lehrernrw 1 2022

Im institutionalisierten Hamsterrad: Viele Lehrkräfte erschöpfen sich im Zustand einer Dauerreform, ohne darin einen für die Bildungsarbeit bereichernden Sinn erkennen zu können.

Foto: AdobeStock/tiero

Schluss mit der Bildungs-Deform In ihrem Ende 2021 veröffentlichten ’Manifest für Bildung’ skizziert die Gesellschaft für Bildung und Wissen Grundzüge einer Bildungsreform nach der Corona-Krise. lehrer nrw veröffentlicht das Manifest in zwei Teilen in dieser und der nächsten Ausgabe. Lesen Sie im Folgenden Teil 1.

D ie Corona-Pandemie zwang zu einer improvisier- ten Krisenbewältigung, mit der der Unterricht un- ter wechselnden Pandemie-Bedingungen immer wieder neu organisiert werden musste, so dass grundsätz- liche Fragen von Bildung und Bildungsreform in den Hin- tergrund zu treten schienen. Der Schein trügt jedoch, denn wie sich zeigte, gab die Krise den ’Modernisierern’ Auftrieb, die schon lange die zu geringe bzw. zu langsame Digitalisierung der deutschen Schulen beklagten, und auch die Propagandisten der so- genannten neuen Lernkultur konnten Morgenluft wittern, mutierten die Lehrkräfte doch zwangsläufig zum Lern-

coach von Schülerinnen und Schülern, denen nichts ande- res übrig blieb, als das zu tun, was die neue Lernkultur als Königsweg empfiehlt, nämlich ihren Lernprozess im Wesentlichen selbst zu steuern. Was diese Aspekte betrifft, war die Krise weniger eine Bremse, sondern eher ein Katalysator von Reformbestre- bungen, die längst vor ihr begonnen hatten. Mit ihr wur- den aber auch zugleich die Grenzen dieser hochfliegen- den Phantasien deutlich. Dies gilt vor allem für die durch keine technische Vermittlung zu ersetzende personale Be- ziehung zwischen Lehrenden und Lernenden, vor allem für schwächere Schülerinnen und Schüler ohne Unter- 

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