Bildung aktuell 3/2024

Schule & Beruf

Fotos (2x): AdobeStock

len in die Sozialindexstufen fünf bis neun ein, während im kommen den Schuljahr 147 Gesamtschulen diesem Bereich zugeordnet werden. Nun stellt sich zu Recht die Frage, welche Handlungsstrategien vom MSB zum Abbau dieser Disparitäten vorgesehen sind? Werden die Ge samtschulen durch die Neube rechnung vom Startchancen-Pro gramm profitieren? Die Veröffentlichung Mitte Januar, zur Zeit der unmittelbar bevorste henden Anmeldungen an den Ge samtschulen, sorgte für großen Un mut. Die digitalen und auch die Print-Me dien zeigten den Eltern, die ihre Kin der an einer weiterführenden Schule anmelden mussten, dass nunmehr 13 Gesamtschulen der Stufe 9, 25 der Stufe 8, 21 der Stufe 7, 41 der Stufe 6 und 47 der Stufe 5 zugeordnet wur den. Mit dieser schon fast als Stigmati sierung empfundenen Veröffentli chung, die nicht gekoppelt war an konkrete Mittel- oder Stellenzuwei sungsschlüssel für die einzelnen In dexstufen, wurden diese Schulen al lein gelas- sen! Wer sich in die vertiefende Lektüre der Informationsseiten des MSB zum neuen schulscharfen Sozialindex be gibt und dort nach konkreten und notwendigen dirigistischen Konse quenzen sucht, der wird enttäuscht werden.

Das MSB äußert lediglich: »Die sich aus der Aktualisierung des Sozialinde xes ergebenden Umsteuerungen wer den behutsam und schrittweise erfol gen mit dem Ziel, Brüche in der Unter richtsversorgung zu vermeiden.« Man werde auch weiterhin die Stellen nach dem schülerzahlabhängigen Grundbedarf, nicht jedoch auf der Grundlage des Sozialindexes zuwei sen. Der PhV ist der Meinung, dass hin sichtlich der Besorgnis erregenden Zahlen deutlich schnellere und tief greifendere Maßnahmen ergriffen werden müssten. Das MSB zieht eine positive Bilanz bei der Ausweitung von (6315) Stellen für das laufende Schuljahr, die an die Sozialindexstufen gekoppelt wurde: Es seien 360 Stellen gegen Unter richtsausfall den besonders belaste ten Schulen in den Indexstufen 6 bis 9 schulscharf zugewiesen worden. Wenn man die tabellarische Übersicht der geltenden Indexstufen betrachtet, handelt es sich jedoch um 310 Schu len, die versorgt werden mussten. 1550 Stellen seien für den Unter richtsmehrbedarf für Sprachbil dung/Sprachförderung an den Schu len ab der Sozialindexstufe 3 geschaf fen worden. Es existieren jedoch 1814 zu versorgende Schulen in diesen Ka tegorien. Die 1250 Stellen für Sozialpädagogi sche Fachkräfte wurden lediglich in den Grundschulen geschaffen. Unse

re Schulform profitiert hingegen nicht davon. Für weitere Ernüchterung sorgt der Haushalt 2024. Er sieht Ausgaben von nur durchschnittlich 8300 Euro pro Schüler vor. Damit liegt NRW er neut deutlich unter dem Bundes durchschnitt von 9200 Euro. Die ernüchternden Zahlen verdeutli chen, dass es einer deutlich größeren Kraftanstrengung bedarf, den prekä ren Verhältnissen entgegenzuwirken. Das Startchancen-Programm sieht jedoch zunächst nur eine Förderung von 160 weiterführenden Schulen vor. Im nächsten Schuljahr wird es 325 weiterführende Schulen (Sozialindex 6-9) in besonders prekären Lagen ge ben. Von den 100 Gesamtschulen in diesen Indexstufen werden nur 29 in der ersten Kohorte profitieren. Der PhV fordert daher, dass der neue schulscharfe Sozialindex vor allem bei den Sozialindexstufen 6 bis 9 zu einer automatischen Erhöhung der Mehr bedarfe an Lehrerstellen und zu einem Ausbau der Multiprofessionellen Teams führt. Diese Schulen mit einer besonders be nachteiligten sozialen Zusammenset zung könnten dann durch die Verklei nerung von Klassen und Kursen und durch den Ausbau ihrer Förderstruk turen für Schülerinnen und Schüler mit zieldifferentem sonderpädagogi schen Unterstützungsbedarf und für jene mit Fluchthintergrund systema tisch Defizite abbauen.

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