Profil 12/2024
PROFIL // Titel
Friedrich Händel (1685-1759), Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Antonio Vivaldi (1678-1741) nicht das Wasser reichen. Allerdings hatten auch die Werke der Genannten nach ihrem Tod den Kampf gegen das Vergessen zu füh ren. Die P fl ege der „Alten Musik“ wie sie heute selbstverständlich ist, fand im ausgehenden 18. Jahrhun dert – wenn überhaupt – im geist lichen Rahmen statt, wo Kirchen musiker im Zweifel (oder aus Zeit not) auf bereits vorhandenes No tenmaterial zurückgri ff en. Im Fall von Johann Sebastian Bach ergab sich sogar die Besonderheit, dass seine Söhne nach seinem Tod we sentlich berühmter waren als der Vater. Wer in den 1770er- und 1780er-Jahren „Bach“ sagte, meinte damit in aller Regel Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel (1714–1788). Der diente unter anderem als Cembalist am Hof Friedrichs des Großen und wurde später Musikdirektor in Ham burg an den fünf Hauptkirchen und Kantor am Johanneum – Positionen also, die mit großem Renommee verbunden waren. Johann Sebastian Bach selbst war „der alte Bach“ oder „Sebastian Bach“. Das korrekte „Johann Sebastian Bach“ setzte sich erst im Laufe der fortschreitenden Bach-Forschung durch. Noch im Jahr 1873 benannte die Stadt Leip zig ihm zu Ehren eine Straße ver kürzt „Sebastian-Bach-Straße“. Sie heißt auch heute noch so.
Foto: Bach-Museum Leipzig Mothes
Im Bach-Museum in Leipzig
mäßig wenig Aufmerksamkeit ge schenkt. Erst in den vergangenen Jahren gab es vermehrte Anstren
gungen. Vor ein paar Monaten leg te Prof. Dr. Ingo Bredenbach mit „Johann Sebastian Bachs Clavier unterricht – Bach als Lernender und Lehrender“ (Bärenreiter, 2024, 519 Seiten) ein bemerkenswertes Standardwerk vor, das Bachs Ein fl üsse und pädagogisches Wirken detailliert beleuchtet. Den Stein ins Rollen gebracht hatte vor allem Dr. Bernd Koska. Der am Bach-Archiv in Leipzig arbeitende Forscher stellte für das Bach-Jahr buch 2019 eine vielbeachtete Liste sämtlicher namentlich bekannter Privatschüler von Bach zusammen. Diese unterteilt sich in „gesicherte“ Schüler“ (81), „vermutliche“ Schüler (44) und auch „vermeintliche“ Schü ler (32). Schon seinerzeit hatte Kos ka darauf hingewiesen, dass seine Liste nur ein Ausgangspunkt sein könne, die als Basis für weitere For schung dienen würde und somit keinen Anspruch auf fi nale Gültig keit stellen könne. Überdies muss man sich klar machen, dass Bach darüber hinaus weitere rund 400 Internatsschüler der Thomas
Foto: Schmidt
Neue Forschung zu Bachs Schülern
Angesichts der Tatsache, dass die Bach-Schüler die Musik ihres Meis ters vor dem Vergessen bewahrten und ihr damit letztlich zum späteren Weltruhm verhalfen, hatte die Bach Forschung dem Thema „Lehrer Bach und seine Schüler“ verhältnis
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Vor der Thomaskirche in Leipzig
PROFIL // 12/2024
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