lehrernrw 4/2024

ANGESPITZT

Augen auf bei der Berufswahl

E s gibt zwei gute Gründe, Lehrer zu werden: Juli und August (zwinker, zwinker). Hören Sie bei solch originel len Sprüchen aus dem nicht unterrich tenden Freundes-, Bekannten- und Ver wandtenkreis noch hin? Natürlich kön nen Sie nicht mitreden, wenn Zeitge nossen, die einen ordentlichen Beruf ergriffen haben, Ihnen oder sich selbst ihr Leid über den Mörderstress in ihrem Bürojob klagen. Sie wissen nicht, wie es ist, wenn sich zwischen zwei Video konferenzen im Home Office tatsäch lich ein Kunde erdreistet, mit einer un zumutbar eiligen Anfrage (»Ginge das bis Ende nächster Woche?«) die per sönliche Burnout-Richterskala in den roten Bereich zu treiben. Es dauert dann nicht lange bis zum mit waidwun dem Blick und wehmütigem Unterton vorgetragenen Stoßseufzer: Ja, Lehrer müsste man sein. 14 Wochen Ferien,

praktisch unkündbar und dazu ein Top Gehalt! Da kann man nur entgegnen: Es ist nie zu spät. Seiteneinsteiger werden händeringend gesucht. Allerdings droht dann der Praxisschock: Den vermeint- lichen Halbtagsjob (»Lehrer haben mor gens Recht und nachmittags frei«; zwinker, zwinker) gibt es nicht mehr. Und unter den lieben Kleinen, die da ach so brav und wissbegierig vor einem sitzen, sind manche, die nur Rudimente einer Erziehung genossen haben. Wenn man dann das zweifelhafte Vergnügen hat, die Eltern kennenzulernen, weiß man auch, warum. Dass neben dem Unterrichtsdeputat von mindestens 25,5 Stunden nochmal ungezählte Stun den (inklusive manchem Sonn- und Feri entag) für Korrekturen, Unterrichtsvor- und -nachbereitung oder Konferenzen draufgehen, sei der Vollständigkeit hal

ber noch erwähnt. Ein weiterer Vorteil des Lehrerberufs: Sie müssen sich nicht um die tollsten Reiseschnäppchen au ßerhalb der Schulferien balgen – wenn Sie verreisen, sind die Autobahnen am vollsten und die Unterkünfte am teuers ten. Da weiß man immer, woran man ist. Liebe Kolleginnen und Kollegen: Sollten Sie das Glück haben, in den kommenden Sommerferien Urlaub machen zu können, lassen Sie die Seele baumeln und den Alltag für ein paar kostbare Tage hinter sich. Das haben Sie sich nämlich mehr als verdient! Und sollte irgendein Bürohengst am Salatbuffet Ihnen gönnerhaft versi chern, wie gut Sie es doch als Lehrerin oder Lehrer haben, kontern Sie mit ei nem lässigen: »Augen auf bei der Be rufswahl« (zwinker, zwinker). Jochen Smets

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