Blickpunkt Schule 2 2025
Welche Bedingungen und Stereo type führen dazu, dass das Er kennen und die Förderung akade mischer Begabungen ungleich verteilt sind und einzelne Gruppe ungünstigere Werte gegenüber anderen Gruppen aufweisen? Welche schulischen und außer schulischen Angebote lassen es zu, dass sich Kinder und Jugend liche mit spezifischen und teil weise schwer mit curricularen Vorgaben in Einklang zu bringen den Interessen zu Peergroups zusammenfinden und damit den unbestrittenen Wert von Gemein schaft unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten erleben dürfen? … 1 Gleichwohl in der Schülerschaft der ISH über durchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler über einen Intelligenzquotienten (IQ) verfügen, der dem Spektrum der Hochbegabung ent spricht (IQ >130), ist die ISH keine ‘Hochbegab tenschule’. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass wir kein Angebot für die Gruppe der ‘Un derachiever’ zur Verfügung stellen, also »für Hochbegabte, die eine signifikante Diskrepanz zwischen der zu erwartenden Leistung und der tatsächlichen Leistung zeigen und dies nicht selten mit einem großen Leidensdruck verbun den ist« (vgl. KARG Magazin 2 2024). 2 Eine tutorielle Begleitung, wie man sie mehr heitlich in der gymnasialen Oberstufe findet, gibt es an der Internatsschule Schloss Hansen berg nicht. 3 Idealerweise ist die Lehrkräfte-Mentorin bzw. der Lehrkräfte-Mentor keine Fachlehrkraft der Mentees. 4 Die Idee des Lernlabors reiht sich in die Vielzahl von Schul-und Unterrichtsentwicklungs- Modellen ein, die für das individuelle Lernen und Arbeiten im regulären Stundenplan hierfür definierte Zeiträume abbilden (zum Beispiel FREIdays). 5 Haben Schülerinnen und Schüler an schulischen Angeboten einer personenzentrierten Reflexion teilgenommen, so ermöglicht dies ihnen ein personalisiertes Lernen, verstanden als die Verknüpfung gewonnener Erkenntnisse über die eigene lernende Persönlichkeit mit konkreten Anforderungen (vgl. Flender 2020). 6 Wie ernst wir den Aspekt des sozialen Engage ments meinen und auch nehmen, zeigt sich be reits im Auswahlverfahren neuer Schülerinnen und Schüler. So kann es durchaus sein, dass zwei Bewerberinnen bzw. Bewerber ein identisch hohes IQ-Testergebnis aufweisen, über ver gleichbare bereits erbrachte akademische Leis tungen verfügen, jedoch auf der Ebene, wie sie sich bislang in und für Gemeinschaft einge bracht bzw. eingesetzt haben, deutliche Unter schiede erkennbar werden, erhält die Bewer bung mit dem Mehr an sozialem Engagement den Vorzug. → → →
Titelthema
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Begabungsförderung in der Praxis Am Beispiel der Albert-Schweitzer-Schule Kassel
Wer den Stein der Begabungsförderung ins Wasser wirft, bringt die Wellen der Schul- und Unterrichtsentwicklung in Bewegung Eine zunehmend heterogene Schü lerschaft und das knappe Rauman
DER AUTOR
Andreas Mayfarth ist Lehrer für Politik & Wirtschaft sowie Französisch und Koordinator für Begabungsförderung an der Albert-Schweitzer-Schule Kassel.
gebot stellen auch uns als Gymnasium in der Stadt Kassel vor große Heraus forderungen, die Kreativität und neue Konzepte erfordern. Unterschiedliche Lernvoraussetzungen, Talente und Bedürfnisse prägen den Schulalltag stär ker denn je. Die Heterogenität und die Rahmenbedingungen eröffnen aber auch neue Wege, um Lernen individueller zu gestalten, Schülerinnen und Schüler enger zu begleiten und ihre Leistungen noch stärker wertzuschätzen. Wenn wir hier über unsere Schule berichten, dann ist dies keinesfalls als ‘Best-Practice-Beispiel’ zu verstehen. Der Artikel widmet sich unserer ‘Prac- tice’, unserem Bestreben, uns auch selbst als Schule stetig für unsere Schüle rinnen und Schüler als einen Ort weiterzuentwickeln, der sie in ihrer Vielfäl tigkeit wertschätzt und sie immer mehr in den Blick nimmt. Es ist ein Anfang.
SCHULE
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