Profil 5/2025

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PROFIL // Frauen

le Lehrkräfte und Schulleitungen wün schen sich deswegen mehr Unterstüt zung zum Beispiel durch handlungs leitende Hinweise im Umgang mit schwierigen Themen wie die Kriege in Nahost oder in der Ukraine.“ Auch sie stelle fest, dass bei vielen Kolleginnen und Kollegen die Angst vor Anfeindun gen, wenn sie diese Themen anspre chen, wächst. Dennoch macht sie ihren Kolleginnen und Kollegen Mut, extremistische Vorfälle zu melden. Denn: „Nichtstun ist ein Freifahrt schein für extremistisches Verhalten, da die Schülerinnen und Schüler keine Konsequenzen zu fürchten haben. Wenn sich Kinder bereits im Schul alter radikalisieren, dann muss auch die Prävention im Schulalter greifen“, fordert Küsgens. Denkbar seien mehr Maßnahmen wie rassismuskritische Schulungen und gelebte demokrati sche Beteiligung im Schulalltag, bei spielsweise durch Klassenräte oder SchülerInnenparlamente. Auch auf der kommenden 19. Frau enpolitischen Fachtagung des dbb wird der Kampf gegen Extremismus im Vordergrund stehen. Am 15. Mai 2025 tauschen sich die dbb frauen mit renommierten Fachtagung zum Thema

Extremismus an Schulen Lehrkräfte sind

keine Feuerlöscher Schulen sind dazu da, Werte für einen fairen Umgang miteinander zu vermitteln. In der Schulzeit formen sich bei den Schülerinnen und Schülern politische Haltungen. Doch was, wenn diese

in Extremismus abdriften? T anja Küsgens, Beisitzerin der Geschäftsführung der dbb bundesfrauenvertretung und Konrektorin, kennt die Situation an den Schulen gut: „Immer häu fi ger berichten mir Kolleginnen und Kolle gen von extremistischen Vorfällen. Seien es antisemitische Schmiererei en, ausländerfeindliche Songtexte oder sexistische Sprüche.“ Beson ders eklatante Fälle landen auch in den Schlagzeilen, nicht zuletzt der Brandbrief zweier Lehrkräfte aus Brandenburg, die darin die rechts extremen Vorfälle an ihrer Schule anprangerten. Auch die Schülerver tretungen aus den ostdeutschen Bundesländern machten 2024 in einer gemeinsamen Stellungnahme auf die Zunahme extremistischen Gedankenguts an ihren Schulen auf merksam. Die Zahlen sprechen eine ähnliche Sprache. Allein in Hessen ist die Zahl rechtsextremer Vorfälle an Schulen zwischen 2022 und 2024 regelrecht explodiert: von zwölf im Jahr 2022 auf 36 im Jahr darauf bis 120 Fälle im letzten Jahr. Der Grund für die Zunahme ist ein Zusammen spiel aus mehreren Faktoren: Unsi cherheit aufgrund der aktuellen Kri sen, Polarisierung, der Wunsch nach Zugehörigkeit und Identi fi kation so wie die gesunkene Hemmschwelle. Gleichzeitig befeuern und beschleu nigen die sozialen Medien diese Ge mengelage.

Zwischen Tatenlosigkeit und Einschüchterung

Die Dunkelzi ff er der nicht gemel deten Vorfälle ist weitaus höher. „Viele Lehrkräfte sind mit Extremsi tuationen überfordert, schreiten nicht ein oder melden die Vorfälle nicht. In vielen Fällen gibt die Schul leitung die Meldungen nicht ans Schulamt weiter. Das liegt auch da ran, dass es an vielen Schulen keinen koordinierten Umgang mit Extremis mus gibt“, erklärt Küsgens. Aus Angst vor Anfeindungen melden Lehrkräfte die Vorfälle oft nicht. „Dieses Klima der Tatenlosigkeit und Angst ist ein Freifahrtschein für extremistisches Verhalten, da die Schülerinnen und Schüler keine Konsequenzen zu fürchten haben. Wenn sich Kinder bereits im Schulalter radikalisieren, dann muss auch die Prävention im Schulalter greifen“, fordert Küsgens. Die Dunkelzi ff er der nicht gemeldeten Vorfälle ist allerdings weitaus höher. „Viele Lehrkräfte sind mit Extremsi tuationen überfordert und wissen nicht genau, wie sie reagieren sollen. Das liegt auch daran, dass es an vie len Schulen keinen koordinierten Um gang mit spezi fi schen Formen von Ex tremismus gibt“, erklärt Küsgens. „Vie Prävention schon im Schulalter

Quicklink zur Fachtagung 2025

Expertinnen und Experten zum The ma „Richtung Zu kunft: Frauenrechte stärken und Demo kratie bewahren im Kampf gegen Extre

mismus und Populismus“ aus. In den drei Impulsvorträgen beleuchten die Referentinnen und Referenten die Bedrohung von Frauenrechten und Demokratie durch politisch wie reli giös motivierten Extremismus, ana lysieren die Strategien populistischer Akteure und diskutieren die Auswir kungen von Antifeminismus sowie mögliche Gegenstrategien. dsc

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