Profil 12/2024
PROFIL // Auf ein Wort
Der DPhV setzt sich mit Vehemenz für den Erwerb der zweiten Fremdsprache bzw. mehrerer Fremd sprachen am Gymnasium ein. Dass ausgerechnet in Zeiten internationaler Spannungen dieses völker verständigende Element gestrichen werden soll, erfüllt uns mit Sorge. Deutschlands Geschichte ver p fl ichtet uns zum respektvollen Umgang mit ande ren Kulturen. Wenn Europa, wenn Völkerverständi gung gelingen soll, braucht es bei jedem Einzelnen den Blick über den eigenen Horizont hinaus. Gera de dafür bietet das Erlernen von Fremdsprachen enorme Möglichkeiten. Dieses Potenzial aus der Schule zu verbannen, auch aus dem profanen Grund, um Stunden für ein neu gescha ff enes Ver bundfach zu gewinnen, zeugt von erschreckender Kurzsichtigkeit. Noch grundlegender für die gymnasiale Bildung ist die Beherrschung der deutschen Rechtschreibung als ein Baustein für den souveränen Erwerb der Bil dungssprache Deutsch. Auch hier setzen wir den Grabrednern der individuell-menschlichen Beherr schung der deutschen Rechtschreibung energischen Widerstand entgegen – und wollen nun neu Zeichen setzen. Gemeinsam mit Prof. Dr. R. Kaehlbrandt ma chen wir uns deshalb im Deutschen Philologenver band gemeinsam mit den Landesverbänden auf den Weg, einen deutschen Rechtschreibwettbewerb für unsere Schülerinnen und Schüler zu gestalten. Wir arbeiten darauf hin, dieses Projekt im nächsten Jahr, voraussichtlich mit weiteren Partnern, gemeinsam an den Start zu bringen. Dies wird dann ein besseres Weihnachtsgeschenk im nächsten Jahr sein als je nes, das Winfried Kretschmann den Schülerinnen und Schülern in diesem Jahr als „taule Nuss“ unter den Baum legen möchte. Inmitten der unruhigen Zeiten all überall wünsche
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes
Kein gutes Weihnachtsgeschenk, liebe Kollegen und Kolleginnen, möchte Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Gymnasialschülerinnen und -schülern in Baden Württemberg überreichen. Zum wiederholten Male „denkt er an“, die verp fl ichtende zweite Fremdspra che für ein Schulfach „Digitale Medienkompetenz“ zu streichen. Nicht nur da stehen der Deutsche Phi lologenverband und die Landesverbände, hier ins besondere der Philologenverband Baden-Württem berg, Seite an Seite. Wir kritisieren gemeinsam den „Digital-Populismus“, den Winfried Kretschmann nicht das erste Mal betreibt. Jedesmal stößt er auf unsere fundamentale Ablehnung. Vor nicht allzu lan ger Zeit wollte Kretschmann die Beherrschung der Rechtschreibung auf dem Digital-Altar opfern, nun die Beherrschung von mehreren Fremdsprachen. Und zum wiederholten Male erliegt er damit dem Irrglauben, dass KI wesentliche Kulturtechniken er setzen könne. Wir halten dagegen. Denn wer die Grundlagen einer anderen Sprache, einer anderen Kultur nicht kennt, den führt das reine Verwenden von digitalen Medien letztlich dazu, dass er von diesen abhängig ist – das hat mit Medienkompetenz rein gar nichts zu tun. Winfried Kretschmann will elementare kulturelle Er rungenschaften auf dem Altar eines Digital-Populis mus opfern. Denn wer das Verständnis einer Fremd sprache, einer anderen Kultur, eines anderen Men schen auf einen ‚Knopf im Ohr‘ reduziert, hat das Konzept der Verständigung nicht begri ff en. Eine ge lungene Kommunikation mit anderssprachigen Menschen zeichnet sich doch durch so viel mehr aus als durch das bloße Übersetzen einfacher Sätze. Hier wird ‚Verständigung‘ zum stumpfen ‚Verständ lich-Machen‘ degradiert. Natürlich sind die Möglich keiten der KI erstaunlich und auch hilfreich, aber sie ersetzen nicht die eigene Lernleistung, und schon gar nicht die Freude am persönlichen Fortschritt.
ich Ihnen, liebe Kollegen und Kolleginnen, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Bleiben Sie bewahrt!
Mit kollegialen Grüßen!
Ihre
Susanne Lin-Klitzing
3 PROFIL // 12/2024
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