Profil 12/2024

PROFIL // Buchtipp & Verlosung

Abendländischer Kulturstaat – ohne Religionsbezug nicht denkbar

Axel Bernd Kunzes Schrift „Bildung und Religion“

40 PROFIL // 12/2024 geschichtliches Einsetzen für einen konfessionell fundierten Religions unterricht ab. Erst wer sich in sei nem Glauben und dessen Wurzeln sicher fühlt und beispielsweise den Grundsatz der christlichen Nächs tenliebe (Neues Testament) zur von Walter Tetzlo ff D ieses Buch dürfte viel Zu Dozent für Erziehungswissenschaf ten und Leiter einer privaten Schule, Axel Bernd Kunze, hat eine Schrift verfasst, die als leidenschaftliches Plädoyer für den Religionsbezug un serer abendländisch-jüdischen Kul tur aufgefasst werden kann. Religion wird als fester Bestandteil unserer geistigen Geschichte gese hen, und ihr Beitrag zur europäi schen Kultur steht, so Kunze, keines wegs im Widerspruch zum welt anschaulich neutralen Staat, wie ihn das Grundgesetz postuliert. Der Re ligionsunterricht, der in unserer Ver fassung explizit erwähnt wird, wenn gleich nicht als verp fl ichtende oder indoktrinierende Unterweisung, sondern als Angebot, stellt zusam men mit dem Gottesbezug der Prä ambel sicher, dass Deutschland – anders als etwa Frankreich – kein laizistisches Land ist. Die christliche Religion dient, so Kunze, der Sinn suche und der Bildung und Erzie hung des jungen Menschen, des „Educandi“, wie ihn der Autor nennt. Daraus leitet sich für Kunze ein klares und ethisch wie geistes spruch erhalten, aber auch zum Widerspruch reizen. Der

Maxime seines Handels macht, kann die Toleranz aufbringen, andere Religionen kennen zu lernen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Und Toleranz, das betont Kunze noch einmal, bedeutet nicht Belie bigkeit oder interesselose Hinnah me anderer Glaubensrichtungen oder Weltanschauungen, sondern Dialog. Das Bekenntnis zum Glau ben steht denn nach Überzeugung des Verfassers auch nicht im Wider spruch zur Aufklärung, deren An spruch auf Humanität nicht los gelöst vom Christentum gesehen werden kann. Bestrebungen einer vermeintlich progressiven Schulpolitik, die be strebt ist, das Schulfach Religion durch eine etwas schwammige Wer teerziehung zu substituieren, lehnt Kunze ab, weil er hier die geistes geschichtlichen Grundlagen schwin den sieht. Gleiches gilt für die Praxis einiger Kindergärten und Schulen, in ihren Kantinen Schweine fl eisch aus dem Angeboten zu streichen, weil dies angeblich der interreligiösen

Toleranz entgegenwirkt. (Das neues te Beispiel einer Hamburger Einrich tung, die aus denselben Gründen auf ihrem Gelände keinen Weih nachtsbaum duldet, wird von Kunze noch nicht erwähnt …) Die philosophischen und ethischen Begründungen, die dieses Buch reichlich aufzeigt, und dies auf ei nem Niveau höchster Abstraktion (was eine sehr konzentrierte Lektü rehaltung voraussetzt), sind zahl reich und für viele von uns sicher überzeugend. Sie können hier nur ansatzweise angeführt werden. Und dennoch: Nicht jeder Leserin oder jedem Leser wird das kluge Plädoyer Axel Bernd Kunzes gefal len. Mancher mag eine andere – ebenfalls legitime – von der Kirche losgelöste Werteorientierung haben und dem Autor an einigen Stellen widersprechen. Es ist aber nicht leicht, sich der stringenten und his torisch begründeten Gedankenfüh rung Kunzes zu entziehen. 

Foto: LIT Verlag

Infos

Das Buch von Axel Bernd Kunze »Bildung und Religion« ist 2024 im LIT Verlag erschienen.

PROFIL verlost drei Exemplare. Zum Gewinnformular gelangen Sie über den QR-Code oder un ter www.dphv.de/verlosung. Bitte tragen Sie Ihre Daten und

Foto: promo

das Stichwort »Bildung und Religion« ein! Teilnahmeschluss ist der 2. Januar 2025. Viel Glück!

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