Profil 12/2024
PROFIL // Termine
unterschiedlicher Disziplinen voran zutreiben. Und damit zurück zur Eingangsfrage: Was hat PISA nun nach fast 25 Jah ren `gebracht´? Ein endgültiges, all umfassendes Fazit verbietet schon die wissenschaftliche Sorgfalts p fl icht. Zu komplex ist die Daten menge, zu unterschiedlich die inter nationalen Bildungssysteme, zu kon trovers die Debatte um das PISA-De sign und die Interpretation der Da ten. Positiv kann man sicher feststel len, dass PISA seinen Teil dazu bei getragen hat, Bildungspolitik in Deutschland auf ein größeres Podi um zu stellen und Leistungsrückgän ge auch für eine breitere Ö ff entlich keit zu dokumentieren. Der Blick auf die PISA-Ergebnisse zeigt jedoch, dass das alte drei Jahre wiederholte Durchführen die Studie
selbst o ff enbar nicht zu besseren Leistungen geführt hat, was die all gemein abfallenden Leistungskurven der vergangenen Jahre zeigten. Und dass ein simpler Verweis auf frühere „Musterschüler“ wie Finnland mit nichten ein Garant für leistungsfähi gere Schulsysteme ist, eben weil ein solch singulärer Hinweis nicht nur die unterschiedlichen Eigenarten der Schulsysteme, sondern auch die ge sellschaftlich-kulturellen Komplexitä ten völlig außen vor lässt. Nicht zu letzt zeigt aber auch die (auch beim wissenschaftlichen Beirat) intensiv geführte Debatte um die PISA-Inter pretationshoheit, wie heikel, ja ge fährlich verknappte und vereinfach te Narrative sein können. Was übri gens im Zusammenhang mit PISA auch für die von der OECD häu fi g kritiklos ins Feld geführten 4K (Krea tivität, kritisches Denken, Kommuni
kation und Kollaboration) gilt – für deren Auswahl keine wissenschaftli che Begründung vorliegt. Es ist sicher wünschenswert, dass bei kommenden PISA-Studien (die es trotz aller Kritik und Kosten weiter geben wird) die Darstellung und In terpretation der Daten weitaus di ff e renzierter vorgenommen wird als bisher, vor allem in der medialen Darstellung. Doch diese Ho ff nung ist wahrscheinlich naiv. Hatte der erste „PISA-Schock“ noch wochen- bzw. monatelange Debatten nach sich ge zogen (die zumindest etwas Raum für Vertiefung boten), war das Inte resse der meisten größeren Medien an PISA dieses Mal schon kurz nach der Verö ff entlichung merklich abge ebbt. Als hätte man sich an den Nie dergang gewöhnt und nimmt ihn nur noch müde zur Kenntnis.
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