Blickpunkt Schule 2/2023
beispielsweise erkennbar durch die Frage der Eingebundenheit (V.1.1): An der Schule zeigt man sich gegenüber allen Schülerinnen und Schülern verantwortlich und fördert die sozia le Eingebundenheit – insbesondere im Sinne einer inklusiven Schule, ei nes Zusammenlebens der Kulturen sowie der geschlechtsunabhängigen Gleichberechtigung. Die Dimension der Beteiligung (V.2) wird deutlich durch Demokratieerziehung (V.2.1): Die Schule eröffnet den Schülerin nen und Schülern Gestaltungsspiel räume und fördert Verantwortungs übernahme und Demokratieerzie hung. Über diese Dimensionen kann indi viduell sowie schulbezogen ein the matischer Einstieg in den Gesamt kontext ‘Demokratische Schulkultur’ erfolgen und eine erste Rollen- und Aufgabenklärung initiieren. Fortbildungsangebote Eine demokratische ‘Schulkultur der Achtsamkeit’ (Sengpiel 2020, 26) stärkt auch die Mobbingprävention. »[Daran ist] in der Schule […] grund sätzlich die gesamte Schulgemein schaft beteiligt und zu beteiligen. Die Anerkennung von Vielfalt und Akzep tanz von Unterschiedlichkeit ist eine wesentliche Haltung, die es erschwe ren soll, aufgrund der Zuweisung be liebiger Merkmale Einzelne auszu schließen oder auszugrenzen. Klar muss sein: Es gibt keine Rechtferti gung von Gewalt, und Mobbing ist Gewalt.« (Sengpiel 2020, 26). Seit 2019 bietet unser Projekt hessenweit eine mehrmodulige Qualifizierung für Schulen an mit dem jeweiligen Ziel ‘Mobbing-Interventions-Teams’ auf zubauen und dem Fokus auf alle drei Säulen im Kontext Mobbing: Präventi on, Intervention und Nachsorge (siehe Schmidt 2022) . Die zertifizierte Ausbildung zur Schulmediatorin oder zum Schulme diator definiert Konflikte als ständige und wichtige Begleiter des pädagogi schen Alltags. Wie bleibe ich dabei handlungsfähig und kann mit Ausei nandersetzungen konstruktiv und lö
sungsorientiert umgehen? Schulme diation hilft Konflikte und Gewalt besser zu verstehen, dient der kon struktiven Bewältigung aktueller Konflikte, entwickelt eine allparteili che Grundhaltung, fördert die Betei ligung der Schülerinnen und Schüler an der Konfliktbewältigung und ist ein wichtiger Beitrag zur Gewaltprä vention. Die Grundannahmen der konstruk tiven Konfliktbearbeitung (siehe Heil 2020, 11) fassen die fundamentale Bedeutung dieses Ansatzes zusam men: • Positives Menschenbild und wert schätzender Kommunikationsstil. • Konflikte werden als Chance, nicht als Bedrohung gesehen. • Ziel ist eine Win-win-Lösung, bei der alle Konfliktparteien als Sieger hervorgehen. • Wer den Konflikt hat, hat auch die Lösung. Gearbeitet wird an der Haltung des unbedingt und ohne Vorbehalte Ver stehenwollens des anderen in Verbin dung mit einer Grundrechtsklarheit, die entschieden demokratiefeindli chem und diskriminierendemVerhal ten entgegentritt (Rademacher 2016, 87) . Spezifischere Fortbildungen im Kontext ‘Demokratiebildung und Teil habekultur als Extremismus-präven tion’ zielen dann darauf ab, ange sichts (scheinbar) demokratiegefähr denden unterrichtlicher oder schuli scher Herausforderungen Lehrkräfte darin zu unterstützen, »ihre individu ellen demokratischen Werte, Fähig keiten und pädagogischen Haltungen zu reflektieren und dabei auch das je weilig notwendige Wissen und kriti sche Selbstverstehen mit einzubezie hen.« (Gebauer/Poitzmann 2021, 76). Im Klassenrat machen »[Kinder und Lehrkräfte] […] Erfahrung mit Partizi pation in wichtigen Fragen des Unter richts, des Zusammenlebens der Klasse und des Schullebens, außer dem üben sich die Schülerinnen und Schüler im Klassenrat auch darin, Konflikte eigenständig und konstruk tiv zu lösen.« (Friedrichs/Schacht meyer 2022, 26). Der Klassenrat stellt auch eine mögliche »Keimzelle ge
• Wie kann diese Arbeit an der Schule schrittweise und planvoll weiterent wickelt werden? • Wie können wir innerschulisch Transparenz herstellen und errei chen, dass die unterschiedlichen Ansätze, mit denen an unserer Schule in diesem Feld gearbeitet wird, gebündelt werden und zusam menwirken, zum Beispiel auch im Hinblick auf das Schutzkonzept der Schule? • Wie können wir die Wirksamkeit un serer Arbeit feststellen? (vergleiche Poitzmann/Schmidt 2021: 22) Das Themenfeldheft ‘Demokratiebil dung, Kinderrechte und Gewaltprä vention’ des Hessischen Referenzrah mens Schulqualität (HRS) kann als Ideengeber die innerschulische Dis kussion zu diesbezüglichen Fragen zusätzlich unterstützen (vergleiche Hessische Lehrkräfteakademie 2022) . Der HRS als Ganzes unter stützt Lehrkräfte und Schulen bei der Identifizierung und Präzisierung ihrer Entwicklungsziele und Entwicklungs planungen, indem er fundierte, bear beitbare Dimensionen und Kriterien für gute Schule liefert (vergleiche https://lehrkraefteakademie.hessen. de/schule-und-unterricht/hessischer -referenzrahmen-schulqualitaet-hrs ; Zugriff vom 2. Dezember 2022) . Die Mut machende, beratende Haltung des HRS bezüglich der jeweiligen Qualitätsniveaus wird imVorwort aus drücklich thematisiert: »Der HRS kann seine orientierenden Funktionen nur erfüllen, wenn er einen höheren Maßstab anlegt, als die reale schuli sche Praxis in der Regel erwarten lässt. Gleichzeitig offenbaren Einbli cke in das Schulleben, dass alle öf fentlichen hessischen Schulen Quali tätselemente vorweisen, an denen angeknüpft werden kann.« (HRS 2022: 4) Für die Stärkung der demokrati schen Schulkultur zentrale Dimen sionen finden sich explizit im Quali tätsbereich V (Schulkultur) des The menfeldhefts ‘Demokratiebildung, Kinderrechte und Gewaltprävention’ (Seiten 16–18) . Die Dimension V.1 zur Pädagogischen Grundhaltung wird
Politische Bildung
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SCHULE
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