Blickpunkt Schule 2/2023

sich hat. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen realisieren derartige Bil dungsreisen mit einem großen Auf wand an Zeit und Energie. Um ein Viel faches einfacher gestaltet sich das Vorhaben jedoch mit Unterstützung der Jugendoffiziere, die nicht nur kon krete Planungsarbeiten übernehmen, sondern auch die geeigneten An sprechpartner und -partnerinnen kon taktieren und vor allem selbst mit Sachkenntnis, gerade zumThema Au ßen- und Sicherheitspolitik, wertvolle Beiträge leisten. Natürlich freuen sich die Lernenden über jeden Tapetenwechsel, bei dem sie die Schule und am besten gleich Flörsheim hinter sich lassen können. Doch auch ohne weite Reisen oder so gar im Haus sind besondere Projekte im Politikunterricht möglich. Die Aus wahl an Simulationen und Planspielen ist groß und breit gefächert. Beson ders gut gefallen haben uns auch in diesem Zusammenhang zwei Ange bote der Jugendoffiziere: POL&IS und – etwas weniger umfangreich – das sogenannte Konfliktplanspiel. Erste res ist eine rollenbasierte Simulation. Im Zeitrahmen von drei Tagen werden dabei sicherheitspolitische Zusam menhänge auf leicht verständliche Weise erlebbar gemacht. Während der Teilnahme schlüpfen die Schülerinnen und Schüler in die Rollen verschiede ner Akteure der internationalen Politik wie Regierungschefin oder Regie rungschef, Staats-, Wirtschafts- oder Umweltministerin und -minister sowie Vertreterin oder Vertreter der Verein ten Nationen, der Weltpresse oder verschiedener Nichtregierungsorgani sationen. Insgesamt vertreten sie dreizehn Weltregionen und es werden wesentliche Bereiche der Weltpolitik abgedeckt. Die große Herausforde rung besteht darin, miteinander zu in teragieren und gemeinsam verschie dene, zumTeil stark an tagespoliti schen Ereignissen orientierte Aufga ben zu bewältigen. POL&IS dient nicht nur dazu, das In teresse der Teilnehmenden an der in ternationalen Sicherheitspolitik zu wecken, sondern vermittelt auch, wie lebendig und spannend Politik sein

datsentwürfe. Doch leider konnte – wie auch im echten Leben – keine nachhaltige Lösung gefunden werden. Dieses eher ernüchternde Ergebnis sorgte auch im Nachgang noch für Diskussionen und bestätigte uns Lehr kräfte in der Absicht, an dem Projekt auch weiterhin festhalten zu wollen. Und so kommt es nicht von unge fähr, dass seit knapp fünfzehn Jahren das Graf-Stauffenberg-Gymnasium in Flörsheim eine Zusammenarbeit mit den Jugendoffizieren der Bundes wehr pflegt. Die dabei gesammelten Eindrücke waren stets positiv. So wa ren die gemeinsamen Veranstaltun gen in dieser langen Zeit vielfältig und reichten von Vorträgen und Diskussi onsrunden bis zu Tagesausflügen und mehrtägigen Exkursionen. Die profi tierenden Lerngruppen waren fast im mer Schülerinnen und Schüler der Oberstufe oder der Einführungspha se, ganz selten auch in Jahrgangsstu fe 10. Gemeinsammit den aktuellen Jugendoffizieren haben meine Kolle ginnen, meine Kollegen und ich diver se kleine und große Projekte im jewei ligen Kontext geplant und vor- sowie nachbereitet. Die Veranstaltung ist für alle Beteiligten gewinnbringend: Die Schule profitiert, indem der Lehrauf trag sehr direkt umgesetzt wird, die Schülerinnen und Schüler profitieren, indem sie sich als Mitglieder der Euro päischen Gemeinschaft wahrnehmen, und die Bundeswehr profitiert, indem sie als ernst zu nehmender (gesell schaftlicher) Akteur auftritt. Um den gesellschaftlichen Diskurs zu fördern und ihren im ‘Weißbuch der Bundesregierung’ verankerten Bil dungsauftrag zur Stärkung der Demo kratie zu erfüllen, fördert die Bundes wehr zum Beispiel auch Exkursionen, wie ich sie oben geschildert habe, ins besondere durch die Übernahme der Fahrtkosten. Voraussetzung für diese finanzielle und personelle Unterstüt zung ist der Besuch politischer Institu tionen, wie zum Beispiel Gremien der Europäischen Union oder auch der NATO. Dabei sind die Inhalte dieser Veranstaltungen Gegenstand einer tragfähigen Allgemeinbildung und zu dem eng verknüpft mit wesentlichen

kann. So haben sich unsere Abiturien tinnen und Abiturienten beim letzten Durchlauf nicht zweimal bitten lassen. Kaumwar das Startsignal gefallen, trafen sie sich in ihren Länder- und In stitutionengruppen. Im Fokus stand der Syrienkonflikt und ausgehend von den Vorkenntnissen aus dem Unter richt, ergänzt durch einen Vortrag des Jugendoffiziers, sowie mithilfe von Handreichungen stürzten sie sich in das Geschehen. Zuerst galt es, die ei genen Rollen und Positionen zu erör tern. Diese sollten gut durchdacht sein, denn schon sehr schnell war die erste große Challenge zu bewältigen: eine UN-Vollversammlung. Dabei kam es nicht nur auf inhaltliche Aspekte an, sondern auch rhetorische Über zeugungskraft war gefordert. Ansätze von Nervosität machten sich breit, kei ner wollte sich die Blöße geben. Das Feedback der moderierenden Jugend offiziere löste allerdings schnell die Anspannung und bot Orientierung für den nächsten anstehenden Redebei trag. Dieses Bildungsangebot der Bun deswehr vertieft demnach nicht nur die abiturrelevanten Unterrichtsinhal te, sondern fördert auch die sozialen Kompetenzen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Schnell nahm die Si mulation an Dynamik auf und die Teil nehmenden füllten zunehmend ihre Rollen aus. Nur die des UN-General sekretärs wurde auf freiwilliger Basis gewählt, während alle anderen Posten wie Ländervertreterinnen oder Län dervertreter imVorfeld durch Losent scheid zugeteilt wurden. Die Schüle rinnen und Schüler waren somit – und das ganz bewusst – vor eine Heraus forderung gestellt und mussten sich mit ihrem Part in der Simulation ausei nandersetzen. So kämpften schließ lich die Nichtregierungsorganisatio nen gegen Vereinnahmung, die Län dervertreter schlossen Koalitionen, die Pressevertreter agierten investigativ und polarisierten gelegentlich, wäh rend der UN-Generalsekretär und sei ne Vertreterin als Schlichter und Koor dinatoren fungierten. Bei der simulier ten UN-Sicherheitsratssitzung der Graf-Stauffenberg-Schülerinnen und -Schüler standen am Ende zwei Man

Politische Bildung

32

SCHULE

Made with FlippingBook Learn more on our blog