt sich auch die Verpflich tung einmal im Jahr einen Bericht über unsere Arbeit zu verfassen. Die Jugendoffiziere sind Referenten für Außen- und Sicherheitspolitik und das im ganzen Bundesland. Dafür sind sie entsprechend verteilt und gehen immer nur auf Einladung an die Schu len. Sie sind auch in den Zentren aktiv, wo die Referendarinnen und Referen dare ausgebildet werden. Sie machen darüber hinaus gezielte Angebote für Lehrende. Das tun sie auf der Basis von faktenbasierter Information. Dieser Beitrag der Jugendoffiziere zur politischen Meinungsbildung wird durchaus geschätzt. Die Lehrenden geben auch die Im pulse, was die Inhalte der Vorträge angeht. Die Inhalte können sich na türlich erschließen aus den jeweiligen Curricula und der Jugendoffizier be
rät dann auch immer, wie so ein Thema umsetzbar ist.
Bildung aktuell: Wie ist die Karrie reberatung der Bundeswehr organi siert, die sich ja von der Arbeit der Jugendoffiziere klar unterscheidet? Renner: In ganz Deutschland gibt es Karriereberatungsbüros, die auch Karriereberater an die Schulen schi cken, sei es zu Einzelvorträgen oder zu Berufsbildungsmessen. Rund ein hundert Standorte gibt es in ganz Deutschland und die informieren logischerweise dazu, welche Karriere möglichkeiten es bei der Bundeswehr gibt, sei es zivil oder militärisch. Darin unterscheidet sich der Auftrag natürlich massiv von denen der Ju gendoffiziere, weil die Jugendoffiziere über die Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands informieren. Falls Schü lerinnen und Schüler Fragen zu einer Karriere bei der Bundeswehr haben - und das kommt natürlich immer mal wieder vor, - dann verweisen wir auf die ganz leicht zugänglichen Online Angebote und das hat bisher eigent lich auch immer sehr gut geklappt. Bildung aktuell: Welche Themen diskutieren Sie mit Schülerinnen und Schülern im Rahmen Ihrer politischen Bildungsarbeit?
Fragestellungen.« “
»Die aktuellen Konfliktlagen befördern das Interesse an sicherheitspolitischen
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Bildung aktuell: Welchen Einfluss haben die aktuellen sicherheitspoli tischen Entwicklungen auf Ihre Arbeit? »Als Parlamentsarmee stehen wir fest auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung.« “
Renner: Wir machen die Erfahrung, dass die Schülerinnen und Schüler sehr an Politik interessiert sind. Da spielen natürlich gewisse Phänomene auch eine Rolle, die wir in den letzten Jahren gesehen haben. Ich sage nur Klimakrise, das hat nach unserem Empfinden schon ein bisschen dazu geführt, dass die Jugend heutzutage sich mehr für Politik interessiert und auch die Lehrenden, die sehr viel leis ten, um den Jugendlichen einerseits Informationen zu vermitteln und auf der anderen Seite diese einzuord- nen. Bildung aktuell: Wir sprechen im schulischen Bereich zur Zeit sehr viel über Demokratiebildung. Wie sehen Sie hier den Beitrag der Jugendoffiziere? Renner: Als Armee der Demokratie, als Parlamentsarmee, stehen wir ganz fest auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung und leisten mit der Arbeit der Jugendoffi ziere auf jeden Fall einen Beitrag da zu. Die Prozesse, die Politik ausma chen in Deutschland, sind in den ver schiedenen Politikfeldern ja durchaus vergleichbar. Und dadurch, dass wir darstellen, wie die Prozesse im Be reich der Außen- und Sicherheitspoli tik funktionieren, leisten wir auch ei nen Beitrag dazu zu vermitteln, wie unsere Demokratie ganz allgemein funktioniert. Als Beispiel sei das Pro zedere bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr genannt, die immer durch das Parlament beschlossen werden müssen.
