Blickpunkt Schule 2/2022

unterschiedlichen Schwerpunkten bilden. Leistungsstärkere Schüle- rinnen und Schüler legen aber auch immer wieder einmal Wert auf ei- nen fachlich anspruchsvollen Input der Lehrkraft. • Inhalte, die man vermittelt hat, sollte man methodisch »auf eine andere Ebene heben«, zum Beispiel durch einen zweiminütigen Schü- lervortrag oder ein Zwei-Minuten- Video, zu dem sich die Schülerinnen und Schüler einen Text überlegen. • Zur Frage nach der Leistungsbewer- tung in einer mündlichen Note er- klärte Sebastian Schmidt, dass der Beitrag zur Erarbeitung im Unter- richt, die Beobachtungen der Lehr- kraft und kurze Abfragungen durch sie sowie die Qualität der von den Schülerinnen und Schülern erstell- ten Erklärvideos als Kriterien heran- gezogen werden könnten. Darüber müsse am Anfang informiert und dazu regelmäßig ein Feedback ge- geben werden. Problematisch seien diejenigen, die nicht mitarbeiten, aber man sei andererseits stets eng dabei. Klare Struktur, Kontrolle und konsequentes Einfordern der Schü- lerleistung sei auch bei schülerzen- triertem Unterricht unumgänglich. • Der Zeitaufwand zur Kontrolle der Videos sei dem einer ’Stehgreifar- beit’ (unangekündigte Abfragung zum Stoff der letzten Stunde) ähn- lich. Die Schülerinnen und Schüler erhalten als Vorgabe drei Stationen: 1. Aufgabe lösen und vorlegen, 2. Text verfassen (digitales Skript), 3. Dreh. Mangelhafte Ergebnisse kommen, so Sebastian Schmidt, von denen, die die Etappen nicht nutzen. Ihr Vi- deo werde gelöscht. Der Abgabe- zeitraum ist eng (zum Beispiel auf zwei Stunden) begrenzt. Die Lehr- kraft kontrolliert zunächst nur die Abgabe. • Lehrkräften, die aus Gründen man- gelnder Ausstattung an ihrer Schule das Konzept nicht direkt umsetzen können, riet der Referent, Lern- plattformen zuhause auszuprobie- ren und sich pragmatisch Material aus dem Internet zu holen, ähnlich

wie beim Distanzunterricht wäh- rend der Corona-Pandemie. • Hinsichtlich der Entlastung im Schulalltag machte Sebastian Schmidt darauf aufmerksam, dass inzwischen neun Jahre an der Ent- wicklung und Anwendung des Kon- zepts gearbeitet worden sei. Jede Lehrkraft der Gruppe habe ihren Teil übernommen und ihre Erfahrungen eingebracht, sodass inzwischen ein beträchtlicher Materialpool ent- standen sei, auf den man zurück- greifen könne. Er habe zudem nie- mals alle seine Lerngruppen gleich- zeitig danach unterrichtet. Auch gebe es Unterrichtsgegenstände, die sich nicht eigneten. Die drei Phasen seien aber auch ohne Videoeinsatz sinnvoll. Es schloss sich ein Workshop zum ’Flipped Classroom’ an, bei dem es um die Frage ging, wie sich mit einem als Hausaufgabe gegebenen Impuls eine Unterrichtsstunde vorentlasten lässt. Die teilnehmenden Lehrkräfte erhielten den Arbeitsauftrag, mundo. schule oder youtube.com nach einem passenden Erklärvideo zu ihrem Un- terricht zu sichten und sich einen hin- führenden Impuls zu überlegen. Sie beschäftigten sich zunächst individu- ell, dann in kleinen Gruppen mit der gestellten Aufgabe. Im Plenum wur- den die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Es wurde festgestellt, dass nicht in jeder Stunde nach dem Konzept ’Flipped Classroom’ vorgegangen werden solle, um Überforderung der Kinder und Jugendlichen zu vermei- den. Sebastian Schmidt sprach sich dafür aus, sich mehr von den Haus- aufgaben zu lösen und mehr im Un- terricht stattfinden zu lassen. Dies bringe Vorteile für Schülerinnen und Schüler, die zuhause wenig Unterstüt- zung hätten. Zum Schluss wurde der Wert des Auswendiglernens und der Anwen- dung der Fachsprache zur Bildung ei- ner Grundlage betont. Für Studium und Berufsleben seien der Erwerb medialer Kompetenz und der Fähig- keit, sich selbst helfen zu können, von großemVorteil.

Am Ende der Online-Tagung dankte Björn Bock noch einmal allen Teilneh- merinnen und Teilnehmern für ihr Interesse und die trotz des digitalen Formats rege Beteiligung an Diskus- sionen und Workshop. Natürlich spüre man nach der Veranstaltung nicht so- fort Entlastung, doch habe es eine Reihe von Impulsen gegeben, die an der ein oder anderen Stelle zur Er- leichterung der alltäglichen Arbeit aufgegriffen werden könnten. Er er- klärte, dass der Pädagogische Aus- schuss eine zweite Veranstaltung pla- ne, die weitere Beiträge zumThema Lehrkräfte-Entlastung möglichst in Präsenz zum Inhalt haben werde. Auf seine Anregung, Themenwün- sche für künftige Tagungen zu äu- ßern, wurden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern Vorschläge gemacht, die der Pädagogische Ausschuss ger- ne in seine Planungen aufnehmen wird. Friedrich Bell, Björn Bock, Angelika Kiene-Bock, Tanya Gotta-Leger, Dr. Iris Schröder-Maiwald und Reinhard Schwab

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