Profil 7-8/2025
PROFIL // DPhV-Standpunkte
Mehr Quer- und Seiteneinsteigende im Lehrerberuf Vom Studienanfang bis zum Eintritt in den Lehrerberuf verlieren Universitäten 40 Prozent der Absolventen Hebel für attraktiven Lehrerberuf liegt in der Verbesserung der Studien- und Arbeitsbedingungen an den Schulen
Anlässlich der heute verö ff entlichten Zah len des Statistischen Bundesamtes, wo nach mehr als jede zehnte Lehrkraft an allgemeinbildenden
Bundesvorsitzende des DPhV. Ein zu großer Teil der Lehramtsstudierenden scha ff t es nicht bis in den Beruf. Mehr als 40 Prozent von ihnen scheiden be reits während der ersten Phase der Lehrkräftebildung aus. Quer- und Sei teneinsteigende bleiben häu fi g nicht dauerhaft im Lehrerberuf. „Diese Ent wicklung ist sehr bedenklich. Statt nachhaltiger Investitionen in die Aus bildung, Begleitung und Gesunderhal tung regulär ausgebildeter Lehrkräfte setzen viele Länder zunehmend auf schnelle Lösungen. Gerade im Sekun darbereich I und II darf es keine poli tisch gewünschte Zeiteinsparung bei der Bildung und Ausbildung geben. Wer heute Lehrkraft wird, muss nicht nur fachlich stark, sondern auch pä dagogisch tragfähig ausgebildet sein – sonst halten wir Lehrkräfte nicht im System“, so Lin-Klitzing weiter. „Die Bildungsqualität muss gesichert wer den, kurzfristige Lösungen dürfen nicht auf dem Rücken der Schülerin nen und Schüler ausgetragen wer den.“ Es braucht langfristige Strategien statt Notfallmaßnahmen. Der Verband fordert daher ein grundsätzliches Um denken in der Leh rergewinnung und -bindung, etwa:
5 PROFIL // 7-8/2025 zusätzlich motivieren, in mancher Durststrecke durchzuhalten“, so Lin Klitzing weiter. „Wer Schulen retten will, darf nicht deren Fundament schwächen: die Professionalität und die Gesundheit der Lehrkräfte.“ Die Reduktion des P fl ichtstunden Deputats: Die Unterrichtsver p fl ichtung ist über Jahrzehnte hinweg stetig gestiegen – jetzt braucht es eine echte Entlastung. Bürokratieabbau: Lehrerinnen und Lehrer müssen sich auf ihren pädagogischen Auftrag konzen trieren können – nicht auf Verwal tungstätigkeiten. Attraktive Modelle für Altersteil zeit und Sabbatjahre, um erfahre ne Lehrkräfte gesund im Beruf zu halten. Von den vorzeitig aus scheidenden Lehrkräften verlas sen 25 Prozent der Lehrkräfte den Schuldienst häu fi g wegen Erschöpfungssyndromen oder Burnout. Lin-Klitzing: „Nur auf den ersten Blick bedeuten unsere Vorschläge eine Verringerung der Lehrerstunden – tatsächlich ge winnen wir durch kluge Gesund heitsvorsorge für die Lehrkräfte aktiv Lebensarbeitszeit zurück.“ „Oberstes Anliegen der Finanz- und Kultusministerien muss es sein, gut ausgebildete Lehrkräfte im System zu halten, sprich: die Rahmenbedin gungen zu verbessern. Das wäre die beste Werbung für den Beruf und würde sicher auch viele Studierende
Pressemitteilung vom 4. Juni
Schulen im Schuljahr 2023/2024 ohne reguläres Lehramtsstudium als Quer- oder Seiteneinsteigerin und -einsteiger unterrichtet hat, mahnt der Deutsche Philologen- verband (DPhV) eine Kurskorrektur in der Lehrkräftebildung an. „Die Ausstiegsquote bei den Lehr amtsstudierenden ist zu hoch. Es kommen zu wenige im Beruf an. Des halb brauchen wir mehr Quer- und Seiteneinsteigende – aber viele verlas sen den Beruf nach zwei, drei Jahren wieder, weil sie nicht gut genug vor bereitet wurden. Das ist kein Wunder: Sie werden zu häu fi g ohne ausrei chende fachliche und pädagogische Begleitung als Notnagel eingesetzt, um den Unterrichtsbedarf zu decken“, betont Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing,
Foto: AdobeStock
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