Gymnasium Baden-Württemberg 11-12/2024
Stellungnahme
Gründe kann es dafür geben? Wur den einzelne Fragen von allen Schüle rinnen und Schülern eher negativ be urteilt? Wie kann der Unterricht pass genauer gestaltet werden, um den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler langfristig zu verbessern? Die Zentralen Erhebungen stellen die lernförderliche Qualität des Unter richts in den Mittelpunkt und tragen damit entscheidend zum Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler bei. Sie helfen, Entscheidungen zur Weiter entwicklung des Unterrichts auf der Basis von Daten zu treffen. Wir haben Vertrauen, dass Lehr kräfte einordnen können, dass es sich bei diesen Rückmeldungen immer um eine Momentaufnahme handelt, die das Zusammenspiel zwischen der je weiligen Klasse im jeweiligen Fach mit der jeweiligen Lehrkraft darstellt. Pä dagoginnen und Pädagogen ist be wusst, dass sich die Ergebnisse in an deren Kontexten (mit anderen Klas sen, in anderen Fächern, zu anderen Zeitpunkten) anders darstellen kön nen und sich zudem durch passende Maßnahmen ändern lassen. Dies liegt in der Natur solcher Rückmeldungen und macht deutlich, dass es hier nicht um eine Bewertung oder um ein ‘Zeugnis’ für die Lehrkraft gehen kann – sondern die lernförderliche Qualität des ausgewählten Unterrichts aus Sicht der Schülerinnen und Schü ler im Fokus steht. Dafür stellen die Zentralen Erhebungen Daten bereit. Rückmeldungen zum schul- bezogenen Wohlbefinden Ein weiterer zu kommentierender Punkt ist das Missverständnis um die ‘Wohlfühlpädagogik’. Im Rahmen der Zentralen Erhebungen geht es nicht um Komfortzonen, es werden Skalen zum schulbezogenen Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler einge setzt. Das schulbezogene Wohlbefin den – dass die Schule als positiv be setzter Ort mit einer angstfreien Lern atmosphäre wahrgenommen wird – ist wissenschaftlich belegt (und sicherlich übereinstimmend mit der Wahrneh mung von Pädagoginnen und Pädago gen) eine essentielle Voraussetzung
Foto: Anna/AdobeStock
dafür, dass Lernen überhaupt stattfin det. Es ist damit ein zentraler Faktor für Bildungserfolg. Im Dialog des IBBW mit Lehrkräften ist daher völ lig zurecht eingefordert worden, dass sich die im Rahmen der datengestütz ten Qualitätsentwicklung betrachteten schulischen Ergebnisse nicht nur auf Leistungen, sondern auch auf über fachliche Aspekte wie das schulbezo gene Wohlbefinden beziehen. In den Zentralen Erhebungen ste hen dezidiert nicht einzelne Lehrkräf te im Fokus, sondern das Verhältnis der einzelnen Schülerin bzw. des ein zelnen Schülers zur Schulgemein schaft, zur Gruppe der Lehrkräfte so wie innerhalb der eigenen Klasse. Für die im Artikel von Herrn Santelmann aufgestellte These der »Denunziation von Fehlverhalten der Lehrkräfte durch die Schüler« gibt es daher aus unserer Sicht keine Grundlage. Auch die Vorstellung, dass Wohl befinden nicht mit Anstrengungsbe reitschaft zusammenpasst, zeichnet ein Bild der gymnasialen Pädagogik, welches unserer Erfahrung nach der Realität an den baden-württembergi schen Gymnasien nicht gerecht wird. Fast ein Drittel aller Gymnasien hat 2024 freiwillig an den Zentralen Erhe bungen teilgenommen und sich hierü ber Rückmeldungen ihrer Schülerin nen und Schüler zum schulbezogenen Wohlbefinden und zur wahrgenom menen Unterrichtspraxis im Fach Ma thematik eingeholt – eine höhere Be
teiligung als in allen anderen Schular ten. Dies lässt uns zuversichtlich dem nächsten Durchgang im Frühjahr 2025 entgegenblicken. Dr. Ingola Mohr und Dr. Ulrike Rangel Zur Info Zentrale Erhebungen Mit wissenschaftlich fundierten und praxisrelevanten Befragun gen für Schülerinnen und Schüler ohne großen Aufwand zentrale Bereiche von Schul- und Unter richtsqualität beleuchten: Das sind die Zentralen Erhebungen. Im Mai/Juni 2024 haben am zweiten, freiwilligen Durchgang über 46000 Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 3, 6 und 8 teilgenommen. Erfasst wurde die wahrgenommene Unterrichtspraxis im Fach Mathe matik sowie das schulbezogene Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler. Alle Schulen erhiel ten unmittelbar nach Ende des Befragungszeitraums detaillierte
Ergebnisrückmeldungen. Die Daten wurden in aggregierter Form im Schuldatenblatt auf- genommen. Ansprechpartnerin für Zentrale Erhebungen: Dr. Ingola Mohr Ingola.Mohr@ibbw.kv.bwl.de
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