Blickpunkt Schule 3/2023
Lehrermangel nicht auf dem Rücken der aktiven Lehrkräfte austragen Bezirk Wiesbaden tagte/
Berichte
ChatGPT und weitere Heraus forderungen im Alltag im Blick punkt W er in Wiesbaden die Sied lung Schelmengraben mit ihren markanten Hoch häusern passiert, wird sich – sofern er kein Einheimischer ist – vermutlich wundern, wenn er nur wenige Gehmi nuten später in eine ländliche Idylle abtauchen kann. Kurz vor dem Wein dörfchen Frauenstein erreicht man das »Forsthaus Rheinblick«, das mit seiner schönen Terrasse, der rustika len Einrichtung und dem zuvorkom menden Gastgeber seit Jahren eine Institution in der Wiesbadener Gas tronomie darstellt. In dieser gemütli chen Lokalität trafen sich Anfang Mai die Philologinnen und Philologen des Bezirks Wiesbaden zur ersten Ver sammlung im neuen Jahr. Nachdem Herr Wiesemann in sei ner Eigenschaft als Bezirksvorsitzen der die Anwesenden begrüßt hatte, gab HPRS-Mitglied Peter Natus zu nächst einen Überblick über die ak tuelle Lage im Hauptpersonalrat. Er widmete sich dabei insbesondere der Reaktion des Kultusministeriums auf die neue KI-Software ChatGPT. Dort heiße es, die Lehrkräfte sollten kon struktiv mit dieser neuen Herausfor derung umgehen. »Da macht man sich im Ministerium einen schlanken Fuß«, kritisierte Natus. Für diesen Monat sei immerhin eine überfällige Handreichung angekündigt. Zudem toure derzeit ein »Zukunftsbus« durch die Lande, um Schülerinnen und Schüler für den Lehrerberuf zu gewinnen. HPRS-Mitglied Natus kri tisierte die hohen Kosten (1,3 Millio nen Euro allein im Jahr 2023) sowie die unrealistische Darstellung des Lehreralltags und äußerte Zweifel, ob man auf diese Weise erfolgreich neue Lehrkräfte gewinnen könne, zu
mal die Besoldung der Gymnasial lehrkräfte sich zukünftig nicht mehr von der der Grundschullehrkräfte un terscheiden werde. Dem stimmte auch der Bezirksvorsitzende Lothar Wiesemann zu. Obwohl es jeder ein zelnen Grundschullehrkraft zu gön nen sei, besser als bisher besoldet zu werden, sei diese Maßnahme im Hin blick auf die zahlreichen Gymnasial lehrkräfte problematisch, die neun statt vier Schuljahre inhaltlich vorzu bereiten und deutlich intensivere Korrekturleistungen zu erbringen hätten – von der inhaltlichen Vorbe reitung ganz zu schweigen. Im Anschluss referierte die stellver tretende Bezirksvorsitzende Ann Kris tin Schalich zunächst über die aktuel len Initiativen des Gesamtpersonal rats (GPRS) Wiesbaden/Rheingau Taunus, ehe sie sich rückblickend der letzten Vertreterversammlung wid mete, die im November 2022 in Frankfurt stattgefunden hatte. Bei dieser VV stand die Neustrukturierung der Bezirke im Blickpunkt. Passender weise nahm Ulrich Wening, der der zeitige kommissarische Vorsitzende des Kreisverbands Groß-Gerau, an der Versammlung teil. Er beabsichtigt, in einem ersten Schritt die beiden Kreis
verbände Groß-Gerau und Main-Tau nus zu vereinigen. Gegenüber den An wesenden warb er für seine Idee, den solchermaßen entstehenden neuen Großkreis Rüsselsheim in den Bezirk Wiesbaden zu überführen. Zu einer längeren Diskussion führ ten die zwischenzeitlich thematisier ten Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, die u.a. die Beschneidung von Teilzeit und die zeitweilige Erhöhung der Unterrichts verpflichtung vorschlägt. Die Philolo ginnen und Philologen waren sich ei nig, dass der gravierende Lehrerman gel nicht auf dem Rücken der aktiven Lehrkräfte ausgetragen werden dürfe. Stattdessen müsse der Lehrerberuf attraktiver gestaltet werden. Hierzu soll auf der nächsten Landesvor standssitzung eine Resolution für die kommende VV in Darmstadt verfasst werden. Nachdem man sich den Anträgen für die nächste VV gewidmet hatte, klang die durchweg harmonisch ver laufene Versammlung nach einem schmackhaften Abendessen in den Abendstunden aus.
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SCHULE
Lothar Wiesemann Bezirksvorsitzender
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