Blickpunkt Schule 2/2020

dung bedeute dies ein differenziertes Unterrichtsangebot und Förderung an einer möglichst genau passenden Schu- le. In Unternehmen seien multinationale Teams heute häu- fig anzutreffen. Im Sport sei Leistungshomogenität durch- aus förderlich. In einer Wandergruppe allerdings bestimme in der Regel der Langsamste das Tempo. Lehrkräfte müssten sich fragen, ob sie heterogene Schülergruppen eher als Bedrohung oder als Bereiche- rung wahrnähmen. Natürlich werde der Job nicht leichter angesichts religiöser und weltanschaulicher Heterogeni- tät, die besonders in den Städten Standard werde. Fluchterfahrungen kämen zusätzlich belastend hinzu. Rust vertrat die Ansicht, man solle sich bemühen, derart unterschiedliche Lernhintergründe durch individualisier- ten Unterricht auszugleichen. Innerhalb der pluralen Ge- sellschaft solle Heterogenität als Chance begriffen wer- den. Der Umgang mit ihr sei zu lernen, wofür der affektive und soziale Bereich stärker betont werden müsse. Auch in der Wirtschaft gebe es zunehmend Differenzierung, Per- sonalisierung der Arbeitsplätze und individualisierte Lö- sungen im Zusammenhang mit neuen Produktionspro- zessen. Anhand der am Anfang seines Grußwortes in die Runde gegebenen Tüten, die gleiche und gemischte Sü- ßigkeiten enthielten, verdeutlichte er die Attraktivität der Vielfalt, denn die Tüte mit der Mischung war schneller leer als die andere. In der Diskussion wurde das fiktive Beispiel einer ge- meinsamen Ausbildung einer Krankenschwester und einer Ärztin angesprochen und mit der Situation im gymnasialen Bildungsbereich verglichen. In diesem Zusammenhang stellte Matthias Rust fest, dass nicht damit zu rechnen sei, dass der Wahlmöglichkeit der Eltern in Bezug auf die wei- terführende Schule politisch in absehbarer Zeit Grenzen gesetzt würden. Man müsse aus dem Gegebenen das Beste machen. Dies gelte mittlerweile auch für Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels.

»  Grußwort von

Reinhard Schwab, Vorsitzender des hphv

BLICKPUNKT Schule Berichte 8

Probleme immer mehr in die Bildungseinrichtungen verla- gert würden. Lehrkräfte seien die integrierende Kraft in he- terogenen Klassen und sollten den Spagat leisten können zwischen ’Freund’ des Lernenden einerseits und dessen ’Herausforderer’ andererseits; ein zugewandter Freund, der von einer ’reifen Position’ aus agiere. Lehrkräfte wirkten mit ihrer Persönlichkeit auf die Lernenden, sollten sich ihrer Persönlichkeit bewusst und natürlich mehr als nur ein Lernbegleiter sein. Heterogenität als ein grundlegendes Kennzeichen von Lebewesen und Materie Matthias Rust , Geschäftsführer der Landesarbeitsge- meinschaft SCHULEWIRTSCHAFT Hessen, erinnerte in sei- nem Grußwort daran, dass beispielsweise die Schöpfungs- geschichte im Alten Testament der Bibel belege, dass He- terogenität grundlegend sei. Auch die Evolutionstheorie folge diesem Prinzip. Es sei schon immer Aufgabe des Men- schen, mit Heterogenität umzugehen. Im Bereich der Bil-

»  v.l.n.r.: Matthias Rust, Prof. Dr. phil. Bernd Ahrbeck, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Christoph Juretschke und Reinhard Schwab

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