Bildung aktuell 1/2022

Leitartikel

Gymnasiale Bildung zwischen Corona und Koalitionen

In diesem Jahr hält uns nicht nur die Pandemie weiter in Atem, in Nordrhein-Westfalen stehen auch Landtagswahlen an. Beides hat direkten Einfluss auf die Schul- und Bildungspolitik in unserem Bundesland. Wir wollten daher von CDU, FDP, SPD und Grünen wissen, wie sie Schule und Bildung künftig gestaltenwollen – und haben den Parteien einen Fragenkatalog geschickt. Die PhV-Vorsitzende SabineMistler ordnet die Antworten aus Sicht unseres Verbandes ein.

von SabineMistler >> Landesvorsitzende

E-Mail: info@phv-nw.de

Umes vorwegzusagen, manche Antworten haben uns enttäuscht. Unser Eindruck ist, dass sich vor allemdie der- zeitigenOppositionsparteien vor der Wahl nicht wirklich festlegenmöchten. Über die Gründe ließe sich an dieser Stelle trefflich spekulieren. Wir hätten uns klare, belastba- re und zukunftsweisende Aussagen etwa zur Inklusion, zur Zukunft des Gymnasiums, zur Digitalisierung und zur Nachwuchsgewinnung gewünscht. Damit Sie die Haltung des Philologenverbandes NRWzu diesen wichtigen Fra- gen kennen, beantworte ich sie inmeinemLeitartikel aus unserer Sicht. Corona & die Folgen Der PhVNRW lehnt die aufgelegten Programme Extra- Personal, Extra-Geld, Extra-Zeit und Extra-Blick nicht grundsätzlich ab, dennoch haben wir von Beginn an vor demGießkannenprinzip gewarnt. Jedes Programmmuss sich an demmessen lassen, was an den Schulen ankommt. Und hier fällt unsere Bilanz dürftig aus: Personal ist weder überall noch ausreichend angekommen. Ebenso wie das Extra-Geld. Die Extra-Zeit wird genutzt, aber mit erhebli-

chemMehraufwand anOrganisation. Der Extra-Blick scheint die gymnasialen Ansprüche, vor allem für die Oberstufe, noch nicht wirklich erkannt zu haben. Wir fordern konkret, die Lehrkräfte endlich von zusätzli- chen Verwaltungsaufgaben zu entlasten und auch kurz- fristige Lehrerengpässe durch ausreichende flexibleMittel für Unterricht zu unterlegen. So könnten Lehrkräfte für Vertretungen schneller in befristete Verträge einsteigen und die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen entlas- ten. Wir benötigen dringend eine angemessene Aufsto- ckung der Entlastungstöpfe – getrennt in einen Topf für Vielkorrigierende und einen für Lehrkräftemit anderen Aufgaben. Wir benötigen eine Stellenbesetzungsquote vonmindestens 110 Prozent und eine echte Attraktivitäts- offensive für das StudiumvonMangelfächern an den Schulformenmit gymnasialer Oberstufe. Entgrenzung der Arbeitszeit Die digitale Infrastruktur muss flächendeckend klar defi- nierten Standards für Kommunikation und Unterricht ent- sprechen. Wir benötigen angemessene Unterstützung

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