Profil 9/2024

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PROFIL // Begegnungen

Mathematik ist dieser erfolgreiche Lernprozess wichtig, damit der nächs te Baustein verstanden werden kann. Erst wenn das Verständnis als gesi chert gelten kann, kann auch weiter gelernt werden. Das ist die Stärke von „Mathe macht stark“, weil sie ganz systematisch neues Wissen auf vor her erworbenem Wissen aufbaut. Also eine Kombination von Diagnose und Förderung! Die Wirksamkeit dieses Verfahrens ist durch wissenschaftliche Begleitung am Kieler I P N nachgewiesen, auch wenn diese noch nicht so hoch ist wie beispielsweise bei den Lesebändern. Möglicherweise ist bei „Mathe macht stark“ die Dosis noch nicht so hoch, weil dieses Programm nur unter richtsintegriert abläuft. Vieles spricht dafür, dass gerade für die schwäche ren Schülerinnen und Schüler auch additive Förderung außerhalb des re gulären Fachunterrichts benötigt wird. weitung des regulären Deutsch- und Mathematikunterrichts in der Grundschule und möglicherweise auch in der Orientierungsstufe? Köller: Ja, Schleswig-Holstein hat dies schon gemacht. Man muss immer abwägen, ob man die Stundentafel erhöht, was auf Widerstand bei den Eltern stoßen könnte, oder führt man zusätzliche Stunden für die Basis fächer ein – auf Kosten anderer Fä cher. Hier kämen die musisch-ästheti- ? Fordern Sie bzw. die S W K ganz konkret auch eine Aus-

schen Fächer, Fremdsprachen in der Grundschule oder der Sachunterricht in Frage. In Bezug auf Englisch könnte man die Frage stellen, ob Fremdspra chenunterricht in den Klassen 1 und 2 notwendig ist. Wissenschaftlich evident ist beispiels weise, dass zur Erreichung der Bil dungsstandards am Ende der Klasse 10 auch ein Englischunterricht reicht, der erst in Klasse 5 beginnt. Welche Voraussetzungen müssen auf Seiten der Mathe- matik unterrichtenden Lehrkräfte erfüllt sein? Konkreter: Wie kann man die Diagnosefähigkeit der Ma thematik-Lehrkräfte noch stärken? Köller: Wer Mathematik nicht als Stu dienfach belegt hat, sollte gern einige Module belegt haben, in denen er oder sie nachweist, dass er oder sie die Mathematik und Mathematikdi daktik hinreichend beherrscht, um ei nen lernfördernden Unterricht zu er teilen. Wichtig ist, die Lehrkräfte davon zu überzeugen, dass man sicherstellen muss, dass die Basiskompetenzen, ob in Deutsch oder in Mathematik, auch beherrscht werden. Hier gilt: Die P fl icht muss vor der Kür kommen! Hier gibt es – zugegeben – auch ver ständliche Widerstände auf Seiten der Lehrkräfte, wo wir Überzeugungs arbeit leisten müssen. Es geht darum, die zu hohe Zahl von Viertklässlern zu senken, die am Ende der Grundschul zeit die Voraussetzungen für den Be such weiterführender Schule nicht er- ?

Mit Redaktionsleiter Walter Tetzlo ff

worben haben. Für die aufnehmen den Schulen, auch für die Gymnasien gilt: Auch sie müssen die Basiskom petenzen sichern, da, wenn dies nicht geschieht, nur eine Kumulation von Lernde fi ziten erfolgt, nicht aber ein auf Basisfähigkeiten aufbauender Erkenntnisgewinn. Das gilt nicht nur für Mathematik. Können digitale Angebote helfen, und wenn ja, wie weit? Köller: Ja, digitale Angebote können helfen, vor allem als additive Lernge legenheiten. Es ist aber wichtig, dass die Lehrkräfte selber kompetent in der Anwendung dieser Mittel sind und dass sie sie gezielt einsetzen, sowohl als Diagnose- als auch Förder instrument. Hier können gerade die Basiskom petenzen sehr gut geübt werden. Allerdings darf den Schülerinnen und Schülern die Software nicht nur zur Verfügung gestellt werden mit der Maßgabe „Nun macht ‘mal!“ Die Pro gramme bieten aber den Lehrkräften die Möglichkeit des Monitorings, ? 

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