ellen Konflikte auf. Viele Jugendliche, bemerken wir, haben heutzutage eher TikTok und Social Media Kanäle, um sich zu informieren, um mitunter dann auch fehlgeleitete Einordnung zu er fahren, was ein ganz grundsätzliches Phänomen ist. Wir haben es hier oft mit Desinformationen zu tun und er kennen auch gewisse Irritationen, die wir aufgreifen und einordnen. Dies ist aber immer nur ein Angebot. Das heißt, wir gehen nirgendwo hin und sagen »Das ist richtig. Daran müsst ihr glauben. Das ist der einzige Weg, den es gibt.« Sondern wir bieten Informa
Renner: Die aktuellen sicherheitspoli tischen Entwicklungen haben einen großen Einfluss. Daraus generiert sich, wie gesagt, ein erhöhtes Interes se. Es entsteht zum Beispiel ein neuer Konflikt, dieser wird in den Massen medien aufgegriffen, die Menschen bekommen es mit und interessieren sich dafür, was da passiert. Natürlich greifen auch andere Kanäle die aktu
Michael Horstmann (Mitte) führte das Interview im Anschluss an einen Unterrichtsbesuch des Jugendoffiziers Hauptmann Mario Kappe (r.) mit dem Leiter der Jugendoffiziere Major Lars Renner.
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Hauptmann Mario Kappe bei seinem Vortrag in einem Philosophiekurs der Q2.
noch mehr freuen würde, wäre, dass bei dem Ganzen, was wir anbieten, Vorträge, Seminarfahrten, Politiksi mulationen und so weiter, vielleicht auch die Schulen, mit denen wir bis her nicht zusammengekommen sind, vielleicht doch mal sagen, Mensch, wir lassen uns mal informieren. Und ja, das vielleicht auch als herzliche Einla dung, ganz unverbindlich, wir kom men immer gerne vorbei für ein Infor mationsgespräch und sei es erst mal am Telefon. Und wenn Sie das Gym nasium ansprechen, das ist schon der Ort, wo die Außen- und Sicherheits politik vertieft werden kann. Natürlich schätzen wir auch sehr das Berufskolleg mit Handwerksberufen, wo wir hingehen und etwas über die Grundlagen der Sicherheitspolitik er zählen. Andererseits ist es aber auch sehr erfrischend, wenn man dann so zial-wissenschaftlich orientierte Schülerinnen und Schüler hat, die vielleicht auch schon durch eine gute Lehrerschaft vorbereitet wurden, also schon etwas mitbringen, wo man dann Themen vertiefen kann. Und das kann dann auch mit interaktiven For maten wie Workshops unterlegt > »Wir bieten Vor- träge, Diskussionen, Seminarfahrten, Workshops und Poli tiksimulationen an.« “
tionen an, leisten so einen Beitrag da zu, dass sich jeder selber eine Mei nung bilden kann. Bildung aktuell: Welche Verände rungen in der gesellschaftlichen Wahrnehmung der Bundeswehr beobachten Sie aktuell? mehr ein Problem dar.« “ Renner: Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine treffe ich ganz per sönlich auf viele Menschen, die sich als ehemalige Kritiker der Bundes wehr zu erkennen geben, aber sagen, dass sie durch die Erkenntnisse, die sie gewonnen haben, doch jetzt ein anderes Bild von der Bundeswehr ha ben. Das sehen wir auch in empiri
kennen wir, dass es da Bewegung gibt.
