Blickpunkt Schule 2/2020
waren die Themen der Arbeitsgruppen. In diesen fand ein reger Ideen- und Erfahrungsaustausch statt. Ziel war die Entwicklung konkreter Ansatzpunkte für die unterrichtliche Arbeit im pädagogischen Alltag. Arbeitsgruppe I ’Förderung der Lesekompetenz in heterogenen Lerngruppen’ Moderation: Julia Schubert, Else Zekl Die Teilnehmer der Arbeitsgruppe ’Förderung der Lese- kompetenz in heterogenen Lerngruppen’ waren sich be- reits durch die Vorstellungsrunde darin einig, dass ein in- tensives Lesetraining gerade in den Unterstufenklassen notwendig sei. Aufgrund der Feststellung, dass zahlreiche Schüler, die aus der Grundschule in die weiterführende Schule kommen, noch gar nicht beim sinnentnehmenden Lesen angelangt sind, sei dies unumgänglich. Bevor man sich der Entschlüsselung und Konstruktion der Bedeutung von Texten widmen könne – das gelte nicht nur für literari- sche Texte –, müsste mit einigen Schülern noch an deren technischen Leseproblemen sowie an der zu geringen Le- semotivation, die durchaus unterschiedliche Ursachen ha- ben kann, gearbeitet werden. Doch selbst in den Oberstufenkursen, so eine Kollegin des Faches Biologie, müssten sich die Schüler viele Lernin- halte über Fachtexte aus den Lehrwerken aneignen, womit viele Lernende große Schwierigkeiten hätten, zum einen durch die Wissenschaftssprache sowie das nötige Fachvo- kabular, zum anderen aber auch, weil sie die Texte noch nicht intentional verstünden. Eine Kollegin berichtete aus dem Musikunterricht in ei- ner achten Klasse, für die sie die Texte der Lehrwerke stets vereinfache, Fachbegriffe nochmals erklären müsse und vielfach Tests schreiben ließe, die Fragen zum Inhalt der Texte enthielten, um die Verstehensleistung der Schüler zu überprüfen. Obwohl es eine immer größere Zahl der Lesemuffel und der Leser mit nur rudimentären Lesekenntnissen gebe, be- sitze jede Klassenstufe aber nach wie vor einzelne hervor- ragende Leser, so einer der AG-Teilnehmer. Dass die Zahl der Leseschwachen steigt, stellt uns als Lehrkräfte vor be- sondere Herausforderungen: Wie gelingt es, die technische Lesefähigkeit einiger Schüler zu fördern, sie zum Lesen zu motivieren/ihr Leseinteresse zu steigern und daran an- schließend sie zu Lesern werden zu lassen, die ein Sinnver-
ständnis entwickeln? Und wie erreichen wir diese Ziele, ohne die Schüler, die sich bereits sinnerfassend intensiv mit Texten auseinandersetzen, nicht zu vernachlässigen? Wie gelingt es, diese Schüler nicht aus dem Blick zu verlieren, sie ebenso zu fordern, wie die anderen Schüler gefördert werden? Zu diesen Fragen tauschten sich die AG-Teilnehmer so rege aus, dass sie darüber die Zeit vergaßen und die sich anschließende Kaffeepause zugunsten der Unterhaltung und der Fachdiskussion verkürzten. Die praxiserprobten Methoden aus dem Unterricht reichten von diversen Vari- anten des Lautleseverfahrens (deutendes und gestalten- des Lesen, Förderung des Sprechausdrucks als Methode der Textannäherung), über das beliebte ’Fehler-Lesen’ im Klassenverband (ohne die Mitschüler bloßzustellen), das szenische Interpretieren von Texten, wechselseitiges, wie- derholtes Vorlesen kurzer Sachtextabschnitte, Geschichten oder auch kurzer Gedichte, das Begleiten einer Lektüre durch Hörbuchversionen oder andere mediale Adaption, den Einsatz von Lesespurgeschichten, von Textpuzzles, Multiple-Choice-Tests zur Inhaltssicherung bis hin zur Ein- richtung von Lesetandems und/oder Lesepaten sowie der Möglichkeit eines Lesetheaters. Die Kollegen tauschten sich zum Einsatz möglicher Ganzschriften im Literaturun- terricht ebenso aus wie zu den verschiedensten Arten der Leseanimation, durch zum Beispiel Bücherkisten, Klassen- bibliotheken, Buchvorstellungen mithilfe einer Lesekiste/ einer Leserolle/eines Lesetagebuchs, Vorlesestunden durch die Lehrkraft und/oder Vorlesewettbewerbe. Diffe- renzierungsmöglichkeiten durch die parallele Arbeit der Schüler an unterschiedlich anspruchsvollen Texten wurden ebenso an konkreten Beispielen diskutiert. Nach Ansicht der AG-Teilnehmer sollten all die Methoden, die die Lese- kompetenz der Schüler fördern, letzten Endes dazu beitra- gen, dass nicht die Texte an die (schwachen) Leser ange- glichen werden, sondern stufenweise eine Anpassung der (mithilfe der Methoden geübten) Leser an den Text erfolgt. Arbeitsgruppe II ’Interkulturelle Kompetenz’ Moderation: Gerhard Rabenecker, Angelika Kiene-Bock Mittlerweile lehren und lernen in vielen Schulen Lehrkräfte und eine große Zahl von Schülerinnen und Schülern unter- schiedlicher Herkunft, die von verschiedenen kulturellen Normen und Werten geprägt sind. Die Aufgabe der Lehr-
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