Blickpunkt Schule 2/2022
systematische Entwicklung der Bil- dungssprache Deutsch eine ge- samtschulische Querschnittsauf- gabe aller beteiligten Unterrichts- fächer. Dem Deutschunterricht kommt dabei eine federführende Funktion zu; eine nachhaltige Stär- kung bildungssprachlicher Kompe- tenzen kann jedoch nur dann gelin- gen, wenn sie als gemeinsamer Auftrag an die Gesamtheit aller Un- terrichtsfächer verstanden und um- gesetzt wird. Grundsatzthese 9: Die Digitalisie- rung ist zugleich Herausforderung und Chance für die sprachliche Bildung und Sprachförderung. Die Strategie der Kultusminister- konferenz ’Bildung in der digitalen Welt’, die auf einen Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 8. Dezember 2016 zurückgeht, be- schreibt klar formulierte Ziele und die gemeinsame inhaltliche Aus- richtung von Bund und Ländern. Das umfasst auch den Zusammen- hang zwischen analoger und digi- taler Sprachverwendung. Auch in der digitalen Welt werden bildungs- sprachliche Kompetenzen zur zen- tralen Voraussetzung für soziale Teilhabe, denn sie sind zwingend erforderlich für einen erfolgreichen Bildungs- und Berufsweg. Das Ler- nen im Kontext der zunehmenden Digitalisierung und die kritische Re- flexion von Chancen und Heraus- forderungen der digitalen Welt werden künftig integrale Bestand- teile dieses Bildungsauftrages sein. Die Länder beziehen in ihren Lehr- und Bildungsplänen sowie Rah- menplänen – beginnend mit der Primarschule – die Kompetenzen ein, die für eine aktive und bil- dungssprachlich kompetente Teil- habe an einer digitalen Welt erfor- derlich sind. Die Entwicklung der Kompetenzen findet auf diese Wei- se (vergleichbar zum analogen Le- sen und Schreiben) in vielfältigen Erfahrungs- und Lernmöglichkei- ten statt. Die beiden beispielhaft zitierten Thesen der KMK-Empfehlung ver-
deutlichen, welche Möglichkeiten sich durch die Stärkung bildungs- sprachlicher Kompetenzen für un- sere Schulen eröffnen. Zeitgleich weisen sie darauf hin, dass der Weg dorthin auch von Herausforderun- gen gesäumt ist. Fest steht jedoch, dass ein wesentliches Ziel von Schule und Unterricht darin be- steht, Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, sich zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu entwi- ckeln. Sie sollen die Welt, in der sie leben, aktiv mitgestalten, und des- halb müssen wir ihnen die Werkzeu- ge, die sie benötigen, um sich diese Welt anzueignen, auch bereitstel- len. 7 Damit leisten wir nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung der Chancen- und Bildungsgerech- tigkeit in unserer Gesellschaft, son- dern stellen auch unter Beweis, aus Ingeborg Bachmanns mahnenden Worten die richtigen Schlüsse gezo- gen zu haben: »Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht.« 8 1 CDU/Bündnis 90/Die Grünen: Aufbruch im Wandel durch Haltung, Orientierung und Zu- sammenhalt. Koalitionsvertrag für die 20. Le- gislaturperiode in Hessen. Seite 80. Zit. nach: https://www.cduhessen.de/data/docu- ments/2019/02/01/313-5c53f4c0d9690.pdf (Zugriff: 17. Februar 2022). 2 Stellvertretend wird an dieser Stelle auf die in- ternationalen Schulleistungsstudien PISA und IGLU sowie den IQB-Bildungstrend verwiesen. 3 Die hier zugrunde gelegte Definition stammt von der Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Go- golin. Vgl. Gogolin, Ingrid/Duarte, Joana: Bil- dungssprache. In: Killian, Jörg/Brouër, Birgit/Lüttenberg, Dina (Hg.): Handbuch Spra- che in der Bildung. Berlin 2016. Seite 483. 4 Vgl. dazu der Beitrag von Martin Blawid in der vorliegenden Ausgabe. 5 Das Dokument ist unter folgendem Link abruf- bar: https://www.kmk.org/fileadmin/Datei- en/veroeffentlichungen_beschluesse/2019/2 019_12_05-Beschluss-Bildungssprachl-Kom- petenzen.pdf (Zugriff: 17. Februar 2022). 6 Diese Bezeichnung geht auf die entsprechende Überschrift imTagesspiegel vom 6. Dezember 2019 zurück. 7 Vgl.: https://www.kmk.org/aktuelles/artikel- ansicht/neuer-kmk-praesident-lorz-wir-mu- essen-die-bildungssprache-deutsch-staer- ken-1.html (Zugriff: 17. Februar 2022). 8 Bachmann, Ingeborg: Frankfurter Vorlesungen ’Über Fragen zeitgenössischer Lyrik’. Band I: Fi- guren und Scheinfragen. 1959. In: Werke. Band 4. München 1978, Seite 185.
Impressum
73. Jahrgang | ISSN 0723-6182 Verleger: Hessischer Philologen- verband e.V. Die Zeitschrift »BLICKPUNKT SCHULE« des Hessischen Philologenverbandes erscheint fünfmal im Jahr 2022. Der Hessische Philologenverband ist der Gesamtverband der Lehre- rinnen und Lehrer an den Gymna- sien in Hessen sowie der an ande- ren Schulformen tätigen Philolo- gen. Er ist der Fachverband im Deutschen Beamtenbund, Lan- desbund Hessen (dbb), er ist dem Deutschen Lehrerverband Hessen (dlh) und durch den Deutschen Philologenverband (DPhV) dem Deutschen Lehrerverband (DL) angeschlossen. Für den Inhalt verantwortlich: Der Vorstand des Hessischen Philologenverbandes. Chefredaktion: Christof Ganß (V.i.S.d.P.) Dr. Iris Schröder-Maiwald Mail: blickpunkt-schule@hphv.de Mit dem Namen der Verfasser gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Hessischer Philologenverband e.V. Geschäftsstelle: Schlichterstraße 18 Mail: hphv@hphv.de Web: www.hphv.de Bank: Volksbank Odenwaldkreis BIC: GENODE51 MIC IBAN: DE30 5086 3513 0004 3579 73 Der Verkaufspreis ist durch die Mitgliedsbeiträge abgegolten. Verlag und Anzeigenverwaltung: Pädagogik & Hochschulverlag Graf-Adolf-Straße 84 40210 Düsseldorf Tel.: 0211 3558104 Fax: 0211 3558095 Mail: dassow@dphv-verlag.de Satz und Layout: Tel.: 0211 1795965 Fax: 0211 1795945 Mail: heinemann@dphv-verlag.de 65185 Wiesbaden Tel.: 0611 307445 Fax: 0611 376905 www.dphv-verlag.de Anzeigenverwaltung:
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