Blickpunkt Schule 4 2025
» Das Johanneum Gymnasium
im mittelhessischen Herborn
Titelthema
Foto: Oliver Abels/wikimedia
Die Integration ukrainischer Schülerinnen und Schüler am Johanneum Gymnasium D er russische Angriffskrieg auf die Ukraine stellt nicht nur Deutschland und seine Nach
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Zur Schule Das Johanneum Gymnasium liegt in einer beschaulichen Kleinstadt am Fuße des Westerwaldes. Aktuell besu chen rund 1700 Schülerinnen und Schüler die Schule, an der rund 160 Lehrkräfte beschäftigt sind. Es han delt sich um ein grundständiges all gemeinbildendes Gymnasium mit ei nem Schwerpunkt in Musik und Natur wissenschaften (Zertifikat: MINT– EC Schule). Zu Hochzeiten der Flücht lingsbewegung aufgrund des russi schen Überfalls auf die Ukraine wur den ukrainische Kinder in vier Inten sivklassen betreut und auf den Über gang in die Regelklasse vorbereitet. Voraussetzungen und Ausgangslage Natürlich stellte die unvorhersehbare Situation die Verantwortlichen an der Schule vor große Herausforderungen, so galt es binnen weniger Tage, quasi einen kompletten neuen Schulzweig zu entwickeln und in der Schulge meinde zu implementieren. Einerseits hat das Johanneum schon lange Zeit die Grenze der räumlichen Belastbar
keit überschritten – die Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe werden bereits in Containern unter richtet –, andererseits waren die orga nisatorischen und strukturellen He rausforderungen anfangs kaum über schaubar. So war es nötig, alle mög lichen räumlichen Kapazitäten zu ak tivieren, um die neuen Schülerinnen und Schüler adäquat unterrichten zu können. In diesem Zusammenhang erschien es günstig, dass die Lern gruppengröße auf 19 Schülerinnen und Schüler gedeckelt ist, sodass Räume ertüchtigt werden konnten, die für übliche Klassengrößen nicht geeignet waren. So konnten beispiels weise Räume, die üblicherweise als Differenzierungsräume genutzt wer den, mit Beamern und Whiteboards ausgestattet und als Unterrichts- räume akquiriert werden. Glücklicherweise fanden sich im Kollegium einige Lehrkräfte, die über die Qualifikation als Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache verfügten, wobei eine von ihnen bereits prakti sche Erfahrungen im Unterrichten sammeln konnte, da sie ehrenamtlich im Zuge der vergangenen Geflüchte tenwelle ab dem Jahr 2015 Menschen
barstaaten vor eine bemerkenswerte gesamtgesellschaftliche Herausforde rung. Besonders die Integration der geflüchteten Kinder in die jeweiligen Bildungssysteme ist in diesem Kontext eine besondere Herausforderung. In Hessen wurden die jungen Menschen aus der Ukraine schwerpunktmäßig auch in Gymnasien und dort in soge nannten teilintegrativ arbeitende ‘Intensivklassen’ integriert. Gerade vor dem Hintergrund der Tatsache, dass in dieser Schulform bislang wenig Know-how in diesem Arbeitsfeld vor handen war und auch an unserer Schule nur wenige Lehrkräfte eine Ausbildung im Unterricht von ‘Deutsch als Zweitsprache’ (DaZ) hatten, war diese Aufgabe für alle Beteiligten um so anspruchsvoller. Im Folgenden soll nun ein kurzer Abriss zeigen, wie das Johanneum Gymnasium im mittelhessischen Her born sich dieser Aufgabe gestellt hat, welche spannenden Perspektiven sich aus diesem Kontext ergeben haben und was die Zukunft möglicherweise noch erwarten lässt.
SCHULE 4|2025
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