Profil 5/2025

PROFIL // Die Pädagogik der Zukunft

Die Pädagogik der Zukunft? Dalton, Frei Day und Co. – selbst gesteuertes Lernen und Lehrkräfte als Lernbegleitungen

30 PROFIL // 5/2025 Nach dem Klippert-Hype – oder nachdem mit dem umtriebigen Au tor und Vortragsredner kein Geld mehr zu verdienen war? – kam von Cord Wilhelm Kiel V or einigen Wochen hat mir um überreicht. Es war mir gar nicht bewusst, dass ich exakt vor einem Vierteljahrhundert, am 1. Mai 2000, meinen Vorbereitungsdienst und damit meine Lehrtätigkeit begonnen habe. Im Rückblick wird mir dabei bewusst, wie viele „Trends“ und „Moden“ ich in diesen 25 Jahren an der Schule erleben durfte. Das Referendariat in einem nieder sächsischen Studienseminar, in dem seinerzeit in teils entwürdigender Form Stunden „abgeurteilt“ wurden, stand noch unter dem Primat der „Problemorientierung“. Die vorzu führenden Stunden hatten von ei nem Problem hergeleitet zu werden. „Welches Problem haben wir denn heute wieder?“ witzelten durchaus wohlmeinend einige Kollegen, wenn der betre ff ende Fachleiter zu Be such kam. Endlich heraus aus dem Studien seminar, tauchte überall der Name „Klippert“ auf. Man sollte „klippern“, wenn man nur den Anschein erwe cken wollte, irgendetwas von Unter richt zu verstehen. Also konzentrier ten sich Fortbildungen auf „Lernspi ralen“, die plötzlich das Kennzeichen guten Unterrichts sein sollten. mein Schulleiter eine Urkunde zum 25jährigen Dienstjubilä Vom „Klippern“ zum „SegeL“

Foto: AdobeStock

„SegeL“, „Selbst gesteuertes Ler nen“. Nun fanden Fortbildungen zur „Verbesserung der Unterrichtsquali tät“ statt, die den maßgeblichen In halt hatten, Schülerinnen und Schü ler dazu zu erziehen, möglichst selb ständig und in Gruppenarbeit „Pro dukte“ zu erstellen – zumeist in Pla katform. Wie schlimm es für Schüle rinnen und Schüler sein müsste, acht Schulstunden lang Frontal unterricht zu ertragen, wurde zu Be ginn bei einer dieser Fortbildungen, die mehrere Tage umfasste, von den Fortbildern dargelegt. Als ein Fortbil dungstag daraus bestand, acht Stunden lang Plakate zu erstellen, erlaubte ich mir, die Frage in den Raum zu stellen, woran denn der Fortschritt darin zu sehen wäre, acht Stunden einer Unterrichtsform ge gen acht Stunden einer anderen auszutauschen. Eine überzeugende Antwort blieb man mir schuldig. Zwischendrin wurden die Schulen noch auf „EFQM“ getrimmt, hier ging

es allerdings um eine Veränderung der Schulverwaltung, die im Zuge der Eigenverantwortlichkeit e ffi zien ter werden sollte. Aber: Alle paar Jahre etwas Neues, das war die Devise. Wirklich dauerhaft waren all diese Methoden und Konzepte nicht. Was sie vereinte: Fast einer neuen „Religion“ gleich wurden sie jeweils als „Wundermittel“ für die Lösung aller Probleme an den Schu len implementiert. Man musste „klippern“ oder „segeLn“, sonst er weckte man den Eindruck, vollkom men hinter dem Mond zu leben. Was die logische Folge hatte, dass praktisch alle Schulen sich dem je weiligen Trend anschlossen, alle also im Ende ff ekt das Gleiche mach ten – und damit der Vielfalt mögli cher Schulentwicklung unter dem Mantel moderner Erkenntnisse der Bildungsforschung ein Ende ge macht wurde. Spricht heute noch jemand von Klip pert oder vom „SegeL“, von „EduQ“

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