Wir haben früher von einem Phäno men gesprochen, dem sogenannten ‘freundlichen Desinteresse’. Das heißt, die Menschen hatten eigentlich immer ein gewisses positives Bild von der Bundeswehr, haben sich aber nicht näher dafür interessiert, son dern allgemein für Sicherheitspolitik eher im Sinne der eigenen, inneren Sicherheit. Mittler weile beschäftigen sich immer mehr Menschen mit dem, was an der Ost flanke der NATO passiert. Bildung aktuell: Wie stellen Sie sich in Zukunft die Zusammenarbeit mit den Schulen in Nordrhein-Westfa len vor? Welche Rolle spielen dabei die Gymnasien? Renner: Der Wunsch der Jugendoffi zierinnen und Jugendoffiziere, was die Zusammenarbeit in der Zukunft angeht, ist auf jeden Fall Kontinuität. So wie sich das Auftragsniveau dar stellt, sind wir immer leicht im Plus, was uns natürlich sehr freut. Was uns
»Desinformation in den Sozialen Medien stellt immer
schen Studien, die wir selbst erheben. Unser Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bun deswehr macht jedes Jahr eine Um frage zum sicherheits- und verteidi gungspolitischen Meinungsbild der deutschen Bevölkerung. Daraus er-
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Schule & Beruf
werden. Da bieten natürlich die Ober stufen ganz andere Möglichkeiten und deswegen sind wir super gerne an Gymnasien, diskutieren mit den Gym nasialschülern manchmal auch anders als mit Berufsschülern, was uns aber sehr freut, weil uns Kontroversität absolut am Herzen liegt. Wir ermutigen auch immer dazu, an dere Meinungen zu äußern. Wir bieten Informationen an, haben aber keinerlei Absicht, jemanden zu überwältigen im Sinne des Beutelsbacher Konsenses, sondern suchen gezielt den Diskurs und scheuen uns auch nicht, wenn die Schule sagt, wir machen jetzt mal eine Veranstaltung wie eine Podiumsdis kussion zum Beispiel, laden jemand
INFO
Die Arbeit der Jugendoffiziere im Überblick ■ Vorträge an Schulen, Universitäten und bei Multiplikatoren ■ Simulationen POL&IS und KPS ■ Eintägige Seminarfahrten ■ Seminare im europäischen Ausland (zum Beispiel Brüssel: Seminar NATO und EU) ■ Parlamentsbesuche (zum Beispiel Dt. Bundestag, NATO-Rat, EU-Rat) ■ Truppenbesuche ■ Podiumsdiskussionen beispielsweise an Schulen und Hochschulen ■ Infostände bei öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen
man im Rahmen einer eintägigen Seminarfahrt erreichen kann. Das ist klassischer Weise Bonn oder zum Beispiel auch der alte Regierungs bunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler, den wir gerne besichtigen mit Gruppen. Aber auch der Besuch in nahe gelegenen Kasernen ist mög lich mit persönlichen Begegnungen mit Soldatinnen und Soldaten vor Ort. Für mehrtägige Seminarfahrten gibt es ebenso attraktive Reiseziele. Das ist zum einen Brüssel, einfach weil da ein ganz breites Spektrum von The men mitgenommen werden kann, wo wir dann auch die komplette Planung übernehmen, bis hin zum Treffen mit Parlamentariern. Und auf der anderen Seite bietet Berlin die Gelegenheit, sehr viel mit zunehmen in Sachen Außen- und Sicherheitspolitik. Wir haben die Möglichkeit, das Außenministerium und das Verteidigungsministerium zu besuchen, ebenso verschiedene Botschaften. Das ist wirklich eine Sa
che, wo ganz nachhaltige Einblicke ermöglicht werden können. Bildung aktuell: Im Rahmen welcher Fächer sind Sie hauptsächlich an den Schulen präsent? Renner: Das ist natürlich in erster Linie der Bereich der Sozialwissen schaften. Einfach aus dem Grunde, weil es da reinpasst. Wir haben aber auch durchaus im Bereich der Philo sophie Lehrende, die sich für das Angebot der Jugendoffiziere interes sieren, beispielsweise im Zusammen hang mit Fragen der Ethik oder Staatsphilosophie. Im gewissen Rahmen passt unsere Arbeit aber auch zu den Fächern Erdkunde und Geschichte.
Konsens.« “
aus der Friedensbewegung ein. Da sind wir auch gerne dabei.
