Gymnasium Baden-Württemberg 9-10/2024
Interview
2026 werden Landtagswahlen sein, deren Ergebnisse uns als Philologen verband Baden-Württemberg und als Lehrkräfte stark betreffen und be trächtliche Auswirkungen für uns ha ben können. In Vorbereitung dazu planen wir ei nen Bildungskongress im Herbst 2025, um uns als PhV BW offensiv in die Presse zu bringen und zu positio nieren. Wir erhoffen uns davon Sicht barkeit bei der Politik und bei der Kul tusverwaltung, dass unsere Forderun gen dadurch auf eine breite Basis ge stellt werden und wir als die Stimme der Experten für das Gymnasium wahrgenommen werden. Bereits jetzt ist der Kalender des Vorstands bis Weihnachten gut ge füllt, wir haben direkt an die beste henden Kontakte angeknüpft und sind dabei, uns noch mehr zu vernet zen, politisch im Land, innerhalb vom BBW, im DPhV und möglichst auch im dbb. ? Welche bildungspolitischen Ziele haben Sie sich für die nächsten Jahre in Ihrer Funktion als Lan desvorsitzende des Philologenverban des Baden-Württemberg gesetzt? ! Das ist ganz eindeutig: Die Qualität des Unterrichtes, die an unserer Schulart, dem Gymnasium, für ein Hochschulstudium vorbereiten soll, muss erhalten bleiben. Das Gymnasi um von heute stellt sich bereits als modern und innovativ dar. Wir stehen für das Gymnasium, für die echte Stu dierfähigkeit, für die hohe Wissen schaftlichkeit unserer Fächer, das Ganze wird gepaart mit modernen Un terrichtsmethoden, pädagogisch wert voller Arbeit, einem ganzheitlichen Lernansatz – auch wenn manch ein politischer Vertreter gern behauptet, wir könnten das nicht! In manchen Köpfen hält sich die Vorstellung vom Gymnasium mit Methoden wie in der ‘Feuerzangenbowle’ immer noch. So ein Unsinn, diese Politiker wissen gar nicht, wie gymnasialer Unterricht heu te aussieht – oder wollen es nicht wis sen, um ihr (Vor-)Urteil nicht ändern zu müssen. Ich wünsche mir für jedes Kind die passende Schulart /-form, damit jede lernende Person die best
möglichen Chancen für die eigene Zu kunft erhalten kann und wir somit ei ne starke Gesellschaft ausbilden und fördern, die uns die Zukunft in unse rem Land sichert. ? Und welche berufspolitischen Ziele verfolgen Sie? ! Da sind die Forderungen auch ganz klar: Kleinere Klassen, Verringerung des Deputates, ein attraktiver Arbeits platz an der Schule wie auch digital, flexible(re) Möglichkeiten der Umset zung der Teilzeit mit Blick auf jede fa miliäre Situation, wenn möglich auch mehr Flexibilität grundsätzlich, doch das System Schule bringt viele organi satorische Zwänge mit sich. Ich möch te noch die dringende Forderung nach mehr Beförderungsstellen nennen, um hier ein paar Punkte anzuführen. ? Die Arbeitsbelastung der Lehr kräfte ist in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Wie soll te Ihrer Meinung nach auf den Lehr kräftemangel und die immer größer werdenden Anforderungen reagiert werden? ! Kleinere Klassen würden uns sofort entlasten, würden direkt mehr Per sonen an unseren Beruf binden und könnten im System verortet werden. Der Lehrkräftemangel ist an den Gym nasien nicht so akut wie an anderen Schulformen und ist vor allem aktuell ein regionales und fächerspezifisches Thema, wird aber auf das Land Ba den-Württemberg perspektivisch zu kommen. Daher sollte jetzt für unse ren Beruf geworben werden. Wer könnte das besser als jeder von uns, direkt vor Ort? Doch das passiert auch nur, ist nur glaubwürdig und überzeu gend, wenn wir nicht mit ‘hängender Zunge’ von einem Zimmer ins andere hasten müssen und vor lauter Listen mit Verwaltungsaufgaben nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht, son dern wenn unsere Arbeitsbedingun gen stimmen und wir uns die Freude an unsere Tätigkeit bewahren können. Den Beruf der Lehrkraft hat man nicht gewählt wegen der Sommerferien, sondern weil man bei den Schülerin nen und Schülern etwas bewirken darf und kann und gerne mit Kindern
und Jugendlichen arbeitet. Das muss spürbar und sichtbar sein! ? Und wie könnte die Arbeits- belastung insgesamt reduziert werden? ! Erst mal müsste anerkannt und er fasst werden, dass unsere gesamte Arbeit auch Arbeitszeit ist und dass unsere ganzen vielfältigen Aufgaben, die wir zusätzlich zum reinen Unter richten erledigen, zu unserer Arbeits zeit gehören. Erst dann ist es möglich, sich zu überlegen, wo kann reduziert werden. Der Philologenverband Ba den-Württemberg hat schon eine (un vollständige) Liste mit Aufgaben unse res Berufes auf den Klausurtagungen erarbeitet, die uns in unseren Argu mentationen immer wieder dient. Um unseren Forderungen Nach druck zu verleihen, sind wir aktuell auch im rechtlichen Rahmen aktiv und verfolgen die Klage zur Arbeits zeiterfassung. Der aktuelle Stand ist, dass wir uns in einem Vorverfahren befinden und danach die Klage ange gangen werden kann. ? Mit Ihrer Person, Claudia Grimm und Karin Fetzner ist der Landes vorstand in weiblicher Hand. Welche Auswirkungen hat dies auf den Führungsstil im Verband? ! Bei dieser Frage muss ich nun doch ein bisschen lachen. Ich hätte nicht gedacht, dass das 2024 überhaupt noch eine Rolle spielt. Gerade beim Blick in unsere Kollegien wird deutlich sichtbar, dass viel mehr Frauen als Männer unseren Beruf ausüben. Von daher ist die Zukunft weiblich. Und: Würden das drei Männer auch gefragt werden? Das muss ich dann doch mit einem Schmunzeln zurückfragen. Der Landesvorstand ist zudem ein demokratisches Gremium: Klar ist, ich habe mich für die Position als Vorsit zende zur Verfügung gestellt und wer de uns nach außen vertreten, doch ich habe auch bei meiner Antrittsrede gesagt, dass ich das mit und in einem Team machen möchte. Mein Verständnis, wie wir uns im Philologenverband Baden-Württem berg vertreten und dadurch auch wei terentwickeln können, ist folgendes:
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Gymnasium Baden-Württemberg 9-10/2024
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