lehrernrw 6/2021

SCHULE & POLITIK

HESSEN VORWEG! In der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) haben sich mit einer Ausnahme alle Bun- desländer zusammengeschlossen, um gemeinsame Tarifverhandlungen mit den Verbän- den und Gewerkschaften auf Landesebene zu führen und Tarifverträge abzuschließen. Einzige Ausnahme bildet derzeit das Land Hessen, das eigene Tarifverträge herbeiführt. Da die Inhalte und Laufzeiten der Tarifverträge unterschiedlich ausfallen (können), kann es wie in diesem Jahr zu der Situation kommen, dass das Land Hessen dem Ab- schluss für die übrigen Bundesländer vorangeht. Dabei hat sich nun gezeigt, dass Hessen in manchen Bereichen einem Nachholbedarf wie zum Beispiel bei der Vereinbarung über eine Lehrerentgeltordnung nachgekommen ist, in anderen Bereichen sich aber auch als Vorreiter wie zum Beispiel beim Abschluss eines Digitaltarifvertrags hervorgetan hat und damit als Modell für die anderen Bundesländer gelten kann. Ulrich Gräler

 chen Unterrichtsangebote. Vielleicht wäre es eben doch sinnvoller, die vorhandene oder mögliche Unterrichtszeit mit dem zur Verfügung stehenden Personal qualitativ hochwertiger zu gestalten.  Gutes Personal braucht gute Arbeitsbedingungen Qualifiziertes Personal gibt es aber nur, wenn die Arbeitsbedingungen ‘alles in al- lem’ stimmig sind. Wohl wahr, das Entgelt allein richtet es nicht, sondern nur der Gleichklang von umfassender grundständi- ger Lehrerausbildung bzw. Qualifikation, adäquaten äußeren und inneren Unter- richtsbedingungen sowie einer gerechten und konkurrenzfähigen Entlohnung. Brö- ckelt eine dieser Säulen, gerät die gesamte Statik für eine gute Schule ins Wanken! Insofern ist es aktuell völlig unverständ- lich und ein falsches Signal, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern die Ausbil-

  Systemrelevant und gesellschaftsrelevant

schon ihre je eigenen Erfahrungen gemacht. Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort konn- ten die Auswirkungen hautnah miterleben und mussten diese in der Folge dann auch mehr oder minder kompensieren. Eine in- haltliche Begründung für die Verkürzung des Referendariats gibt es nicht.

Bei den Aufgaben des öffentlichen Dienstes von Menschen für Menschen darf es keine Abstriche geben. Sie sind nun einmal un- verzichtbar, und auch das Qualitätsniveau ist unverzichtbar, sowohl der Ausbil- denden wie auch der Auszubilden- den, erst recht in einem Staat, der

dung für die Lehramtsanwärter weiter kürzen will. Andere Bun- desländer haben damit

auf kluge Köpfe angewiesen ist. Schließlich braucht die Gesellschaft in Zukunft stetig mehr Menschen für Aufgaben jenseits der Routine, sowohl im indus- triellen Sektor als auch im sozialen Bereich. Es wird Zeit, dass die Arbeitgeber den Wert die- ses Teils des öffentlichen Dienstes dauerhaft schät- zen lernen und entspre- chend würdigen. Ansons- ten wären alle politischen Äußerungen dazu nur eine ‘Mär’ vomWert dieser sys- tem- oder besser gesell- schaftsrelevanten Tätig- keiten. Bildung ist aber mehr wert (fünf Prozent), denn gute Bildung ist ein wahrer Mehrwert [me:rve:rt].

Ulrich Gräler ist stellv. Vorsitzender des lehrer nrw E-Mail: graeler@lehrernrw.de

Foto: AdobeStock/blende11.photo

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6/2021 · lehrer nrw

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