»Wir überwältigen niemanden und halten uns an den Beutelsbacher
Weitere Informationen und die für Sie zuständigen Jugend- offiziere finden Sie unter dem folgenden Link: https://www.bundeswehr.de/ de/ueber-die-bundeswehr/ jugendoffiziere
INFO
Bildung aktuell: Sie sprachen auch von Seminarfahrten, die von den Jugendoffizieren angeboten und durchgeführt werden. Renner: Je nachdem, wo wir uns be finden in Nordrhein-Westfalen, gibt es natürlich verschiedene Ziele, die
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Interna
Frühstücken bildet Der Frühstückstreff des PhV-Bezirks Mettmann fand Anfang Februar wieder im Hofcafé Abtsküche in Heili genhaus statt. Im Mittelpunkt der geselligen Runde stand der Austausch rund um die bevorstehende Ober stufenreform an den Gymnasien und Gesamtschulen. A m Samstagvormittag hatten sich trotz Erkältungssaison 26 Kolleginnen und Kollegen im Hofcafé Abtsküche
Wie viel Wirtschaft muss in die Stundentafel? Der PhV NRW nahm teil am Kongress des Bündnisses ökonomische Bildung in Berlin. S pannende Referenten, Vorträge und Panels bot der diesjährige Kongress des Bündnisses für ökonomische Bildung in Berlin, an dem Christian Schulze, stellv. Landesvorsitzender der Jungen Philologen NRW, stellvertretend für den PhV NRW teilnahm. Unterschiedliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Ökonomie verdeutlichten die aus ihrer Sicht bestehende Notwendigkeit ökonomischer Bildung, Schulleiter und Lehrer berichteten aus der Praxis und gaben Einblicke in ihren Alltag. Vom sachsen-anhaltini schen Staatssekretär und ehemaligen Vorsitzen de des Realschullehrerverbands Jürgen Böhm gab es einen Einblick in die in seinem Bundesland bereits beschlossene Aufnahme des Fachs Wirt schaft in die SI-Stundentafel des Gymnasiums. Sicher hat die mehrfach beim Kongress vorgetra gene Formel, wonach der, der, der nichts wisse, viel glauben müsse, ihre Berechtigung. Dies gilt aber nach Auffassung des nordrhein-westfäli schen Philologenverbands für alle Wissensberei che und kann nicht als Argument dafür dienen, Kürzungen an anderer Stelle zugunsten der ökonomischen Bildung einseitig vorzunehmen. Spannend bleibt die Frage, wo die ökonomische Bildung ihren Platz in der Schule finden wird. Einseitige Änderungen an der Stundentafel kann und darf es aus Sicht des PhV NRW nicht geben. Wir bleiben im Gespräch, bringen uns in die Dis kussion ein und werden Sie auf dem Laufenden halten. Christian Schulze
versammelt. Bei Kaffee, frischen Brötchen und allerlei anderen Köstlichkeiten war reichlich Zeit zum Austausch. Eingeladen war in diesem Jahr Thomas Ahr, neuer stellvertretender Landesvorsitzender des PhV und langjähriger Oberstufenkoordinator in Mönchengladbach.
Nach entsprechender Stärkung begann Ahr mit seinen Ausführungen zum Thema und beschrieb mit seiner pointenreichen Vortrags weise mögliche Problemfelder der geplanten Oberstufenreform, zum Beispiel durch die Einführung eines fünften Abiturfachs als Prä sentationsprüfung neben besonderer Lern leistung. So stehe zwar der Zeitplan für die Einführung fest (mit
Gesellige Runde mit bildungspoliti- schem Input im Hofcafé Abtsküche in Heiligenhaus.
Beginn der Einführungsphase 2026/27), aber leider, so Thomas Ahr, sei das Vorgehen der Imple mentation in den Schulen noch unklar und Pilotierungen seien nicht vorgesehen. Ebenso er scheine es zum jetzigen Stand so, dass die neu hinzukommen den Tätigkeiten zu mehr Arbeit bei den Kolleginnen und Kolle gen führen werden, ohne dass eine angemessene Kompensati on vorgesehen sei. Thomas Ahr nahm sich auch viel Zeit für die Beantwortung aller Fragen – sei es zur Oberstufen
Bezirksvorsitzender Tobias Gerlach (li.) gratuliert dem neuen stellvertretenden Landesvorsitzenden Thomas Ahr zum neuen Amt im Verband.
reform oder allgemein zur Arbeit als Lehrer. Weitere Themen waren beispielsweise die aktuelle Copsoq-Umfrage, Belas tungsaspekte und Entlastungsmöglichkeiten, die Entwicklung der Teildienstfähigkeit sowie Fragen der Lehrplanentwicklung. Tobias Gerlach Vorsitzender PhV-Bezirk Mettmann
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