lehrernrw 1 2022
TITEL
Foto: AdobeStock/Robert Kneschke
danken bei der Berufswahl und geben Ein- blicke in ihren Arbeitsalltag, in die Inhalte ihrer Ausbildung und informieren über Kar- rierechancen. »Auf Augenhöhe, das kommt gut an«, erläutert die Lehrerin und fügt hinzu: »Nichts ersetzt den persönlichen Kontakt und das Miterleben eines Arbeits- tages vor Ort, aber die jungen Leute haben während der Pandemie ihre Berufe per Film vorgestellt. Das Video eines jungen Mädchens, das sich zur Dachdeckerin aus- bilden lässt, zeigte sie hoch oben auf dem Dach eines Hauses bei der Einweisung durch ihren Ausbilder. Das war schon ein guter Film, der den Schülerinnen und Schü- lern etwas gebracht hat«, berichtet Elke Cornetz. Die engagierte Lehrerin bringt aus ihrer zehnjährigen Tätigkeit in der Industrie viel Erfahrung und vor allem Kontakte zu Fir- men mit. Vor der Pandemie organisierte sie jedes Jahr eine schulinterne Berufsmesse für ihre Schülerinnen und Schüler und er- möglichte es – zusammen mit den Koope- rationspartnern – dass sich 20 bis 25 Firmen und berufsbildende Schulen den Eltern und Schülern präsentieren konnten. Wichtige Kontakte konnten dort geknüpft werden. Und jetzt? Welche andere Mög- lichkeit der Orientierung gibt es in Zeiten der Pandemie? Nordrhein-Westfalen: Im Rahmen der Landesinitiative ’Kein Ab- schluss ohne Anschluss (KAoA) – Über- gang Schule/Beruf in NRW’ offeriert das Land Nordrhein-Westfalen allen Schülerin- nen und Schülern der neunten und zehn- ten Klassen ein freiwilliges und kostenlo- ses Angebot zur Beruflichen Orientierung in Form eines Ferienkurses. Diese kommu- nal organisierte Möglichkeit, Kurse zur ’Beruflichen Orientierung extra’ bei einem Bildungsträger zu besuchen, bietet zum Beispiel die Stadt Mönchengladbach. Dort können Schülerinnen und Schüler prakti- sche Erfahrungen in verschiedenen Berufs- feldern sammeln. Angeboten werden unter Ferienkurse und Online- Tools zur Orientierung
Viele Praktika sind der Pandemie zum Opfer gefallen. Im Handwerk, das in Zeiten des Fachkräftemangels händeringend Nachwuchskräfte sucht, war und ist hingegen unter Coronabedingungen einiges möglich.
anderem Ferienkurse in Metall, Technik, Garten- und Landschaftsbau oder Techni- sches Produktdesign. Ansprechpartner für diese und andere Projekte zum Übergang Schule/Beruf sind die landesweiten Bil- dungsbüros, die wiederum Teil der Regio- nalen Bildungsnetzwerke sind. Mit dem neu geschaffenen BO-Tool NRW stellt das Schulministerium den Schu- len darüber hinaus ein digitales Online-In- strumentarium zur Beruflichen Orientie- rung (BO) zur Verfügung, das Materialien, Hilfen, Informationen und Angebote be- reithält. Auch der Berufswahlpass steht on- line bereit. Aber etwas anderes treibt Elke Cornetz viel mehr um: »In den vielen Wo- chen zuhause während der Lockdowns ha- ben leider viel zu viele junge Menschen Struktur, Disziplin und Respekt verloren. Es ist schwer, sie wieder einzufangen und sie an den Rhythmus der Schule und an Hausaufgaben zu gewöhnen. Dadurch wird die Eingliederung in einen Ausbil- dungsbetrieb noch einmal besonders er-
schwert«, erkennt die erfahrene Berufs- wahlkoordinatorin, die alle Schulabgänger ihrer Schule ins Berufsleben begleitet. Neue Perspektive für Max Für Max gingen die Irrungen und Wirrun- gen dank geduldiger Eltern und entgegen- kommender Schulen vergleichsweise gut aus. Eine Gesamtschule bot ihm angesichts der guten Noten auf dem Abschlusszeug- nis an, ohne eine Wiederholung des Schul- jahres in die Oberstufe einsteigen zu kön- nen. Doch nach vielen Gesprächen mit sei- nen Eltern und gemeinsamen Beratungs- gesprächen an verschiedenen Berufskol- legs entschied er sich, das Fachabitur an einem Berufskolleg mit dem Schwerpunkt Agrarwirtschaft anzusteuern. Ob er danach ein Studium an einer Fachhochschule an- strebt oder noch einmal eine Ausbildung in Erwägung zieht, weiß er zurzeit aber noch nicht. Inge Michels für den Klett-Themendienst
lehrer nrw · 1/2022 14
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