Profil 7-8/2025

PROFIL // Termine

 In den Gesellschaftswissenschaften ermöglicht KI die Analyse großer Datenmengen, beispielsweise historische Quellen oder wirtschaftliche Entwicklun gen, wodurch Lernende neue Zugänge zu komple xen Fragestellungen erhalten. Gleichzeitig ist es hier besonders essenziell, mit Schülerinnen und Schü lern die Grenzen von KI-generierten Informationen kritisch zu re fl ektieren.  In den künstlerisch-kreativen Fächern erö ff net KI neue Möglichkeiten zur Gestaltung, zum Beispiel in dem Schülerinnen und Schüler KI zur kreativen Bild-, Musik- oder Textgenerierung benutzen. Dies kann sowohl produktiv als auch re fl exiv genutzt werden, indem Fragen nach Originalität, Kreativität und Ur heberschaft thematisiert werden. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von KI-gestützten Hilfsmitteln verändert sich die Art und Weise, wie Wis sen erworben, angewendet und geprüft wird. Gerade weil KI scheinbar leichten Zugang zu Wissen erlaubt, spielt das sichere Beherrschen der fachlichen Grund lagen eine große Rolle. Zusätzlich rücken die Entwick lung von Problemlösefähigkeiten, kritischem Denken, Re fl exionsvermögen und kreativer Anwendung von Wissen in den Vordergrund. Für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und in der Be rufseinstiegsphase erfordert dies eine Anpassung der Prüfungsformate: Neben pädagogischen und didakti schen Kompetenzen muss die fachliche Expertise ge stärkt und regelmäßig überprüft werden. KI kann dabei helfen, individuelle Fördermöglichkeiten aufzuzeigen, darf aber nicht dazu führen, dass die eigene fachlich pädagogische Auseinandersetzung mit den Inhalten in den Hintergrund gerät. Leistungs- und Prüfungskultur im Vorbereitungsdienst

Lebenslanges Lernen als Schlüsselkompetenz für alle

Die rasante technologische Entwicklung macht lebens langes Lernen zu einer Grundvoraussetzung – nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Lehr kräfte, die sich kontinuierlich mit neuen Technologien, deren Chancen und Grenzen auseinandersetzen müs sen und ihr eigenes Fachwissen regelmäßig aktualisie ren. Gleichzeitig müssen sie den Schülerinnen und Schüler vermitteln, dass Lernen kein abgeschlossener Prozess ist, sondern eine lebenslange Fähigkeit, die über die Schulzeit hinaus notwendig bleibt. Dies bedeutet: Fehler und Anpassungsschleifen sind natürlicher Bestandteil des Lernprozesses. Lehrkräfte brauchen deshalb nicht nur geeignete Fortbildungs angebote, sondern auch ausreichend Gelegenheiten und Ressourcen, um neue didaktische und metho dische Konzepte mit KI zu erproben und zu re fl ektieren. Die Lehrkräftebildung muss konsequent weiterent wickelt werden, um den Anforderungen einer von KI geprägten Zukunft gerecht werden zu können. Dabei bleibt die hohe Fachlichkeit, die insbesondere in der ersten Phase der Lehrkräftebildung erworben wird, weiterhin für die Vermittlung fachbezogener Kom petenzen und Methoden essenziell. Das anschließende Referendariat darf unter anderem deshalb nicht weni ger als 24 Monate dauern. Ausreichende Zeit- und Mit tel-Ressourcen sind Grundvoraussetzungen für die schulpraktische Ausbildung. Nur wenn Lehrkräfte in ihrer Rolle gestärkt und mit dem notwendigen und vorbildhaften Wissen ausgestat tet werden, kann KI Bildungsprozesse sinnvoll ergänzen – ohne die unverzichtbare Bedeutung menschlicher Pädagogik, didaktischer Kompetenz und fachlicher Expertise zu ersetzen. 

Göttingen, 10. Mai 2025

35 PROFIL // 7-8/2025

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