Blickpunkt Schule 4/2022

wurde die Zeit- und Ressourcenver geudung mit der Einführung und vor allem Durchführung der Schulin spektion, bei der oft schulformfrem de Inspektorinnen und Inspektoren die Arbeit von Fachleuten inspizier ten und bewerteten. Die Schule hat weiterhin funktioniert, da geht sogar sicher noch was. Dass Schulmanagement heute in erster Linie eine Mangelverwaltung ist, wird niemand ernsthaft bestreiten. Es fehlt an allem, an Personal, an Ausstattung, an Geld, an der Bereit schaft, Leistungen einzufordern und zu erbringen, oft an der Unterstüt zung durch die Elternhäuser … Auch hier ließe sich die Aufzählung noch lange fortsetzen. War früher die Auf gabe der Schule in erster Linie die Wissensvermittlung und auch die Er ziehung der Schülerinnen und Schüler, scheint heute die Bedürfnisbefriedi gung der Individuen erste Aufgabe zu sein. Und: Schule funktioniert doch, da geht noch was. Dass nach mehr als zwei Jahren Er fahrungen in der Pandemie, die Digi talisierung in vielen Schulen nach wie vor auf dem (ungenügenden) Stan dard von 2019 steht, ist nicht nur be dauerlich, sondern ein Skandal. Aber: Da die Lehrkräfte und Familien ihre privaten Endgeräte und ihre private Infrastruktur genutzt haben, hat Schule doch funktioniert, da geht sicher noch mehr! Jetzt mal langsam! Die Landesre gierung war doch schließlich nicht un tätig! Sie hat viel Geld in die Hand ge nommen. Sie hat die Grundversor gung der Schulen von 85 Prozent in den Neunziger-Jahren auf heute im

siebzehn bis achtzehn Wochenstun den als Deputatsstunden zur Verfü gung stehen. Ein wahres Füllhorn, aus dem nachhaltige pädagogische Schulentwicklung gut getragen wer den kann. Da geht was! Unser Schulsystem läuft aus vieler lei Gründen Gefahr, gegen die Wand zu fahren. Ich unterstelle nicht, dass die verantwortlichen Politiker dies bil ligend in Kauf nehmen. Aber es ist of fensichtlich, dass der politische Wille fehlt, unser Schulsystem so auszu statten, dass es dauerhaft finanziell und personell auf sicheren Füßen steht. Aus gewerkschaftlicher Sicht bedeutet dies für die Lehrkräfte und alle in Schule Beschäftigten: • Es muss umgehend Verwaltungs personal an den Schulen eingestellt werden. • Alternativ müssten die Deputats stunden in erheblichen Umfang aufgestockt werden. • Die Klassengrößen müssen gesenkt werden, um den gestiegenen päda gogischen Anforderungen gerecht zu werden. • Für angeordnete Zusatzaufgaben, müssen aufgabenbezogen ent- sprechende Deputatsstunden aus gewiesen werden. • Dies funktioniert nur, wenn ausrei chend Lehrkräfte vorhanden sind. • Lehrkräften müssen bei guten Leis tungen gute Beförderungsmöglich keiten geboten werden. • Schulleitungen müssen zeitlich so ausgestattet werden, dass sie ihre Aufgaben auch wahrnehmen kön nen. Auch dieser Katalog ist nur ein Trop fen auf den heißen Stein. Die Realisie rung würde viel Geld kosten, aber wo ist die Alternative? Schule funktio niert in der jetzigen Form nicht mehr lange. Wenn aber der politische Wille zur Änderung da sein sollte, dann gin ge in Schule wirklich etwas. Ach, bevor ich es vergesse: Lehr kräfte sind keine faulen Säcke, die meisten sind hoch engagiert, setzen sich ein und gehen oft bis an ihre Grenzen. Und daher haben sie Wert schätzung und gute Arbeitsbedingun gen verdient.

merhin rund 104 Prozent angehoben. Stimmt! Allerdings heißt das nicht, dass auch 104 Prozent Personal zur Verfügung steht. Darummüssen sich Schulleitungen heute in aller Regel selbst kümmern und auf dem Markt stehen leider nicht genügend quali- fizierte Personen zur Verfügung, zumindest nicht in den benötigten Fächerkombinationen. Die Landesregierung hat überdies die verlässliche Schule von 8:00 bis 13:00 Uhr sichergestellt. Stimmt! Auch hierummüssen sich die Schulen allerdings selbst kümmern. Im städti schen Raum ist dies oft gut möglich, im ländlichen Raum schon schwieri ger. Und: Mit qualifiziertem Unterricht hat dieses Modell in aller Regel nichts zu tun. Es handelt sich um Betreuung, nicht mehr und nicht weniger. Dass dies zu Unmut bei den Eltern führt, ist nicht verwunderlich, und die Sorge um Bildungsverluste bei Langzeiterkran kungen von Lehrkräften ist nicht im mer unberechtigt. Die Landesregierung hat doch die Möglichkeit eröffnet, zusätzliches Verwaltungspersonal an den Schulen einzustellen, um Schulleitungen und Lehrkräfte von Verwaltungstätigkei ten zu entlasten. Stimmt! Aber wenn ich es richtig verstanden habe, können darüber in aller Regel nicht die Schu len entscheiden, es steht ihnen dafür kein Budget zur Verfügung, sondern die Rekrutierung des nötigen Verwal tungspersonals soll über die jeweili gen Schulträger erfolgen, die die ge fundenen Personen dann auch ein stellen sollen. Das Land stellt also nur Geld zur Verfügung, alle anderen Auf gaben und Verpflichtungen bleiben aber bei den Schulträgern verortet. Warum sollten diese dann tätig wer den, zumal auch Verwaltungsfach kräfte nicht vom Himmel fallen? Oh, da fällt mir ein, wir haben ja noch die Lehrkräfte zur Verfügung. Die können doch zusätzliche Aufga ben gegen die Anrechnung von Depu tatsstunden übernehmen. Gute Idee, da geht doch was. Dumm nur, dass für ein durchschnittliches Gymnasium mit rund achthundert Schülerinnen und Schülern für das Kollegium nur

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