Bildung aktuell 2/2022
Es ist positiv hervorzuheben, dass das MSB nach unserer Intervention zumindest die unterschiedlichen Entwick- lungsstände der einzelnen Schulen und die Besonderhei- ten der einzelnen Schulformen in die Schulmail mit auf- genommen hat. Auch wenn das Impulspapier zwar Parti- zipation postuliert, ist es ohne Beteiligung von Lehrerver- bänden entstanden. Da das Impulspapier II als Anregung für die gemeinsame Entwicklungsarbeit in der einzelnen Schule verstanden werden soll, nehmen wir als PhVNRW unsere Verantwortung wahr und bringen uns imSinne der gymnasialen Bildung konstruktiv-kritisch ein. Denn der Prozess der Digitalisierung ist mittlerweile an einem Punkt angelangt, an demes nicht mehr nur umdie digita- le technische Ausstattung der Schule und die lernförder- liche Nutzung digitaler Medien imUnterricht geht. Wir stehen vielmehr vor tiefgreifenden Veränderungen, die fundamentale Fragen des Bildungsbegriffs und der Lernkultur berühren. Als Ziel der digitalen Fortbildungs- offensive für dieModeratorinnen undModeratoren der staatlichen Lehrerfortbildung benennt das MSB die dau- erhafte Befähigung zur pädagogischen Vermittlung der ‘digitalen Transformation’. Allein die Verwendung dieses ideologisch aufgeladenen Begriffs lässt erahnen, worum es wirklich geht. Wohlgemerkt: Selbstverständlich sehen wir die großen Chancen undMöglichkeiten, welche die
Digitalisierung für unsere pädagogische Arbeit eröffnet. Aber es muss auch darauf hingewiesen werden, dass der Prozess der Digitalisierung grundsätzliche Fragen auf- wirft, die dringend der Klärung bedürfen. Welche Bedeutung kommt künftig der Allgemeinbildung zu, wenn digitale Kompetenzen zunehmend in den Vor- dergrund treten?WelchesWissenmuss weiterhin ver- bindlich vermittelt werden?Wie können gerade jüngere Schülerinnen und Schüler vor einer digitalen Reizüber- flutung geschützt werden?Welchen Stellenwert soll das menschlicheMiteinander in der Schule haben?Werden Lehrkräfte auf die Rolle des Lernbegleiters reduziert und damit entprofessionalisiert?Werden wir künftig noch verschiedene Schulformen benötigen, oder wird diemit- hilfe digitaler Technik umgesetzte Differenzierung und Individualisierung von Lernprozessen in der Einheits- schulemünden?Wie gehen wir mit der Forderung nach einemRecht auf Distanzunterricht, zumBeispiel bei er- krankten Schülerinnen und Schülern um?Wie können wir der kontinuierlich zunehmenden Belastung und Ent- grenzung der Arbeitszeit entgegenwirken? Damit der Digitalisierungsprozess sich nicht verselbstständigt, bedarf es aus unserer Sicht eines transparentenmulti- perspektivisch angelegten wissenschaftlichen Diskurses über die pädagogischen Aus- und Nebenwirkungen. >
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