Blickpunkt Schule 2/2022

häufte Verstöße gegen die Recht- schreibung eine Note abzuziehen. In der Oberstufe sind es maximal zwei Punkte, mit der die Lehrkräfte auf schwerwiegende und gehäufte Verstöße gegen die sprachliche Rich- tigkeit oder äußere Form reagieren können. Das ist zu wenig. Der Deutsche Philologenverband erwartet mehr Eindeutigkeit und Kon- sequenz im politisch-administrativen Umgang für die Stärkung der Recht-

schreibung in der Schule. Dazu gehört auch ein höherer Anspruch und weni- ger Ausgleichsmöglichkeiten in den ’Kernfächern’ während der Mittelstufe in allen Schularten. Zurzeit ist es re- gulär möglich, mit regelmäßig sich abwechselnden Fünfen und Vieren im Zeugnis in Deutsch in die gymnasiale Oberstufe überzugehen. Dort können – laut KMK-Regelung – dann alle vier einzubringenden (Basis-)Deutschkur- se aus zwei Jahren Gymnasialer Ober-

stufe für die Abiturwertung unter fünf Punkten, also mit einer kontinuierlich nicht-ausreichenden Bewertung, ein- gebracht werden. In diesem Zusam- menhang kritisiere ich, dass bisher zwanzig Prozent der einzubringenden Kurse in die Abiturwertung ’durchge- fallene Kurse’, also Kurse unter fünf Punkten sein dürfen, beispielsweise sämtliche Deutschkurse, und trete für eine Senkung der möglichen Anzahl unterpunkteter Kurse ein.

Sprache – Bildung – Denken Klartext |

Bild: alexandra koch/AdobeStock

Jugend im Zeichen der Angst

Bekannte in der Ukraine haben? Die jedenTag mit den grässlichen Auswir- kungen dieses Krieges im Fernsehen oder in den sozialen Medien konfron- tiert werden?Was geht in Kindern vor, die aus ihremHeimatland geflüchtet sind? Zu deren ersten Lebenserfahrun- genTodesängste und der Verlust der eigenen Lebenswelt gehören? Die sich in einem Land wiederfinden, in dem ei- ne andere Sprache gesprochen wird und wo sie sich kaum oder gar nicht mit Gleichaltrigen austauschen kön- nen, während ihr Vater ggf. an der Grenze aufgehalten wurde? Denen ne- ben einem kleinen Rucksack nichts aus ’ihrer Welt’ übrig geblieben ist. Dabei sind die Eltern bzw. das verbliebene El- ternteil durch die gleiche Hölle gegan- gen und wahrscheinlich extrem trau- matisiert. Den Opfern dieses Krieges zu helfen, ist eine gesamtgesellschaftliche Auf- gabe, bei der die Schulen eine beson- ders wichtige Rolle einnehmen. Umso schmerzhafter machen sich nun die Versäumnisse der Vergangenheit be- merkbar. Raum- und Personalmangel sind bereits seit Jahren ein großes schulisches Problem. Sozialarbeiter- und Schulpsychologenstellen können teilweise aufgrund des Fachkräfte- mangels nicht besetzt werden. Dies

26

verbundene Angst vor einem ’Dritten Weltkrieg’ treffen auf eine Schüler- schaft, bei der bereits zuvor eine deut- liche Zunahme an psychischen Erkran- kungen festzustellen war. Depressio- nen, die bis zu suizidalen Gedanken reichen, gehören zu den verheerenden Auswirkungen der Corona-Pandemie und münden darin, dass eine nicht un- beträchtliche Zahl an Minderjährigen aufgrund einer Angsterkrankung sta- tionär behandelt werden muss. In eine Zeit, in der man aufgrund der Omi- kron-Variante auf ein Ende der Pande- mie hoffte, fielen die entsetzlichen Verbrechen amVölkerrecht. Für Ju- gendliche stellt sich die Frage, ob sie noch das Privileg besitzen werden, in einer freiheitlichen Gesellschaft leben zu dürfen und ihreWünsche verwirkli- chen zu können. Das Damoklesschwert einer atomaren Apokalypse schwebt wahrscheinlich so stark wie noch nie über den Köpfen der Menschheit. Wie gehen die seit zwei Jahren von existen- ziellen Ängsten gebeutelten Kinder und Jugendlichen mit diesem Zustand um? Was muss erst in Kindern vorgehen, die zu alledem noch Verwandte oder

von Boris Krüger und Sebastian Krämer S

chließung der Spielplätze, wo- chenlanges Homeschooling, verbunden mit demWegfall von

musischen und sportlichen Freizeitak- tivitäten, Angst zu erkranken oder Fa- milienangehörige mit einem für diese tödlichen Virus anzustecken sowie ein drohender Atomkrieg – vor drei Jahren hätte man diese dunkle Episode der Menschheitsgeschichte für den Plot eines dystopischen Romans gehalten. Tatsächlich leiden gerade Kinder und junge Erwachsene erheblich unter den Bedrohungen der vergangenen beiden Jahre. Angst ist zu einem permanenten Begleiter im Leben der Kinder gewor- den. Sowohl in der Schule, wo gebannt der Balken des Antigen-Schnelltests verfolgt wird und das Kind hofft, nicht mit dem Lehrer den Gang ins Sekreta- riat antreten zu müssen, falls dieser positiv ausfällt, als auch zuhause, wo die Eltern unter Umständen den Ver- lust des Jobs fürchten und die rasant steigende Inflation kaum noch bewäl- tigen können. Dies alles ist für sich schon schlimm genug! Der sich zuspit- zende Ukraine-Konflikt und die damit

SCHULE

Made with FlippingBook - professional solution for displaying marketing and sales documents online