Profil 12/2024

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PROFIL // Termine

Wissenschaftlicher Beirat des DPhV tagt in Berlin

PISA im Kreuzfeuer

Der Wissenschaftliche Beirat diskutiert PISA und seine Folgen

14 PROFIL // 12/2024 haltspunkt, denn aus PISA-Daten kann man keine kausalen Rück schlüsse ziehen. Der DPhV forderte darauf von der Kultusministerkon von Friedrich Pohl S eit fast einem Vierteljahrhun dert ist PISA (Programme for International Student Assess ment) bedeutsam in der bildungs politischen Debatte in Deutschland. Ende 2023 erschien die jüngste Pu blikation „PISA 2022 Ergebnisse – Lernstände und Bildungsgerechtig keit. Band I“ (521 Seiten). Im Zuge der Verö ff entlichung hatte der PISA Koordinator Andreas Schleicher (der die Studien seit Anbeginn konzipiert) viel Unmut auf sich gezogen, indem er deutsche Lehrkräfte u.a. als „Be fehlsempfänger“ bezeichnete und das mehrgliedrige Schulsystem als Ursache der nachlassenden Leistun gen ausmachte – ohne soliden An

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ferenz (KMK) ein Aussetzen der PISA Studien, solange Andreas Schleicher deren Koordinator ist. Im dbb-Jah resgespräch mit der KMK teilten die Kultusminister unseren Eindruck: Es gibt keine derartige Kausalität. Ganz abgesehen davon, dass die für PISA in Deutschland erhobenen Daten (6.116 Schülerinnen und Schüler an 257 Schulen) unmöglich die 16 un terschiedlichen Bildungssysteme in den Bundesländern repräsentieren können, schreiben selbst die OECD Autoren: „Im OECD-Vergleich entfal len aber nur 12 % der Varianz der Mathematikleistungen auf Unter schiede zwischen Bildungssystemen. Anders ausgedrückt: Die Merkmale der Bildungssysteme spielen keine wichtige Rolle für die Erklärung der

Unterschiede bei den Schülerleistun gen in den OECD-Ländern.“ (S. 71)

Dies alles war ein guter Anlass für den wissenschaftlichen Beirat des DPhV, PISA einer kritisch-konstrukti ven Betrachtung zu unterziehen. So stand die diesjährige Tagung in Berlin unter dem Motto „PISA revisited“. Den Eingangsimpuls lieferte Prof. Dr. Kristina Reiss (TU München, Didaktik der Mathematik). Sie forschte aus un terschiedlichen Perspektiven zum Thema „Mathematische Kompetenz“, leitete bis 2021 die Auswertung der PISA-Studien in Deutschland und war entsprechend eng in deren Konzepti on eingebunden, zumal der diesjähri ge Schwerpunkt auf dem Fach Ma thematik lag.

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