lehrernrw 5/2021

UNTER DER LUPE

bildungspolitische Bundesprogramm eine deutliche nordrhein-westfälische Handschrift – so beim deutsch- landweiten Ausbau der Talentschulen und bei der bun- desweiten Einführung der Schulfächer Wirtschaft und Informatik. Die FDP fordert, einen Prozentpunkt des bestehenden Mehrwertsteueraufkommens zusätzlich in Bildung zu in- vestieren: »Dazu sollen sich Bund und Länder unter Ein- beziehung der Kommunen in einem Staatsvertrag ver- pflichten.« Das ermögliche zusätzliche Investitionen von rund 2,5 Milliarden Euro in den Bildungssektor. Aus mei- ner Sicht wäre das kein Cent zu viel. Zudem wollen die Freien Demokraten die Autonomie der Schulen stärken und ihnen mehr pädagogische, personelle und finanziel- le Freiheiten geben. Jede Schule solle ein eigenes Bud- get erhalten, über dessen Verwendung sie autonom ent- scheidet. Gut so, denn wer wüsste besser, was die Schu- le vor Ort voranbringt als der Experte vor Ort? Als einzige der vier besprochenen Parteien legt die FDP ein klares Bekenntnis zur Förderschule ab: »Die Wahlfreiheit zwischen Regelunterricht und speziellen Klassen beziehungsweise Schulen soll bei Eltern und ih- ren Kindern liegen. Wir setzen uns daher für den Erhalt

dieser ein.« Ich persönlich teile die Auffassung, dass Menschen mit Behinderung und Lernschwäche auch zu- künftig eine Wahl zwischen Regel- und Förderschule ha- ben sollten. Und dazu müssen unsere leistungsstarken Förderschulen – um die wir mancherorts beneidet wer- den – am Netz bleiben. Schließlich werben die Freien De- mokraten für die Weiterentwicklung der Lehrerausbil- dung zu einem dualen Lehramtsstudium, das Theorie- und Praxisphasen von Beginn an eng miteinander ver- zahnt. Eine Intensivierung der Praxisphasen in der ersten Phase der Ausbildung würde zumindest die Wahrschein- lichkeit erhöhen, dass den Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern in der zweiten Phase der Ausbildung erspart bliebe, was die Psychologie den ‘Praxisschock’ nennt. WW ie immer muss abgewartet werden, was von den Vorhaben aus den Wahlprogrammen tatsächlich umgesetzt wird und was unter den Tischen der Koaliti- onsverhandlungen im Nirwana verschwindet. Nichtsdes- totrotz: Das Gute an der Demokratie ist – man hat im- mer eine Wahl.

Sven Christoffer ist Vorsitzender des lehrer nrw sowie Vorsitzender des HPR Realschulen E-Mail: christoffer@lehrernrw.de

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